Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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sich bei der neuen Stellenbesetzung an der Akademie übergangen 
sah; hierüber gekränkt, Hess er sich in Salzburg nieder, wohin es ihn 
namentlich der landschaftlichen Reize wegen mächtig zog. Er baute 
sich in der Nähe von Aigen am rechten Ufer der Salzach eine Villa 
nebst Atelier in landesüblichem Style, welches lauschige Heim er 
auch ununterbrochen bis zu seiner, nach dem Tode seines Sohnes 
erfolgenden Uebersiedlung nach München bewohnt hat. 
Fischbach entwickelte während dieses Aufenthaltes in Salz 
burg wohl seine bedeutendste künstlerische Thätigkeit. Damals in 
der Vollkraft seiner Jahre stehend, inmitten eines äusserst glück 
lichen Familienlebens, geschätzt und geliebt von einem namhaften 
Freundeskreise, fühlte sich der Künstler, welcher die Darstellung 
von Figuren und Thieren in gleicher Gewandtheit wie die Land 
schaft behandelte, gedrängt, sich auch im Genrefache zu bethätigen, was 
ihm bedeutsame Erfolge und sonach 
auch die in feierlicher Sitzung am 
12. Mai 1843 beschlossene Mitglied 
schaft der k. k. Akademie der bil 
denden Künste in Wien einbrachte.*) 
Eines der populärsten Bilder wurde 
sein in die Arth ab er’sche Galerie 
übergegangenes grösseres, sehr dra 
matisch erfasstes Werk »Die Wild 
diebe«. Der Verfasser erinnert 
sich noch des Erfolges, den 
dieses Bild bei seiner Ausstellung 
im österreichischen Kunstverein trotz 
der Concurrenz mit vielen anderen 
sehr bedeutsamen Werken aus dem 
Auslande gefunden hat. Grosse 
Freude bereitete es dem Meister, 
einen Sohn zu haben, der ihm in 
seiner Kunst in ehrender Weise nach- 
folgen würde. Es ist daher selbst 
verständlich, dass er dem hoffnungs 
voll emporkeimenden Talente alle 
nur erdenkliche künstlerische und 
Dass ein Künstler von der allgemeinen Bildung, wie sie Fisch 
bach besass, überall seine Kreise findet, liegt wohl nahe, und dass 
ein solcher Künstler auf diese einen wesentlichen Einfluss nimmt, 
ist ebensowenig in Frage zu stellen. 
So nahm auch Fischbach lebhaften Antheil an der Gründung 
des Salzburger Kunstvereines und war mit seinem ganzen Wesen 
dabei, als sich eine kleine Gesellschaft von Dilettanten, darunter 
. 
auch der heute als hoher Achtziger noch in Salzburg lebende pen- 
sionirte Professor Joseph Mayburger, zusammenthat, um an be 
stimmten Abenden zu traulichen Kunstgesprächen und zu selbst 
ständigen kleinen Kunstversuchen sich zu vereinen. Fischbach corri- 
girtedann mit Freude und Eifer die »kleine Akademie«, wie er sie scherz 
weise nannte, deren Andenken in einem Album besteht, das neben den 
innigsten Dankesworten recht brave Arbeiten dieser Tafelrunde enthält. 
Wie Salzburgs Künstler, und 
zwar aus mehrfachen und berech- 
tigten Gründen, immer mehr Fühlung 
mit München als mit Wien hatten, 
so war es auch bei Fischbach der 
Fall. Er war daher mit allen Capaci- 
täten der damals mächtig erblühten 
Münchner Künstlerschaft bekannt 
und befreundet. Namentlich war 
es Rott mann, mit dem er in in 
timster Weise in freundschaftlichem 
und künstlerischem Verkehr stand. 
Das Unglück mit seinem Sohne 
verscheuchte in ihm Glück und Froh 
sinn, ja es trieb ihn weg aus seinem 
ihm so lieben Salzburger Tusculum, 
um in München sich mit neuer Kraft 
auf die Ausübung seiner Kunst zu 
werfen und in ihr Trost zu finden. Da 
entstand auch alsbald sein durch 
die Kunsthandlung Bruckmann 
sehr verbreitetes Werk »Die Bäume 
Deutschlands«, sowie ein zweites, 
betitelt »Künstlerische Wanderungen durch das Salzkammergut«. Es 
waren so recht in Sinn und Weise des Meisters erfasste landschaftliche 
Dichtungen, aber nicht lange konnte es dauern, so ging über sie die 
Woge einer neuen Zeit hinweg, die Anderes will und Anderes sucht 
und rücksichtslos ihrem Begehren Rechnung trägt. Ja es wirkt auf 
den objectiv in der Kunst Schauenden nachgerade traurig, wenn er 
sehen muss, wie mit dem anderen Geiste auch alle Werthe des 
früheren nicht mehr gesehen und empfunden werden. 
Johann Fischbach schied, nachdem er noch die aufregenden 
Kriegsjahre 1866 und 1870 mit aller ihm innewohnenden Theil- 
nahme’ erlebt hatte, nach einigen Schwächeanfällen am ig. Juni 1871 
im Alter von 74 Jahren rasch aber milde aus dem Leben. 
Sein bereits wiederholt genannter liebenswürdiger Biograph 
will die Werke des Meisters, überhaupt sein künstlerisches Schaffen 
Wien angekauft); 5. »Scene aus dem Leben des Markgrafen Leopold des Heiligen« 
(gemalt 1858, im Besitze des Stiftes Klosterneuburg); 6. »Der Vorposten. Ein Reiter 
in Wouwermann’schem Costume« (gemalt 1859, im Besitze Ihrer Majestät weiland 
der Kaiserin Elisabeth). Die kaiserliche Gemälde-Galerie besitzt kein Werk von ihm 
JOHANN FISCHBACH. Die Witwe. 
ihn dem gedeihlichsten Werde- 
Leider aber wollte ein trauriges 
dem Vater und 
väterliche Sorgfalt zuwendete, um 
gang in der Kunst zuzuführen. 
Geschick es anders, schon im Jahre 1860 ward er 
der Kunst durch eine tückische Krankheit entrissen.*) 
*) Die Zuerkennungsbegründung lautete: »Wegen der ausgezeichneten Be 
weise, wodurch Herr Fischbach, Genre- und Landschaftsmaler, seine Liebe für 
die Kunst stets bezeichnet hat.« 
*) August Fischbach wurde zu Wien am 7. März 1828 geboren und 
starb zu München am Typhus den 2. Februar 1860. Er studirte das Gymnasium, 
während er den künstlerischen Unterricht durch seinen Vater empfing. Tüchtig 
vorbereitet, zeichnete er im Winter 1847 auf i8 4 8 in der Akademie zu München 
nach der Antike. Von wesentlicherem Einflüsse auf die Ausbildung des Künstlers 
war aber der Aufenthalt in München vom Herbste 1849 bis Ende 1852, in welcher 
Zeit er unter der trefflichen Führung des Historienmalers Bert eie arbeitete. Die 
weitere Zeit bis zu seiner im November 1859 erfolgten letzten Reise nach München 
brachte August Fischbach, selbstständig als Genremaler arbeitend, im Eltern 
hause zu Salzburg zu. Dem Nachrufe des L. v. K., eines Freundes des jungen 
Fischbach, entnehmen wir die als die vorzüglichsten Früchte seiner Thätigkeit 
aufgeführten Werke: 1. »Die Lection der Grossmutter« (gemalt 1854, im Besitze 
Ihrer Majestät der Kaiserin Karolina Augusta); 2. »Die Frohnleichnamsfeier« (ge 
malt 1855); 3. »Der Allerseelentag« (gemalt 1856); 4. »Die erste Communion« 
(gemalt 1857, die letzteren drei Bilder wurden vom österreichischen Kunstverein in
	        
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