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Gabe die Formenschönheiten zu markiren, um sie in gewinnendster
Weise zur Geltung zu bringen. Damit gewann sich der Meister auch
die Gunst Ihrer Majestät der Kaiserin, welche sich mit Vorliebe von
diesem Maler malen Hess, demnach es auch als eine Thatsache
dass er das feinsterwogene und zugleich ähnlichste
nisse »Der Vater Radetzky« hat sich Decker allein schon einen
bleibenden Namen gemacht, denn ähnlicher als er hat den greisen
Feldmarschall kaum ein anderer Maler zu Stande gebracht. Ausser
dem werden als vorzüglich getroffene Bildnisse bezeichnet: Das
Bildniss der schönen Hofburgtheater-Schauspielerin Frau Lieder
(1847), des Erzherzogs Johann in Graz (1854), des Grafen Carl
W. von Haugwitz, des Rudolf von Arthaber, des Generalmajors
Sardagna, Sr. k. und k. Hoheit des Erzherzogs Wilhelm, des
Kaisers von Mexiko, Admirals Tegetthoff, Sr. Excellenz des Frei
herrn von Schmerling, des Bürgermeisters Zelinka, des Spar-
casse-Curators Dr. Egger, des Dr. Jurie, der Hofräthe Enk und
Hochegger. Für die Burgtheater-Porträtgallerie malte Decker den
Hof-Schauspieler Fichtner und Frau Haitzinger. Ferner porträtirte
er mit ganz vortrefflicher Aehnlichkeit den jetzigen Erzbischof Cardinal
Dr. Gruse ha in ganzer Figur in
kirchlichem Ornate, ferner den Banus
von Croatien in Agram, Se. Excel
lenz Freiherrn von Chlumetzky,
den Prälaten Dr. von Hauswirth
u. s. w. Auch mit Kinderbildnissen
hatte Decker schöne Erfolge zu
gelten ma
Bildniss der Allerhöchsten Frau gemalt hat.
Raab war aber neben seinen Oelbildern auch ein vorzüglicher
Miniaturist, er kam hierin in der Qualität der Zeichnung dem be
rühmten Daffinger sehr nahe, aber in Farbe und Auffassung war
er
der Andere jedenfalls gesunder und wahrer. In späterer Zeit hatte
Raab den Fehler des Uebertreibens schöner Farben noch gesteigert,
was vielleicht weniger in seinen Miniaturen als in den Oelbildern auffiel.
Georg Raab ist zu Wien, den 1. Februar 1821, geboren und
auch daselbst den 31. December 1885 gestorben*) Er war Schüler
der hiesigen Akademie der bilden
den Künste, und zwar vom 7. No
vember 1833 bis Ende des Jahres
1837. Raab soll bis zum Jahre
1846 in Pest ansässig gewesen sein,
leider ist thatsächlich nicht viel
über diesen in gewisser Beziehung
eigenartig vornehmen Maler be
kannt, er besass auch nie die Gabe,
sich vorzudrängen, was schon sein
ebenso bescheidenes als liebens
würdiges Wesen nicht zuliess. Die
Kataloge der Ausstellungen ver
zeichnen während einer Reihe von
Decennien die Werke des Künstlers,
sonach derselbe schon im Jahre 1837
mit mehreren Bildnissen in die
Oeffentlichkeit getreten ist. Georg
Raab hat sich auch als Lithograph
bethätigt. Auf der vom Verfasser für
die historische Ausstellung der k. k.
Akademie der bildenden Künste im
verzeichnen, namentlich in der
die hiefür
leichten Pastellmanier,
sehr geeignet erscheint.
Am 7. December 1888 feierte
er seinen 70. Geburtstag in voller
Rüstigkeit. Es kamen hiebei dem
Künstler aus allen Kreisen der Ge
sellschaft Glückwünsche zu, denn
es war ein illustrer Kundenkreis,
dessen sich Decker allezeit erfreute
und wofür seine, eine gewisse Vor
nehmheit äussernde Persönlichkeit,
nur fördernd sein konnte. Er war
daher allenthalben eine gern ge
sehene Erscheinung, die vornehmlich
in conciliantem und liebenswürdigem
Wesen ihren Werth fand. Die ihm
innewohnende harmonische Ausgeglichenheit übertrug sich gleichsam
auf seine Kunstleistung, welche auch deshalb stets eine würdige ge
wesen ist. Decker, obwohl in Ungarn geboren, gehörte unbe
dingt der Wiener Schule an, und es wäre in der That eine bedeut
same Gallerie zeitgenössischer Persönlichkeiten, wollte man seine
zahlreichen Bildnisse vereinigt ausstellen. Seit 15. Mai 1861 mit
der Tochter des Hofrathes von Lucam verehelicht, lebte er mit
derselben, wenn auch kinderlos, in glücklichster Ehe. Georg Decker
hat, 75 Jahre alt, am 13. Februar 1894, nach kurzer Krankheit (er
erlag einer Rippenfellentzündung) das Zeitliche gesegnet.
In seiner Art, namentlich als ein feiner Maler von Frauen
schönheiten, mag Georg Raab gelten. Allerdings bisweilen süss bis
zur Süsslichkeit, fasste er seine Frauenbildnisse mit einer gewisser-
massen idealen Vornehmheit auf, wenngleich oft der überzarte
Schwung der Linien und die bisweilen prononcirte Reinheit des
Colorits an Manier grenzte. Doch er verstand es, mit seltener
RAAB, Studienkopf.
Jahre 1877 zusammengestellten Liste
von Arbeiten finden sich nachfolgende
Miniaturen von ihm verzeichnet: »Kindergruppe«, darstellend die
kaiserlichen Hoheiten Erzherzog Franz Ferdinand und Otto,
Eigenthum weiland Sr. kaiserlichen Hoheit des durchlauchtigsten
Herrn Erzherzogs Carl Ludwig, sodann eine Porträtstudie
(Profilköpf, signirt und datirt 1848), ferner ein Selbstporträt (datirt
1852), »Zwei Kinder mit Seifenblasen spielend« und endlich eine
Porträtstudie en face, datirt vom Jahre 1849. Weiters finden sich
verzeichnet die Porträte der jetzt regierenden Majestäten (bezeichnet
und datirt 1867), weiland Sr. k. und k. Hoheit des durchlauchtigsten
Kronprinzen Rudolph und Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin
Gisela. Ausgestellt waren auch auf der oben genannten historischen
Eröffnungs-Ausstellung der Akademie: Nr. 2230, ein Aquarell, weih-
.
liches Porträt, im Besitze des Freiherrn Trenck von Tonder, so-
*) Herr von Wurzbach geht, weil ihm wahrscheinlich der Künstler selbst
keine Mittheilungen zukommen liess, leicht über seine Daten hinweg, indem er
nur schreibt: »Raab Georg (Oel- und Aquarellmaler), Geburtsort und Jahr unbe
kannt, Zeitgenoss.«