ALBRECHT DÜRER.
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Geboren: Nürnberg, 21. Mai 1471; gestorben: daselbst, 6. April 1528.
MARIA MIT DEM KINDE, VOM JAHRE 1503.
ÜRER’S Kunst umfasste das ganze Bereich des Darstellbaren. Er war in jeder
Technik bewandert und malte, zeichnete und stach gleich meisterhaft; seine reiche
Phantasie und Gestaltungsgabe äusserte sich in Allem, was er unternahm; sein Ein-
lluss auf seine Zeit ist weittragend, und er bezeichnet den Höhepunkt der deutschen Kunst.
Aber man muss den Dürer ganz ins Auge fassen; man muss ihn mit seiner bewältigenden
Vielseitigkeit im Geiste vor sich sehen, um seine Grösse ganz zu erfassen.
Nicht ein Madonnenbildchen, nicht ein Porträtkopf allein ist im Stande uns diesen Begriff
beizubringen, und erst wenn wir seine Kunst, seine Bedeutung ganz kennen, finden wir sie überall,
auch im kleinsten Blättchen seiner unzähligen Zeichnungen ausgedrückt.
Die kaiserliche Galerie besitzt Bilder verschiedener Richtungen von Dürer. Die beiden
Madonnen, die hier reproducirte vom Jahre 1503 und das nächstfolgende Bild vom Jahre 1512,
müssen sich im Besitze des Kaisers Rudolph II. in Prag befunden haben, denn es ist erwiesen,
dass der Kaiser aus der Pirkheimer’schen Sammlung in Nürnberg und aus jener des Grafen
Contecroy in Besangon gewiss zwei, vielleicht auch drei Dürer'sche Madonnenbilder erwarb. Willi
bald Pirkheimer’s Kunstsammlung mit einer grossen Zahl Dürer’scher Werke kam durch Erbschaft
an die Familie Imhof in Nürnberg. Diese sendete ein Verzeichniss der Sammlung an Rudolph II.
nach Prag, und der Kaiser erwarb daraus Mehreres an Bildern und Handzeichnungen.
Dieses Verzeichniss (Heller, S. 78) führt unter I. an: »Ein Marienbild von Albrecht Dürer,
so man für das beste Stück hält, dass er je gemacht hat, wofür man für vielen Jahren 500 Ducaten
Im Jahre 1600 kaufte Rudolph aus der Samm
lung von Contecroy elf Bilder, darunter zwei Madonnen von Dürer: »3. un quadro d’una nostra Signora«
und »4. un quadro d’una nostra Signora con suo figliuolo« (zu vergleichen Urlich’s, Lützow’sche Zeit
schrift für bildende Kunst, V. 138). Mit welchen von diesen Bildern unsere beiden Madonnen
Dürers identisch seien, ist nicht nachzuweisen. Unsere zwei Marienbilder sind zur Schwedenzeit
wahrscheinlich vom Schatzmeister Miseron mit anderen versteckt gehalten und später in die kaiser-
von einem Cardinal hatte bekommen können.
liehe Schatzkammer in Wien gebracht worden.
Die hier folgende Heliogravüre stellt Maria mit dem Kinde an der Brust vor.
Holz gemalt; 24 Cm. hoch, 18 Cm. breit.
Radirung von W. Unger, 10 Cm. hoch, 57 Cm. breit (k. k. Gemäldegalerie in Wien).
Das Original ist bezeichnet oben in der Mitte:
Es ist auf
150?
u
Auf der Rückseite die Schrift:
JESAIA- 7-
Siehe, Eine, Jungfraw ist schwanger, vnd wird
einen Sohn geberen, den wird sie heissenn
Immanuel
SOLA VIRGO LACTABAT
VBERE DE CELO PLENO