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GOEBEL, Auf dem Glacis.
berufen zu werden, wo er den Fürsten und die Fürstin Obren owits
zu malen hatte. Spanien bereiste er im Jahre 1864, woselbst er sich
3 Monate lang aufhielt und eine Masse von Studien und Aquarellen
mitbrachte, die, wie uns der Künstler erzählt, besonders gerne auf
den Londoner Kunstausstellungen gekauft worden seien.
Sowie Goebel für seine künstlerische Thätigkeit Anerkennung
und Erwerb fand, so fehlte es ihm auch nicht an äusseren Zeichen
der Ehrung. Vom Herzog Ernst von Coburg-Gotha erhielt er
das silberne Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft, vom Kaiser
von Mexiko (1867) das Ritterkreuz des Guadeloupordens und 1881
anlässlich der Anfertigung der Bildnisse des Königs von Rumänien
und der Königin Natalie mit dem Prinzen, das Officierskreuz des
Dakowa-Ordens. Von Sr. Majestät unserem Kaiser wurde er für ein
Album von 12 Aquarellen, darstellend die kaiserlichen Jagdhäuser
im Jahre 1894, mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone
neten, namentlich aber von der Gemälde-Gallerie, derartige Ansichten
gemacht worden sein, wozu sich ja unsere Brüder Alt und ebenso
der seither mit Tod abgegangene vortreffliche Aquarellist Heinrich
wie auch andere Wiener Maler ganz besonders geeignet haben
würden.
Indem wir in Kürze zusammenfassten, was uns Goebel über
sein Leben und Thun erzählt hat, wobei uns freilich der gegebene
Raum verbietet, in alle Details einzugehen, erwähnen wir noch,
dass der Künstler trotz mancher schöner Erfolge und stets wahr
haft freudiger künstlerischer Thätigkeit doch auch mancherlei Ursache
zur Klage hatte. So verlor er eines Tages durch einen Gewissen
losen einen beträchtlichen Theil seiner Ersparnisse, dann beklagt der
Künstler das traurige Geschick, im Jahre 1873 seine Mutter an den
Blattern verloren zu haben, während er an derselben Krankheit dar
niederlag; sodann hatte er seine geliebte Frau durch 18 Jahre krank,
um endlich auch sie am 19. Jänner 1892 zu Grabe zu geleiten.
Seither lebt Goebel, der auch kinderlos geblieben ist, in stillster
Zurückgezogenheit, seine nächsten Freunde besuchen ihn gerne,
ihn, der vom einstigen Wien und seinen vornehmen Kreisen so
viel des Anziehenden zu erzählen weiss. Mit dem liebenswürdigen
€
und gebildeten Menschen verbindet Goebel aber auch eine echte,
künstlerische Bescheidenheit, und während wir in seinen Skizzen
büchern blättern oder die Studien - Portefeuilles ansehen, belebt
der alte Herr die Bilder mit seinen Erinnerungen, erzählt uns
manche interessante Episode, die sich an diesen oder jenen Auf
enthalt knüpfte, oder aber es kommt ihm plötzlich die übergrosse
Bescheidenheit an, und er schliesst das Portefeuille, um es mit den
Worten in den Kasten zu stellen: »Ach, ’s ist genug von all dem
langweiligen Zeugs, heut’ haben wir eine ganz andere Kunst.« Wohl
eine andere Kunst, aber wer aus den Zeichnungen Goebel’s,
ausgezeichnet.
Bei der dem Künstler eigenen Vielseitigkeit darf es nicht
wenn man hört, dass er auch kirch-
in Verwunderung setzen
liehe Bilder gemalt und ebenso mit bestem Erfolge künstlerisch
ausgeführte Diplome und Adressen angefertigt habe.
Als eine namentlich für die Geschichte der kaiserlichen Samm
lungen sehr bemerkenswerthe Leistung müssen wir die seinerzeit
durch den Oberstkämmerer Sr. Excellenz Grafen Folliot de Crenne-
ville bei dem Künstler bestellten Aquarelle bezeichnen, welche eine
getreue Darstellung der sämmtlichen Säle des unteren Belvederes,
und zwar noch vor der Uebertragung der dort aufgestellten Samm
lungen von Waffen und kunstindustriellen Gegenständen u. s. w. in
das neue Hofmuseum, wiedergeben. Diese Aquarelle sind gewisser-
massen ein Protokoll der einstigen Aufstellung dieser Sammlungen
und wäre es schön gewesen, würden auch von den übrigen Kabi-