Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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menschlichen Beziehungen haben ihm jederzeit die Herzen erschlossen 
und seine Darstellungen werden einst das richtige Charakteristicum 
einer Zeit sein, in der Geist und Gemüthstiefe höher galten, als 
prunkende Aeusserlichkeit, in der die wirkliche Humanität das erste 
Wort sprach und die reine Herzensgesinnung noch ihre volle 
Geltung hatte. 
modernsten Kunst, zu holten haben werden, liegt unserer Meinung 
nach noch ganz und gar im dunklen Schoosse der Zukunft, also 
der Entwicklung, auch wenn die neuesten Propheten derselben über 
Bestand und Tragweite dieser Kunst schon vollkommen im Klaren 
sein wollen. 
Die Weltbewegung, welche das Jahr 1848 hervorgerufen hatte, 
ist selbstverständlich auch nicht ohne sehr bedeutsamen Einfluss 
auf die Entwicklung der Kunst in Österreich und speciell in Wien 
geblieben. In dieser reformatorischen Zeit trat die alt und mürbe ge 
wordene Akademie der bildenden Künste gänzlich aus ihren Fugen, 
um jedoch rasch nachher in neuen zeitgemässen Institutionen und 
Reformen ihr Wirken zu kräftigen und mit den Anschauungen und 
Forderungen der unerbittlich vorwärtsschreitenden Zeit in Ein 
klang zu bringen. Es hat sich daher mit der im Jahre 1852 voll 
zogenen Reorganisation der k. k. Akademie der bildenden Künste 
ein ganz neues Bild der vaterländischen Kunst aufgerollt. 
Hat die kaiserliche Galerie auch kein Oelbild von Schwind 
aufzuweisen,*) so ziert unsere Sammlung der Aquarelle und Hand 
zeichnungen doch eine seiner grossartigsten Schöpfungen, man 
kann wohl sagen: sein »Schwanengesang«, der Bilder-Cyclus »Die 
schöne Melusine«, welcher mit Recht als die Verherrlichung der 
ehelichen Liebe und des deutschen Familienlebens bezeichnet 
wird.**) Aber noch ein zweites, bisher wenig bekanntes Werk weist 
die Handzeichnungssammlung auf, nämlich einen Carton »Diana 
mit ihren Gefährtinnen auf der Jagd«, welchen der Meister zu einem 
1867 für das Palais des Baron Stieglitz in Petersburg angefertigten 
Chemineebilde gezeichnet 
hat und der für die kaiser 
liche Sammlung durch den 
königlichen Hofglasmaler in 
München, Herrn Carl de 
Bouche im Jahre 1889 ge 
widmet worden ist. 
Betrachten wir nun 
diese drei grossen österrei 
chischen Künstler Führich, 
Steinle und Schwind, so 
stehen sie in unserer vater 
ländischen Kunstgeschichte 
wie Monolithe da; Jeder, 
der dieser Meister Werke 
sieht und würdigt, muss sie 
bewundern, auch wenn wir 
heute schon in einer Zeit der 
Kunstausübung leben, deren 
Begriffe und Anschauungen 
den damaligen geradezu diametral gegenüber stehen. Von den 
Wegen, die jetzt, am Ende des Jahrhunderts, eingeschlagen werden, 
hat sich wohl Keiner von den Dreien je was träumen lassen. 
Sie sollen uns zu einer ganz neuen Welt der Anschauungen 
führen; bis jetzt vermögen wir die Ziele kaum zu ahnen. Was wir 
von dieser Wendung der Dinge in der jüngsten Zeit, also in der 
Christian Rüben 
war, empfohlen von seinem 
Freunde und Gönner dem 
Grafen Franz Thun, von 
Prag nach Wien berufen 
worden, um das Directorat 
der Akademie zu über 
nehmen. Von besonderer 
Wichtigkeit für die fernere 
Entwicklung waren aber die 
mit dieser Reorganisation 
erfolgten Berufungen einiger 
hervorragender österreichi 
scher Künstler. Denn vor 
Allem galt es die Monu 
mental-und Historienmalerei 
auf eine Höhe zu bringen, 
wie sich diese in anderen 
Kunststädten bereits dar- 
gethan hatte. Schon 1851 
wurden daher die Historien- und Kirchenmaler Carl Bl aas und 
Carl Mayer hiefür ausersehen, diesen folgten sodann 1856 Carl 
Wurzinger, 1863 Carl Rahl und endlich 1865 Eduard von 
Engerth. So sammelte sich in Wien mit den von früher her noch 
activ wirkenden Meistern ein Contingent von Künstlern, unter denen 
nicht nur hochbedeutende kirchliche, sondern auch hervorragende 
Historienmaler waren, die sich in der Welt umgesehen und auch 
an Wissen und Können was Rechtes heimgebracht hatten.-;) 
CH. RÜBEN. Die Schlacht hei Lipan. 
*) vSeine hervorragendsten Werke dieser Art sind in der gräflich 
Schack’schen Galerie und in anderen Privat- und öffentlichen Sammlungen zu 
linden. 
*) Zu den Hauptthaten der reorganisirten Akademie und ihrer aus 
übenden Künstler gehört wohl die Ausmalung der von Johann Georg Müller 
erbauten und durch van der Nüll zu Ende geführten Altlerchenfelderkirche 
durch Meister Führich und seine Genossen. Es waren an dem grossartigen 
Werke, zu dem Führich die Herstellung des Bilder-Cyclus erdacht und wofür 
er die Cartons zum Sanctuarium und Presbyterium selbst gezeichnet hatte, thätig: 
Ed. von Engerth, Franz Dobiaschofsky, Jos. Binder, Carl von Blaas, 
Leop. Kupelwieser, Carl Mayer, Josef Schön mann und Leopold Schulz. 
Das zweite, kaum minder grossartige, monumentale Werk, das von van der 
Nüll und Siccardsburg erbaute kaiserliche Opernhaus, erhielt ebenso fast 
durchgehends seinen bildlichen Schmuck durch die Professoren der Akademie 
und ihre begabtesten Schüler. Der Thätigkeit Sch wi n d's an diesem monumentalen 
Werke ist bereits oben gedacht worden. 
) Der Ankauf dieses letzten grossen, nach Vollendung seiner Male 
reien in der Hofoper von Schwind unternommenen Werkes, erfolgte erst nach 
dem Tode des Künstlers, im Jahre 1874, und zwar befand sich dasselbe in dem 
gemeinsamen Besitze der Herren Paul Neff, Buchhändler in Stuttgart, als Haupt- 
eigenthümer, und Heinrich Lotter, als Theilhaber, von welchen die Erwerbung 
durch den damaligen Oberstkämmerer Excellenz Grafen von Crenneville mit 
hiezu eingeholter »Allerhöchster Bewilligung« erfolgt ist. Die Besichtigung und 
Prüfung auf die Echtheit des Schwind'schen Cyklus geschah im k. k. Belvedere 
am 16. Juli 1874 durch die aus den Professoren Carl von Blaas, Christian 
Griepenkerl, dem Director Ed. von Engerth und den Custoden W. A. Rieder 
und Franz Eybl gebildete Beurtheilungs-Commission, wonach die Auszahlung 
mit dem Betrage von 20.000 Thlrn. pr. C. erfolgte. 
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