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Wir haben daher, nachdem Marko auch noch das Glück
hatte, von anderen Autoren gewürdigt zu werden, ein ziemlich ein
gehendes biographisches Material über diesen interessanten Meister,
der mit einer massvollen, modernen naturalistischen Anschauung
zugleich seinen Werken einen bedeutsamen stylistischen Zauber verlieh.
Man that entschieden Unrecht, ihm bei seiner allerdings bisweilen
etwas minutiös gestalteten Ausführung die Begabung für eine höhere
Auffassung abzusprechen. Im Gegentheil kommt diese in einigen
Werken sogar sehr zur Geltung, wenn ich auch dem beipflichten will,
dass er bei in grösseren Dimensionen ausgeführten Bildern nicht mehr
die nothwendige breite Technik beherrschte, welche von vornehmlich
decorativen Zwecken dienenden Bildern verlangt wird. Marko war eben
kein Poussin und kein Carracci, aber dafür war er die geeignete
Individualität, die diese Meister wohl studirt und demnach bis in ihr
innerstes Wesen verstanden und zu einer selbstständigen Erscheinung
verwerthet hat. Der ideale Aufbau seiner landschaftlichen Com-
positionen in stets vorneh
mer Verbindung mit der my
thologischen oder auch bibli
schen Staffage, die er in ihren
künstlerischen Werthen in
ganz homogener Weise durch
zuführen wusste, zeugte von
dem echten Verständniss
dessen, was er wollte. Seine
ideale Richtung, verbunden
mit einer Detailarbeit, welcher
er mit eben so grossem Ge
schick als Geschmack nach
gekommen ist, darf daher
als eine vollkommen eigen
artige hin gestellt werden. Diese
Vertiefung, sowohl in Anord
nung als Detail seiner Dar
stellungen, brachte ihm auch
gerechtermassen den grossen Ruf und die Anerkennung
Mitwelt.
gemalt hat, wovon die kleine hübsche Landschaft in der kaiser
lichen Gemälde-Galerie Nr. 81 *> Waldlandschaft mit badenden
Mädchen« beredtes Zeugnis legt. *)
Feid ist der richtige Vorgänger Joseph Holzer’s gewesen,
welchen wir aber schon in die Uebergangsperiode zur neueren
Richtung in der Landschaftsmalerei zu zählen haben werden, wonach
wir erst weiter unten auf diesen in der That sehr bedeutsamen
Waldmaler zu sprechen kommen werden. Die Bilder Fe id’s dürften
sehr zahlreich sein. Wir finden ab und zu im Privatbesitz, besonders
in kleineren Bürgerfamilien noch Bilder von ihm, zumeist vergessen,
beinahe verschollen.** ***) ) Erfreulich war es, ein Porträt von ihm, ge
malt von Lavos zu finden, dessen schon oben gedacht ward
und das auch für die kaiserliche Gemälde-Galerie angekauft
wurde. Dasselbe befand sich im Besitze einer erst jüngst ver
storbenen bei hundert Jahre alten Tante des Meisters, von wo es
in den Besitz der Frau Baronin Hubel übergegangen ist, welche
das für die kaiserliche Samm
lung jedenfalls sehr inter
essante Bildnis in dankens-
werther Weise abzugeben sich
entschloss.
)
Ein hervorragender Mei
ster, der uns zunächst hier
zu interessiren hat, war Carl
Marko, den wir uns die
Freiheit nehmen, in die Reihe
der zur Wienerschule zäh
lenden Meister zu stellen,
wenn ihn auch unsere Reichs
brüder, die Ungarn, ganz
folgerichtig als Landsmann
reclamiren, denn Marko ist
in Ungarn, und zwar in
Leutschau im Zipser Comitate
im Jahre 1791t) am 25. Sep
tember geboren und sonach ein Ungar. Diesem Umstande dankt es
auch der Künstler, dass man ihn im engeren Vaterlande voll ge
würdigt und sich sonach auch nicht blos um seine Werke, sondern
auch um seine Person gekümmert hat. Allerdings waren es zuerst
die Wiener, die seine Werke hochschätzten und gerne auch mit
bedeutenden Preisen bezahlten. Dass sich nachher die Ungarn näher
und eingehender mit ihrem Landsmanne und seiner Persönlichkeit
wir verweisen auf das Werk »Ungarns Männer der
kann, vom landsmännischen Standpunkte angesehen, nur
CARL MARCO. Christus beschwort den Sturm.
seiner
Carl Marko war der Sohn des Georg Marko, der Stadt
baumeister und Ingenieur der königlichen Freistadt Leutschau ge
wesen ist, und selbst, wie berichtet wird, Kunstdilettant und ein
grosser Kunstliebhaber war. Marko genoss auch den ersten
Zeichenunterricht von seinem Vater, dem er, während er noch
• .
die Leutschauer Schule besuchte, schon die architektonischen Ent
würfe ausführen half.
Nach Pest gebracht, oblag er den mathematischen Studien,*)
wonach er als diplomirter Ingenieur auf der Cameralherrschaft zu
beschäftigten
Zeit
anerkannt und gut geheissen werden.
*) In dem Ankaufsverzeichnisse der Bilder für die k. k. Belvedere-Galerie
vom Jahre 1832 findet man verzeichnet, dass von Joseph Feid zwei Landschaften
mit dem Betrage von je 100 fl. angekauft wurden. Diese beiden Bilder sind
höchst wahrscheinlich identisch mit den Nummern des Kataloges der Modernen
Abtheilung der Gemälde-Galerie im kunsthistorischen Hofmuseum Nr. 81 sowie mit
Nr. 82, darstellend eine Partie am Wege auf dem Mariahilferberg bei Guttenstein.
**) Unlängst sahen wir auch eine Gebirgslandschaft von ihm in der Kanzlei
des Schlosshauptmannes in Schönbrunn, welche im Hofbesitz ist, desgleichen eine
Ansicht vom Grossglockner im Privatbesitz.
***) Siehe: J. Lavos. S. 98.
j) Herr von Wurzbach gibt als Geburtsjahr 1793 an, und lässt ihn zu
Florenz entweder am 10. oder 19. November sterben.
*) Wie seine Biographen berichten, hat sich Marko überhaupt eine sehr
umfangreiche Bildung angeeignet. So soll er neben seiner Kunst und seinen tech
nischen Studien auch eifrig die Musik betrieben haben, wobei er es als Dilettant
auf der Flöte fast zur Berühmtheit brachte. Desgleichen soll er auch besonders
sprachenkundig gewesen sein, denn man erzählt, dass er des Ungarischen, Deutschen,
Slovakischen, Rumänischen, Lateinischen, Französischen, Englischen und Italieni
schen vollkommen mächtig gewesen sei. Auch als tüchtiger Fechter, und zwar in
allen Waffen, genoss unser Meister nicht minderen Ruf. Seine Vielseitigkeit hat
sich aber ebenso auf dem Gebiete seiner Kunstausübung dargethan, denn er kam,
namentlich ehe er zur Berühmtheit gelangte, in die Lage, in allen Techniken
malen zu müssen, um für sich und seine Familie die zur Existenz erforderlichen