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Nr. 15 »Der Segen Jacobs«, in der modernen Abtheilung der kaiser
lichen Gemälde-Gallerie aufgestellt ist.*) Er verlor seinen Vater
einen Monat vor seiner Geburt und die erst ig Jahre alte Witwe,
die, wie Goe bei erzählt, nur ein Jahr verheiratet war, domicilirte
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sodann bei ihrem Vater Josef Klieber, der Professor der Bildhauerei
und Director der k. k Akademie der bildenden Künste gewesen ist.
Dieser bewohnte das Haus Nr. 100 neben der Karlskirche und hatte
seine Abtheilung für Modellirung und Gravüre damals in der Technik,
wo sich auch noch eine Colossalstatue von ihm befindet, wofür er
mit der grossen goldenen Medaille »an der Kette« ausgezeichnet
worden ist. Nachdem Goebel im Hause seines Grossvaters heran
wuchs, erhielt er selbstverständlich auch durch diesen die erste
künstlerische Anleitung. Dass er, wie uns der Künstler weiters erzählt,
in seiner frühen Jugend schon gerne gezeichnet hat und namentlich
mit Vorliebe die Radirungen von Klein und Erhärt, sowie die
Zeichnungen J. Höger’s zu Vorlagen nahm, ist daher nur begreiflich.
Aber auch S chmut
ze r’s virtuose Zeich
nungen und Stiche in-
teressirten den jungen
Künstler, dagegen ihn
später ganz ausseror
dentlich Danhauser
und Fendi fesselten,
letzteren er von Zeit
zu Zeit besuchen durfte,
um ihm seine Arbeiten
zu zeigen, welche
dieser corrigirte. Einige
Zeit war der damals
18jährige Künstler
beim Maler Ran ft 1
beschäftigt, der ihn mit
dem Fürsten Alexander
Schönburg von
Hohenstein bekannt
machte, wodurch er
mehrfach in aristokratischen Häusern als Zeichenlehrer Empfehlung
und Verwendung fand. Mit den Cavalieren machte er sodann
diverse Reisen, die er auch nach Thunlichkeit für seine Studien
ausgenützt hat.
Als Schüler der Akademie interessirte Goebel weniger das
mühsame Schattiren nach den Gypsabgüssen der Antiken als vielmehr
das Zeichnen nach dem lebenden Modell, und wenn er dies nicht zur
Verfügung hatte, so zeichnete er seine Mitschüler, wodurch er früh
zeitig ein gewandter Treffer im Porträtfache wurde. Sonach bekam
er auch schon im Jahre 1844 mehrfach Aufträge, Bildnisse zu malen.
Diese führte er zumeist in Aquarell aus und wie gut er sie machte,
konnte der Verfasser an einem Bildnisse des Vaters unseres im
Jahre 1897 verstorbenen Oberstkämmerers Sr. Excellenz Grafen
Ferdinand Trauttmansdorff- Weinsberg sehen, welches stets
auf dem Schreibtische desselben zu stehen pflegte. Der Künstler
erzählt uns weiter, dass er im Jahre 1852 die Ehre hatte, Se. könig-
*) Siehe pag. 6 dieses Werkes.
liehe Hoheit den Grafen von Chambord kennen zu lernen, welcher
ihn mit Familienbildnissen und der Darstellung verschiedener ]agd-
scenen betraute; hieran reihten sich dann Aufträge für das Aller
höchste Kaiserhaus, gleichwie der Künstler fast von allen Cavalieren
des österreichischen Kaiserstaates bethätigt worden ist. Im Jahre 1845
hielt sich Goebel in Graz und Gräfenberg auf, 1851 ging er ver
schiedener Aufträge wegen nach Kiew und in demselben Jahre nach
Prag, wo er gleichfalls reichliche Bethätigung fand; in Klattau zeich
nete er nach dem Leben ein grosses Gruppenbild vom Officierscorps
des II. Husarenregiments Grossfürst Nico laus und 1855 finden wir
Goebel in Venedig, welche malerische Stadt mit ihrem bunten
Volksleben ihn ganz besonders fesseln mochte, dabei malte er in
tl
Reggio Bildnisse für Se. kaiserliche Hoheit dem Erzherzog Franz
von Modena, sowie für die Frau Erzherzogin Adelgunde, während
er in Piazenza von der Herzogin Louise von Parma beauftragt
wurde, die Prinzen und Prinzessinnen zu malen. Nach Wien zurück
gekehrt, lithographirte
Goebel zwei grosse
Tableaux, darstellend
je 21 Bildnisse der
Equitations - Officiere,
sodann das Officiers
corps des VIII. Hu
sarenregiments Chur
fürst von Hessen-
Cassel mit 56 Per
sonen auf einem Bilde,
sowie er überhaupt eine
ganze Folge solcher
Gruppenbilder ausge
führt hat, wofür er ein
besonderes Geschick
besass. Im Jahre 185g
malte und lithogra
phirte der Künstler ein
Gruppenbild des Für
sten Paul Esterhäzy
GOEBEL, Ambraser-Sammlung.
Goebel’s Thätigkeit im Porträtfache war eine
sehr reichhaltige, aber ebenso thätig erwies er sich als Landschafts
und Genremaler, namentlich aber auf ethnographischem Gebiete,
So malte er im Jahre
mit seiner Familie.
wofür ihm seine Reisen Stoff genug boten.
1859 für Ihre Majestät die Königin von Baiern ein Album mit
27 Ansichten von Berchtesgaden und der Ramsau, aber auch Jagd-
V
scenen wusste der Künstler mit grossem Geschick darzustellen, wo
von wir die im Jahre 1865 für Se. kaiserliche Hoheit den Herrn
Erzherzog Josef zu Ebenthal angefertigten namhaft machen. Im
Jahre 1860 kam Goebel zum erstenmale nach Paris, woselbst er,
empfohlen von Frohsdorf aus, in den angesehensten Häusern die
reichlichste Bethätigung fand. Er porträtirte bei dieser Gelegenheit
neben vielen anderen hervorragenden Persönlichkeiten die so schöne
erste Frau des Grafen Chambord, den Grafen und die Gräfin
Pimodan, den Grafen Montbelle, die Herzogin von Berri, den
Prinzen Baufremont, den Grafen Villfranche u. s. w. Das zweite
mal besuchte Goebel im Jahre 1861 Paris, um sodann nach Belgrad