PETRUS PAULUS RUBENS.
Geboren: Siegen, 28. Juni 1577; gestorben: Antwerpen, 30. Mai 1640.
DIE VIER WELTTHEILE DURCH DIE GÖTTER
DER FLÜSSE MARANHON, NIL, DONAU UND GANGES
DARGESTELLT.
ie Composition dieses Bildes zeigt alle Bedingungen der Linienführung bei einem Quer
bilde. Zu beiden Seiten bauen sich die Gruppen der Figuren gegen den Rand der
Tafel hoch auf, während die Linien von hier aus gegen die Mitte auf den Horizont
herabfallen; auf jeder Seite thronen zwei der Flussgötter mit ihren weiblichen Begleitern. Links
der Nil mit einer Negerin zur Seite, über ihm Danubius. Rechts sitzen der Ganges und Maranhon,
Ersterer lässt seine Finthen aus einem weiten Gefässe strömen, auf welches er sich aufstützt. Als
Attribute des Nils und des Ganges begegnen sich von beiden Seiten des Vordergrundes ein Crocodil
und eine Tigerin mit vier Jungen; liebliche Kinder belustigen sich damit, die Thiere gegenein
ander zu hetzen. (Rubens scheint zu diesem Zuge die Anregung von einer analogen Gruppe mit
Crocodil und Ichneumon an der Statue des Nilgottes in Rom erhalten zu haben.)
Es ist allgemein anerkannt, dass diese Thiere auf unserem Bilde zu den ausgezeichnetsten
Darstellungen der Thiermalerei gerechnet werden müssen, besonders jene der Tigerin, deren Aus
druck in Gesicht und Körper die höchste Meisterschaft bekundet.
Das Bild, im Jahre 1620 entstanden, zeigt in allen Theilen des Meisters eigene Hand. Es
ist auf Leinwand gemalt und hoch: 290 Cm., breit: 284 Cm. Es enthält 1 1 Figuren, überlebendgross.
Zu seiner Provenienz ist Folgendes zu sagen:
o o
Als die Königin Christine von Schweden im Jahre 1666 das zweitemal nach Rom kam, brachte
sie unter anderen Kostbarkeiten eine Bildersammlung mit. In dem Inventar derselben kommt unter
Nr. 11 vor: „P. P. Rubens. Li quattro Fiumi con Tigri, e Coccodrillo, Cornice, Figure dal vero.“
Bekanntlich ist die Sammlung nach ihrem Tode, und zwar im Jahre 1722 an den Herzog von Orleans in
Paris verkauft worden und in dem im Jahre 1808 in Paris erschienenen Kupferstichwerke: »La Galerie
du Palais Royal« kommt ein Kupferstich vor, weicherdenseiben Gegenstand der vier Flüsse darstellt,
aber dem Martin de Voss zugeschrieben wird. Man wäre versucht zu glauben, dass dieses und unser
o o '
Bild identisch sein müssen, dem widerspricht aber der Umstand, dass das Inventar der Bildergalerie
im Prager kaiserlichen Schlosse vom Jahre 1718 unter Nr. 421 dasselbe Bild von Rubens, und zwar
als „Wiener Bild“ ebenfalls verzeichnet. Es muss also zu jener Zeit in zwei Exemplaren vorhanden
gewesen sein, und es ist wahrscheinlich, dass das zweite, im Besitze Orleans, eine Copie nach unserem
Originale gewesen ist. Wo diese Copie nach der Auflösung der Galerie des Palais Royal hingekommen
sein mag, ist bis heute unbekannt geblieben. Unser Bild ist aber seit 1718 stets im kaiserlichen
Besitze geblieben und wurde 1728 von Storffer für sein Miniaturwerk in der Aufstellung der
Galerie in der Stallburg copirt.
Stich von Schultheiss, 13*9 Cm. hoch, 9 Cm. breit.
Mayer, 69 Cm. hoch, 98 Cm. breit.
JStampart und Premier.)
Wien.) Lithographie von W. S. Kininger, 40 Cm. hoch, 52 Cm. breit.
Geschabtes Blatt von Christian
Radirungen: De Brenner, 9*3 Cm. hoch, 112 Cm. breit.
W. Unger, 24 Cm. hoch, 33*3 Cm. breit. (K. k. Gemäldegalerie in