Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Wirklich hochbedeutsam trat aber sein künstlerisches Vermögen 
erst mit den grossen Bildern: »Die Festtafel für die Maria Theresien- 
Ordensritter im Saale des Schönbrunner Schlosses« und »Das Fest 
mahl der Repräsentanten der kaiserlichen Armee im Schönbrunner 
Garten« heraus. Beide Bilder 
waren öffentlich ausgestellt, 
das erste im März 1862, das 
zweite in dem damals noch 
am Ballplatze befindlichen 
österreichischen Museum für 
Kunst und Industrie, und 
zwar im Jänner 1865. Diesen 
Bildern folgten sodann die 
Darstellungen der Gefechte 
von Oberselk, Oeversee und 
Veile, zu welchem Zwecke 
sich l’A 11 e m a n d im Früh 
ling 1864 nach Schleswig- 
Holstein begeben hatte, um 
an Ort und Stelle seine 
Studien zu machen.*) 
Die religiöse Kunst 
fand in Wien vor Allem ihre 
(6. Sept. 1683)*) bestens eingeführt hat, freilich aber fällt seine 
künstlerische Thätigkeit schon in die Zeit des tiefsten Weltfriedens, 
wo man nur in einzelnen Werken, wie etwa in dem vorzüglichen 
Bilde von Fritz TAllemand, darstellend eine Episode aus dem 
Treffen bei Znaim, 11. Juli 
1809, noch eine Rück 
erinnerung an die Kriegs 
zeiten erfährt, freilich fand 
dieser Künstler sodann nach 
den bewegten Kriegsjahren 
1848, 184g, 185g und 1863 
reichliche Bethätigung durch 
kaiserliche Aufträge, doch 
wurde er leider im besten 
Schaffen im Jahre 1866 
durch die Cholera hinweg 
gerafft, wonach sein hoch- 
begabter Neffe, der jetzige 
I ^ 
Akademie - Professor S i g- 
mund 
wissermassen das künstle 
rische Erbe seines Onkels 
antrat. 
l’Allemand, 
ge- 
LEANDER RUSS. Der Sturm der Türken auf die Löwelbastei (6. September 1683). 
Fritz TAIlemand ist zu Hanau den 24. März 1812 geboren, 
trat den 10. Juni 1827 als Schüler in die k. k. Akademie der 
bildenden Künste ein, woselbst er bis inclusive I. Semester 1840/41, 
also eine stattliche Reihe von Jahren verblieb, v. Wurzbach ver 
zeichnet in seinem bio 
graphischen Lexikon eine 
interessante Folge von Bil 
dern,welche den späteren, 
eminenten Schlachten 
maler bereits vorbereiten. 
*) Schreiber dieses hat den Meister Fritz TAIlemand, der eine fröhliche, 
herzgewinnende Persönlichkeit war, wohlgekannt. Kleiner Statur, mit behäbigem 
Aeussern, witzig und gewandt, war er in allen Kreisen, nicht nur unter seinen 
Standesgenossen, sehr geschätzt; er gehörte zu den beliebtesten Mitgliedern 
des alten Künstlervereines »Albrecht Dürer«, welcher beim »blauen Strauss« 
in der ehemaligen »Koth- 
gasse«, jetzt »Gumpendorfer- 
strasse*, sein eigenes, male 
risch ausgestattetes Local 
hatte, und der sich sodann 
vor Erbauung des Künstler 
hauses mit dem inzwischen 
zustande gekommenen Verein 
der jüngeren Künstler »Ein 
tracht« fusionirte, um die 
heute bestehende »Wiener 
Künstler-Genossenschaft« zu 
bilden. Besonders verstand es 
»Fritze«, bei den jährlich ab 
gehaltenen Festen sowie bei 
den Maifahrten auf den Kahlen 
berg malerische Gruppen her 
zustellen, in welchen er so 
dann stets als eine der treff 
lichsten Typen figurirte, wie 
einmal als Sancho mit seinem 
Ritter Don Quixote de la 
Mancha, wozu als höchst 
humoristischer Gegensatz die 
überaus lange und hagere 
Gestalt des auch schon längst 
verstorbenen Bankbeamten, 
*) Neben diesem 
Werke in der »Modernen 
Schule« befinden sich in der 
Sammlung der Aquarelle und 
Handzeichnungen des kunst 
historischen Hofmuseums noch 
die höchst interessanten und 
unendlich gewissenhaft detail- 
lirten Tuschzeichnungen: »Die 
Gesandtschaft des Cherusker 
fürsten Hermann überbringt 
dem Markomanen Marbod den 
Kopf des Varus«; »Die Grün- 
dungWiens«, »DieAuerochsen- 
jagd« und die »Allegorie auf 
den Tiroler Patriotismus und 
die Gründung eines Andreas 
Hofer-Denkmals«. Leander 
Episode aus dem Treffen bei Znaim (n. Juli 180g). 
FRITZ L’ALLEMAND. 
Malers und Photographen Kiss 
vorzüglich passte, oder ein 
anderes Mal als Chef einer Zigeunerbande, die an malerischem Effect ihres 
gleichen suchte u. s. w. Diese sogenannten »Maifahrten 
ausgesuchtesten künstlerischen Geschmack arrangirt, voll Romantik und Poesie 
bildeten sie alle Jahre das Hauptereigniss in dem Contigent der Unterhaltungen 
Russ (geb. zu Wien 1809, 
Ru ss. 
gest. 1864) ist der Sohn des Historienmalers Carl 
Er war Schüler seines Vaters, sodann der Akademie (vom 5. No 
vember 1823 bis inclusive Wintersemester 1828/29), bereiste Italien, wo er alte 
Meister copirte; jedoch wahrhaftig Einfluss auf die nachmals eingeschlagene Richtung 
nahm die Bekanntschaft mit dem Freiherrn von Prokesch Osten, welcher ihn als 
seinen künstlerischen Begleiter nach dem Orient nahm, wodurch das cultur- 
historische Interesse erwacht sein mochte, das sich in allen seinen geschichtlichen 
Compositionen in möglichster Treue von Costume und Architektur darlegt. Die 
oben genannten Tuschzeichnungen, mit Ausnahme der Allegorie, wurden im 
Jahre 1877 zu Gelegenheit der akademischen Eröffnungsausstellung aus dem Besitze 
der k. k. Hof- und Staatsdruckerei für die kaiserlichen Sammlungen erworben. 
waren stets mit dem 
und Feste der Künstler. Leider haben sie mit Anfang der Sechzigerjahre auf 
gehört und zwar vornehmlich deshalb 
weil sie der allzugrosse Andrang eines 
nicht mehr bescheiden zu nennenden Publicums geradezu unmöglich machte 
Für Jeden aber, der solche Feste miterlebt hat, werden sie eine reizvolle und 
liebenswürdige Erinnerung bleiben, denn sie waren die wirkliche Manifestation 
eines ebenso herzlichen als echt collegialen Wesens unter den Künstlern der 
geliebten Kaiserstadt Wien.
	        
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