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zu kalte, aufdringliche Farben zu gerathen. Von den so tief ge
malten Aquarellen der Engländer und Franzosen meinte er, dass
sie wohl sehr schön und verdienstvoll seien, aber dass das Aquarell
als solches den Charakter verloren habe, da es doch eigentlich
klar und durchsichtig sein und kein Oelbild imitiren solle.
Nicht minder bedeutend war Höger als Radirer, namentlich
aber als Lithograph, in welchem Fache er ganz Ausgezeichnetes
leistete und sich vornehmlich dadurch, namentlich für Dilettanten
nützlich machte, dass er Zeichenschulen herausgab, die in ihrer
einfachen und stets charakteristischen Art der Darstellung den
Schüler nicht irreführten, sondern mit der Natur vertraut machten
und ihn sozusagen auf diese vorbereiteten. Je schlichter und wahrer
die Vorlage ist, desto mehr lernt der Schüler. Es darf ihm keine Manier
beigebracht werden, die ihn, kommt er sodann vor die Natur, nur
irreführt und verwirrt macht, weil seine Augen doch anders sehen, als
die, dessen Vorlagen er früher gezeichnet hat. Sehr anerkennenswert!!
sind die schönen lithographischen Blätter, darstellend die ver
schiedenen Charaktere der Bäume.
Joseph Höger ist als
Sohn eines geachteten kaiser
lichen Cassabeamten am 2. No
vember 1801 zu Wien geboren
und wurde zum Berufe seines
Vaters bestimmt, zu welchem
Behufe er auch die Gymna
sialstudien absolvirte, sodann
aber durch sein hervorragen
des Talent zu dem Entschlüsse
Künstlern in Wien in innigem Verkehr stand. Weiters aber muss noch
von dem Einflüsse Erwähnung geschehen, welchen der ausgezeichnete
Thier-und Landschaftsmaler Friedrich Gauermann auf ihn genom
men hat, mit dem Höger durch seine Vermählung mit der Schwester
des berühmten Meisters im Jahre 1832 in engste Berührung trat.
So hat auch Gauermann zuweilen die Staffage in die Land
schaften Högers gemalt. Der ganze Lebenslauf unseres Meisters
war ein äusserst ruhiger. Höger war nicht der Mann der Auf
regungen; besonnen und stets dessen bewusst, was er unternahm, ging
er den Weg, den er sich klar vorgezeichnet hatte. Seine Bildung und
gesellschaftliche Stellung verschafften ihm den Zutritt in die an
gesehensten Familien, aber ebenso führten ihn seine zart durch
geführten und anmuthenden malerischen Studien als Lehrer in
hohe Kreise ein, wobei wir vor Allen die beiden Fürsten Clary
und Alois Liechtenstein namhaft machen müssen; in letz
terem Hause er auch die Prinzen und Prinzessinnen, also den
dermaligen so kunstsinnigen regierenden Fürsten Johann von und
zu Lichtenstein unterichtet hat.
Im Jahre 1843 wurde
Joseph Höger zum »Wirk
lichen Mitgliede« der k. k. Aka
demie der bildenden Künste
erwählt, 1850 und 1851 wirkte
er, wie bereits erwähnt wurde,
als Professor an der Elemen
tarschule derselben Akademie
sowie auch im Jahre 1852 an
der Realschule auf der Land
strasse, welche Stelle er jedoch,
als sein freies künstlerisches
Schaffen allzusehr beeinträch
tigend, bald wieder aufgab.
Nicht ohne Interesse dürfte es
sein, dass sich Höger nach
dem Tode des Gustos in der
Belvedere-Galerie Ludwig Schnorr von Carolsfeld um die
1853 erledigte Stelle beworben hat, die jedoch dem Maler Eybl
verliehen wurde.
Höger war physisch keine robuste Natur, eher von zarter
Constitution, aber ich glaube, er ist nie krank gewesen, und als
er am 13. Mai 1877 um 8 Uhr Früh aus dem Leben schied, so
war es jener sanfte Hingang ins Jenseits, der mit dem Wesen dieses
Mannes in Uebereinstimmung lag.
Kurz vor seinem Tode war Höger noch bei dem Verfasser
geführt ward, sich der Kunst
zu widmen, wonach er sich
unter die Leitung des Professors
Mössmer begab und als
Schüler der Akademie*) in
erfolgreichster Thätigkeit meh
rere Preise, darunter den Kaiser
preis errang, welcher den jungen
sehr drückenden Militärpflicht enthob. Von wesentlichem Einfluss
auf seine weitere Ausbildung soll auch der damalige Director dei
der schon öfters genannte Landschaftsmaler
Josef Rebell gewesen sein, auch wirkte auf den jungen Künstler
fördernd die Bekanntschaft mit dem schon wiederholt genannten
Vorstande der Albertina Franz Rech berger, welcher mit Geschick
die Aetzkunst übte und gleichzeitig die mit dem Medailleur und
JOSEPH HÖGER. Gmunden von der Poststrasse aus gesehen.
Mann von der damals noch
Belvedere-Galerie
Kunstsammler J. D. Böhm (Director der k. k. Münze), wodurch
Höger die lebhafteste Anregung namentlich zum Studium der alten
Vornehmlich aber einen sehr ent-
in der Akademie gewesen, um demselben wegen der Ausstellung
seiner Werke auf der historischen Eröffnungsausstellung der Aka-
Ich fand ihn abgemagert
Meister empfangen haben soll,
scheidenden Einfluss auf seine Kunstrichtung übte der bekannte,
demie einige Mittheilungen zu machen,
und schwach, seine Stimme, die nie stark gewesen war, hatte keinen
Art unübertreffliche Zeichner und Radirer Johann
Christian Erhard, welcher aus Nürnberg kommend, in Wien
während der Jahre 1816 und 1819 seine Hauptthätigkeit als Künstler
entwickelte und dabei mit einer Gruppe von ebenfalls jungen
in seiner
Klang mehr, kurz ich sah zu meiner Betrübniss, dass das Alter von
75 Jahren bei ihm die Rechte geltend zu machen anfing, und auch
nicht lange nachher kam sein Parte. Auf demselben fanden
wir den Bruder des Künstlers Joseph Höger als k. k. Sections-
rath, den Schwiegersohn Eduard Freiherrn von Sacken, k. k. Re
gierungsrath (Director des kaiserlichen Münz- und Antikencabinets),
*) Merkwürdig ist, dass sein Name in den Schülerlisten der Akademie nicht
vorkommt, so wurde uns wenigstens anlässlich der diesbezüglich gestellten An
frage, bedeutet.