Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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der sein Schüler war, wäre vielleicht in der Lage gewesen, so 
Manches über den interessanten Wiener Meister zu erzählen. Leider 
ist er todt. Vielleicht auch, dass sein Vater, der k. k. Hofmaler 
Leopold Brunner mit Feid 
befreundet gewesen sein mag. 
Genug, es ist abermals ein 
trauriges Zeichen für Wien, dass 
es sogar von seinen Lieblings 
meistern oft nur das Dürftigste 
weiss und von Manchen gar 
nichts, obwohl sie noch in 
unsere Tage hereingelebt haben. 
Ich weiss nicht, ob das in einer 
anderen Stadt auch vorkommt. 
Ich glaube nicht, aber bei uns 
ist der an der Scholle haftende 
patriotische Geist nach und 
nach entschwunden, die In- 
terressen sind zerklüftet und ein 
nationales Wien wie es früher 
ich möchte sagen — 
eine geistige Centrale des ge 
summten Kaiserreiches, ist leider nicht mehr vorhanden. Woher 
soll dann auch jene Liebe zum heimisch Bestehenden kommen, 
zu all’ jenen Per 
sönlichkeiten, die 
sich über das 
Niveau der Ge 
wöhnlichkeit er 
heben, wenn das 
Gefühl der eigent 
lichen Heimat bei 
den meisten Men 
schen, die die 
Bevölkerung 
Wiens ausma 
chen, wo anders 
liegt als eben in 
Wienselbst.Paris 
ist und bleibt 
gross, weil es 
Frankreich ver 
tritt, Wien kann 
fort wachsen und 
an Ausdehnung 
Feid ist zu Wien 1807 geboren und nach gepflogener pfarramt- 
licher Aushebung den 8. April 1870 zu Weidling bei Klosterneuburg, 
im Hause Nr. 84 im Alter von 63 Jahren an einem »Blutschlag« 
gestorben. (Der Tag der Ge 
burt ist hiebei nicht angegeben.) 
Am 10. April wurde Feid von 
einer kleinen Zahl von Freun 
den und Schülern zum Grabe 
begleitet. Der Künstler hatte sich 
seit Jahren aus dem öffentlichen 
Leben in die Einsamkeit ge 
flüchtet, wo er nach und nach 
fast ausser allen Verkehr kam. 
Die Acten der k. k. Akademie 
der bildenden Künste sagen 
uns, dass Feid im Jahre 1821 
daselbst aufgenommen wurde 
und bis Ende des Jahres 1829 
geblieben ist. Aus einem Oberst 
kämmerer - Amts - Acte 
11. September 1828, Nr. 1595 
vom damaligen Oberstkämmerer 
Excellenz Grafen Czernin gezeichnet, entnehmen wir, dass der 
Galeriedirector Joseph Rebell ddo. 21. August 1828 sich für den 
jungen Feid an 
den Curator der 
Akademie der bil 
denden Künste 
den k. k. Haus-, 
Hof- und Staats 
kanzler Fürsten 
von Metternich 
wendete, um des 
sen Befreiung 
vom Militär 
dienste zu erwir 
ken, welche ihm 
auch, doch nur 
gegen Stellung 
eines Ersatz 
mannes gewährt 
ward. 
vom 
war 
JOSEPH FEID. Aulanclschaft bei Abendstimmung. 
5 
Der Land 
schaftsmaler Jo 
seph Brunner,*) 
gewinnen, was ja 
auchthatsächlich 
der Fall ist, aber 
je grösser es wird, 
desto mehr verliert es den Charakter einer einheitlichen Bevölkerung, 
* . 
deren sich die alte Wienerstadt einst rühmen konnte. 
Um aber nach diesem Excurs wieder auf unseren Meister 
Feid zu kommen, so muss bemerkt werden, dass er auch ab und zu 
ideale Landschaften, ja sogar stark beinflusst von Carl Marko, 
*) Joseph Brun 
ner bildete sich aber 
eigentlich ganz auto 
didakt aus. Seine 
kleineren Bilder zeig 
ten oft glänzende Lichtwirkungen, er fasste die Landschaft zwar naturalistisch, 
doch stark subjectiv auf; Brunner gehört zu den Specialisten der Uebergangs- 
periode der älteren Wiener Malerei, auf die wir noch zu sprechen kommen 
werden. Von seinem Lehrer Feid jedoch, den er uns selbst als solchen be 
zeichnet hat, ist in seinen Arbeiten absolut nichts zu finden. Ein grösseres Bild 
von ihm »Föhren bei Abendbeleuchtung« finden wir in der Galerie der k. k. Aka 
demie der bildenden Künste hier (I. Schillerplatz 3). 
JOSEPH FEID. Waldlandschaft.
	        
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