Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Nr. 15 »Der Segen Jacobs«, in der modernen Abtheilung der kaiser 
lichen Gemälde-Gallerie aufgestellt ist.*) Er verlor seinen Vater 
einen Monat vor seiner Geburt und die erst ig Jahre alte Witwe, 
die, wie Goe bei erzählt, nur ein Jahr verheiratet war, domicilirte 
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sodann bei ihrem Vater Josef Klieber, der Professor der Bildhauerei 
und Director der k. k Akademie der bildenden Künste gewesen ist. 
Dieser bewohnte das Haus Nr. 100 neben der Karlskirche und hatte 
seine Abtheilung für Modellirung und Gravüre damals in der Technik, 
wo sich auch noch eine Colossalstatue von ihm befindet, wofür er 
mit der grossen goldenen Medaille »an der Kette« ausgezeichnet 
worden ist. Nachdem Goebel im Hause seines Grossvaters heran 
wuchs, erhielt er selbstverständlich auch durch diesen die erste 
künstlerische Anleitung. Dass er, wie uns der Künstler weiters erzählt, 
in seiner frühen Jugend schon gerne gezeichnet hat und namentlich 
mit Vorliebe die Radirungen von Klein und Erhärt, sowie die 
Zeichnungen J. Höger’s zu Vorlagen nahm, ist daher nur begreiflich. 
Aber auch S chmut 
ze r’s virtuose Zeich 
nungen und Stiche in- 
teressirten den jungen 
Künstler, dagegen ihn 
später ganz ausseror 
dentlich Danhauser 
und Fendi fesselten, 
letzteren er von Zeit 
zu Zeit besuchen durfte, 
um ihm seine Arbeiten 
zu zeigen, welche 
dieser corrigirte. Einige 
Zeit war der damals 
18jährige Künstler 
beim Maler Ran ft 1 
beschäftigt, der ihn mit 
dem Fürsten Alexander 
Schönburg von 
Hohenstein bekannt 
machte, wodurch er 
mehrfach in aristokratischen Häusern als Zeichenlehrer Empfehlung 
und Verwendung fand. Mit den Cavalieren machte er sodann 
diverse Reisen, die er auch nach Thunlichkeit für seine Studien 
ausgenützt hat. 
Als Schüler der Akademie interessirte Goebel weniger das 
mühsame Schattiren nach den Gypsabgüssen der Antiken als vielmehr 
das Zeichnen nach dem lebenden Modell, und wenn er dies nicht zur 
Verfügung hatte, so zeichnete er seine Mitschüler, wodurch er früh 
zeitig ein gewandter Treffer im Porträtfache wurde. Sonach bekam 
er auch schon im Jahre 1844 mehrfach Aufträge, Bildnisse zu malen. 
Diese führte er zumeist in Aquarell aus und wie gut er sie machte, 
konnte der Verfasser an einem Bildnisse des Vaters unseres im 
Jahre 1897 verstorbenen Oberstkämmerers Sr. Excellenz Grafen 
Ferdinand Trauttmansdorff- Weinsberg sehen, welches stets 
auf dem Schreibtische desselben zu stehen pflegte. Der Künstler 
erzählt uns weiter, dass er im Jahre 1852 die Ehre hatte, Se. könig- 
*) Siehe pag. 6 dieses Werkes. 
liehe Hoheit den Grafen von Chambord kennen zu lernen, welcher 
ihn mit Familienbildnissen und der Darstellung verschiedener ]agd- 
scenen betraute; hieran reihten sich dann Aufträge für das Aller 
höchste Kaiserhaus, gleichwie der Künstler fast von allen Cavalieren 
des österreichischen Kaiserstaates bethätigt worden ist. Im Jahre 1845 
hielt sich Goebel in Graz und Gräfenberg auf, 1851 ging er ver 
schiedener Aufträge wegen nach Kiew und in demselben Jahre nach 
Prag, wo er gleichfalls reichliche Bethätigung fand; in Klattau zeich 
nete er nach dem Leben ein grosses Gruppenbild vom Officierscorps 
des II. Husarenregiments Grossfürst Nico laus und 1855 finden wir 
Goebel in Venedig, welche malerische Stadt mit ihrem bunten 
Volksleben ihn ganz besonders fesseln mochte, dabei malte er in 
tl 
Reggio Bildnisse für Se. kaiserliche Hoheit dem Erzherzog Franz 
von Modena, sowie für die Frau Erzherzogin Adelgunde, während 
er in Piazenza von der Herzogin Louise von Parma beauftragt 
wurde, die Prinzen und Prinzessinnen zu malen. Nach Wien zurück 
gekehrt, lithographirte 
Goebel zwei grosse 
Tableaux, darstellend 
je 21 Bildnisse der 
Equitations - Officiere, 
sodann das Officiers 
corps des VIII. Hu 
sarenregiments Chur 
fürst von Hessen- 
Cassel mit 56 Per 
sonen auf einem Bilde, 
sowie er überhaupt eine 
ganze Folge solcher 
Gruppenbilder ausge 
führt hat, wofür er ein 
besonderes Geschick 
besass. Im Jahre 185g 
malte und lithogra 
phirte der Künstler ein 
Gruppenbild des Für 
sten Paul Esterhäzy 
GOEBEL, Ambraser-Sammlung. 
Goebel’s Thätigkeit im Porträtfache war eine 
sehr reichhaltige, aber ebenso thätig erwies er sich als Landschafts 
und Genremaler, namentlich aber auf ethnographischem Gebiete, 
So malte er im Jahre 
mit seiner Familie. 
wofür ihm seine Reisen Stoff genug boten. 
1859 für Ihre Majestät die Königin von Baiern ein Album mit 
27 Ansichten von Berchtesgaden und der Ramsau, aber auch Jagd- 
V 
scenen wusste der Künstler mit grossem Geschick darzustellen, wo 
von wir die im Jahre 1865 für Se. kaiserliche Hoheit den Herrn 
Erzherzog Josef zu Ebenthal angefertigten namhaft machen. Im 
Jahre 1860 kam Goebel zum erstenmale nach Paris, woselbst er, 
empfohlen von Frohsdorf aus, in den angesehensten Häusern die 
reichlichste Bethätigung fand. Er porträtirte bei dieser Gelegenheit 
neben vielen anderen hervorragenden Persönlichkeiten die so schöne 
erste Frau des Grafen Chambord, den Grafen und die Gräfin 
Pimodan, den Grafen Montbelle, die Herzogin von Berri, den 
Prinzen Baufremont, den Grafen Villfranche u. s. w. Das zweite 
mal besuchte Goebel im Jahre 1861 Paris, um sodann nach Belgrad
	        
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