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sich bei der neuen Stellenbesetzung an der Akademie übergangen
sah; hierüber gekränkt, Hess er sich in Salzburg nieder, wohin es ihn
namentlich der landschaftlichen Reize wegen mächtig zog. Er baute
sich in der Nähe von Aigen am rechten Ufer der Salzach eine Villa
nebst Atelier in landesüblichem Style, welches lauschige Heim er
auch ununterbrochen bis zu seiner, nach dem Tode seines Sohnes
erfolgenden Uebersiedlung nach München bewohnt hat.
Fischbach entwickelte während dieses Aufenthaltes in Salz
burg wohl seine bedeutendste künstlerische Thätigkeit. Damals in
der Vollkraft seiner Jahre stehend, inmitten eines äusserst glück
lichen Familienlebens, geschätzt und geliebt von einem namhaften
Freundeskreise, fühlte sich der Künstler, welcher die Darstellung
von Figuren und Thieren in gleicher Gewandtheit wie die Land
schaft behandelte, gedrängt, sich auch im Genrefache zu bethätigen, was
ihm bedeutsame Erfolge und sonach
auch die in feierlicher Sitzung am
12. Mai 1843 beschlossene Mitglied
schaft der k. k. Akademie der bil
denden Künste in Wien einbrachte.*)
Eines der populärsten Bilder wurde
sein in die Arth ab er’sche Galerie
übergegangenes grösseres, sehr dra
matisch erfasstes Werk »Die Wild
diebe«. Der Verfasser erinnert
sich noch des Erfolges, den
dieses Bild bei seiner Ausstellung
im österreichischen Kunstverein trotz
der Concurrenz mit vielen anderen
sehr bedeutsamen Werken aus dem
Auslande gefunden hat. Grosse
Freude bereitete es dem Meister,
einen Sohn zu haben, der ihm in
seiner Kunst in ehrender Weise nach-
folgen würde. Es ist daher selbst
verständlich, dass er dem hoffnungs
voll emporkeimenden Talente alle
nur erdenkliche künstlerische und
Dass ein Künstler von der allgemeinen Bildung, wie sie Fisch
bach besass, überall seine Kreise findet, liegt wohl nahe, und dass
ein solcher Künstler auf diese einen wesentlichen Einfluss nimmt,
ist ebensowenig in Frage zu stellen.
So nahm auch Fischbach lebhaften Antheil an der Gründung
des Salzburger Kunstvereines und war mit seinem ganzen Wesen
dabei, als sich eine kleine Gesellschaft von Dilettanten, darunter
.
auch der heute als hoher Achtziger noch in Salzburg lebende pen-
sionirte Professor Joseph Mayburger, zusammenthat, um an be
stimmten Abenden zu traulichen Kunstgesprächen und zu selbst
ständigen kleinen Kunstversuchen sich zu vereinen. Fischbach corri-
girtedann mit Freude und Eifer die »kleine Akademie«, wie er sie scherz
weise nannte, deren Andenken in einem Album besteht, das neben den
innigsten Dankesworten recht brave Arbeiten dieser Tafelrunde enthält.
Wie Salzburgs Künstler, und
zwar aus mehrfachen und berech-
tigten Gründen, immer mehr Fühlung
mit München als mit Wien hatten,
so war es auch bei Fischbach der
Fall. Er war daher mit allen Capaci-
täten der damals mächtig erblühten
Münchner Künstlerschaft bekannt
und befreundet. Namentlich war
es Rott mann, mit dem er in in
timster Weise in freundschaftlichem
und künstlerischem Verkehr stand.
Das Unglück mit seinem Sohne
verscheuchte in ihm Glück und Froh
sinn, ja es trieb ihn weg aus seinem
ihm so lieben Salzburger Tusculum,
um in München sich mit neuer Kraft
auf die Ausübung seiner Kunst zu
werfen und in ihr Trost zu finden. Da
entstand auch alsbald sein durch
die Kunsthandlung Bruckmann
sehr verbreitetes Werk »Die Bäume
Deutschlands«, sowie ein zweites,
betitelt »Künstlerische Wanderungen durch das Salzkammergut«. Es
waren so recht in Sinn und Weise des Meisters erfasste landschaftliche
Dichtungen, aber nicht lange konnte es dauern, so ging über sie die
Woge einer neuen Zeit hinweg, die Anderes will und Anderes sucht
und rücksichtslos ihrem Begehren Rechnung trägt. Ja es wirkt auf
den objectiv in der Kunst Schauenden nachgerade traurig, wenn er
sehen muss, wie mit dem anderen Geiste auch alle Werthe des
früheren nicht mehr gesehen und empfunden werden.
Johann Fischbach schied, nachdem er noch die aufregenden
Kriegsjahre 1866 und 1870 mit aller ihm innewohnenden Theil-
nahme’ erlebt hatte, nach einigen Schwächeanfällen am ig. Juni 1871
im Alter von 74 Jahren rasch aber milde aus dem Leben.
Sein bereits wiederholt genannter liebenswürdiger Biograph
will die Werke des Meisters, überhaupt sein künstlerisches Schaffen
Wien angekauft); 5. »Scene aus dem Leben des Markgrafen Leopold des Heiligen«
(gemalt 1858, im Besitze des Stiftes Klosterneuburg); 6. »Der Vorposten. Ein Reiter
in Wouwermann’schem Costume« (gemalt 1859, im Besitze Ihrer Majestät weiland
der Kaiserin Elisabeth). Die kaiserliche Gemälde-Galerie besitzt kein Werk von ihm
JOHANN FISCHBACH. Die Witwe.
ihn dem gedeihlichsten Werde-
Leider aber wollte ein trauriges
dem Vater und
väterliche Sorgfalt zuwendete, um
gang in der Kunst zuzuführen.
Geschick es anders, schon im Jahre 1860 ward er
der Kunst durch eine tückische Krankheit entrissen.*)
*) Die Zuerkennungsbegründung lautete: »Wegen der ausgezeichneten Be
weise, wodurch Herr Fischbach, Genre- und Landschaftsmaler, seine Liebe für
die Kunst stets bezeichnet hat.«
*) August Fischbach wurde zu Wien am 7. März 1828 geboren und
starb zu München am Typhus den 2. Februar 1860. Er studirte das Gymnasium,
während er den künstlerischen Unterricht durch seinen Vater empfing. Tüchtig
vorbereitet, zeichnete er im Winter 1847 auf i8 4 8 in der Akademie zu München
nach der Antike. Von wesentlicherem Einflüsse auf die Ausbildung des Künstlers
war aber der Aufenthalt in München vom Herbste 1849 bis Ende 1852, in welcher
Zeit er unter der trefflichen Führung des Historienmalers Bert eie arbeitete. Die
weitere Zeit bis zu seiner im November 1859 erfolgten letzten Reise nach München
brachte August Fischbach, selbstständig als Genremaler arbeitend, im Eltern
hause zu Salzburg zu. Dem Nachrufe des L. v. K., eines Freundes des jungen
Fischbach, entnehmen wir die als die vorzüglichsten Früchte seiner Thätigkeit
aufgeführten Werke: 1. »Die Lection der Grossmutter« (gemalt 1854, im Besitze
Ihrer Majestät der Kaiserin Karolina Augusta); 2. »Die Frohnleichnamsfeier« (ge
malt 1855); 3. »Der Allerseelentag« (gemalt 1856); 4. »Die erste Communion«
(gemalt 1857, die letzteren drei Bilder wurden vom österreichischen Kunstverein in