Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Gabe die Formenschönheiten zu markiren, um sie in gewinnendster 
Weise zur Geltung zu bringen. Damit gewann sich der Meister auch 
die Gunst Ihrer Majestät der Kaiserin, welche sich mit Vorliebe von 
diesem Maler malen Hess, demnach es auch als eine Thatsache 
dass er das feinsterwogene und zugleich ähnlichste 
nisse »Der Vater Radetzky« hat sich Decker allein schon einen 
bleibenden Namen gemacht, denn ähnlicher als er hat den greisen 
Feldmarschall kaum ein anderer Maler zu Stande gebracht. Ausser 
dem werden als vorzüglich getroffene Bildnisse bezeichnet: Das 
Bildniss der schönen Hofburgtheater-Schauspielerin Frau Lieder 
(1847), des Erzherzogs Johann in Graz (1854), des Grafen Carl 
W. von Haugwitz, des Rudolf von Arthaber, des Generalmajors 
Sardagna, Sr. k. und k. Hoheit des Erzherzogs Wilhelm, des 
Kaisers von Mexiko, Admirals Tegetthoff, Sr. Excellenz des Frei 
herrn von Schmerling, des Bürgermeisters Zelinka, des Spar- 
casse-Curators Dr. Egger, des Dr. Jurie, der Hofräthe Enk und 
Hochegger. Für die Burgtheater-Porträtgallerie malte Decker den 
Hof-Schauspieler Fichtner und Frau Haitzinger. Ferner porträtirte 
er mit ganz vortrefflicher Aehnlichkeit den jetzigen Erzbischof Cardinal 
Dr. Gruse ha in ganzer Figur in 
kirchlichem Ornate, ferner den Banus 
von Croatien in Agram, Se. Excel 
lenz Freiherrn von Chlumetzky, 
den Prälaten Dr. von Hauswirth 
u. s. w. Auch mit Kinderbildnissen 
hatte Decker schöne Erfolge zu 
gelten ma 
Bildniss der Allerhöchsten Frau gemalt hat. 
Raab war aber neben seinen Oelbildern auch ein vorzüglicher 
Miniaturist, er kam hierin in der Qualität der Zeichnung dem be 
rühmten Daffinger sehr nahe, aber in Farbe und Auffassung war 
er 
der Andere jedenfalls gesunder und wahrer. In späterer Zeit hatte 
Raab den Fehler des Uebertreibens schöner Farben noch gesteigert, 
was vielleicht weniger in seinen Miniaturen als in den Oelbildern auffiel. 
Georg Raab ist zu Wien, den 1. Februar 1821, geboren und 
auch daselbst den 31. December 1885 gestorben*) Er war Schüler 
der hiesigen Akademie der bilden 
den Künste, und zwar vom 7. No 
vember 1833 bis Ende des Jahres 
1837. Raab soll bis zum Jahre 
1846 in Pest ansässig gewesen sein, 
leider ist thatsächlich nicht viel 
über diesen in gewisser Beziehung 
eigenartig vornehmen Maler be 
kannt, er besass auch nie die Gabe, 
sich vorzudrängen, was schon sein 
ebenso bescheidenes als liebens 
würdiges Wesen nicht zuliess. Die 
Kataloge der Ausstellungen ver 
zeichnen während einer Reihe von 
Decennien die Werke des Künstlers, 
sonach derselbe schon im Jahre 1837 
mit mehreren Bildnissen in die 
Oeffentlichkeit getreten ist. Georg 
Raab hat sich auch als Lithograph 
bethätigt. Auf der vom Verfasser für 
die historische Ausstellung der k. k. 
Akademie der bildenden Künste im 
verzeichnen, namentlich in der 
die hiefür 
leichten Pastellmanier, 
sehr geeignet erscheint. 
Am 7. December 1888 feierte 
er seinen 70. Geburtstag in voller 
Rüstigkeit. Es kamen hiebei dem 
Künstler aus allen Kreisen der Ge 
sellschaft Glückwünsche zu, denn 
es war ein illustrer Kundenkreis, 
dessen sich Decker allezeit erfreute 
und wofür seine, eine gewisse Vor 
nehmheit äussernde Persönlichkeit, 
nur fördernd sein konnte. Er war 
daher allenthalben eine gern ge 
sehene Erscheinung, die vornehmlich 
in conciliantem und liebenswürdigem 
Wesen ihren Werth fand. Die ihm 
innewohnende harmonische Ausgeglichenheit übertrug sich gleichsam 
auf seine Kunstleistung, welche auch deshalb stets eine würdige ge 
wesen ist. Decker, obwohl in Ungarn geboren, gehörte unbe 
dingt der Wiener Schule an, und es wäre in der That eine bedeut 
same Gallerie zeitgenössischer Persönlichkeiten, wollte man seine 
zahlreichen Bildnisse vereinigt ausstellen. Seit 15. Mai 1861 mit 
der Tochter des Hofrathes von Lucam verehelicht, lebte er mit 
derselben, wenn auch kinderlos, in glücklichster Ehe. Georg Decker 
hat, 75 Jahre alt, am 13. Februar 1894, nach kurzer Krankheit (er 
erlag einer Rippenfellentzündung) das Zeitliche gesegnet. 
In seiner Art, namentlich als ein feiner Maler von Frauen 
schönheiten, mag Georg Raab gelten. Allerdings bisweilen süss bis 
zur Süsslichkeit, fasste er seine Frauenbildnisse mit einer gewisser- 
massen idealen Vornehmheit auf, wenngleich oft der überzarte 
Schwung der Linien und die bisweilen prononcirte Reinheit des 
Colorits an Manier grenzte. Doch er verstand es, mit seltener 
RAAB, Studienkopf. 
Jahre 1877 zusammengestellten Liste 
von Arbeiten finden sich nachfolgende 
Miniaturen von ihm verzeichnet: »Kindergruppe«, darstellend die 
kaiserlichen Hoheiten Erzherzog Franz Ferdinand und Otto, 
Eigenthum weiland Sr. kaiserlichen Hoheit des durchlauchtigsten 
Herrn Erzherzogs Carl Ludwig, sodann eine Porträtstudie 
(Profilköpf, signirt und datirt 1848), ferner ein Selbstporträt (datirt 
1852), »Zwei Kinder mit Seifenblasen spielend« und endlich eine 
Porträtstudie en face, datirt vom Jahre 1849. Weiters finden sich 
verzeichnet die Porträte der jetzt regierenden Majestäten (bezeichnet 
und datirt 1867), weiland Sr. k. und k. Hoheit des durchlauchtigsten 
Kronprinzen Rudolph und Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin 
Gisela. Ausgestellt waren auch auf der oben genannten historischen 
Eröffnungs-Ausstellung der Akademie: Nr. 2230, ein Aquarell, weih- 
. 
liches Porträt, im Besitze des Freiherrn Trenck von Tonder, so- 
*) Herr von Wurzbach geht, weil ihm wahrscheinlich der Künstler selbst 
keine Mittheilungen zukommen liess, leicht über seine Daten hinweg, indem er 
nur schreibt: »Raab Georg (Oel- und Aquarellmaler), Geburtsort und Jahr unbe 
kannt, Zeitgenoss.«
	        
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