GEERTGEN VON ST.
S.
DIE KREUZABNAHME.
uf dem vorstehenden Blatte wird die Geschichte dieser merkwürdigen Bilder aus der
Mitte des XV. Jahrhunderts mitgetheilt, und es sollen hier nur noch die reichen
Compositionen kurz beschrieben werden. Das erste derselben zeigt den Calvarienberg,
an dessen Busse der vom Kreuze genommene Leichnam des Herrn ausgestreckt auf weissem
Linnen, mit dem Kopfe auf dem Schoosse seiner heiligen Mutter liegt, welche kniend und mit
gefalteten Händen das gesenkte Antlitz dem Todten zuwendet, den sie schmerzerfüllt .betrachtet.
Hinter Maria kniet Johannes. Um diese Gruppe vereinigen sich drei weibliche und drei männliche
Heilige mit trauernden Geberden. Auf der Höhe des Berges sieht man die drei Kreuze aufgerichtet.
Der gute Schächer hängt noch am Kreuze; der böse ist herabgenommen und wird in eine Grube
kopfüber hinabgestürzt. Zwischen Bäumen im Hintergründe zeigt sich ein Schloss und andere
Gebäude in einer fernen Landschaft, mit welcher die Composition am Horizonte abschliesst.
Das Bild ist auf Holz gemalt, 172 Gm. hoch, 139 Cm. breit.
Es ist gestochen von Theodor Matham, 53*8 Cm. hoch, 42*4 Cm. breit, unten die Schrift:
Gerardus Leydanus pictor ad S. Jo. Bapt. Harlemi pinxit. Theodorus Matham sculpsit.
JULIANOS APOSTATA UND DIE GEBEINE JOHANNES
DES TÄUFERS.
Auf diesem Bilde ist die Geschichte des Leichnams und der Gebeine Johannes des Täufers
in drei Momenten dargestellt. Im Hintergründe sieht man die Beerdigung in Gegenwart Christi.
Von den trauernden Jüngern wird der Rumpf des Leichnams in eine steinerne Grube gesenkt und
etwas weiter zurück wird das abgeschlagene Haupt des Täufers von Herodes erster Frau, der
Schülerin und Nacheiferin des Johannes, in einer Höhle beigesetzt. Im Vordergründe wird auf
Befehl des Kaisers Julianus die Gruft geöffnet und die Gebeine werden verbrannt. Zwölf Mitglieder
des Johanniterordens umstehen die Gruft. Nahe dabei brennt das Feuer; einer von drei Knechten
hält die Reste der Gebeine auf einer Schaufel bereit, sie zu den übrigen in die Flamme zu werfen.
Der Kaiser Julianus steht vorne, die Vollziehung seines Befehles verfolgend. Weiter zurück, als
drittes Moment der Geschichte, wird gezeigt, wie die noch geretteten Ueberreste des Heiligen an
die Johanniter in St. Jean d’Acre überbracht werden. Aus einem Festungsthore kommen in
feierlicher Procession die Ordensbrüder, ihnen entgegen kommen fünf andere, deren einer die
Gebeine, in ein weisses Tuch gehüllt, trägt. Die Uebergabe erfolgte im Jahre 1252.
Das Bild ist, gleich dem ersten, dessen Rückseite es vor der Zersägung war, auf Holz
gemalt, 172 Cm. hoch, 139 Cm. breit.