Full text: 120 der hervorragendsten Gemälde alter Meister [Orley - Wouwerman] (Band 2, 1892)

PETRUS PAULUS RUBENS, 
Geboren: Siegen, 28. Juni 1577; gestorben: Antwerpen, 30. Mai 1640. 
CIMON UND EFIGENIA. 
chlafende Nymphen und Frauen, von Satyren und Hirten belauscht, haben 
einen gern gewählten Vorwurf für Dichtung und Malerei abgegeben. Auch 
Rubens sind solche Darstellungen bekannt. In unserem Bilde ist es die schöne Efi- 
jeher 
von 
von 
genia Boccaccios, welche, in einem Haine mit ihren Gefährtinen sich der Ruhe hingebend, ein 
geschlafen, von Cimon dem Cyprier belauscht wird. Sie fühlt oder hört ihn nahen, denn sie sieht 
mit halbgeöffnetem Auge nach ihm; auch verräth wohl das bellende Hündchen seine Nähe. Wie 
gewöhnlich in Fällen, wo Landschaft und Thiere das Beiwerk 
einem Bilde abgaben, hat Rubens 
zu 
auch diesmal diese den beiden Mitarbeitern Snyders und Uden überlassen, obwohl er selbst ja 
als ein Meister der Landschafts- und Thiermalerei bekannt ist. So meisterhaft das 
ganze Bild 
genannt werden muss, so ist doch der Kopf der fast nackt daliegenden Efigenia das Schönste 
daran. Der Ausdruck des noch schlaftrunkenen Blickes des feinen lieblichen Frauenantlitzes in der 
unsicheren Beleuchtung im Halbschatten der Bäume ist von ausserordentlichem Reize, und Boccaccios 
Decamerone hat noch keinen besseren Interpreten gefunden. 
Die Thiere und das Obst als Beiwerk, von Snyders gemalt, ist ebenso glänzend und har- 
monisch in der Farbe als naturwahr in der Erscheinung. 
Das Bild ist auf Leinwand gemalt, hoch 208 Cm., breit 282 Cm. 
Es ist eines der Bilder, welche Rubens 1625 an den Herzog von Buckingham verkaufte. 
Der Katalog dieser Sammlung von Brian Fairfax, S. 15, Nr. 5, führt es unverkennbar an. Es 
wurde bisher angenommen, dass das Bild unter jene gehörte, welche Erzherzog Leopold Wilhelm 
der Sammlung des Herzogs von Buckingham kaufte. In dem seither bekannt gewordenen 
Inventar der im Jahre 1656 nach Wien gekommenen Sammlung des Erzherzogs kommt es indessen 
nicht vor. Es ist wahrscheinlich gleich nach dem Ankäufe im Jahre 1648 nach Wien gebracht 
worden, wo es in der Kunstkammer daselbst verblieb, bis Kaiser Karl VI. alle Kunstwerke des Hofes 
in der Stallburg vereinigen liess. Storffer copirte es dort für sein Galeriewerk. 
Es ist von Brenner radirt: hoch 5 Cm., breit 6-3 Cm. (Stampart und Brenner.) 
aus
	        
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