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die Bilder im Stiegenhause der Hofoper in Wien Zeugniss legen.
Die Cartons zu den letztangeführten Fresken befinden sich gleich den
übrigen noch vorhandenen Cartons von Rahl, Engerth, Swoboda,
Schwind u. s. w. jetzt im Hofmuseum, wo sie zum grössten Theil
im 2. Stockwerke theils aufgestellt, theils aufbewahrt sind. Die
beiden Bilder in der kaiserlichen
Galerie kennzeichnen Wesen und
Richtung Dobiaschofsky’s vor
trefflich. Sie stellen dar »Faust
und Gretchen des XIX. Jahr
hunderts« und »Die Herzogs
tochter Cimburgis wird von Johann
dem Eisernen aus den Klauen
eines Bären gerettet« (bez. u.
dat. 1850). Das erstere Bild ist
eine entschiedene Reminiscenz
an das Jahr 1848, was durch
einen in einem Wiener Blatte im
Jahre 1867 vom g. December
erschienenen Nekrolog über Do-
biaschofsky bestätigt wird, wo
bei die nachfolgende charak
teristische Anekdote über das Bild
Dobiaschofsky’s erzählt wird:
»Der moderne Faust sollte nämlich
ein Student aus dem Jahre 1848
mit Kalabreser und schwarzroth-
goldener Schärpe sein. Die Ent
stehung des Bildes fällt in die Zeit
der ärgsten Reaction. Die Polizei
verbot dem Kunstverein das Bild
auszustellen und der Maler musste an Stelle des Kalabresers einen grauen
Filzhut malen und die Schärpe wie das deutsche Schwert streichen.«
Zur älteren Garde zählte auch der Historienmaler Heinrich
Schwemminger, geboren zu Wien 1803. Er war der Sohn des
Porzellanmalers AntonSchwem-
minger und Bruder des noch
lebenden LandschaftsmalersJ o s e f
Schwemminge r. In die Akademie
trat er am 14. November 1815 ein,
woselbst er bis inclusive Winter
semester 182g verblieb. Mit dem
Bilde »Simson, der die Bande der
Philister zerreisst« gewann er den
ersten grossen Preis und nachdem
er im Verkehr mit Schwind und
Schaller in München verweilt
hatte, begab er sich nach Italien, wo er mehrere Jahre zubrachte und
seine letzte Ausbildung erhielt. 1844 wurde Schwemminger als II.Gustos
an der akademischen Gemäldegalerie für den als Corrector in die Ab
theilung der Historienmalerei berufenen Leopold Schulz ernannt;
im Jahre 1861 avancirte er zum I. Gustos mit dem Titel eines Professors.
Schwemminger hat eine stattliche Reihe von Bildern ge
schaffen. »David dankt Gott für den Sieg über Goliath«, erhielt
im Jahre 1843 den Reichel’schen Preis. Aber nicht nur biblische
Stoffe und Heiligenbilder malte er, sondern er war auch in seinen
Schöpfungen »DerThürmer« (1832), »Der Fischer« nach Goethe (1834),
»Abschied Siegfried’s und Chriemhilden’s« (1856) u. a., der Romantik
nicht abhold. Die kaiserliche Galerie besitzt in dem Bilde »Der Sänger
Ibykus ruft sterbend die Kraniche
zu seinen Rächern an«, eines
seiner Hauptwerke, dessen Gegen
stand er später in Lebensgrösse
wiederholte und bei der ersten
internationalen Kunstausstellung
imKünsterhause i86gexponirt hat.
Das Bild blieb in des Künstlers
Nachlass. Die Urtheile über diesen
österreichischen Maler lauten sehr
verschieden. Dass er noch bei
Lebzeiten fast vergessen wurde,
kann als charakteristisches Zeichen
für die Beurtheilung seiner künst
lerischen Stellung gelten. Er hatte
daher längst von der Mitwelt Ab
schied genommen, als er im
Alter von 82 Jahren das Zeitliche
segnete; über ihn ging, wie über
so viele, die mächtige unerbittliche
Zeitwoge hinweg.
Ein Freund und Schüler
von ihm war der früh verstorbene
talentvolle F erdinandSchubert,
mit dem er zugleich in Rom weilte.
Sie standen daselbst mit Amer
ling, Rahl, Carl Mayer u. A. in künstlerischem Verkehr, weiters
mit dem Bildhauer und nachmaligem Professor Bauer, dem Schöpfer
der schönen »Pieta« im kunsthistorischen Hofmuseum. Schubert’s, in
der kaiserlichen Gemäldegalerie befindliches Bild stellt Radbot, den
Grafen von Habsburg vor, welcher
seinem Bruder,demBischofWerner
die Kriegerschaar zeigt, die er,
statt eine starke Burg zu bauen,
ausgerüstet hat. (Bez. u. dat. 1853.)
Ferdinand Schubert ist nach
den Mittheilungen seines Bruders,
des Landschaftsmalers Heinrich
F. DOBIASCHOFSKY.
Faust und Gretchen.
C. Schubert, den 15.Augusti824
zu Wien geboren, und gestorben
daselbst im Jahre 1853 ebenfalls
am 15. August. Seine erste künst-
wie bereits angedeutet —
F. DOBIASCHOFSKY. Carton.
lerische Ausbildung erlangte er zu Rom,
an der Seite des Historienmalers Heinr. Schwemminger und in
freundschaftlichem Verkehr mit vielen anderen österreichischen
Künstlern. Zurückgekehrt trat er am 3. November 1841 als Schüler
in die Akademie der bildenden Künste ein, wo er bis Ende des
Sommersemesters von 1843 blieb. Sein Künstlerwallen umfasste
nur 14 Jahre. Doch lieferte er eine grosse Anzahl von Bildnissen