Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

ihm seinerzeit sein Schulgeld verdienen geholfen hatte. Thomas 
En der starb Dank seines Fleisses und seiner Bescheidenheit in 
allen Bedürfnissen des Daseins als wohlhabender Mann am 
28. September 1875 und testirte aus dem Erlöse des Verkaufes 
seiner Studien für die Künstler-Pensionsgesellschaft den ansehnlichen 
Betrag von 2000 Gulden. 
Herr von Wurzbach schrieb in seinem vierten Bande des 
biographischen Lexikons den unseren Künstler betreffenden Aufsatz 
noch bei dessen Lebzeiten, führt uns aus den Ausstellungskatalogen 
eine namhafte Anzahl seiner Bilder auf und bemerkt zum Schlüsse 
sehr bezeichnend, dass Ender’s Arbeiten sich von Seite des kunst 
liebenden Publicums einer grossen Beliebtheit erfreuten, dagegen 
weniger phantasie- und gemüthreich, dafür sehr verständig waren. 
Die Standpunkte seien stets mit grossem Glück gewählt gewesen 
während sich die Wirkung des Lichtes effectvoll, oft bestechend 
ergeben habe. Die Naturformen kennzeichnen ein treues Studium 
sowie das Colorit als saftig, frisch und dauerhaft anerkannt werden 
müsse. Rühmlichst gedenkt er hiebei der Darstellung der Gletscher 
sowie des Baumschlages, der 
stets leicht und wahr be 
handelt erschien. Nicht ohne 
eine gewisse Berechtigung 
spricht sich Eitelberger 
über Thomas Ender’s 
künstlerische Leistungen 
aus, indem er sagt, dass 
sein Talent und sein grosses 
Geschick im Vortrage nicht 
zu verkennen wären, wäh 
rend seine Oelbilder wie ins 
Grosse übertragene Aqua 
relle aussehen und die Com- 
position durch den Prospect 
sowie die Stimmung der 
Landschaft durch die geschickte Hand in den Hintergrund gedrängt 
würden. 
schildert eine Partie aus dem Ramsau-Thale zwischen Berchtesgaden 
und Hintersee, und zwar zur Zeit der Kornreife; rückwärts sieht 
man über coupirtes Terrain hinweg den Hohen Göll und links vorne 
schliesst eine Baumgruppe ab, bei der ein Gebirgsweg vorbeiführt, 
auf welchem ein paar Figuren angebracht sind. 
Was die Schule betrifft, aus der Loos hervorging, so möchte 
ich schon Re bei Ts Einfluss gelten lassen, aber mehr noch dürfte 
auf ihn das Beispiel Thomas Ender’s gewirkt haben, wozu jedoch 
eine ausgesprochene Individualität trat, welche eigentlich all das Ge 
lernte verwischt und einen selbstständigen Meister zeigt, dessen 
klarer Blick, wie schon bemerkt wurde, die Natur erschaut, wie sie 
ist, und dessen Geschicklichkeit sich in den Grenzen des Wahren 
und Berechtigten hält. 
Ganz ausnehmend interessant wirkte aber auch stets auf mich 
eine Wahrnehmung, die ich namentlich in der Behandlung des 
Vordergrundes dieses Bildes machte und die deutlich darlegt, dass 
der jüngere Meister Anton Hansch von Loos unbedingt gelernt, 
also etwas angenommen haben musste, wenn dieser auch nicht sein 
Lehrer gewesen ist und der 
Kunstjünger sich, wie ja 
das öfters zu geschehen 
pflegt, nur erfolgreich »an- 
gepürscht« hat. 
Ich habe leider nur 
immer dies eine Bild von 
Friedrich Loos gesehen,*) 
währender, wie uns Josef 
Wastler in seinem stei 
rischen Künstlerlexikon in 
treuer Abschrift des Loos- 
schen Artikels aus Andre- 
sen’s »Deutsche Maler-Ra- 
direr des XIX. Jahrhunderts« 
(I. Band 1866) berichtet, 
etwa 160 Oelgemälde angefertigt haben soll, welche fast sämmtlich 
im Auslande sein dürften. 
Unser Bild (Leinwand hoch 59 Cm., breit 73 Cm.) ist bezeichnet 
»Friedr. Loos 1836«. Es ist schwer anzunehmen, dass Wastler, 
. 
THOMAS ENDER-Aquarelle. Die Burg Arva in Ungarn. 
Von Ender’s graphischen Arbeiten nennen wir noch vier 
Stück Ansichten von Ischl (1828), und zwei Radirungen aus Guten 
stein, nebst einer Radirung aus Ischl. 
Sofort hinter Thomas Ender möchte ich mich mit einem 
Künstler befassen, um den sich die hiesige Welt, also sein Vater 
land eigentlich recht weni 
Er ging auch bald in die Fremde, um endlich, trotzdem er 
Wien so sehr liebte, nie wiederzukehren. Aber mit ihm war der 
und vor ihm Andresen, dieses Bildes gedenken, indem sie er- 
Im nächsten Jahre — also 1836 
zählen: 
Bild, 
Stellung, welches allgemeinen Beifall fand und für das Belvedere 
angekauft wurde.« Hier scheint jedenfalls ein kleiner Irrthum unter 
laufen zu sein, dennoch aber glaube ich, dass die beiden Biographen, 
trotz der widersprechenden Angaben über Grösse und Gegenstand 
des Bildes, damit doch unser Belvederebild meinten, zudem sie 
überhaupt kein anderes Bild vom Jahre 1836 mehr anzuführen 
wissen. 
brachte er sein grosses (?) 
,Ein Herbstmittag aus dem Salzburger Gebirge' auf die Aus- 
eekümmert hat. 
er 
ö ö 
Wiener Kunst ein Talent entgangen, das im Stande gewesen wäre, 
Friedrich Loos,*) 
hier gar bedeutsam zur Geltung zu gelangen, 
den ich meine, und der nur mit einem Jugendbilde in der kaiser 
lichen Gemälde-Galerie vertreten ist, das aber jederzeit ob seiner 
gesunden Naturanschauung meine Aufmerksamkeit in Anspruch 
genommen hat, ist unbedingt eine bedeutende Erscheinung auf dem 
Gebiete der Wiener Landschaftsmalerei gewesen. Unsere Landschaft 
Friedrich Loos ist zu Graz am 29. October 1797 geboren 
und kam mit seinem Vater, der das Handwerk eines Lederfärbers 
*) Ein zweites kleineres Bild fand ich soeben während der Drucklegung 
dieses im Besitze des Kunsthändlers Wawra hier, welches gezeichnet und datirt 
1839 i st un d ebenfalls eine Sommerlandschaft aus derselben Gegend mit dem 
Watzmann im Hintergründe darstellt. Holz hoch 23^5 Cm., breit 28-5 Cm. Auch 
noch ein drittes Bild fand ich seither im Privatbesitz. 
) Sein in der kaiserl. Gemälde-Galerie befindliches Oelgemälde, Kat. 1897 
Nr. 183 »Ansicht der Ramsau bei Berchtesgaden« erscheint in dem Werke als 
Heliogravüre reproducirt. 
US
	        
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