Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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eigentlichen Beruf als Landschaftsmaler klar geworden war, konnten 
ihm diese allgemeinen Kenntnisse, die er sich durch die vielseitige 
Ausübung seiner Kunst erworben hatte, nur nützlich sein, daher er 
auch für seine Staffagen nicht der Hilfe eines anderen Malers be 
durfte, sondern selbst in der Lage war, dieselben in ganz aus 
gezeichneter Weise herzustellen. 
Der figurale Schmuck seiner Bilder verbindet sich daher stets 
ganz vortrefflich mit seinen Landschaften, wie wir aus seinem Bilde 
»Der heimkehrende Postillon« in der kaiserlichen Gemälde-Galerie*) 
sowie aus so vielen seiner trefflichen Werke zu ersehen vermögen. 
Nach den Aufzeichnungen des Meisters finden wir, dass er im 
Jahre 1840 mit der ziemlich regelmässigen Beschickung der 
Kunstausstellungen beginnt; so sendet er drei Bilder nach Triest, 
und zwar ein Bild mit drei Figuren, Jugend zur Liebe, Alter 
zum Krug«; die beiden Landschaften im Geschmacke des 
Sc heifhout verkauft er um 70 fl., das Figurenbild mit 150 fl. 
Die Preise seiner Arbeiten bessern sich nun zusehends. Bilder 
mit 18 und 24 Zoll, auf Holz gemalt, gehen mit 125 fl. ab, auch 
verdient der Künstler Geld mit Restauriren alter Gemälde.**) Die 
Figurenbilder werden nun immer seltener. Im Jahre 1842 finden 
wir nur mehr Landschaftsgemälde verzeichnet. Der Figurenmaler 
tritt vor der Hauptmission des Meisters zurück, die sich nun in der 
Darstellung der Stimmungslandschaft in ihrer ganzen Bedeutung 
documentirt. Er malt Landschaften aus seiner Heimat Steiermark, 
sodann Donaugegenden, allerlei Motive einfachster Art aus Nieder 
österreich, zumeist nur gehoben durch deren ausdrucksvolle Stimmung, 
aber auch Ungarn, namentlich die stimmungsvolle Puszta interessirt 
ihn, wovon das kleine, aber unendlich schöne Bildchen in der mo 
dernen Abtheilung der kaiserlichen Gemälde-Galerie zeugt. In seinen 
Bildern sprechen weder groteske Erscheinungen, noch gewaltsame 
Momente von Beleuchtungseffecten, es sind oft nur einige Linien in 
gefälliger Anordnung bei ebenso schlichter als wahrer Auffassung. 
Eine Strasse zwischen flachen Terrains hinführend, ein einsames 
Wirthshaus unter einer Gruppe von Bäumen, eine Flussgegend, 
Register, das Raffalt über seine sämmtlichen Arbeiten, und zwar 
vom Jahre 1826 bis 1857 führt, ersehen wir manch’ Interessantes 
und Werthvolles in Beziehung zur Biographie des Meisters. So 
können wir entnehmen, dass er 1826 und 1827 in Murau, also 
neben seinem Wirthsgeschäfte gearbeitet hat, 1-827 bis 1832 finden 
wir ihn in St. Veit und Klagenfurt thätig, während er im Mai 1838 
wieder in Graz weilt, um sodann mit dem Jahre 183g nach Wien 
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zu gehen, woselbst er eventuell erst 1840 den bleibenden Aufenthalt 
genommen haben dürfte. Das Buch wird uns weiter unten noch 
Gelegenheit geben, auf das künstlerische Wirken des Meisters zu 
rückzukommen. Früher aber haben wir noch nach den Mittheilungen 
des uns befreundeten Sohnes Joseph Raffalt zu erzählen, dass 
der Künstler im Jahre 1833 sein Vaterhaus in Murau übernehmen 
musste, womit ihm selbstverständlich auch die Leitung des gesammten 
Anwesens zufiel. Doch das hinderte ihn nicht, nebenbei seiner 
künstlerischen Thätigkeit zu folgen. Aber lange konnte ihn das 
Wirthsgeschäft und die sich hieran schliessende landwirtschaftliche 
Thätigkeit keine Freude bereiten. Und tatsächlich belehrt uns 
eine Notiz in seinem Buche: »Hausnotizen«, dass er das Wirthsgeschäft 
im Jahre 1838 verkaufte, nachdem er es bereits seit 1835 in Pacht 
gegeben hatte. Die sogenannte »Huben«, das ist Landwirtschaft, 
verkaufte Raffalt schon im Jahre 1836. 
Wie aus den Notizbüchern weiters hervorgeht, betrieb Raffalt 
nebenbei auch einen kleinen Handel mit Antiquitäten und alten 
Bildern, wofür in damaliger Zeit (das betreffende Verzeichniss be 
ginnt mit dem Jahre 1839) Steiermark noch geeignetes Material 
genug vorhanden war.*) 
Ueber den Bildungsgang an der Akademie ist uns, wie gesagt, 
wenig oder nichts bekannt, dagegen geht aus seiner Buchführung 
über gemachte Arbeiten hervor, dass er, wie dies bei Landmalern 
von jeher der Brauch war, malte, was von ihm verlangt wurde und 
womit er Geld verdienen konnte.**) Als er sich später über seinen 
schon mit »Wien« überschrieben und sehen dann Blatt für Blatt mit den Jahreszahlen 
bis 1857. diesem seinem Todesjahre hat er die letzten Arbeiten eingezeichnet 
und das letzte Datum, das er einschrieb, lautete auf den 18. Februar dieses Jahres. 
*) Es ist vielleicht heute, wo man um so theures Geld sammelt, interessant, 
hier einige Proben aus dem Büchlein herauszuziehen, wie damals die Preise waren 
und wie jetzt bezahlt wird. So verzeichnet Raffalt zwei Büsten von Messer 
schmied um 8 fl. gekauft und um 16 fl. verkauft zu haben, einen altdeutschen 
Steinkrug, gekauft um 20 kr., verkaufte er um 2 fl., ein türkisches Pulverhorn, 
gekauft um 20 kr., gab er um 1 fl. wieder ab. Auch Dosen, Ringe und alte 
Schmucksachen aller Art kommen in dem Verzeichniss vor, kurz er begann schon 
damals jenen Kleinhandel mit Kunstgegenständen, den er auch späterhin nie ganz 
aufgab. An Namen alter und älterer Meister finden sich in den Aufzeichnungen 
mancherlei interessante Gemälde vor, so z. B.: Ein Bild von Adrian van Kabel 
(Schüler von van Goyen) gekauft mit dem Betrage von 25 fl. C.-M., verkauft mit 
30 fl., weiters finden wir die Namen Hans Graf, Zuccherelli, Rugendas, 
A. van Dyck, Meytens, Querfurt, Dallinger, Hamilton, Molenaer, Al- 
bani, Teniers, Torenvliet, Brand, Maulpertsch, Heemskerk, Bloemart, 
Schinnagl, Watteau, Poussin, Titian u. s. w. vertreten. Nach den Einkaufs 
und Verkaufspreisen in seinen Aufzeichnungen hat der Künstler allerdings stets 
nur sehr bescheidenen Profit genommen. 
) Wir finden demnach in den Listen seiner Arbeiten Madonnen, heilige 
Familien, Bildnisse aller Art, Altarblätter, Schilder, Landschaften mit Wasserfällen, 
biblische Scenen, Kirchen, Fahnenbilder, Darstellungen »aus dem Leben und Leiden 
des Herrn«, also Passionsbilder u, s. w. in bunter Reihenfolge aufgezeichnet. Diese 
vielseitige Thätigkeit fällt in die Jahre 1826 und 1827 zu Murau, aber auch noch 
in die folgenden Jahre, also neben seiner Führung des Wirthsgeschäftes und der 
Landwirtschaft. Dem folgt ein Verzeichniss der in St. Veit und Klagenfurt »ver 
fertigten Mallereyen«, die grössentheils in Porträten bestehen und dem Künstler 
mit 8 bis 50 fl. bezahlt wurden. 1837 scheint sich Raffalt vorwiegend dem Genre 
fache zugewendet zu haben. Er malt Wirthshausscenen, Kücheninterieurs, Bauern 
stuben und Landschaften. 
*) Als Heliogravüre in diesem Werke vervielfältigt. 
) Im Jahre 1843 erzielt Raffalt mit seinen Landschaften die für die 
damalige Zeit nicht unbedeutende Jahreseinnahme von 1480 fl. C.-M., davon zieht 
er die für Rahmen verausgabte Summe von 112 fl. ab, wonach ihm 1368 fl. C.-M. 
bleiben. Mit dem Jahre 1844 wächst seine Jahreseinnahme auf 2669 fl,, 1847 ver 
kauft er den Postillon an den Allerhöchsten Hof um 275 fl. Im denkwürdigen 
Jahre 1848 sinkt seine Einnahme auf 1831 fl. herab. Für einen Herrn Schön 
malt er sogar zwei Bildchen um den Betrag von 18 fl., was charakteristisch für 
diese Zeit der allgemeinen politischen Bewegung sein mag, die von der Kunst 
nichts wissen wollte. Aber im nachfolgenden Jahre geht es schon wieder besser. 
Er verdient, freilich auch in einigen Fällen durch Tauschgeschäfte, denn seinen 
alten Bilder- und Antiquitätenhandel hat der Meister, wie bereits bemerkt wurde, 
fortan gepflegt, schon wieder mehr als 2000 fl., während 1852 die Einnahmen die 
Summe von 3225 fl. erreichen. Freilich verlangt er nun für seine Bilder 300 bis 
400 fl., und am höchsten bezahlt wird ihm ein Kirchweihfest (Holz, 32 zu 40, 
womit wohl Zoll gemeint sein dürften), das er an den damals eben entstandenen, 
durch Arth ab er hervorgerufenen österreichischen Kunstverein verkaufte. 
Auch die damaligen Kunstfreunde und Kunsthändler lernen wir aus dem 
Vormerkbuche des Meisters kennen, indem wir die Namen lesen, welche er ge 
wissenhaft aufgezeichnet hat. Kurz, es wäre von Werth, gelegentlich einmal eine 
Extrapublication über den Meister mit der vollständigen Angabe seiner Auf 
schreibungen zu bringen, und es wäre ebenso hübsch, würde die Gesellschaft der 
graphischen Künste die Idee wieder aufgreifen, Monographien von hervorragenden 
Wiener Künstlern der guten alten Zeit zu bringen. Das letzte Bild, das der 
Künstler verzeichnet, ist »Das Wirthshaus an der Allee«, welches er dem 
Dr. Schüller in Graz um 180 fl. verkauft. 
Raffalt soll auch ein ausgezeichneter Kenner von Brillanten und Edel 
steinen gewesen sein.
	        
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