Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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die Bilder im Stiegenhause der Hofoper in Wien Zeugniss legen. 
Die Cartons zu den letztangeführten Fresken befinden sich gleich den 
übrigen noch vorhandenen Cartons von Rahl, Engerth, Swoboda, 
Schwind u. s. w. jetzt im Hofmuseum, wo sie zum grössten Theil 
im 2. Stockwerke theils aufgestellt, theils aufbewahrt sind. Die 
beiden Bilder in der kaiserlichen 
Galerie kennzeichnen Wesen und 
Richtung Dobiaschofsky’s vor 
trefflich. Sie stellen dar »Faust 
und Gretchen des XIX. Jahr 
hunderts« und »Die Herzogs 
tochter Cimburgis wird von Johann 
dem Eisernen aus den Klauen 
eines Bären gerettet« (bez. u. 
dat. 1850). Das erstere Bild ist 
eine entschiedene Reminiscenz 
an das Jahr 1848, was durch 
einen in einem Wiener Blatte im 
Jahre 1867 vom g. December 
erschienenen Nekrolog über Do- 
biaschofsky bestätigt wird, wo 
bei die nachfolgende charak 
teristische Anekdote über das Bild 
Dobiaschofsky’s erzählt wird: 
»Der moderne Faust sollte nämlich 
ein Student aus dem Jahre 1848 
mit Kalabreser und schwarzroth- 
goldener Schärpe sein. Die Ent 
stehung des Bildes fällt in die Zeit 
der ärgsten Reaction. Die Polizei 
verbot dem Kunstverein das Bild 
auszustellen und der Maler musste an Stelle des Kalabresers einen grauen 
Filzhut malen und die Schärpe wie das deutsche Schwert streichen.« 
Zur älteren Garde zählte auch der Historienmaler Heinrich 
Schwemminger, geboren zu Wien 1803. Er war der Sohn des 
Porzellanmalers AntonSchwem- 
minger und Bruder des noch 
lebenden LandschaftsmalersJ o s e f 
Schwemminge r. In die Akademie 
trat er am 14. November 1815 ein, 
woselbst er bis inclusive Winter 
semester 182g verblieb. Mit dem 
Bilde »Simson, der die Bande der 
Philister zerreisst« gewann er den 
ersten grossen Preis und nachdem 
er im Verkehr mit Schwind und 
Schaller in München verweilt 
hatte, begab er sich nach Italien, wo er mehrere Jahre zubrachte und 
seine letzte Ausbildung erhielt. 1844 wurde Schwemminger als II.Gustos 
an der akademischen Gemäldegalerie für den als Corrector in die Ab 
theilung der Historienmalerei berufenen Leopold Schulz ernannt; 
im Jahre 1861 avancirte er zum I. Gustos mit dem Titel eines Professors. 
Schwemminger hat eine stattliche Reihe von Bildern ge 
schaffen. »David dankt Gott für den Sieg über Goliath«, erhielt 
im Jahre 1843 den Reichel’schen Preis. Aber nicht nur biblische 
Stoffe und Heiligenbilder malte er, sondern er war auch in seinen 
Schöpfungen »DerThürmer« (1832), »Der Fischer« nach Goethe (1834), 
»Abschied Siegfried’s und Chriemhilden’s« (1856) u. a., der Romantik 
nicht abhold. Die kaiserliche Galerie besitzt in dem Bilde »Der Sänger 
Ibykus ruft sterbend die Kraniche 
zu seinen Rächern an«, eines 
seiner Hauptwerke, dessen Gegen 
stand er später in Lebensgrösse 
wiederholte und bei der ersten 
internationalen Kunstausstellung 
imKünsterhause i86gexponirt hat. 
Das Bild blieb in des Künstlers 
Nachlass. Die Urtheile über diesen 
österreichischen Maler lauten sehr 
verschieden. Dass er noch bei 
Lebzeiten fast vergessen wurde, 
kann als charakteristisches Zeichen 
für die Beurtheilung seiner künst 
lerischen Stellung gelten. Er hatte 
daher längst von der Mitwelt Ab 
schied genommen, als er im 
Alter von 82 Jahren das Zeitliche 
segnete; über ihn ging, wie über 
so viele, die mächtige unerbittliche 
Zeitwoge hinweg. 
Ein Freund und Schüler 
von ihm war der früh verstorbene 
talentvolle F erdinandSchubert, 
mit dem er zugleich in Rom weilte. 
Sie standen daselbst mit Amer 
ling, Rahl, Carl Mayer u. A. in künstlerischem Verkehr, weiters 
mit dem Bildhauer und nachmaligem Professor Bauer, dem Schöpfer 
der schönen »Pieta« im kunsthistorischen Hofmuseum. Schubert’s, in 
der kaiserlichen Gemäldegalerie befindliches Bild stellt Radbot, den 
Grafen von Habsburg vor, welcher 
seinem Bruder,demBischofWerner 
die Kriegerschaar zeigt, die er, 
statt eine starke Burg zu bauen, 
ausgerüstet hat. (Bez. u. dat. 1853.) 
Ferdinand Schubert ist nach 
den Mittheilungen seines Bruders, 
des Landschaftsmalers Heinrich 
F. DOBIASCHOFSKY. 
Faust und Gretchen. 
C. Schubert, den 15.Augusti824 
zu Wien geboren, und gestorben 
daselbst im Jahre 1853 ebenfalls 
am 15. August. Seine erste künst- 
wie bereits angedeutet — 
F. DOBIASCHOFSKY. Carton. 
lerische Ausbildung erlangte er zu Rom, 
an der Seite des Historienmalers Heinr. Schwemminger und in 
freundschaftlichem Verkehr mit vielen anderen österreichischen 
Künstlern. Zurückgekehrt trat er am 3. November 1841 als Schüler 
in die Akademie der bildenden Künste ein, wo er bis Ende des 
Sommersemesters von 1843 blieb. Sein Künstlerwallen umfasste 
nur 14 Jahre. Doch lieferte er eine grosse Anzahl von Bildnissen
	        
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