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GOEBEL, Belvedere.
dann zwei Oelgemälde, »Studienkopf« (datirt 1867), im Besitze des
Grafen Victor Wimpffen, und »Zigeunermädchen« (1877), aus dem
Besitze Sr. Durchlaucht des Fürsten Wilhelm Montenuovo.
Nach dem Ableben des Künstlers, dessen Bildnisse Ihrer
Majestät der Kaiserin — wie bereits erwähnt — besonders geschätzt
wurden, sollte im Künstlerhause eine Collectiv-Ausstellung seiner
Werke veranstaltet werden, inzwischen hatte sich aber der öster
reichische Kunstverein unter den Tuchlauben der Sache bemächtigt
und eröffnete am 7. April 1886 eine »Raab-Ausstellung«, bei der
187 Nummern zur Ansicht gebracht wurden, und zwar wurden aus
der Hofburg allein, theils an Oelgemälden, theils an Miniaturen,
26 Objecte beigestellt. Der Kaiser bewilligte zu dieser Ausstellung
4 Bilder, die Porträts des Kronprinzen Rudolph, der Erzherzoginnen
Gisela und Marie Valerie und einen Studienkopf. Die Kaiserin
liess 7 Gemälde beistellen, darunter das grosse Bild »Mignon«,
während der Kronprinz ein Porträt der Kaiserin in ganzer Figur,
welches sich auch dermalen in den Appartements der Kronprinzessin-
Witwe befindet und welches Bild dermalen als Original für all die
anzufertigenden Porträts Ihrer Majestät zu dienen hatte,
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beistellte. Ferner gaben zu dieser Collectiv-Ausstellung Ihre k. und k.
Hoheiten die Erzherzoginnen Marie Rainer und Therese je
zwei Bilder, Obersthofmeister Excellenz Baron Nopcsa, Obersthof
meisterin Gräfin Festetits und Frau von Majlath je eines, die Vor
leserinder Kaiserin, Frau von Ferencz}g vier Bilder; hiezu kam auch
der künstlerische Nachlass Raab’s zur Ausstellung und zum theil-
weisen Verkauf. Zur Gewinnstverlosung wurden vom Vereine die
beiden idealen Studienköpfe von ihm, »Mignon« und »Die Jung
frau«, angekauft. Das in der kaiserlichen Gemälde-Gallerie befind
liche Bild, ebenfalls ein weiblicher Idealkopf, ist bezeichnet und
gehört zu den reizvollsten Arbeiten des Meisters.
Ein gut Stück Alt-Wien ist auch unser bekannter, aber seit
Jahren auf den hiesigen Ausstellungen nicht mehr gesehener Porträt-
und Genremaler Karl Goebel. Derselbe hat sich vielfach im Mi
niatur- und Aquarellfache bethätigt, und wir hatten Gelegenheit, von
diesem heute nur mehr von den mit der älteren Wiener Schule etwas
vertrauteren Kunstfreunden wohl gekannten Künstler ganz vorzüg
liche Bildnisse, insbesonders in Aquarell, zu sehen. Da er viel bei
Cavalieren verkehrte, deren oft sehr verschiedenartigen Aufträge
er zu erfüllen hatte, so lernte er eben Alles in die Hand nehmen, womit
man ihn künstlerisch bethätigen wollte. Zudem mit einem guten
Anschauungsgedächtnisse begabt, wurden ihm auf seinen vielfachen
Reisen alle Darstellungen, waren es nun Menschen, Thiere, Archi
tekturen, Interieurs oder landwirthschaftliche Scenen, gleichartig
geläufig. Als eminent begabter Zeichner machte ihm auch die Form
durchaus keine Schwierigkeiten, ja in dieser Leichtigkeit der Hand
lag für ihn sogar die imminente Gefahr zum Manierismus.
Der ausserordentlich liebenswürdige Künstler, über den in
der That in der über Wiener Künstler recht armseligen Literatur
so gut wie nichts zu finden ist, hatte die Güte, uns seine Lebens
erinnerungen selbst aufzuschreiben, mit welchen allerdings nur in
flüchtiger Notizenform gegebenen Aufzeichnungen wir seinen Lebens
und künstlerischen Werdegang in Kürze zu schildern versuchen
wollen.
neueren
Karl Goebel gehört seinem ganzen künstlerischen Wesen nach
unbedingt in die erste Hälfte unseres Jahrhunderts, wenn er auch heute
noch lebt und sogar thätig ist. Er behielt die Tradition der alten Wiener
Kunst mit einer conservativen Consequenz bei, wodurch er auch nur in
geringem Maasse der Zeit und ihren neuen Anschauungen gefolgt
ist. Geboren zu Wien, den 26. Februar 1824, war Goebel der Sohn
des Historienmalers Karl Peter Goebel, von dem auch ein Bild,
datirt 1869;