Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Wir haben daher, nachdem Marko auch noch das Glück 
hatte, von anderen Autoren gewürdigt zu werden, ein ziemlich ein 
gehendes biographisches Material über diesen interessanten Meister, 
der mit einer massvollen, modernen naturalistischen Anschauung 
zugleich seinen Werken einen bedeutsamen stylistischen Zauber verlieh. 
Man that entschieden Unrecht, ihm bei seiner allerdings bisweilen 
etwas minutiös gestalteten Ausführung die Begabung für eine höhere 
Auffassung abzusprechen. Im Gegentheil kommt diese in einigen 
Werken sogar sehr zur Geltung, wenn ich auch dem beipflichten will, 
dass er bei in grösseren Dimensionen ausgeführten Bildern nicht mehr 
die nothwendige breite Technik beherrschte, welche von vornehmlich 
decorativen Zwecken dienenden Bildern verlangt wird. Marko war eben 
kein Poussin und kein Carracci, aber dafür war er die geeignete 
Individualität, die diese Meister wohl studirt und demnach bis in ihr 
innerstes Wesen verstanden und zu einer selbstständigen Erscheinung 
verwerthet hat. Der ideale Aufbau seiner landschaftlichen Com- 
positionen in stets vorneh 
mer Verbindung mit der my 
thologischen oder auch bibli 
schen Staffage, die er in ihren 
künstlerischen Werthen in 
ganz homogener Weise durch 
zuführen wusste, zeugte von 
dem echten Verständniss 
dessen, was er wollte. Seine 
ideale Richtung, verbunden 
mit einer Detailarbeit, welcher 
er mit eben so grossem Ge 
schick als Geschmack nach 
gekommen ist, darf daher 
als eine vollkommen eigen 
artige hin gestellt werden. Diese 
Vertiefung, sowohl in Anord 
nung als Detail seiner Dar 
stellungen, brachte ihm auch 
gerechtermassen den grossen Ruf und die Anerkennung 
Mitwelt. 
gemalt hat, wovon die kleine hübsche Landschaft in der kaiser 
lichen Gemälde-Galerie Nr. 81 *> Waldlandschaft mit badenden 
Mädchen« beredtes Zeugnis legt. *) 
Feid ist der richtige Vorgänger Joseph Holzer’s gewesen, 
welchen wir aber schon in die Uebergangsperiode zur neueren 
Richtung in der Landschaftsmalerei zu zählen haben werden, wonach 
wir erst weiter unten auf diesen in der That sehr bedeutsamen 
Waldmaler zu sprechen kommen werden. Die Bilder Fe id’s dürften 
sehr zahlreich sein. Wir finden ab und zu im Privatbesitz, besonders 
in kleineren Bürgerfamilien noch Bilder von ihm, zumeist vergessen, 
beinahe verschollen.** ***) ) Erfreulich war es, ein Porträt von ihm, ge 
malt von Lavos zu finden, dessen schon oben gedacht ward 
und das auch für die kaiserliche Gemälde-Galerie angekauft 
wurde. Dasselbe befand sich im Besitze einer erst jüngst ver 
storbenen bei hundert Jahre alten Tante des Meisters, von wo es 
in den Besitz der Frau Baronin Hubel übergegangen ist, welche 
das für die kaiserliche Samm 
lung jedenfalls sehr inter 
essante Bildnis in dankens- 
werther Weise abzugeben sich 
entschloss. 
) 
Ein hervorragender Mei 
ster, der uns zunächst hier 
zu interessiren hat, war Carl 
Marko, den wir uns die 
Freiheit nehmen, in die Reihe 
der zur Wienerschule zäh 
lenden Meister zu stellen, 
wenn ihn auch unsere Reichs 
brüder, die Ungarn, ganz 
folgerichtig als Landsmann 
reclamiren, denn Marko ist 
in Ungarn, und zwar in 
Leutschau im Zipser Comitate 
im Jahre 1791t) am 25. Sep 
tember geboren und sonach ein Ungar. Diesem Umstande dankt es 
auch der Künstler, dass man ihn im engeren Vaterlande voll ge 
würdigt und sich sonach auch nicht blos um seine Werke, sondern 
auch um seine Person gekümmert hat. Allerdings waren es zuerst 
die Wiener, die seine Werke hochschätzten und gerne auch mit 
bedeutenden Preisen bezahlten. Dass sich nachher die Ungarn näher 
und eingehender mit ihrem Landsmanne und seiner Persönlichkeit 
wir verweisen auf das Werk »Ungarns Männer der 
kann, vom landsmännischen Standpunkte angesehen, nur 
CARL MARCO. Christus beschwort den Sturm. 
seiner 
Carl Marko war der Sohn des Georg Marko, der Stadt 
baumeister und Ingenieur der königlichen Freistadt Leutschau ge 
wesen ist, und selbst, wie berichtet wird, Kunstdilettant und ein 
grosser Kunstliebhaber war. Marko genoss auch den ersten 
Zeichenunterricht von seinem Vater, dem er, während er noch 
• . 
die Leutschauer Schule besuchte, schon die architektonischen Ent 
würfe ausführen half. 
Nach Pest gebracht, oblag er den mathematischen Studien,*) 
wonach er als diplomirter Ingenieur auf der Cameralherrschaft zu 
beschäftigten 
Zeit 
anerkannt und gut geheissen werden. 
*) In dem Ankaufsverzeichnisse der Bilder für die k. k. Belvedere-Galerie 
vom Jahre 1832 findet man verzeichnet, dass von Joseph Feid zwei Landschaften 
mit dem Betrage von je 100 fl. angekauft wurden. Diese beiden Bilder sind 
höchst wahrscheinlich identisch mit den Nummern des Kataloges der Modernen 
Abtheilung der Gemälde-Galerie im kunsthistorischen Hofmuseum Nr. 81 sowie mit 
Nr. 82, darstellend eine Partie am Wege auf dem Mariahilferberg bei Guttenstein. 
**) Unlängst sahen wir auch eine Gebirgslandschaft von ihm in der Kanzlei 
des Schlosshauptmannes in Schönbrunn, welche im Hofbesitz ist, desgleichen eine 
Ansicht vom Grossglockner im Privatbesitz. 
***) Siehe: J. Lavos. S. 98. 
j) Herr von Wurzbach gibt als Geburtsjahr 1793 an, und lässt ihn zu 
Florenz entweder am 10. oder 19. November sterben. 
*) Wie seine Biographen berichten, hat sich Marko überhaupt eine sehr 
umfangreiche Bildung angeeignet. So soll er neben seiner Kunst und seinen tech 
nischen Studien auch eifrig die Musik betrieben haben, wobei er es als Dilettant 
auf der Flöte fast zur Berühmtheit brachte. Desgleichen soll er auch besonders 
sprachenkundig gewesen sein, denn man erzählt, dass er des Ungarischen, Deutschen, 
Slovakischen, Rumänischen, Lateinischen, Französischen, Englischen und Italieni 
schen vollkommen mächtig gewesen sei. Auch als tüchtiger Fechter, und zwar in 
allen Waffen, genoss unser Meister nicht minderen Ruf. Seine Vielseitigkeit hat 
sich aber ebenso auf dem Gebiete seiner Kunstausübung dargethan, denn er kam, 
namentlich ehe er zur Berühmtheit gelangte, in die Lage, in allen Techniken 
malen zu müssen, um für sich und seine Familie die zur Existenz erforderlichen
	        
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