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sodann als Professor thätig war. Zum Mitgliede der Akademie ward
er schon im Jahre 1824 ernannt.
In der kaiserlichen Gemälde-Galerie im kunsthistorischen Hof
museum sind von Thomas Ender drei Bilder aufgestellt, und zwar
Nr. 72 »Das Nonsbergerthal mit dem Schlosse Cles in Südtirol bei
heranziehendem Regenwetter« (Leinwand hoch 87 Cm., breit 120 Cm.),
am Unterrande bezeichnet »Tma. Ender«; Nr. 73 »Schloss Tirol bei
Meran« (Leinwand hoch
92 Cm., breit 119 Cm.), am
linken Unterrande des Bildes
bezeichnet »Tho. Ender«;
und Nr. 74 »Partie aus
dem Berchtesgadner Thale«
(Leinwand hoch 62 Cm.,
breit 81 Cm.), am Unter
rande des Bildes bezeichnet
»Thom. Ender«.
Es ist aber nachweis
bar, dass noch andere Bilder
des Meisters abwechselnd
in der kaiserlichen Gemälde-
Galerie gewesen sind, so
sei beispielsweise erwähnt
eine »Ansicht des Grossglocknergletschers«, welches Bild auf
Allerhöchste Verfügung im Jahre 1874 nach Linz gelangte, nachdem
es im Jahre 1849 vom Kaiser angekauft worden ist. Auch Ansichten
der oberen und unteren Pasterze mit dem Grossglockner und dem
Johannisberge bei Heiligenblut in Kärnten (1834) und der Küste
von Sorrent sind angekauft worden, welche Objecte dermalen wie
so viele Kunstwerke, welche
im Laufe der Zeiten erwor
ben wurden, zum Schmucke
von kaiserlichen Apparte
ments zu dienen haben.
Reich bedacht mit
Aquarellen des Meisters ist
die Sammlung der Aqua
relle und Handzeichnungen
im zweiten Stockwerke des
kunsthistorischen Hofmuse
ums, welche überhaupt seit
Eröffnung desselben einen
neuen Bestand der kaiser
lichen Sammlungen bildet
und fortwährend durch
Erwerbungen namhafter Kunstwerke vergrössert und erweitert
wird. Die Zahl der daselbst placirten Aquarelle von Thomas
Ender, welche noch unter dem Oberstkämmerer Sr. Excellenz
dem Grafen Foliot de Crenneville angekauft wurden, beläuft
sich auf elf Stück, nnd diese Bilder geben den Maler in all seinen
Eigenthümlichkeiten sowie in der Bravour seiner Technik als Aqua
rellist wieder.
Ender’s Art zu schaffen war eine leichte und gefällige, nicht
gerade ohne Methodik, jedoch von einer solchen, welche sicherlich
aus nichts Anderem als der Naturanschauung hervorgegangen
ist. Diese Methode hatte etwas Typisches, so dass Ender’s
Werke auf den ersten, wenn auch nur flüchtigen Blick zu erkennen
sind. Das markirt jedenfalls eine starke Individualität, und eine
solche Künstlerindividualität hat immer etwas Erfreuliches und An
ziehendes, auch wenn sie uns gleich einem erratischen Block ent
gegentritt. Ein solcher war Thomas Ender gewissermassen unter
seinen Zeitgenossen, er blieb
auch so gut wie ohne Nach
ahmer, denn seine Schüler,
wenn sie auch viel von
ihm gelernt haben mochten,
sind bald andere Wege
gegangen, um ihrer eigenen
Individualität zu folgen.
Thomas Ender’s
Bilder und Ansichten von
malerischen Gegenden wur
den aber nicht nur hier
hoch geschätzt und sei es
durch ihn selbst oder durch
die Stecher und Radirer
Franz Stöber, Josef
Axmann reproducirt, sondern durch auswärtige, namentlich
englische Künstler, wie Radcliffe, J. Sands, Shury,
Dawson, Seavors und Varral in Stichen und Radirungen
vervielfältigt.
Von Sr. Majestät dem Kaiser wurde Thomas Ender der
Titel eines kaiserlichen Rathes verliehen, dann wurde er auch
durch die Allerhöchste Ver
leihung des Franz Joseph-
Ordens und von seiner
Vaterstadt Wien durch die
Verleihung des Bürger
rechtes ausgezeichnet. Von
Thomas Ender können
wir mit Recht behaupten,
dass er sein Fach voll
kommen beherrscht hat.
Er ist daher zu den Haupt
meistern der Wiener Schule
der ersten Hälfte unseres
Jahrhunderts zu zählen.
Sein Können und Wissen
war ein unbedingt bedeut
sames, das in der Realistik der Naturanschauung Wurzel fasste,
die Wahrheit anstrebte und dieselbe auch ganz schlagend erreichte.
. Sehr gute Porträts von ihm malten sein Neffe Eduard Ender
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und Josef Danhauser; letzteres Bildniss ist in der bekannten
Sammlung stecherischer Radirungen einiger der hervorragendsten
Wiener Künstler von Franz Stöber in dessen bekannter Virtu
osität reproducirt worden. Dr. Cyriacus Bodenstein erzählt
uns, dass er im sogenannten Tommasoni-Durchhause in der Woll-
zeile ein einfaches Atelier hatte, in dem die alte Geige hing, welche
Der Grundelsee in Steiermark.
THOMAS ENDER-Aquarelle.
THOMAS ENDER-Aquarelle. Der Alt-Aussee mit dem Blick auf den Dachstein.
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