Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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malerei. Thaten sich auch ab und zu die Werke eines Schnorr, 
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Sch eff er von Leonhards ho ff, Ol i vier u. A. hervor, so 
behielt doch das realistische Streben die Oberhand, während die 
Akademiker und die Romantiker in den Hintergrund traten. Es 
lag in der Natur der Sache, dass Carl Russ’ und Anderer Be 
strebungen nach einer nationalen Historienmalerei in ihrem Sinne 
unerfüllt und sonach ohne nachhaltigen Erfolg blieben. Von einem 
wirklich grossen, durchschlagenden Erfolge konnte man erst reden, 
als Peter Kr afft mit seinem volksthümlich aufgefassten Land 
wehrmann auftrat. Wenn daher Nagler sagt, Kr afft habe sich im 
Hinblick auf die vier Hauptwerke »Abschied« und »Rückkehr des 
Landwehrmannes« und die »Schlachten bei Leipzig und Aspern« 
das Ehrenwort eines vaterländischen Malers verdient, so kann dieser 
treffende Ausspruch nur bestätigt werden, denn er wurde mit diesen 
seinen Bildern thatsächlich der 
Repräsentant seiner Zeit, was auch 
die Popularität erklärt, welche diesen 
echt nationalen Werken entgegen 
gebracht wurde. 
Kreis zu bilden, der sich in treuem Zusammenhalten gegen »akade 
mischen Zunftzwang und antiken Götzendienst 
Stellung der wahren Kunst zum Ziele steckte. Diesen abgeschlossenen 
Kreis bildeten die bekannten und hochgeachteten Meister Cornelius, 
Overbeck, Ph. Veith, Wilhelm Schadow, Julius v. Schnorr, 
Franz Pforr, Josef Koch, die Brüder Olivier und manche 
Andere.*) 
die Wiederher- 
Aber auch die in Wien verbleibenden jungen Künstler ent 
wanden sich allmälig dem alle Eigenthümlichkeit des Individuums 
ertödtenden Schulzwange, und da Wien in jenen Zeiten auch 
aufgehört hatte, ein Boden für monumentale Kunst zu sein, so 
wandten sich Diejenigen, welche weder der damals zur Strenge der 
Quattrocentisten zurückkehrenden kirchlichen, noch der romantischen 
Richtung angehören wollten, dem Gebiete der Historie oder aber 
der Darstellung ihrer Mitwelt zu, 
so wie ihnen dieselbe erschien, in 
ehrlich - wahrheitsgetreuem Wesen. 
So entstanden in Wien die ersten 
Anfänge zur modernen Historien 
malerei, die Genremaler griffen ihre 
Stoffe aus dem bürgerlichen und 
bäuerlichen Leben, sie mengten sich 
unter das Volk und malten dessen 
Eigenthümlichkeiten im Hause wie 
im öffentlichen Leben in ebenso 
typischer als liebenswürdiger Auf 
fassung. Und so geschah es, dass 
sich mit dieser der ersten Hälfte 
unseres Jahrhunderts angehörenden 
Kunstepoche, weil sie rein auf localem 
Boden wurzelte, eine Kleinkunst ent 
wickelte, die nicht blos ihres Gleichen 
sucht, sondern als das echteste und 
liebenswürdigste Wienerthum be 
zeichnet werden muss. Diese Kunst 
jener Generation der alten, gemüth- 
lichen Kaiserstadt findet daher heute 
noch ihre volle Werthschätzung; sie ging aus dem vollen Empfinden 
hervor und wird dehalb für alle kommenden Zeiten ihre Geltung 
bewahren. Was in jenen Tagen eines stillen, behaglichen poli 
tischen Lebens an wahrhaft Bedeutsamem in Wien geschaffen wurde, 
lag zumeist auf den Gebieten der Porträt-, Genre- und Landschafts 
Johann Peter Krafft, geb. 
zu Hanau den 15. September 1780, 
erhielt seine erste künstlerische 
Bildung an der fürstlich hessischen 
Zeichenakademie, die er länger als 
10 Jahre frequentirte. Mit Preisen 
und einem sehr ehrenvollen Zeug 
nisse ausgezeichnet, verliess der 
junge Künstler im März 1799 die 
dortige Schule, um sich nach Wien 
zu wenden.*) Doch war sein Auf 
enthalt hier nur von kurzer Dauer, 
denn im Frühling 1802 ist er bereits 
in Paris, woselbst er, namentlich 
durch Louis David die Eindrücke 
empfing, die ihn durch sein gesammtes 
späteres künstlerisches Wirken be 
gleiteten. Aber auch eine reichliche 
künstlerische Betätigung fand Krafft in Paris, die ihm durch 
Freunde und Gönner ermöglicht wurde. Als ein treuer Anhänger 
der französischen Richtung betrat er das zweite Mal Wien, um 
nach Italien zu gehen, woselbst er in Rom (1808) meistens die 
Bildnisse französischer Generale malte, an welche er von Frank 
reich aus empfohlen worden war. Abermals nach Wien zurück 
gekehrt, war er ununterbrochen als Porträtmaler thätig, bis er, an- 
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geregt durch die Erinnerung an die Werke David’s und seiner 
Anhänger, sich entschloss, ein grösseres und zeitgemässes Werk und 
zwar aus eigener Initiative zu unternehmen. Es war dies der bereits 
oben erwähnte »Abschied des österreichischen Landwehrmannes von 
seiner Familie« (bez. und dat. 1813), dessen Pendant »Die Rückkehr 
des Landwehrmannes nach dem Befreiungskriege« er sodann im 
Jahre 1820 malte. Beide Werke befinden sich dermalen im kunst- 
GEBH. PLATZ. St. Magdalena. 
*) Unter diesen befand sich auch der Bregenzer Gebhard Platz (1800, 
t 1881), welcher sich gleich Overbeck, wenn auch nicht in dem Grade der Ver 
geistigung, von den christlichen Ideen in der Kunst durchdrungen fühlte und fast 
ausschliesslich nur religiöse Gegenstände malte. Platz, dessen Werke in Oester 
reich nur selten angetroffen werden, weil sie, bis auf etliche Kirchenbilder in Tirol, 
meistens nach England und Amerika gegangen sind, wurde vielseitig sehr ge 
schätzt und genoss ein bedeutendes Ansehen. Für die kaiserliche Galerie 
wurde im Jahre 1877 eine »Heilige Magdalena«, gemalt 1876, erworben, welches 
Bild, dermalen im kunsthistorischen Hofmuseum aufgestellt, den Künstler jedoch 
nicht in seiner vollinhaltlichen Bedeutung vertritt. Aber schon im Jahre 1838, als 
Platz noch in Rom war, scheint, nach einem Erlass des Oberstkämmerers 
Grafen Czernin vom 29. Jänner d. J., bei dem Künstler ein Bild aus Sr. Majestät 
»Privatschatulle« bestellt worden zu sein, worüber aber weiters nichts verlautet. 
Einen eingehenden biographischen Bericht über Gebhard Platz brachte die »Neue 
Freie Presse« vom 19. Juli 1877, betitelt »Ein Künstlerleben, eine Lebensskizze«, 
welcher getreu nach den handschriftlichen Aufzeichnungen des Meisters verfasst war. 
*) In die k. k. Akademie der bildenden Künste ist Krafft am 1. Mai 1799 
als Schüler cingetreten. Ueber dessen weiteren Verbleib an dieser Kunstschule 
weisen die Acten derselben nichts auf.
	        
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