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der Anatomie zu vervollkommnen. 1826 kehrte Loos reich belohnt
von dem oben genannten Kunstfreunde über Dresden und Prag, wo
er sich ebenfalls Studien halber aufhielt, nach Wien zurück. Bald
darauf begab er sich nach Salzburg, wo er nach den daselbst auf
genommenen Studien Bilder malte. Er wurde hier auch mit dem
Maler J. M. Sattler bekannt, welcher mit der Idee und den Vor
arbeiten beschäftigt war, ein grosses Panorama von Salzburg zu
malen, für dessen malerische Zustandebringung er sich nicht stark
genug fühlte, weshalb er Loos bestimmte, die Herstellung des
16 Schuh hohen und 80 Schuh langen Prospectes zu übernehmen.
Rüstig zur That schreitend, brachte er das Panorama schon 18ig
fix und ferig. Sattler zog damit in alle Welt hinaus, um Gewinn,
Lob und Auszeichnungen zu ernten.*)
Loos setzte nun seine Studien eifrigst fort, wobei er mit
Aufträgen sowohl in Wien, als auch in München bedacht ward.
1835 siedelte er mit seiner jungen Frau
von Salzburg nach Wien über, wo
er sich weiters in glücklicher Weise
künstlerisch bethätigte. Im Sommer 1840
machte er einen Ausflug nach Istrien,
um sich für eine Reise nach Italien vor
zubereiten, welche er aber erst nach
Ablauf von sechs Jahren anzutreten ver
mochte. Vom Anschauen und Studiren
ganz in Anspruch genommen, wobei er
in künstlerischer Erwägung all die grossen
daselbst empfangenen Eindrücke auf sich
wirken Hess, kam er erst im Jahre 1847
wieder dazu, seine gewohnten regel
mässigen Studien nach der Natur auf
zunehmen. Nun malte er zwei grosse
Rundgemälde, deren eines die antike
Stadt Rom und das andere die moderne
Stadt darstellte. 1851 waren beide Bilder
und nebenbei noch eine weitere Anzahl
von Gemälden fertig. In Rom ausge
stellt, fanden dieselben grossen Beifall, so dass er sich entschloss,
damit nach Norddeutschland zu gehen, und zwar über Genua,
durch die Schweiz, den Rhein entlang nach Düsseldorf, woselbst
die Bilder zum ersten Male aufgestellt wurden und den unge
teilten Beifall sowohl seitens der Künstler, als auch des Publi-
Zunächst ging er mit seinen Schöpfungen nach
Berlin, wo sie im grossen Saale der Akademie ausgestellt worden
sind. Sodann sich nach Bremen und Hamburg wendend, fand der
Künstler auch dort reichliche Anerkennung und vielfache Aufträge.
Der Grossherzog von Oldenburg, der die Panoramen zu sehen
wünschte, berief Loos zu sich, und bestellte bei ihm nach und
nach eine grosse Anzahl von Oelgemälden und Aquarellen, die der
Künstler zur Ausführung brachte. Kurz, es war ein reichhaltigst künst
lerisch bethätigtes Leben, das Friedrich Loos im Auslande fand,
während man ihn hier so gut wie vergessen hatte. Nachdem er in
Kopenhagen eine grosse Ausstellung seiner Werke veranstaltet
hatte, nahm er im November 1853 zu Kiel sein Standquartier, um
von hier aus eine Reise nach Norwegen zu unternehmen, dessen
herrliche Scenerien ihn begeisterten. Sodann veranstaltete er eine
Ausstellung seiner Werke in Christiania, bereiste im nächsten Sommer
Holstein, um endlich noch nach mannigfachen Fahrten im Jahre
1863 zu Kiel die vacant gewordene Stelle eines Zeichenlehrers an
der Universität zu übernehmen, die er bis ins hohe Alter bekleidete.
Was seine zahlreichen Werke betrifft, die sich, wie bereits
angedeutet wurde, allenthalben in der Welt, am wenigsten aber
in Wien befinden, weisen wir auf die Berichte hin, welche
Andresen, Wastler und Andere über dieselben geben, deren
Ersterer 36 Blatt Radirungen und Lithographien des Meisters auf
führt und ausführlich beschreibt. Von seinen Porträts werden ge
nannt das 1843 in Wien gemalte des Franz Schuselka und sein
Selbstporträt vom Jahre 1837. Der
Künstler starb hochbetagt zu Kiel im
Jahre 1890.*)
Zwischen den soeben besprochenen
Landschaftsmalern der Wiener Schule
der ersten Hälfte unseres Säculums stellt
sich ein ebenfalls sehr geschickter und
emsig der Natur nachgehender Maler,
Namens Mathias Rudolf Torna ein,
dem wir gerne unsere Aufmerksamkeit
zuwenden.
Derselbe ist geboren zu Wien im
Jahre 1792 und daselbst im Jahre 1845
gestorben. Ueber seine Lebensumstände
ist uns trotz mehrfach angestellter Nach
forschungen so gut wie nichts bekannt
geworden.
Die kaiserliche Gemälde-Galerie be
herbergt zwei kleine Bilder von ihm und
zwar eine Felsenpartie bei Schottwien in
Niederösterreich (rechts unten auf einem
Steine bezeichnet »“Tf. 1831«, Holz, 37 Cm. hoch, 30 Cm. breit)
und eine Partie aus dem Prater mit zwei fischenden Knaben (links
MToma fec. A. 1831«, Carton,
39 Cm. hoch, 31 Cm. breit). Beide Bildchen wurden auf der aka
demischen Ausstellung in Wien 1832, und zwar um den bescheidenen
Preis von 70 fl. angekauft und der Galerie in hohem Aufträge
(Oberstkämm. Amts-Act Nr. 963 ex 1832) einverleibt, woselbst sie
bis heute verblieben sind und namentlich als das in den öffentlichen
Sammlungen Wiens hier einzig bestehende Zeugniss von der
Existenz eines talentvollen, tüchtigen Künstlers zu gelten haben,
der durch Natursinn und unverdrossenes Streben nach Wahrheit
MATHIAS RUDOLF THOMA. Felsenpartie bei Schottwien
in Niederösterreich.
in der Ecke unten bezeichnet,
cums fanden.
wesentlich mit beitrug zur Gründung der neu ergriffenen naturalisti
schen Richtung.
* Der sonst so eifrige Herr von Wurzbach hat sich um unseren Maler
sehr wenig umgeschaut, daher ihm auch die 1866 in Andresen’s Maler-Radirern aus
führlich gebrachte Biographie des Meisters entgangen sein mochte, und da
sein betreffender Band des Lexikons schon 1867 erschien, so konnte er sich auch
nicht um die im Nachtrage des IV. Bandes (1870) zu Klunzinger’s Lexikon
erfolgte Richtigstellung kümmern, dass nur ein Maler Friedrich Loos und
nicht zwei gleichen Namens existirt haben.
*) Dermalen ist dieses Panorama in der Stadt Salzburg ein Schaustück für
die Fremden geworden, wohin es der jetzt hier domicilirende Professor Sattler jun.
geschenkt hat.