Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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zu kalte, aufdringliche Farben zu gerathen. Von den so tief ge 
malten Aquarellen der Engländer und Franzosen meinte er, dass 
sie wohl sehr schön und verdienstvoll seien, aber dass das Aquarell 
als solches den Charakter verloren habe, da es doch eigentlich 
klar und durchsichtig sein und kein Oelbild imitiren solle. 
Nicht minder bedeutend war Höger als Radirer, namentlich 
aber als Lithograph, in welchem Fache er ganz Ausgezeichnetes 
leistete und sich vornehmlich dadurch, namentlich für Dilettanten 
nützlich machte, dass er Zeichenschulen herausgab, die in ihrer 
einfachen und stets charakteristischen Art der Darstellung den 
Schüler nicht irreführten, sondern mit der Natur vertraut machten 
und ihn sozusagen auf diese vorbereiteten. Je schlichter und wahrer 
die Vorlage ist, desto mehr lernt der Schüler. Es darf ihm keine Manier 
beigebracht werden, die ihn, kommt er sodann vor die Natur, nur 
irreführt und verwirrt macht, weil seine Augen doch anders sehen, als 
die, dessen Vorlagen er früher gezeichnet hat. Sehr anerkennenswert!! 
sind die schönen lithographischen Blätter, darstellend die ver 
schiedenen Charaktere der Bäume. 
Joseph Höger ist als 
Sohn eines geachteten kaiser 
lichen Cassabeamten am 2. No 
vember 1801 zu Wien geboren 
und wurde zum Berufe seines 
Vaters bestimmt, zu welchem 
Behufe er auch die Gymna 
sialstudien absolvirte, sodann 
aber durch sein hervorragen 
des Talent zu dem Entschlüsse 
Künstlern in Wien in innigem Verkehr stand. Weiters aber muss noch 
von dem Einflüsse Erwähnung geschehen, welchen der ausgezeichnete 
Thier-und Landschaftsmaler Friedrich Gauermann auf ihn genom 
men hat, mit dem Höger durch seine Vermählung mit der Schwester 
des berühmten Meisters im Jahre 1832 in engste Berührung trat. 
So hat auch Gauermann zuweilen die Staffage in die Land 
schaften Högers gemalt. Der ganze Lebenslauf unseres Meisters 
war ein äusserst ruhiger. Höger war nicht der Mann der Auf 
regungen; besonnen und stets dessen bewusst, was er unternahm, ging 
er den Weg, den er sich klar vorgezeichnet hatte. Seine Bildung und 
gesellschaftliche Stellung verschafften ihm den Zutritt in die an 
gesehensten Familien, aber ebenso führten ihn seine zart durch 
geführten und anmuthenden malerischen Studien als Lehrer in 
hohe Kreise ein, wobei wir vor Allen die beiden Fürsten Clary 
und Alois Liechtenstein namhaft machen müssen; in letz 
terem Hause er auch die Prinzen und Prinzessinnen, also den 
dermaligen so kunstsinnigen regierenden Fürsten Johann von und 
zu Lichtenstein unterichtet hat. 
Im Jahre 1843 wurde 
Joseph Höger zum »Wirk 
lichen Mitgliede« der k. k. Aka 
demie der bildenden Künste 
erwählt, 1850 und 1851 wirkte 
er, wie bereits erwähnt wurde, 
als Professor an der Elemen 
tarschule derselben Akademie 
sowie auch im Jahre 1852 an 
der Realschule auf der Land 
strasse, welche Stelle er jedoch, 
als sein freies künstlerisches 
Schaffen allzusehr beeinträch 
tigend, bald wieder aufgab. 
Nicht ohne Interesse dürfte es 
sein, dass sich Höger nach 
dem Tode des Gustos in der 
Belvedere-Galerie Ludwig Schnorr von Carolsfeld um die 
1853 erledigte Stelle beworben hat, die jedoch dem Maler Eybl 
verliehen wurde. 
Höger war physisch keine robuste Natur, eher von zarter 
Constitution, aber ich glaube, er ist nie krank gewesen, und als 
er am 13. Mai 1877 um 8 Uhr Früh aus dem Leben schied, so 
war es jener sanfte Hingang ins Jenseits, der mit dem Wesen dieses 
Mannes in Uebereinstimmung lag. 
Kurz vor seinem Tode war Höger noch bei dem Verfasser 
geführt ward, sich der Kunst 
zu widmen, wonach er sich 
unter die Leitung des Professors 
Mössmer begab und als 
Schüler der Akademie*) in 
erfolgreichster Thätigkeit meh 
rere Preise, darunter den Kaiser 
preis errang, welcher den jungen 
sehr drückenden Militärpflicht enthob. Von wesentlichem Einfluss 
auf seine weitere Ausbildung soll auch der damalige Director dei 
der schon öfters genannte Landschaftsmaler 
Josef Rebell gewesen sein, auch wirkte auf den jungen Künstler 
fördernd die Bekanntschaft mit dem schon wiederholt genannten 
Vorstande der Albertina Franz Rech berger, welcher mit Geschick 
die Aetzkunst übte und gleichzeitig die mit dem Medailleur und 
JOSEPH HÖGER. Gmunden von der Poststrasse aus gesehen. 
Mann von der damals noch 
Belvedere-Galerie 
Kunstsammler J. D. Böhm (Director der k. k. Münze), wodurch 
Höger die lebhafteste Anregung namentlich zum Studium der alten 
Vornehmlich aber einen sehr ent- 
in der Akademie gewesen, um demselben wegen der Ausstellung 
seiner Werke auf der historischen Eröffnungsausstellung der Aka- 
Ich fand ihn abgemagert 
Meister empfangen haben soll, 
scheidenden Einfluss auf seine Kunstrichtung übte der bekannte, 
demie einige Mittheilungen zu machen, 
und schwach, seine Stimme, die nie stark gewesen war, hatte keinen 
Art unübertreffliche Zeichner und Radirer Johann 
Christian Erhard, welcher aus Nürnberg kommend, in Wien 
während der Jahre 1816 und 1819 seine Hauptthätigkeit als Künstler 
entwickelte und dabei mit einer Gruppe von ebenfalls jungen 
in seiner 
Klang mehr, kurz ich sah zu meiner Betrübniss, dass das Alter von 
75 Jahren bei ihm die Rechte geltend zu machen anfing, und auch 
nicht lange nachher kam sein Parte. Auf demselben fanden 
wir den Bruder des Künstlers Joseph Höger als k. k. Sections- 
rath, den Schwiegersohn Eduard Freiherrn von Sacken, k. k. Re 
gierungsrath (Director des kaiserlichen Münz- und Antikencabinets), 
*) Merkwürdig ist, dass sein Name in den Schülerlisten der Akademie nicht 
vorkommt, so wurde uns wenigstens anlässlich der diesbezüglich gestellten An 
frage, bedeutet.
	        
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