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PETRUS PAULUS RUBENS
estorben: Antwerpen, 30. Mai 1640
Geboren: Siegen, 28. Juni 1577;
UND
FRANS SNYDERS
estorben: daselbst, 19. August 1657.
Getauft: Antwerpen, 11. November 1579;
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DER KOPF DER MEDUSA.
UBENS und Snyders haben sich oft zu gemeinschaftlicher Arbeit vereinigt, und in den
meisten Fällen hat Rubens die Führerschaft übernommen, und Snyders ist in zweiter
Reihe gestanden und hat das Beiwerk zum Hauptgegenstande beigebracht. Im vor
liegenden Falle ist es anders. Snyders hatte offenbar eine interessante Studie nach lebendigen
Schlangen gemalt, die er zu einem Bilde verwertete, und Rubens hat ihm den Medusenkopf dazu
gemalt, wodurch aber allerdings die schöne Arbeit Snyders erst zu erhöhter Bedeutung kam.
Das abgeschlagene Haupt der Medusa liegt auf einem Steine. Aus den Haaren wachsen
Schlangen, die sich in dichtem Gewirre ineinander ringeln oder losgelöst den Kopf verlassen. Andere
bäumen sich auf und bekämpfen sich selbst. Aus der Schnittfläche am Halse des Medusenkopfes
quillt Blut hervor, aus welchem sich wieder ein Gewimmel von kleinen Reptilen bildet. Links
auf dem Steine kriecht ein Salamander, wie er auf den Snyders sehen Bildern öfter vorkommt. Die
Schlangen sind mit bewunderungswürdigem Eingehen in die Gestaltungen und Bewegungen des
Gewürmes wiedergegeben und zeigen die kleinsten Details der Haut, ihre Glätte und Zeichnung.
Der schöne Kopf der Medusa ist mit seinem offenen Munde und den grossen weit aufgerissenen
Augen von wirksamstem Ausdrucke und das ganze Bild von packender Dramatik.
Es ist auf Leinwand gemalt, 68 Cm. hoch, 118 Cm. breit.
Es ist eines der dreizehn Bilder des Rubens, welche in den Besitz des Herzogs von Bucking
ham übergegangen waren. Die Prager Inventare von den Jahren 1718 und 1737 führen das Bild
an als Rubens. Im Brünner Landesmuseum ist eine schöne Replik dem Snyders zugeschrieben,
was sich selbstverständlich nur auf die Schlangen bezieht. In der Dresdener Galerie ist ein ähnliches
Bild von Victor Wolfvoert. Zur Zeit der Aufstellung der kaiserlichen Galerie im Belvedere war
das Bild in Wien, wurde aber wahrscheinlich des crassen Gegenstandes wegen nicht aufgestellt.
Eine Zinkographie nach der Zeichnung von Th. Hrnciz ist im Jahrbuche der kunsthistorischen
Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Band II.