Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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der Anatomie zu vervollkommnen. 1826 kehrte Loos reich belohnt 
von dem oben genannten Kunstfreunde über Dresden und Prag, wo 
er sich ebenfalls Studien halber aufhielt, nach Wien zurück. Bald 
darauf begab er sich nach Salzburg, wo er nach den daselbst auf 
genommenen Studien Bilder malte. Er wurde hier auch mit dem 
Maler J. M. Sattler bekannt, welcher mit der Idee und den Vor 
arbeiten beschäftigt war, ein grosses Panorama von Salzburg zu 
malen, für dessen malerische Zustandebringung er sich nicht stark 
genug fühlte, weshalb er Loos bestimmte, die Herstellung des 
16 Schuh hohen und 80 Schuh langen Prospectes zu übernehmen. 
Rüstig zur That schreitend, brachte er das Panorama schon 18ig 
fix und ferig. Sattler zog damit in alle Welt hinaus, um Gewinn, 
Lob und Auszeichnungen zu ernten.*) 
Loos setzte nun seine Studien eifrigst fort, wobei er mit 
Aufträgen sowohl in Wien, als auch in München bedacht ward. 
1835 siedelte er mit seiner jungen Frau 
von Salzburg nach Wien über, wo 
er sich weiters in glücklicher Weise 
künstlerisch bethätigte. Im Sommer 1840 
machte er einen Ausflug nach Istrien, 
um sich für eine Reise nach Italien vor 
zubereiten, welche er aber erst nach 
Ablauf von sechs Jahren anzutreten ver 
mochte. Vom Anschauen und Studiren 
ganz in Anspruch genommen, wobei er 
in künstlerischer Erwägung all die grossen 
daselbst empfangenen Eindrücke auf sich 
wirken Hess, kam er erst im Jahre 1847 
wieder dazu, seine gewohnten regel 
mässigen Studien nach der Natur auf 
zunehmen. Nun malte er zwei grosse 
Rundgemälde, deren eines die antike 
Stadt Rom und das andere die moderne 
Stadt darstellte. 1851 waren beide Bilder 
und nebenbei noch eine weitere Anzahl 
von Gemälden fertig. In Rom ausge 
stellt, fanden dieselben grossen Beifall, so dass er sich entschloss, 
damit nach Norddeutschland zu gehen, und zwar über Genua, 
durch die Schweiz, den Rhein entlang nach Düsseldorf, woselbst 
die Bilder zum ersten Male aufgestellt wurden und den unge 
teilten Beifall sowohl seitens der Künstler, als auch des Publi- 
Zunächst ging er mit seinen Schöpfungen nach 
Berlin, wo sie im grossen Saale der Akademie ausgestellt worden 
sind. Sodann sich nach Bremen und Hamburg wendend, fand der 
Künstler auch dort reichliche Anerkennung und vielfache Aufträge. 
Der Grossherzog von Oldenburg, der die Panoramen zu sehen 
wünschte, berief Loos zu sich, und bestellte bei ihm nach und 
nach eine grosse Anzahl von Oelgemälden und Aquarellen, die der 
Künstler zur Ausführung brachte. Kurz, es war ein reichhaltigst künst 
lerisch bethätigtes Leben, das Friedrich Loos im Auslande fand, 
während man ihn hier so gut wie vergessen hatte. Nachdem er in 
Kopenhagen eine grosse Ausstellung seiner Werke veranstaltet 
hatte, nahm er im November 1853 zu Kiel sein Standquartier, um 
von hier aus eine Reise nach Norwegen zu unternehmen, dessen 
herrliche Scenerien ihn begeisterten. Sodann veranstaltete er eine 
Ausstellung seiner Werke in Christiania, bereiste im nächsten Sommer 
Holstein, um endlich noch nach mannigfachen Fahrten im Jahre 
1863 zu Kiel die vacant gewordene Stelle eines Zeichenlehrers an 
der Universität zu übernehmen, die er bis ins hohe Alter bekleidete. 
Was seine zahlreichen Werke betrifft, die sich, wie bereits 
angedeutet wurde, allenthalben in der Welt, am wenigsten aber 
in Wien befinden, weisen wir auf die Berichte hin, welche 
Andresen, Wastler und Andere über dieselben geben, deren 
Ersterer 36 Blatt Radirungen und Lithographien des Meisters auf 
führt und ausführlich beschreibt. Von seinen Porträts werden ge 
nannt das 1843 in Wien gemalte des Franz Schuselka und sein 
Selbstporträt vom Jahre 1837. Der 
Künstler starb hochbetagt zu Kiel im 
Jahre 1890.*) 
Zwischen den soeben besprochenen 
Landschaftsmalern der Wiener Schule 
der ersten Hälfte unseres Säculums stellt 
sich ein ebenfalls sehr geschickter und 
emsig der Natur nachgehender Maler, 
Namens Mathias Rudolf Torna ein, 
dem wir gerne unsere Aufmerksamkeit 
zuwenden. 
Derselbe ist geboren zu Wien im 
Jahre 1792 und daselbst im Jahre 1845 
gestorben. Ueber seine Lebensumstände 
ist uns trotz mehrfach angestellter Nach 
forschungen so gut wie nichts bekannt 
geworden. 
Die kaiserliche Gemälde-Galerie be 
herbergt zwei kleine Bilder von ihm und 
zwar eine Felsenpartie bei Schottwien in 
Niederösterreich (rechts unten auf einem 
Steine bezeichnet »“Tf. 1831«, Holz, 37 Cm. hoch, 30 Cm. breit) 
und eine Partie aus dem Prater mit zwei fischenden Knaben (links 
MToma fec. A. 1831«, Carton, 
39 Cm. hoch, 31 Cm. breit). Beide Bildchen wurden auf der aka 
demischen Ausstellung in Wien 1832, und zwar um den bescheidenen 
Preis von 70 fl. angekauft und der Galerie in hohem Aufträge 
(Oberstkämm. Amts-Act Nr. 963 ex 1832) einverleibt, woselbst sie 
bis heute verblieben sind und namentlich als das in den öffentlichen 
Sammlungen Wiens hier einzig bestehende Zeugniss von der 
Existenz eines talentvollen, tüchtigen Künstlers zu gelten haben, 
der durch Natursinn und unverdrossenes Streben nach Wahrheit 
MATHIAS RUDOLF THOMA. Felsenpartie bei Schottwien 
in Niederösterreich. 
in der Ecke unten bezeichnet, 
cums fanden. 
wesentlich mit beitrug zur Gründung der neu ergriffenen naturalisti 
schen Richtung. 
* Der sonst so eifrige Herr von Wurzbach hat sich um unseren Maler 
sehr wenig umgeschaut, daher ihm auch die 1866 in Andresen’s Maler-Radirern aus 
führlich gebrachte Biographie des Meisters entgangen sein mochte, und da 
sein betreffender Band des Lexikons schon 1867 erschien, so konnte er sich auch 
nicht um die im Nachtrage des IV. Bandes (1870) zu Klunzinger’s Lexikon 
erfolgte Richtigstellung kümmern, dass nur ein Maler Friedrich Loos und 
nicht zwei gleichen Namens existirt haben. 
*) Dermalen ist dieses Panorama in der Stadt Salzburg ein Schaustück für 
die Fremden geworden, wohin es der jetzt hier domicilirende Professor Sattler jun. 
geschenkt hat.
	        
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