Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Arbeit dieser Kunstrichtung für die Wallfahrtskirche in Maria Zell, 
zu welcher bereits die Skizzen und ein grosser Carton beendet waren, 
wegen seines inzwischen eingetretenen Todes nicht mehr zu 
Stande kam.*) 
Zu denjenigen Malern, welche mehr oder minder den Typus 
der älteren Kunstanschauung in ihrem Schaffen zeigten, gehört auch 
der im Jahre 1805 zu Wien geborne Historienmaler Josef Binder. 
Seine Thätigkeit erstreckte sich auf mehrere Gebiete der Malerei, 
wir finden ihn in Wien bei der Altlerchenfelder Kirche als Monu 
mentalmaler beschäftigt und ebenso vorher in Frankfurt a. M., wo 
er im Römer die Bildnissfigur des deutschen Kaisers Albrecht II. 
darzustellen hatte. Nicht minder glücklich wirkte Binder als Porträt 
maler, wie endlich in den Darstellungen religiösen und geschichtlichen 
Genres, womit er eine gewisse Romantik zu verbinden wusste. Seine 
beiden in der kaiserlichen Galerie befindlichen Bilder »Romulus und 
Remus werden von dem Hirten Faustulus aufgefunden*, zu welchem 
Bilde ihm der damals noch sehr junge, 
später berühmte Landschaftsmaler Josef 
Seileny die Landschaft gemalt haben 
soll, und >Die Bekehrung St. Eustachius« 
vertreten Binder charakteristisch. Seine 
Studien hatte er an der Akademie in 
Wien gemacht, woselbst er am 30. Juni 1819 
bis inclusive I. Semester 1826 verweilte. 
Sodann begab er sich nach München, 
um dort von 1827 bis 1834 seinerweiteren 
Kunstausbildung nachzukommen. Bekannt 
machte Binder zuerst das sehr populär 
gewordene Bild »Die Engelswache«. Von 
1850 bis 1852 wirkte er als provisorischer 
Professor der Elementar - Zeichenschule 
an der Wiener Akademie. Josef Binder 
starb zu Wien im Jahre 1864. 
Auch Franz Dobiaschofsky, 
1818 geboren zu Wien und gestorben 
daselbst 1867, ist hier mehr seiner Kunst 
anschauung als des Alters wegen, einzureihen. Er geht fast dieselben 
Wege wie der soeben besprochene Künstler. Auch er studirte an der 
Wiener Akademie, in welche er am 22. Februar 1831 eintrat und bis 
Ende des Jahres 1837 blieb. Auf das Talent D ob ias chofsky’s nahmen 
vornehmlich Kupelwieser und Führich Einfluss, jedoch bewahrte 
er in allen seinen Werken eine eigenartige Subjectivität. Dobia 
schofsky war nicht nur auf religiösem Gebiete, sondern auch im 
Historien-, Genre- und Porträtfache thätig. Auf dem Gebiete der 
Monumentalmalerei bewährte er sich als ein tüchtiger, technisch 
sicherer Meister, wovon die Fresken in der Lerchenfelder Kirche und 
Die Zeit der naiven Anfänge der Geschichtsmalerei in den 
ersten Decennien des Jahrhunderts, wie sie die Bestrebungen von 
Carl Russ u. A. darthun, war sonach vorüber und die jener Zeit 
entstammenden Bilder unserer Galerie bekunden mehr den Gang 
der Kunstgeschichte als sie uns etwa zu erfreuen im Stande sind. 
Beispielsweise erwähnt, ein Werk wie das von Anton Petter*) er 
scheint uns heute mit seinen Theatercostümen und schemenhaften 
Figuren wie ein kindlich Beginnen, dennoch aber müssen wir das 
künstlerische Schaffen dieses Malers als ein Mittelglied in der Ent 
wicklungskette ehren und würdigen. 
Ehe wir nun auf die eingehende Schilderung der oben ge 
nannten, eine neue Kunstphase der Historienmalerei hervorrufenden 
Meister übergehen, sind wir unseren Lesern noch den Rückblick 
auf einige Maler schuldig, die in der Charakteristik ihres künst 
lerischen Wirkens vorwiegend noch der vorangegangenen Zeit an 
gehören. Da ist vor Allem der Historien- und Bildnissmaler, in 
seiner Zeit als Künstler und Lehrer sehr 
geschätzte Johann End er, geboren zu 
Wien, den 4. November 1793, gestorben 
daselbst den 16. März 1854, namhaft zu 
machen. Auch er war Schüler der 
Wiener Akademie gewesen; er trat in 
dieselbe am 23. April 1806 ein und 
blieb bis inclusive I. Semester 1817/18. 
Im Jahre 1816 erhielt er den Reichekschen 
und sodann 1817 den Grossen Preis. Seine 
Lehrer waren die Professoren Maurer, 
Lampi, Füger und Caucig. Zum Pro 
fessor der Akademie wurde Johann 
Ender im Jahre 1829 berufen, und 
wirkte er als solcher bis zu der durch Graf 
Leo Thun durchgeführten Reorganisation 
der Akademie. Sein in der Sammlung 
der modernen Meister aufgestelltes Ma 
donnenbild ist ein charakteristisches, fein 
empfundenes Werk dieses unendlich 
fleissigen Künstlers, der ebenso als Porträtmaler wie auch als 
Zeichner für Almanache und Taschenbücher geschätzt war. 
Freskomaler schuf er ein achtunggebietendes Werk in der Fürst 
Liechtenstein-Kapelle im St. Stephans-Dome, während eine zweite 
Die heilige Jungtrau. 
J. N. ENDER. 
Als 
*) Anton Petter, zu Wien geboren den 12. April 1782, gestorben da 
selbst am 14. Mai 1858, genoss seine Ausbildung an der Akademie der bildenden 
Künste in Wien, woselbst er nacheinander sechs Preise gewann Er war auch 
der Erste, welcher den grossen Reichel’schen Preis erhielt, der nunmehr seit 
einer Reihe von Jahren auf den Jahresausstellungen der Wiener Künstlergenossen 
schaft durch das Professoren-Collegium der Akademie zur Vertheilung gelangt. 
Anton Petter, von dessen künstlerischem Walten wir heute, — wie es fast allen 
Uebergangsmeistern zu ergehen pflegt, — nicht die gleiche hohe Meinung, wie seine 
Zeitgenossen hegen, war Professor und Director der kaiserl. Akademie der bilden 
den Künste und genoss als Künstler das grösste Ansehen. Die kaiserliche Galerie 
besitzt von ihm zwei grosse Historienbilder. Das 1822 mit lebensgrossen Figuren 
gemalte Bild, welches darstellt: »Maximilian I. Gattin bringt demselben bei seinem 
Triumphzuge in Gent den während seiner Abwesenheit gebornen Prinzen Philipp 
entgegen,« ist im Galeriedepot aufbewahrt und harrt seiner eventuellen Ver 
wendung in irgend einem kaiserlichen Appartement, das zweite 1826 gemalte ist 
im kunsthistorischen Hofmuseum der Sammlung moderner Meister aufgestellt 
und hat zum Vorwurf »Die Ueberführung der Leiche des in der Schlacht auf dem 
Marchfelde (26. August 1278) gefallenen böhmischen Königs Przemysl Ottokar 
nach Wien.« 
*) Johann Ender hatte zwei Söhne, deren einer, Eduard Ender, ein 
sehr tüchtiger Genremaler war, der sich vornehmlich in Paris mit einem anderen 
österreichischen Künstler Carl Herbsthofer (gest. zu Waidhofen d. 1.Juni 1876) 
ausgebildet hatte. Die kaiserliche Galerie besitzt von diesen beiden öster 
reichischen Malern kein Werk, obwohl der erstere durch eine Reihe von Jahren 
in Wien lebte und auf allen Ausstellungen daselbst vertreten war. Eduard 
Ender musste eines Tages, misslicher Lebensverhältnisse wegen, Wien verlassen, 
und beschloss im Jahre 1884 seine Tage in London, wo er hauptsächlich im 
Dienste der Königin von England, namentlich mit der Anfertigung von Copien, 
beschäftigt gewesen ist.
	        
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