Full text: 120 der hervorragendsten Gemälde alter Meister [Orley - Wouwerman] (Band 2, 1892)

GUIDO DANIELLI de RENN1, 
GUIDO RENI. 
GENANNT: 
Geboren: Bologna, 4. November 1575; gestorben: daselbst, 18. August 1642. 
MARIA BETET DAS SCHLAFENDE CHRISTUSKIND AN. 
ieses Bild der kaiserlichen Galerie gehört zu jener Kategorie von Lieblingen des die 
Kunstsammlungen besuchenden Publicums, welche eine so grosse Popularität erlangt 
{ haben, dass sie sich in dieser Beziehung mit den in allererster Reihe stehenden Kunst 
werken der bedeutendsten Epochen messen dürfen, wenn sie auch nach dem Urtheile der neueren 
Zeit solch’ überschwängliche Anerkennung nicht ansprechen können. 
Das ist die Allgewalt 
der Mode, die auf dem Felde der Kunst mit demselben festen Schritte einhergeht, wie auf anderen 
Gebieten des öffentlichen Lebens. Welch ein Zauber umgab einst den Namen »Guido Reni«, ja 
welch’ hohe Meinung knüpft sich noch heute an denselben. Fast wird diese Vergötterung dem 
Andenken dieses liebenswürdigen Künstlers schädlich, weil sie den Widerspruch nicht selten in 
allzustrenger Form hervorruft. 
Der verwöhnte, gefeierte Künstler malte, wie bekannt, sehr ungleich, und verlor sich bald 
in kritiklose Schnellmalerei, die ihm das nöthige Geld für die Leidenschaft des Spiels schaffen musste. 
Unsere Maria mit dem schlafenden Kinde ist in der besten Zeit entstanden und wurde 
bewundert und berühmt, noch ehe die Carnation, wie das bei Reni’s Bildern zu allen Zeiten seines 
Wirkens geschah, das Roth verlor und kalt grünlich zu schillern begann. Aber auch jetzt noch, mit 
dem grünlichen Leibe des Kindes und dem verblichenen Roth des Vorhanges übt das liebliche Bild 
keinen geringen Reiz aut die Beschauer aus, und die sichere, graziöse Technik fesselt selbst den 
strengsten Kritiker und stimmt ihn milde. Reni starb herabgekommen und tief verschuldet, aber die 
»dankbaren Bürger« Bolognas bestatteten ihn mit grossem Gepränge in der Kirche von San Dome 
nico. Ein Jahrhundert früher wurde der todte Meister Rafaels, Perugino auf einem Felde verscharrt 
und Niemand kennt sein Grab. 
Das zu den Hauptwerken Guido Reni’s gezählte Bild kommt aus der kaiserlichen Burg zu 
Graz, wo sich bis zum Jahre 1765 eine Schatz- und Kunstkammer befand; von dort kam es vor 
erst in die geistliche Schatzkammer in Wien und im Jahre 1780 mit vielen anderen in das Bel 
vedere. Es ist auf Kupfer gemalt, 66 Cm. hoch, 88 Cm. breit; oval. Es existiren mehrere Wieder 
holungen mit Veränderungen und Copien von diesem Bilde; eine Wiederholung war 1765 beim 
Lord Grosvenor, eine andere befindet sich in der Akademie der bildenden Künste in Wien; nach 
dieser existirt ein Stich von P. Gleditsch. Unser Bild ist gestochen von Joh. Jaresch, 10 3 Cm. hoch, 
12-2 Cm. breit.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.