Full text: 120 der hervorragendsten Gemälde alter Meister [Orley - Wouwerman] (Band 2, 1892)

REMBRANDT HARMENSZ VAN RIJN. 
Geboren: Leyden, 15. Juli 1606; gestorben: Amsterdam, 8. October 1669. 
REMBRANDT’ 5 MUTTER. 
lie hochbetaote Frau ist schwarz gekleidet, das sammtene Oberkleid ist mit braunem 
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Pelz verbrämt und über der Brust mit goldener Schliesse zusammengehalten; am 
i Halse ist das fein gefaltete Hemd sichtbar. Der Kopf ist in ein weisses Tuch gehüllt 
und mit einer weiten, braunen Sammthaube bedeckt, deren Enden, mit Fransen verziert, auf beide 
Schultern herabfallen. Die alte Müllersfrau mit dem faltenreichen Gesichte und dem zahnlosen Munde 
stützt sich mit beiden Händen auf einen Krückenstock. 
Man sieht es immer wieder gerne an, dieses liebe sprechende Gesicht des gebeugten 
Weibchens mit den etwas geöffneten eingefallenen Lippen, mit dem guten Blick und mit dem 
Wohlwollen im Ausdrucke; die Mutter eines grossen Künstlers. 
Diese Frau muss einmal schön gewesen sein, aber der Sohn scheint nur ihre geistigen 
Gaben geerbt zu haben, denn er sieht ihr körperlich nicht gleich. Das Bild ist eines der hervor 
ragendsten Porträte des Meisters aus seiner besten Zeit. Er führt zu dieser Zeit, als er seine geliebte 
Mutter malte, nicht mehr so bis ins Kleinste gehend aus, aber er vollendet sorgsam und ist noch nicht 
in die zwar immer geistreiche, aber allzukühne Breite der Malweise seiner letzten Zeit gerathen. Die 
Färbung dieses eigentlich farblosen Bildes ist entzückend schön. Schwarz, Grau und Braun geben den 
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Rahmen zu der hellen, schon gelblich fahl gewordenen Haut des Gesichtes, aber die Harmonie und 
Wahrheit kann nicht übertroffen werden. 
Es erscheint unbegreiflich, wie es kommen konnte, dass ein solches Meisterwerk von seiner 
Entstehungszeit her versteckt geblieben ist, bis auf die Zeit, da es vor xoo Jahren in die kaiser 
liche Galerie in das Belvedere kam, und doch sind alle Versuche über den früheren Verbleib und 
über die Art, wie es in den kaiserlichen Besitz gekommen ist, bisher resultatlos geblieben. 
Auch die Reproductionen des Gemäldes fangen erst von dieser Zeit an; 
Ein Stich von F. John, io Cm. hoch, 7-6 Cm. breit. 
7’8 Cm. breit (Sigm. v. Perger’s Galeriewerk). 
Radirung von W. Unger, 23 Cm. hoch, 17 Cm. breit (K, k. Gemälde-Galerie in Wien). 
Das Bild ist auf Holz gemalt, 80 Cm. hoch, 62 Cm. breit, oval. 
Von J. Eisner, io‘3 Cm. hoch 
W. Frank, 14 Cm. hoch, io - 8 Cm. breit. — 
Bezeichnet links oben;
	        
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