Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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um dieselbe Baumgruppe zu zeichnen, welche den Eleven der 
Landschaftsschule als Prüfungsaufgabe zugewiesen worden war, kam 
der Professor mit dem martialischen weissen Schnurbart auch zu mir 
denen aber auch zumeist nichts Rechtes geworden ist. Es ist wohl 
nicht anders als natürlich, dass Steinfeld auch akademische Preise 
erhalten hat. Doch, was uns der Meister von seiner akademischen 
Zeit erzählte, zeigt schon von der frühzeitig in ihm erwachten Oppo 
sition gegen die bisher daselbst geübten Disciplinen; er nahm denn 
auch schliesslich seine Ersparnisse und eine kleine Zubusse seines 
Vaters zusammen, schnürte gleich einem Handwerksburschen sein 
Ränzlein und wanderte frisch und wohlgemuth in die Fremde. 
Seine Fussreise ging durch Süddeutschland an den Rhein, wo 
selbst er zu Schiffe von Mannheim aus Mainz und Köln besuchte; 
von da ging es abermals zu Fuss weiter nach Belgien und so fort 
bis nach Antwerpen. Die ganz neuen Eindrücke, welche er auf 
dieser Reise gewann, nahmen alsbald den grössten Einfluss auf seine 
künstlerische Entwicklung. Von da an suchte sich Stein fei d den 
naturwidrigen Anschauungen einer stark verzopften Richtun 
in der Landschaftsmalerei, zumal in der Lehranstalt in Wien, noch 
gang und gäbe war, mit Nachdruck zu entziehen. Aber neben dem 
ernstesten Streben, der Natur nahe zu kommen, verfolgte er auch 
in nicht geringerem Masse das Studium der berühmten holländischen 
Realisten Jacob Ruijsdael, M. Hobbema, J. Everdingen u. A., 
und zwar vornehmlich, um auch in diesen Vorbildern die Quelle der 
Wahrheit in der Kunst zu erforschen. Sein gesunder Blick, mit 
welchem er die Natur anschaute, vereinte sich mit der Gabe poeti 
scher Gestaltung und so entwickelte er in seinen Bildern Motive, 
welche der altherkömmlichen conventinellen Compositionsart, eines 
Molitor, Schödlberger, Johann Joseph Schindler, Janscha 
und Mössmer allerdings diametral gegenüberstanden. Und so konnte 
es auch nicht lange dauern, dass sich sein Talent zu bemerkenswerthen 
Leistungen emporschwang. Im Jahre 1815, also schon mit 28 Jahren, 
hatte er in Anerkennung seiner künstlerischen Verdienste die 
Ehre, zum wirklichen Mitgliede der k. k. Akademie der bildenden 
Künste erwählt zu werden; in Folge eines glücklich erfüllten künst 
lerischen Auftrages wurde er von dem Hoch- und Deutschmeister 
Herrn Erzherzog Anton als Kammermaler, und zwar mit einem 
jährlichen Gehalte von 600 fl. C.-M., 200 fl. Quartiergeld und einem 
Deputate von vier Klaftern harten Holzes angestellt. Ein Erfolg für 
den jungen Künstler, der für sein ganzes Leben von Bedeutung 
war, und über den er sich oft dankerfüllt ausgesprochen hat, zumal 
es der Erzherzog dabei nicht bewenden Hess, sondern ihn weiters 
mit Arbeiten beauftragte, so dass Steinfeld im Laufe der Zeit 
acht grosse Bilder für ihn malte. 
Ein wahrer Mäcen des jungen Künstlers war aber auch der 
Wiener Bürger und Tuchscherermeister Wiest, welcher ihm fast 
alle Bilder, die er zu jener Zeit malte, abkaufte. Als Wiest in den 
Vierziger-Jahren starb, wurden die etwa sechzig Bilder verauctionirt, 
und zwar nicht nur um den doppelten, sondern auch dreifachen 
Preis. 
herangeschritten, blickte eine Weile auf meine Zeichnung auf gewöhn 
lichem Schreibpapier, und meinte lächelnd: 
Papier hätten Sie sich schon spendiren können.« 
allererster Versuch, den ich wagte, und der ja gewiss in seinen 
Augen kläglich genug aussehen müsste.« »Na ja, es fehlt schon da 
und dort was, Sie müssen sich eben erst klar werden, wie man so 
aber das 
Aber ein besseres Blatt 
Es sei ja nur ein 
was ansieht, es ist noch viel Wirrwarr in der Zeichnun 
lernt man nicht gleich das erste Mal; ja, es ist ein hartes Stück 
Arbeit, das voranzugehen hat, ehe man nur weiss, wie man einen 
belaubten Baum und gar charakteristisch auf Art und Gattung zu 
zeichnen hat. Und besonders schwer sind diese Silber- und Zitterpappeln 
erfassen, ihre stets bewegten Formen haben nichts Festes, und 
jeder leichte Luftzug wirft die Laubpartien durcheinander, womit 
dem Zeichner, der die Formen doch fassen und in ein gutes, wohl 
geordnetes Gefüge zu bringen hat, grosse Schwierigkeiten erwachsen. 
Ich habe gerade diese Partie Pappeln ausgewählt, damit meine jungen 
Leute was lernen, denn was so leicht von der Hand geht, daran 
er 
welche 
zu 
pflegt man nicht viel zu profitiren.« 
Ich war bewegt und gerührt von der Güte, die der Meister 
dem jungen Dilettanten erwies und nahm mir vor. wenn’s dazu 
käme, dass ich ein Maler werden sollte, müsste dieser Mann mein 
Lehrer sein. Und so geschah es auch, ich wurde sein Schüler und 
habe es nie bereut, stets werde ich des trefflichen Meisters und 
Freundes gedenken, der es in Allem so ernst nahm, so froh und 
stets lebensfreudig er auch seines Lebens waltete. 
Franz Steinfeld, der Vormeister der neuen Landschafts 
richtung in Wien, wurde daselbst den 26. März 1787 geboren. Sein 
Vater (geboren 1750, gestorben den 13. April 1832) war Bildhauer 
und soll bei der Herstellung der Figurengruppen im Parterre zu 
Schönbrunn beschäftigt gewesen sein. Steinfeld hatte frühzeitig 
dem Vater bei seinen Arbeiten zu helfen, ebenso war der noch in 
zartem Alter stehende Kunstbeflissene im Atelier des Bildhauers 
selbst erzählte, habe er keine 
Prokop beschäftigt. Aber wie er uns 
rechte Freude an der Bildhauerei gehabt, auch habe sie seine Ge 
sundheit angegriffen, so dass er bald lieber Pinsel und Palette zur 
Hand nahm, freilich zuerst unter Verhältnissen, die wenig erfreulich 
So bestand sein Haupterwerb darin, die damals sehr 
malen, die ihm per Stück mit 
waren. 
beliebten Schnupftabaksdosen zu 
16 Kreuzer C.-M. bezahlt wurden. Da musste der junge Mensch 
viel zu verdienen, sein Auskommen 
wohl sehr fleissig sein, 
finden und auch nebenbei studiren zu können. Doch das dauerte 
um so 
zu 
Auf Anrathen des Malers Casanova wendete er 
nicht allzulange. 
sich dem Studium der Landschaftsmalerei zu und besuchte zu diesem 
Die Aufnahms- 
Zwecke die k. k. Akademie der bildenden Künste, 
acten derselben melden uns, dass er 1784 geboren sei, was allerdings 
falsch ist, dagegen es richtig sein mag, dass er im Jahre 1802, und 
zwar am 20. November, daselbst eingetreten und bis inclusive Winter- 
curs 1812, also volle zehn Jahre, an der Schule geblieben sei, was 
bei der damals so umständlich und langwierig betriebenen Unterrichts 
methode eben nicht unbegreiflich erscheinen mag. Ich kannte übrigens 
Maler, die noch länger an der Schule hängen geblieben sind, aus 
Bald erwachte aber auch in dem überaus thätigen Künstler 
wieder die Reiselust, und so kam er auf einer Reise nach 
Italien nach Klagenfurt, wo ihn der begleitende Freund, ein Kauf 
mann aus Wien, in die angesehensten Familien einführte, was zur 
Folge hatte, dass er einen ganzen Winter dort unter äusserst an 
genehmen Verhältnissen zubrachte. Die damals gepflogenen freund 
schaftlichen Beziehungen, besonders zum Hause Moro, sowie zur
	        
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