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um dieselbe Baumgruppe zu zeichnen, welche den Eleven der
Landschaftsschule als Prüfungsaufgabe zugewiesen worden war, kam
der Professor mit dem martialischen weissen Schnurbart auch zu mir
denen aber auch zumeist nichts Rechtes geworden ist. Es ist wohl
nicht anders als natürlich, dass Steinfeld auch akademische Preise
erhalten hat. Doch, was uns der Meister von seiner akademischen
Zeit erzählte, zeigt schon von der frühzeitig in ihm erwachten Oppo
sition gegen die bisher daselbst geübten Disciplinen; er nahm denn
auch schliesslich seine Ersparnisse und eine kleine Zubusse seines
Vaters zusammen, schnürte gleich einem Handwerksburschen sein
Ränzlein und wanderte frisch und wohlgemuth in die Fremde.
Seine Fussreise ging durch Süddeutschland an den Rhein, wo
selbst er zu Schiffe von Mannheim aus Mainz und Köln besuchte;
von da ging es abermals zu Fuss weiter nach Belgien und so fort
bis nach Antwerpen. Die ganz neuen Eindrücke, welche er auf
dieser Reise gewann, nahmen alsbald den grössten Einfluss auf seine
künstlerische Entwicklung. Von da an suchte sich Stein fei d den
naturwidrigen Anschauungen einer stark verzopften Richtun
in der Landschaftsmalerei, zumal in der Lehranstalt in Wien, noch
gang und gäbe war, mit Nachdruck zu entziehen. Aber neben dem
ernstesten Streben, der Natur nahe zu kommen, verfolgte er auch
in nicht geringerem Masse das Studium der berühmten holländischen
Realisten Jacob Ruijsdael, M. Hobbema, J. Everdingen u. A.,
und zwar vornehmlich, um auch in diesen Vorbildern die Quelle der
Wahrheit in der Kunst zu erforschen. Sein gesunder Blick, mit
welchem er die Natur anschaute, vereinte sich mit der Gabe poeti
scher Gestaltung und so entwickelte er in seinen Bildern Motive,
welche der altherkömmlichen conventinellen Compositionsart, eines
Molitor, Schödlberger, Johann Joseph Schindler, Janscha
und Mössmer allerdings diametral gegenüberstanden. Und so konnte
es auch nicht lange dauern, dass sich sein Talent zu bemerkenswerthen
Leistungen emporschwang. Im Jahre 1815, also schon mit 28 Jahren,
hatte er in Anerkennung seiner künstlerischen Verdienste die
Ehre, zum wirklichen Mitgliede der k. k. Akademie der bildenden
Künste erwählt zu werden; in Folge eines glücklich erfüllten künst
lerischen Auftrages wurde er von dem Hoch- und Deutschmeister
Herrn Erzherzog Anton als Kammermaler, und zwar mit einem
jährlichen Gehalte von 600 fl. C.-M., 200 fl. Quartiergeld und einem
Deputate von vier Klaftern harten Holzes angestellt. Ein Erfolg für
den jungen Künstler, der für sein ganzes Leben von Bedeutung
war, und über den er sich oft dankerfüllt ausgesprochen hat, zumal
es der Erzherzog dabei nicht bewenden Hess, sondern ihn weiters
mit Arbeiten beauftragte, so dass Steinfeld im Laufe der Zeit
acht grosse Bilder für ihn malte.
Ein wahrer Mäcen des jungen Künstlers war aber auch der
Wiener Bürger und Tuchscherermeister Wiest, welcher ihm fast
alle Bilder, die er zu jener Zeit malte, abkaufte. Als Wiest in den
Vierziger-Jahren starb, wurden die etwa sechzig Bilder verauctionirt,
und zwar nicht nur um den doppelten, sondern auch dreifachen
Preis.
herangeschritten, blickte eine Weile auf meine Zeichnung auf gewöhn
lichem Schreibpapier, und meinte lächelnd:
Papier hätten Sie sich schon spendiren können.«
allererster Versuch, den ich wagte, und der ja gewiss in seinen
Augen kläglich genug aussehen müsste.« »Na ja, es fehlt schon da
und dort was, Sie müssen sich eben erst klar werden, wie man so
aber das
Aber ein besseres Blatt
Es sei ja nur ein
was ansieht, es ist noch viel Wirrwarr in der Zeichnun
lernt man nicht gleich das erste Mal; ja, es ist ein hartes Stück
Arbeit, das voranzugehen hat, ehe man nur weiss, wie man einen
belaubten Baum und gar charakteristisch auf Art und Gattung zu
zeichnen hat. Und besonders schwer sind diese Silber- und Zitterpappeln
erfassen, ihre stets bewegten Formen haben nichts Festes, und
jeder leichte Luftzug wirft die Laubpartien durcheinander, womit
dem Zeichner, der die Formen doch fassen und in ein gutes, wohl
geordnetes Gefüge zu bringen hat, grosse Schwierigkeiten erwachsen.
Ich habe gerade diese Partie Pappeln ausgewählt, damit meine jungen
Leute was lernen, denn was so leicht von der Hand geht, daran
er
welche
zu
pflegt man nicht viel zu profitiren.«
Ich war bewegt und gerührt von der Güte, die der Meister
dem jungen Dilettanten erwies und nahm mir vor. wenn’s dazu
käme, dass ich ein Maler werden sollte, müsste dieser Mann mein
Lehrer sein. Und so geschah es auch, ich wurde sein Schüler und
habe es nie bereut, stets werde ich des trefflichen Meisters und
Freundes gedenken, der es in Allem so ernst nahm, so froh und
stets lebensfreudig er auch seines Lebens waltete.
Franz Steinfeld, der Vormeister der neuen Landschafts
richtung in Wien, wurde daselbst den 26. März 1787 geboren. Sein
Vater (geboren 1750, gestorben den 13. April 1832) war Bildhauer
und soll bei der Herstellung der Figurengruppen im Parterre zu
Schönbrunn beschäftigt gewesen sein. Steinfeld hatte frühzeitig
dem Vater bei seinen Arbeiten zu helfen, ebenso war der noch in
zartem Alter stehende Kunstbeflissene im Atelier des Bildhauers
selbst erzählte, habe er keine
Prokop beschäftigt. Aber wie er uns
rechte Freude an der Bildhauerei gehabt, auch habe sie seine Ge
sundheit angegriffen, so dass er bald lieber Pinsel und Palette zur
Hand nahm, freilich zuerst unter Verhältnissen, die wenig erfreulich
So bestand sein Haupterwerb darin, die damals sehr
malen, die ihm per Stück mit
waren.
beliebten Schnupftabaksdosen zu
16 Kreuzer C.-M. bezahlt wurden. Da musste der junge Mensch
viel zu verdienen, sein Auskommen
wohl sehr fleissig sein,
finden und auch nebenbei studiren zu können. Doch das dauerte
um so
zu
Auf Anrathen des Malers Casanova wendete er
nicht allzulange.
sich dem Studium der Landschaftsmalerei zu und besuchte zu diesem
Die Aufnahms-
Zwecke die k. k. Akademie der bildenden Künste,
acten derselben melden uns, dass er 1784 geboren sei, was allerdings
falsch ist, dagegen es richtig sein mag, dass er im Jahre 1802, und
zwar am 20. November, daselbst eingetreten und bis inclusive Winter-
curs 1812, also volle zehn Jahre, an der Schule geblieben sei, was
bei der damals so umständlich und langwierig betriebenen Unterrichts
methode eben nicht unbegreiflich erscheinen mag. Ich kannte übrigens
Maler, die noch länger an der Schule hängen geblieben sind, aus
Bald erwachte aber auch in dem überaus thätigen Künstler
wieder die Reiselust, und so kam er auf einer Reise nach
Italien nach Klagenfurt, wo ihn der begleitende Freund, ein Kauf
mann aus Wien, in die angesehensten Familien einführte, was zur
Folge hatte, dass er einen ganzen Winter dort unter äusserst an
genehmen Verhältnissen zubrachte. Die damals gepflogenen freund
schaftlichen Beziehungen, besonders zum Hause Moro, sowie zur