Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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sodann als Professor thätig war. Zum Mitgliede der Akademie ward 
er schon im Jahre 1824 ernannt. 
In der kaiserlichen Gemälde-Galerie im kunsthistorischen Hof 
museum sind von Thomas Ender drei Bilder aufgestellt, und zwar 
Nr. 72 »Das Nonsbergerthal mit dem Schlosse Cles in Südtirol bei 
heranziehendem Regenwetter« (Leinwand hoch 87 Cm., breit 120 Cm.), 
am Unterrande bezeichnet »Tma. Ender«; Nr. 73 »Schloss Tirol bei 
Meran« (Leinwand hoch 
92 Cm., breit 119 Cm.), am 
linken Unterrande des Bildes 
bezeichnet »Tho. Ender«; 
und Nr. 74 »Partie aus 
dem Berchtesgadner Thale« 
(Leinwand hoch 62 Cm., 
breit 81 Cm.), am Unter 
rande des Bildes bezeichnet 
»Thom. Ender«. 
Es ist aber nachweis 
bar, dass noch andere Bilder 
des Meisters abwechselnd 
in der kaiserlichen Gemälde- 
Galerie gewesen sind, so 
sei beispielsweise erwähnt 
eine »Ansicht des Grossglocknergletschers«, welches Bild auf 
Allerhöchste Verfügung im Jahre 1874 nach Linz gelangte, nachdem 
es im Jahre 1849 vom Kaiser angekauft worden ist. Auch Ansichten 
der oberen und unteren Pasterze mit dem Grossglockner und dem 
Johannisberge bei Heiligenblut in Kärnten (1834) und der Küste 
von Sorrent sind angekauft worden, welche Objecte dermalen wie 
so viele Kunstwerke, welche 
im Laufe der Zeiten erwor 
ben wurden, zum Schmucke 
von kaiserlichen Apparte 
ments zu dienen haben. 
Reich bedacht mit 
Aquarellen des Meisters ist 
die Sammlung der Aqua 
relle und Handzeichnungen 
im zweiten Stockwerke des 
kunsthistorischen Hofmuse 
ums, welche überhaupt seit 
Eröffnung desselben einen 
neuen Bestand der kaiser 
lichen Sammlungen bildet 
und fortwährend durch 
Erwerbungen namhafter Kunstwerke vergrössert und erweitert 
wird. Die Zahl der daselbst placirten Aquarelle von Thomas 
Ender, welche noch unter dem Oberstkämmerer Sr. Excellenz 
dem Grafen Foliot de Crenneville angekauft wurden, beläuft 
sich auf elf Stück, nnd diese Bilder geben den Maler in all seinen 
Eigenthümlichkeiten sowie in der Bravour seiner Technik als Aqua 
rellist wieder. 
Ender’s Art zu schaffen war eine leichte und gefällige, nicht 
gerade ohne Methodik, jedoch von einer solchen, welche sicherlich 
aus nichts Anderem als der Naturanschauung hervorgegangen 
ist. Diese Methode hatte etwas Typisches, so dass Ender’s 
Werke auf den ersten, wenn auch nur flüchtigen Blick zu erkennen 
sind. Das markirt jedenfalls eine starke Individualität, und eine 
solche Künstlerindividualität hat immer etwas Erfreuliches und An 
ziehendes, auch wenn sie uns gleich einem erratischen Block ent 
gegentritt. Ein solcher war Thomas Ender gewissermassen unter 
seinen Zeitgenossen, er blieb 
auch so gut wie ohne Nach 
ahmer, denn seine Schüler, 
wenn sie auch viel von 
ihm gelernt haben mochten, 
sind bald andere Wege 
gegangen, um ihrer eigenen 
Individualität zu folgen. 
Thomas Ender’s 
Bilder und Ansichten von 
malerischen Gegenden wur 
den aber nicht nur hier 
hoch geschätzt und sei es 
durch ihn selbst oder durch 
die Stecher und Radirer 
Franz Stöber, Josef 
Axmann reproducirt, sondern durch auswärtige, namentlich 
englische Künstler, wie Radcliffe, J. Sands, Shury, 
Dawson, Seavors und Varral in Stichen und Radirungen 
vervielfältigt. 
Von Sr. Majestät dem Kaiser wurde Thomas Ender der 
Titel eines kaiserlichen Rathes verliehen, dann wurde er auch 
durch die Allerhöchste Ver 
leihung des Franz Joseph- 
Ordens und von seiner 
Vaterstadt Wien durch die 
Verleihung des Bürger 
rechtes ausgezeichnet. Von 
Thomas Ender können 
wir mit Recht behaupten, 
dass er sein Fach voll 
kommen beherrscht hat. 
Er ist daher zu den Haupt 
meistern der Wiener Schule 
der ersten Hälfte unseres 
Jahrhunderts zu zählen. 
Sein Können und Wissen 
war ein unbedingt bedeut 
sames, das in der Realistik der Naturanschauung Wurzel fasste, 
die Wahrheit anstrebte und dieselbe auch ganz schlagend erreichte. 
. Sehr gute Porträts von ihm malten sein Neffe Eduard Ender 
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und Josef Danhauser; letzteres Bildniss ist in der bekannten 
Sammlung stecherischer Radirungen einiger der hervorragendsten 
Wiener Künstler von Franz Stöber in dessen bekannter Virtu 
osität reproducirt worden. Dr. Cyriacus Bodenstein erzählt 
uns, dass er im sogenannten Tommasoni-Durchhause in der Woll- 
zeile ein einfaches Atelier hatte, in dem die alte Geige hing, welche 
Der Grundelsee in Steiermark. 
THOMAS ENDER-Aquarelle. 
THOMAS ENDER-Aquarelle. Der Alt-Aussee mit dem Blick auf den Dachstein. 
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