PETRUS PAULUS RUBENS.
Geboren: Siegen, 28. Juni 1577; gestorben: Antwerpen, 30. Mai 1640.
DAS VOTIVBILD DER BRÜDERSCHAFT DES HEIL. ILDEFONSO.
in Hauptbild des Meisters, ganz von seiner Hand. Im Jahre 1777 langte dieses
Altarwerk, bestehend aus vier Tafeln (Mittelbild, zwei Flügelbilder und die abgesagten
Rückseiten der Flügel, vereinigt zu einer vierten Tafel, jetzt »Die heil. Familie unter
dem Apfelbaum«, Nr. 1151), in Folge des Ankaufes durch die Kaiserin Maria Theresia in Wien an.
Erzherzog Albert bestellte dieses Votivbild als oberster Schutzherr der Bruderschaft des
heil. Ildefonso bei Rubens als Hauptaltarbild der Kirche auf dem Goudenbergel, und Rubens, der
mit dem Beginn des Winters 1608/9 ' m Brüssel eintraf, dürfte das Bild bald darauf begonnen haben.
1557 erlosch die Bruderschaft. (Am 3. September jenes Jahres war der letzte Gottesdienst.) Die
Brüder waren ausgestorben und nun kamen Kirche, Altar und Bilder an die Mönche vom Goudenberg.
1743 brannte die Kirche ab und der »Controleur des ouvrages de la cour, Ahne« rettete
die Bilder.
Am 3. December 1776 wird der Botschafter Prinz Starhemberg beauftragt, wegen des
Ankaufs der Gemälde für den kaiserlichen Hof zu unterhandeln. Am 15. Jänner 1777 erstattet
Kaunitz in einem längeren Vortrage an die Kaiserin einen Bericht über den Stand der Angelegenheit
des Ankaufes und trägt auf eine definitive Entscheidung an. Inzwischen bewarben sich aber
ein Russe und ein Engländer, Letzterer als Mylord Granby genannt, um die Bilder, und knapp vor
dem Abschlüsse des Kaufvertrages erfährt der Kostenpunkt wieder eine Umänderung. Starhemberg
schreibt am 29. April 1777: »Die Bilder seien eingepackt, doch sei es ihm peinlich zu erfahren,
dass Mylord Granby für die fraglichen Bilder 3000 Guineen geboten habe, was auch noch nicht sein
letztes Wort sein solle. Da nun die Abtei ein Decret besitzt, welches ihr den Verkauf überhaupt
gestattet, so bestände Alles, was er dem Abte gegenüber jetzt thun könne, darin, ihn zu bewegen,
nicht, wie derselbe zuerst verlangte, 40.000 fl. de change, sondern 40.000 fl. argent courrant zu
nehmen, von welcher Summe ihm Starhemberg 15.000 fl. baar sofort als Angabe auszahlen lässt.
Am 20. Mai endlich kann Prinz Starhemberg berichten, dass die Bilder auf dem Wege nach Wien
seien, wo sie vor Ende des kommenden Monats (Juni 1777) anlangen dürften.
Holz; Mittelbild hoch 352 Cm.; breit 226 Cm.; Flügelbilder, jedes hoch 352 Cm.,
breit 109 Cm. 13 Figuren, lebendsgross.
Grabstichelschnitt (die beiden Portraitbilder allein) von F. Harrewyn (das Mittelbild allein)
von H. Witdouc, Nr. 1638, hoch (ohne die Schrift) 51*3 Cm., breit 37-5 Cm. — Stich von
J. Passini, hoch 13*2 Cm., breit (Mittelbild) 8-3 Cm. (jeder Flügel) 4*1 Cm. (S. v. PergeCs Galerie
werk.)— Radirungen: W. Unger, I. hoch 29 Cm., breit 18 3 Cm. (Gesellschaft für vervielfältigende
Kunst.) 2. Mittelbild, hoch 34-8 Cm., breit 22*5 Cm. Flügel, hoch 34*8 Cm., breit 17 Cm.
(k. k. Gemälde-Galerie.) Holzschnitt, hoch 20 Cm., breit 13*5 Cm. (Dohme’s »Kunst und Künstler«).
Das Mittelbild stellt vor: Die heil. Jungfrau überreicht dem heil. Ildefonso ein Messgewand.
Maria trägt ein rothes Kleid und einen blauen Mantel, der über den rechten Arm geworfen, auf die
Knie und auf die Steinstufen niederfällt. Von ihren braunen Haaren reicht ein Schleiertuch auf
die Schultern; ein Glorienschein umgibt das Haupt. Sie sitzt auf einem goldenen Thronsessel vor
einer goldenen reichverzierten Nische. Vor dem Throne rechts auf der untersten Stufe kniet der