PETRUS PAULUS RUBENS,
Geboren: Siegen, 28. Juni 1577; gestorben: Antwerpen, 30. Mai 1640.
CIMON UND EFIGENIA.
chlafende Nymphen und Frauen, von Satyren und Hirten belauscht, haben
einen gern gewählten Vorwurf für Dichtung und Malerei abgegeben. Auch
Rubens sind solche Darstellungen bekannt. In unserem Bilde ist es die schöne Efi-
jeher
von
von
genia Boccaccios, welche, in einem Haine mit ihren Gefährtinen sich der Ruhe hingebend, ein
geschlafen, von Cimon dem Cyprier belauscht wird. Sie fühlt oder hört ihn nahen, denn sie sieht
mit halbgeöffnetem Auge nach ihm; auch verräth wohl das bellende Hündchen seine Nähe. Wie
gewöhnlich in Fällen, wo Landschaft und Thiere das Beiwerk
einem Bilde abgaben, hat Rubens
zu
auch diesmal diese den beiden Mitarbeitern Snyders und Uden überlassen, obwohl er selbst ja
als ein Meister der Landschafts- und Thiermalerei bekannt ist. So meisterhaft das
ganze Bild
genannt werden muss, so ist doch der Kopf der fast nackt daliegenden Efigenia das Schönste
daran. Der Ausdruck des noch schlaftrunkenen Blickes des feinen lieblichen Frauenantlitzes in der
unsicheren Beleuchtung im Halbschatten der Bäume ist von ausserordentlichem Reize, und Boccaccios
Decamerone hat noch keinen besseren Interpreten gefunden.
Die Thiere und das Obst als Beiwerk, von Snyders gemalt, ist ebenso glänzend und har-
monisch in der Farbe als naturwahr in der Erscheinung.
Das Bild ist auf Leinwand gemalt, hoch 208 Cm., breit 282 Cm.
Es ist eines der Bilder, welche Rubens 1625 an den Herzog von Buckingham verkaufte.
Der Katalog dieser Sammlung von Brian Fairfax, S. 15, Nr. 5, führt es unverkennbar an. Es
wurde bisher angenommen, dass das Bild unter jene gehörte, welche Erzherzog Leopold Wilhelm
der Sammlung des Herzogs von Buckingham kaufte. In dem seither bekannt gewordenen
Inventar der im Jahre 1656 nach Wien gekommenen Sammlung des Erzherzogs kommt es indessen
nicht vor. Es ist wahrscheinlich gleich nach dem Ankäufe im Jahre 1648 nach Wien gebracht
worden, wo es in der Kunstkammer daselbst verblieb, bis Kaiser Karl VI. alle Kunstwerke des Hofes
in der Stallburg vereinigen liess. Storffer copirte es dort für sein Galeriewerk.
Es ist von Brenner radirt: hoch 5 Cm., breit 6-3 Cm. (Stampart und Brenner.)
aus