Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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in der Oberpfalz gefangen gehaltenen Friedrich den Schönen besucht 
und ihm die Mitregentschaft anträgt. 
Man sagt Sc hui z’s Talent bei aller ihm mit Recht gezollten 
Anerkennung nach, dass es in eine unbestimmte Geschmacksrichtung 
gedrängt worden sei und sich durch das so oft wechselnde 
Stoffgebiet seiner künstlerischen Thätigkeit keine einheitliche Er 
scheinung dargelegt habe. Betrachtet man seine Werke in ihrer 
Gesammtheit, so zeigen sie durchaus tüchtige, technische Qualitäten, 
aber ein so recht subjectiver, einheitlicher 
Charakter tritt nie voll heraus. Es ist 
wohl jederzeit die starke Individualität, 
die einen Künstler gross und bedeutsam 
erscheinen lässt und diese prägt sodann 
auch jeder seiner Kunstschöpfungen den 
einheitlichen Charakter und den Stempel 
der Ueberzeugungstreue auf. In seinem 
Lehramte, das er so lange ausgeübt, war 
Schulz wahrhaft pflichttreu zu nennen, 
wobei seine Vielseitigkeit für die jungen 
Künstler von besonderem Werthe wurde. 
Zu denjenigen Künstlern, welche 
eigentlich nie machtvoll heraustreten, 
denen es aber deshalb durchaus nicht etwa an innerem Leben und 
Empfinden fehlt, gehörte der Historien- und kirchliche Maler Carl 
Mayer. Sein Wirken als Belehrer der Jugend war namentlich 
in der zweiten Hälfte seines Lebens bedeutsamer und erspiesslicher, 
als seine künstlerische Thätigkeit, die er im Pflichteifer des Unter 
richts schier gänzlich zu vergessen schien.*)' Dennoch muss 
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Carl Mayer’s künstlerisches Wirken hervorgehoben und anerkannt 
werden, wobei namentlich seiner künstlerischen 
Mitwirkung bei der Ausmalung der Altlerchen 
felderkirche, seiner Betheiligung an dem oben 
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erwähnten Missale und des mit van der Nüll 
vollendeten Widmungsblattes für das Gebetbuch 
der Kaiserin Elisabeth zu gedenken ist, wobei der 
sonst mehr meditirende als wirklich schaffende 
Künstler thatkräftig ins Zeug ging und zeigte, dass 
auch in ihm ein energischer Schaffensdrang 
wohnte.**) 1 • 
und anderen Gemälden, welche zumeist in den Kunstvereinen zur 
Ausstellung gelangten. Von ihm rühren auch die Porträte seines 
Vaters, des Landschaftsmalers der älteren Wiener Schule Carl 
Schubert und seines Freundes Ferdinand Malitsch her, von 
welch’ letzterem Künstler hier im weiteren Verlaufe noch die Rede 
sein wird. 
Auch Leopold Schulz hat man als Historienmaler noch 
in die Uebergangs - Epoche zu neuem Weg und Wesen in der 
österreichischen Kunst zu stellen. Er 
ist 1804*) zu Wien geboren, studirte an 
der Wiener Akademie und schloss seine 
akademischen Studien in München unter 
Cornelius ab. In Italien hielt er sich 
in den Jahren 1824 bis 1826 als Stipendist 
auf.**) Nach seiner Rückkehr verschaffte 
ihm Professor Schnorr von Carolsfeld 
beim König Ludwig I. die nöthigen 
Empfehlungen, dank denen ihm die Aus 
führung von Cartons für den Empfangssaal 
in der königlichen Residenz, sowie ein 
Cyclus von Compositionen aus Theokrit 
im Königsbau übertragen wurde. Diesen 
Aufgaben folgte 1838 eine Reihe von Freskogemälden, die Mythe 
von Amor und Psyche darstellend, die er in dem Schlosse Rüdigshof 
bei Leipzig im Vereine mit seinem. Freunde Moriz von Schwind 
ausgeführt hat. Im Jahre 1840 kehrte Leopold Schulz nach Wien 
zurück; 1843 wurde er Custos der akademischen, ehemals gräflich 
Lamberg’schen Galerie und 1844 Corrector in der Schule der Historien 
malerei an der Akademie der bildenden Künste, an welcher er seit 
1845 mit dem Titel und Range eines ausser 
ordentlichen Professors fortan bis zu seiner im 
Jahre 1872 erfolgten Versetzung in den wohl 
verdienten Ruhestand wirkte. 
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Auf dem Gebiete der kirchlichen Kunst 
können wir Schulz mit zwei Kolossalfresken zu 
St. Johann in der Jägerzeile vertreten sehen, 
ferner mit zwei Oel- und drei Freskobildern in der 
Altlerchenfelder Kirche. Ausserdem befinden sich 
von ihm hier in der Peterskirche vier kleinere 
Oelgemälde, in der Kirche am Schottenfeld die 
Plafondbilder, in der Pfarrkirche in der Rossau 
das Altarbild, weiters Gemälde bei den Redemp- 
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toristen, zu St. Florian in Linz, zu St. Severin in 
Heiligenstadt und in der Redemptoristenkirche zu 
Leoben. Hervorragend betheiligt war Schulz auch an dem Missale 
romanum, wofür er den Franz Josefs-Orden erhielt. Das von ihm in 
der kaiserlichen Gemäldegalerie aufgestellte, 1851 gemalte Historien 
bild, stellt Ludwig den Bayer dar, welcher den auf der Burg Trausnitz 
L. SCHULZ. Ludwig der Bayer besucht den auf der Burg 
Trausnitz in der Überpfalz gefangen gehaltenen Friedrich den 
Schönen und trägt ihm die Mitregentschaft an. 
*) Professor May er war einer der liebenswürdigsten 
Menschen. Er liebte die Jugend und freute sich ihrer Talente. 
Er war thatsächlich zum Lehrer berufen und sein stets auf 
munterndes Wesen erweckte in dem Kunstjünger die 
Begeisterung für das Edle und Schone. Nie verdriesslich, 
frei von Ränken und Vorurtheilen, war er allen seinen 
Schülern, also auch dem Schreiber dieser Zeilen, ein stets gleich liebevoller 
Freund und Rathgeber. Unter ihm, Carl Blaas, Wurzinger und Engerth 
wurden seinerzeit die besten Studienköpfe und Acte in der Vorbereitungsscbule 
gemalt. Eine Reihe solcher Studien von heute berühmt gewordenen Künstlern ziert 
noch das Professorenzimmer der Akademie und diese Studien werden mit Recht 
als Kleinodien der Kunstschule aufbewahrt. 
N 
M. KOVACvS. Bildniss des Historienmalers 
Carl Mayer. 
**) Es dürfte vielleicht zu vernehmen von Interesse sein, wie sich 
Carl Ritter von Blaas in seiner 1876 erschienenen, höchst anregend geschrie 
benen Autobiographie über Carl Mayer äussert, als er mit ihm um die Mitte 
der vierziger Jahre in Rom war: »Carl Mayer war schon damals ein bedeuten 
des Talent und vielseitig gebildeter Künstler. Er kannte alle Theorien und 
Methoden der Kunst, Hess jeder Richtung ihr Recht, versuchte allerlei Methoden, 
blieb aber immer ein Freund der Natur. Er hatte viele Bestellungen für Altar- 
*) In den Acten der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien 
(Aufnahmslisten), ist sein Cieburtsjahr 1803 angegeben. Schulz trat am 8. Mai 
1815 als Schüler ein und blieb bis inclusive Wintersemester des Jahres 1826. 
) Constantin von Wurzbach lässt ihn 1830 nach Italien gehen und 
zwar gefördert durch eine Empfehlung des Meisters Cornelius und die Muni- 
ficenz des St. Florianer Abtes. 
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