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in drei Perioden theilen, und zwar erstens in die Studien der Lehr
zeit und Werke der ersten Entwicklung bis zu seiner Uebersiedlung
in das Salzkammergut, respective Salzburg. Hieher verlegt derselbe
die zweite Periode der künstlerischen Thätigkeit des Meisters. Diese muss
auch, wie bereits erwähnt, unbedingt als die bedeutsamste angesehen
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werden, in ihr tritt er vollbewusst in Erfahrung und Können, in die
Vollendung. Er erfasst mit Liebe zugleich die Genremalerei und häuft
Erfolg auf Erfolg in beiden Fächern. Künstler, hohe und höchste Herren
würdigen den Meister, und die Presse gedenkt seiner und seiner
Kunstwerke in ehrenvollster Weise. Aber auch von allerlei reforma-
torischen Ideen war der Künstler beseelt. So beschäftigte ihn die
Frage, wie die Kunst vor einer erdrückenden Vormundschaft des
Staates zu bewahren und letzterer zu werkthätigem Handeln gebracht
zu werden vermöchte. So vernehmen wir auch weiters, dass sich
Fischbach im Jahre 1848 der Adresse an das Frankfurter Parla
ment angeschlossen habe, damit der Staat gewisse Summen zu
Kunstzwecken auswerfe und eine möglichst freie Kunstthätigkeit an
bahne. Desgleichen hatte Fischbach eine Denkschrift an das
k. k. Ministerium des Unterrichtes ausgearbeitet, in welcher er die
Mängel der Kunstpflege im Staate berührt und Mittel zu deren Be
seitigung angibt. Aehnlich Waldmüller, dem es nur sehr übel
>'eingebrockt« wurde, weil er vielleicht noch schärfer den Höllen
stein auf die Wunde wirken liess. Die dritte Periode des künst
lerischen Schaffens Fisch bach’s ist im Münchner Aufenthalte zu
suchen, wo er vornehmlich die beiden bereits oben genannten Cyclen
schuf und also vornehmlich zeichnerisch thätig war.
Werfen wir einen unbefangenen Blick auf Fisch bach’s künst
lerische Gesammterscheinung, so finden wir auch hier die volle
Charakteristik seiner Zeit wieder. Ein gewisses Streben nach Wahr
heit, nach Romantik, nach wohlverbundenem, künstlerisch gefälligem
Gefüge, nach Sorgfalt der Ausführung und glücklichem Ausgleich
von Formen und Farben. Fisch bach componirte seine Land
schaften, auch wenn sie Veduten sein sollten, in ein bildliches
Ganzes hinein. Licht und Schatten gut vertheilt, ist das Augenmerk
zugleich auf einen behaglichen Fluss der Linien gerichtet, so dass
wir die für jene Zeit als streng naturalistisch geltende Landschaft
heute nur mit den Stylregeln der idealen Landschaftsmalerei ver
eint finden und darnach messen können. Aber sahen wir nicht die
Landschaft damals ebenso an? Was sich in der Natur vor unseren
Augen nicht nach Wunsch, sei es in Form und Linien oder selbst
coloristisch, harmonisch fügte, das wussten wir sogleich, und zwar
schon in der Studie selbst, wie unbewusst, also aus dem Gefühle
heraus, zu ergänzen und nach unserem Glauben zu verbessern. Wie
konnte es auch dann anders mit unseren Bildern aussehen? Nur Alles
schön gerundet und wohl geordnet, was natürlich der Natur stets Gewalt
anthat. Aber da kam der Ekel eines Tages in uns auf und wir schauten
Verblümen wir es nicht, die Photographie hat uns unendlich
viel gelehrt, nur muss es der Künstler meiden, ihr Abklatsch sein
zu wollen, aber sie richtig in den Dienst der Kunst zu stellen,
dazu hat sie uns bereits gezwungen. Würden die lieben, guten
alten Herren der ersten Hälfte des Jahrhunderts unsere heutige
Kunst sehen, der sie ganz logisch vorangegangen sind, denn Alles
im Werden ist Consequenz, sie thäten die Köpfe schütteln, wie
anders wir jetzt denken und sehen.
Anton Hansch zähle ich noch zu den Wiener Meistern der
älteren Schule, namentlich aber in seinen Erstlingswerken, die
ganz und gar den Geist verrathen, unter welchen diese anmuthig
schaffende Künstlergilde ihrer künstlerischen Mission gerecht ward.
Mit den Fünfziger- und Sechzigerjahren begann Hansch jedoch
durch allerlei fremde Einflüsse von dieser Intimität seines Schaffens
abzubiegen. Die durch den von Arthaber und Genossen gegründeten
österreichischen Kunstverein nach Wien gelangenden effectvollen
Werke der grossen deutschen und französischen Kunstschulen
machten es, dass er mit den kleinen feinen Bildchen, mit ihrer zarten,
vornehmen Technik kein Genügen mehr fand; er griff nach grossen
Leinwandflächen, weil auch er in Farbe und grosser Technik gleich
diesen glänzen wollte. Das aber lag meiner Ansicht nach durchaus
nicht in der Veranlagung des Meisters. Eine subtil empfindende Natur,
war er doch nur in tadelloser Vollendung kleineren Dimensionen
gewachsen, die er aber auch mit einer seltenen Liebe im Vortrage,
sowie mit aller Zartheit der Formen und Gewissenhaftigkeit der Details
ausstattete. In dieser Veranlagung ist auch der grosse Reiz seiner
Naturstudien zu suchen, in denen er selbstverständlich nicht über ein
gewisses Format hinaus konnte. Hansch war weniger Colorist als
Zeichner, demnach vermochte er in seinen Bildern grösseren oder
grössten Formates nicht so glücklich Ton und Farbe zu beherrschen
wenn ich mich dieses Ausdruckes bedienen darf
und mit dem
Ausstrecken oder blossem Verstärken der Localfarben konnte er
eine gute Optik und zugleich kräftige Färbung doch nicht errei-
Mochte es ihm von der anfänglich geübten Blumenmalerei
geblieben oder aber in seinen Augen gelegen gewesen sein, seine
Palette war stets zu schönfärbig und hatten es ihm namentlich blau
und orange in ihren oft süsslich wirkenden Gegensätzen angethan.
Wo sich aber der Meister mit den schönen Farben mässigte, dann
gab es sicher ein gutes Werk ab, denn dann wirkten Ton und
Zeichnung, welch' letztere er thatsächlich in glänzendem Masse
beherrschte. Seine Specialität war die Gebirgslandschaft, der er sich
mit der ganzen künstlerischen Ueberzeugung hingab. Wie er sie
liebte, wie gerne und unermüdlich er dieselbe studirte und wie er
hiebei die grössten Anstrengungen nicht scheute, davon erzählt uns
sein Schüler Carl Hauno Id, der jahrelang den Meister auf die
Berge und in deren unwirthliche Gegenden und Aufenthalte begleitet
hat und der sich bewundernd darüber ausspricht, wie er bei Sturm
und Regen, bei Unwetter und mitunter in eisiger Kälte unter seinem
grossen wasserdichten Schirm allen Unbilden trotzte, um gewissen
haft seinen Studien zu obliegen.*)
eben.
die Natur nicht mehr mit dem Schönheitsglase und der Schminkbüchse,
sondern nüchtern an. Und da ging dazu noch ein neues Licht
Durch sie sahen wir.
auf, eine Sonne, die hiess »Photographie«!
dass auch das unmittelbar Wahre in der Natur schön und erfreulich,
daher künstlerisch sein könne, nur müsse man lernen, wie man es
so treu und gewissenhaft malen könne, wie uns das Lichtbild die
Natur mit all ihren Dingen und Unschönheiten, die wir einst so
sorgfältig »auszureinigen« bemüht waren, darstellt.
*) Haunold schreibt uns: >So sind mir eine Reihe von Septembertagen
des Jahres 1856 in steter Erinnerung, in denen Hansch, mich an der Seite, in
einer vereinsamten hoch gelegenen Jägerhütte bei Reichenau gehaust hat. Die
Temperatur sank so tief, dass ich mit einer Hacke das Eis im Brunnentrog durch
schlagen musste, um Wasser zu bekommen und da meines Meisters nasse Berg-