GUIDO DANIELLI de RENN1,
GUIDO RENI.
GENANNT:
Geboren: Bologna, 4. November 1575; gestorben: daselbst, 18. August 1642.
MARIA BETET DAS SCHLAFENDE CHRISTUSKIND AN.
ieses Bild der kaiserlichen Galerie gehört zu jener Kategorie von Lieblingen des die
Kunstsammlungen besuchenden Publicums, welche eine so grosse Popularität erlangt
{ haben, dass sie sich in dieser Beziehung mit den in allererster Reihe stehenden Kunst
werken der bedeutendsten Epochen messen dürfen, wenn sie auch nach dem Urtheile der neueren
Zeit solch’ überschwängliche Anerkennung nicht ansprechen können.
Das ist die Allgewalt
der Mode, die auf dem Felde der Kunst mit demselben festen Schritte einhergeht, wie auf anderen
Gebieten des öffentlichen Lebens. Welch ein Zauber umgab einst den Namen »Guido Reni«, ja
welch’ hohe Meinung knüpft sich noch heute an denselben. Fast wird diese Vergötterung dem
Andenken dieses liebenswürdigen Künstlers schädlich, weil sie den Widerspruch nicht selten in
allzustrenger Form hervorruft.
Der verwöhnte, gefeierte Künstler malte, wie bekannt, sehr ungleich, und verlor sich bald
in kritiklose Schnellmalerei, die ihm das nöthige Geld für die Leidenschaft des Spiels schaffen musste.
Unsere Maria mit dem schlafenden Kinde ist in der besten Zeit entstanden und wurde
bewundert und berühmt, noch ehe die Carnation, wie das bei Reni’s Bildern zu allen Zeiten seines
Wirkens geschah, das Roth verlor und kalt grünlich zu schillern begann. Aber auch jetzt noch, mit
dem grünlichen Leibe des Kindes und dem verblichenen Roth des Vorhanges übt das liebliche Bild
keinen geringen Reiz aut die Beschauer aus, und die sichere, graziöse Technik fesselt selbst den
strengsten Kritiker und stimmt ihn milde. Reni starb herabgekommen und tief verschuldet, aber die
»dankbaren Bürger« Bolognas bestatteten ihn mit grossem Gepränge in der Kirche von San Dome
nico. Ein Jahrhundert früher wurde der todte Meister Rafaels, Perugino auf einem Felde verscharrt
und Niemand kennt sein Grab.
Das zu den Hauptwerken Guido Reni’s gezählte Bild kommt aus der kaiserlichen Burg zu
Graz, wo sich bis zum Jahre 1765 eine Schatz- und Kunstkammer befand; von dort kam es vor
erst in die geistliche Schatzkammer in Wien und im Jahre 1780 mit vielen anderen in das Bel
vedere. Es ist auf Kupfer gemalt, 66 Cm. hoch, 88 Cm. breit; oval. Es existiren mehrere Wieder
holungen mit Veränderungen und Copien von diesem Bilde; eine Wiederholung war 1765 beim
Lord Grosvenor, eine andere befindet sich in der Akademie der bildenden Künste in Wien; nach
dieser existirt ein Stich von P. Gleditsch. Unser Bild ist gestochen von Joh. Jaresch, 10 3 Cm. hoch,
12-2 Cm. breit.