Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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in drei Perioden theilen, und zwar erstens in die Studien der Lehr 
zeit und Werke der ersten Entwicklung bis zu seiner Uebersiedlung 
in das Salzkammergut, respective Salzburg. Hieher verlegt derselbe 
die zweite Periode der künstlerischen Thätigkeit des Meisters. Diese muss 
auch, wie bereits erwähnt, unbedingt als die bedeutsamste angesehen 
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werden, in ihr tritt er vollbewusst in Erfahrung und Können, in die 
Vollendung. Er erfasst mit Liebe zugleich die Genremalerei und häuft 
Erfolg auf Erfolg in beiden Fächern. Künstler, hohe und höchste Herren 
würdigen den Meister, und die Presse gedenkt seiner und seiner 
Kunstwerke in ehrenvollster Weise. Aber auch von allerlei reforma- 
torischen Ideen war der Künstler beseelt. So beschäftigte ihn die 
Frage, wie die Kunst vor einer erdrückenden Vormundschaft des 
Staates zu bewahren und letzterer zu werkthätigem Handeln gebracht 
zu werden vermöchte. So vernehmen wir auch weiters, dass sich 
Fischbach im Jahre 1848 der Adresse an das Frankfurter Parla 
ment angeschlossen habe, damit der Staat gewisse Summen zu 
Kunstzwecken auswerfe und eine möglichst freie Kunstthätigkeit an 
bahne. Desgleichen hatte Fischbach eine Denkschrift an das 
k. k. Ministerium des Unterrichtes ausgearbeitet, in welcher er die 
Mängel der Kunstpflege im Staate berührt und Mittel zu deren Be 
seitigung angibt. Aehnlich Waldmüller, dem es nur sehr übel 
>'eingebrockt« wurde, weil er vielleicht noch schärfer den Höllen 
stein auf die Wunde wirken liess. Die dritte Periode des künst 
lerischen Schaffens Fisch bach’s ist im Münchner Aufenthalte zu 
suchen, wo er vornehmlich die beiden bereits oben genannten Cyclen 
schuf und also vornehmlich zeichnerisch thätig war. 
Werfen wir einen unbefangenen Blick auf Fisch bach’s künst 
lerische Gesammterscheinung, so finden wir auch hier die volle 
Charakteristik seiner Zeit wieder. Ein gewisses Streben nach Wahr 
heit, nach Romantik, nach wohlverbundenem, künstlerisch gefälligem 
Gefüge, nach Sorgfalt der Ausführung und glücklichem Ausgleich 
von Formen und Farben. Fisch bach componirte seine Land 
schaften, auch wenn sie Veduten sein sollten, in ein bildliches 
Ganzes hinein. Licht und Schatten gut vertheilt, ist das Augenmerk 
zugleich auf einen behaglichen Fluss der Linien gerichtet, so dass 
wir die für jene Zeit als streng naturalistisch geltende Landschaft 
heute nur mit den Stylregeln der idealen Landschaftsmalerei ver 
eint finden und darnach messen können. Aber sahen wir nicht die 
Landschaft damals ebenso an? Was sich in der Natur vor unseren 
Augen nicht nach Wunsch, sei es in Form und Linien oder selbst 
coloristisch, harmonisch fügte, das wussten wir sogleich, und zwar 
schon in der Studie selbst, wie unbewusst, also aus dem Gefühle 
heraus, zu ergänzen und nach unserem Glauben zu verbessern. Wie 
konnte es auch dann anders mit unseren Bildern aussehen? Nur Alles 
schön gerundet und wohl geordnet, was natürlich der Natur stets Gewalt 
anthat. Aber da kam der Ekel eines Tages in uns auf und wir schauten 
Verblümen wir es nicht, die Photographie hat uns unendlich 
viel gelehrt, nur muss es der Künstler meiden, ihr Abklatsch sein 
zu wollen, aber sie richtig in den Dienst der Kunst zu stellen, 
dazu hat sie uns bereits gezwungen. Würden die lieben, guten 
alten Herren der ersten Hälfte des Jahrhunderts unsere heutige 
Kunst sehen, der sie ganz logisch vorangegangen sind, denn Alles 
im Werden ist Consequenz, sie thäten die Köpfe schütteln, wie 
anders wir jetzt denken und sehen. 
Anton Hansch zähle ich noch zu den Wiener Meistern der 
älteren Schule, namentlich aber in seinen Erstlingswerken, die 
ganz und gar den Geist verrathen, unter welchen diese anmuthig 
schaffende Künstlergilde ihrer künstlerischen Mission gerecht ward. 
Mit den Fünfziger- und Sechzigerjahren begann Hansch jedoch 
durch allerlei fremde Einflüsse von dieser Intimität seines Schaffens 
abzubiegen. Die durch den von Arthaber und Genossen gegründeten 
österreichischen Kunstverein nach Wien gelangenden effectvollen 
Werke der grossen deutschen und französischen Kunstschulen 
machten es, dass er mit den kleinen feinen Bildchen, mit ihrer zarten, 
vornehmen Technik kein Genügen mehr fand; er griff nach grossen 
Leinwandflächen, weil auch er in Farbe und grosser Technik gleich 
diesen glänzen wollte. Das aber lag meiner Ansicht nach durchaus 
nicht in der Veranlagung des Meisters. Eine subtil empfindende Natur, 
war er doch nur in tadelloser Vollendung kleineren Dimensionen 
gewachsen, die er aber auch mit einer seltenen Liebe im Vortrage, 
sowie mit aller Zartheit der Formen und Gewissenhaftigkeit der Details 
ausstattete. In dieser Veranlagung ist auch der grosse Reiz seiner 
Naturstudien zu suchen, in denen er selbstverständlich nicht über ein 
gewisses Format hinaus konnte. Hansch war weniger Colorist als 
Zeichner, demnach vermochte er in seinen Bildern grösseren oder 
grössten Formates nicht so glücklich Ton und Farbe zu beherrschen 
wenn ich mich dieses Ausdruckes bedienen darf 
und mit dem 
Ausstrecken oder blossem Verstärken der Localfarben konnte er 
eine gute Optik und zugleich kräftige Färbung doch nicht errei- 
Mochte es ihm von der anfänglich geübten Blumenmalerei 
geblieben oder aber in seinen Augen gelegen gewesen sein, seine 
Palette war stets zu schönfärbig und hatten es ihm namentlich blau 
und orange in ihren oft süsslich wirkenden Gegensätzen angethan. 
Wo sich aber der Meister mit den schönen Farben mässigte, dann 
gab es sicher ein gutes Werk ab, denn dann wirkten Ton und 
Zeichnung, welch' letztere er thatsächlich in glänzendem Masse 
beherrschte. Seine Specialität war die Gebirgslandschaft, der er sich 
mit der ganzen künstlerischen Ueberzeugung hingab. Wie er sie 
liebte, wie gerne und unermüdlich er dieselbe studirte und wie er 
hiebei die grössten Anstrengungen nicht scheute, davon erzählt uns 
sein Schüler Carl Hauno Id, der jahrelang den Meister auf die 
Berge und in deren unwirthliche Gegenden und Aufenthalte begleitet 
hat und der sich bewundernd darüber ausspricht, wie er bei Sturm 
und Regen, bei Unwetter und mitunter in eisiger Kälte unter seinem 
grossen wasserdichten Schirm allen Unbilden trotzte, um gewissen 
haft seinen Studien zu obliegen.*) 
eben. 
die Natur nicht mehr mit dem Schönheitsglase und der Schminkbüchse, 
sondern nüchtern an. Und da ging dazu noch ein neues Licht 
Durch sie sahen wir. 
auf, eine Sonne, die hiess »Photographie«! 
dass auch das unmittelbar Wahre in der Natur schön und erfreulich, 
daher künstlerisch sein könne, nur müsse man lernen, wie man es 
so treu und gewissenhaft malen könne, wie uns das Lichtbild die 
Natur mit all ihren Dingen und Unschönheiten, die wir einst so 
sorgfältig »auszureinigen« bemüht waren, darstellt. 
*) Haunold schreibt uns: >So sind mir eine Reihe von Septembertagen 
des Jahres 1856 in steter Erinnerung, in denen Hansch, mich an der Seite, in 
einer vereinsamten hoch gelegenen Jägerhütte bei Reichenau gehaust hat. Die 
Temperatur sank so tief, dass ich mit einer Hacke das Eis im Brunnentrog durch 
schlagen musste, um Wasser zu bekommen und da meines Meisters nasse Berg-
	        
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