Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Carl Mayer wurde zu Wien, den 17. Jänner 1810 geboren, 
genoss den ersten Unterricht an der hiesigen Akademie, woselbst 
er den 8. November 1824 als Schüler eintrat und bis Ende des 
der anmuthigsten und zugleich schlichtesten Weise von seiner Jugend 
zeit mit ihren tollen Streichen, weiters wie er das Vieh zu hüten, 
Holz zu fällen oder Postbotendienste mit seinem älteren Bruder zu 
verrichten hatte, berichtet in rührendem Gedenken von den Sorgen 
und Kämpfen, die sein Vater um den Erwerb für seine zahlreiche 
Familie zu bestehen hatte, erzählt, wie wenig er in der Dorfschule 
lernen konnte, bis sich endlich der Geistliche der Zollamtskapelle 
zu Martinsbruck seiner annahm und ihn im Lesen und Schreiben 
unterrichtete. Er berichtet uns ferner, dass dieser geistliche Herr 
auch malte und er sonach bei ihm die ersten Versuche nach Zeich 
nungsvorlagen machen konnte, die freilich schlecht genug gewesen 
seien; wie ihm endlich ein Buch über Pompeji und Herculanum 
von seinem Vater zur Uebung im Lesen gegeben wurde, das seine 
vollste Bewunderung erregte, wobei ihm sein Vater, der mehr ver 
stand und gelernt hatte, als dies in der Regel bei Bauersleuten der 
Fall zu sein pflegt, werthvolle Aufklärungen gab, so z. B. was 
Fresko ist oder ihm von den schönen Bildern von Knoller in der 
Kirche zu Gries und solchen 
zu Innsbruck erzählte und 
wie endlich in ihm das 
Streben nach Höherem er 
wachte, wozu auch sein 
Vater jederzeit die Neigung 
gehabt habe. Zwölf Jahre 
alt schickte ihn der Vater 
nach Innsbruck, damit er 
was Rechtes lernen möge. 
Dort, bei seinem älteren 
Bruder wohnend, der sich 
als Praktikant nur spärlich 
sein Brod mit Stundengeben 
verdiente, und dem Knaben 
eben auch nur sehr wenig 
zu bieten vermochte, fand er 
Aufnahme in der II. Classe der Volksschule. Es waren harte Tage 
der Entbehrung, die der Knabe durchzumachen hatte, doch unter- 
liess er es nicht, fleissig die Kunstwerke der Stadt aufzusuchen und 
so viel er vermochte, zu zeichnen. Dabei gelangte er zu dem Be 
wusstsein, dass man, um Künstler zu werden, in einer Akademie, sei 
es in München, Wien oder Venedig studiren müsse. Das somit 
während der nächsten Ferienzeit zu seinem Vater gesprochene 
Wort: »Ich will Maler werden, und wenn ich mit Hunger, Noth 
und mit der ganzen Welt zu kämpfen habe,« sollte alsbald zur 
Wahrheit werden. Nach einem anderthalbjährigen Aufenthalt in 
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Innsbruck, wo sich vor Allem der Maler Fl atz seiner freundlich 
angenommen hatte, folgte der junge Bl aas im September 1832 
der Einladung seines damals in Verona lebenden Onkels Franz 
Purtscher, Freiherrn von Eschenburg, welcher ihn nach Venedig 
an einen seiner untergebenen Beamten adressirte, der ihn bei sich 
aufzunehmen hatte. Sein junger Neffe sollte jetzt hier seinen künstle 
rischen Studien sich widmen. Was uns Blaas über die Aufnahme 
und Verpflegung, die er bei diesem Manne und seiner Familie 
fand, berichtet, ist wahrlich nichts Gutes, ja man könnte es eine 
Leidensgeschichte nennen. 
Jahres 1832 verblieb. In diesem Jahre erlangte er den ersten kaiser- 
Sodann begab sich der 
liehen und gleichzeitig den Fügerpreis, 
junge Künstler nach München, wo sich unter König Ludwig bereits 
ein reges Kunstleben herausgestaltet hatte, was die Künstler von 
weit und breit anzog. 1842 reiste Mayer als kaiserlicher Pensionär 
nach Rom, wo er eifrigst studirte und eine Reihe von kirchlichen 
Werken schuf. Seine Berufung an die Wiener Akademie erfolgte, 
wie schon oben erwähnt wurde, im Jahre 1851;* **) ) er bethätigte sich 
in dieser Stellung bis zu seiner am 1. Februar 1875 erfolgten Pen- 
sionirung mit einem wahrhaft idealen Pflichteifer als Lehrer der Jugend 
wofür ihm auch die Allerhöchste Zufriedenheit ausgesprochen wurde. 
Carl Mayer starb in Folge eines Leidens, das er sich auf einer Reise 
nach München zugezogen haben soll, in Wien am 8. Juni 1876 im 
67. Lebensjahre. Er war Ritter des Franz Josefs-Ordens und Besitzer 
des päpstlichen St. Gregors- 
Ordens. In der kaiserlichen 
Galerie ist Mayer mit zwei 
Werken vertreten und zwar 
mit dem Oelbilde »Prome 
theus weist die ihm von 
Mercur angebotene Pandora 
zurück« und durch das 
mit Oelfarben übergangene 
Aquarell in der Sammlung 
der Aquarelle und Hand 
zeichnungen »Die Darstel 
lung der Geschichte von 
Wildbad Gastein.« 
Zu den hervor- 
ragendsten Künstlern der 
damaligen Kunstepoche in 
Österreich muss unbedingt Carl Ritter von Blaas gezählt 
werden. Zu Täufers am 28. April 1815 geboren, ist derselbe 
der jüngste Sohn und zugleich das zehnte und letzte Kind des 
Müllers und Bäckers Johann Josef Blaas, welcher ebenfalls der 
jüngste Sohn des Bauers und Müllers Carl Blaas im Thale Lang 
taufers gewesen und gleichfalls Maler werden wollte, wozu ihm aber 
Mittel und Gelegenheit fehlten. Was der Vater nicht zu erreichen 
vermochte, das gelang dem Sohne durch Energie, Talent und Fleiss 
in glänzendstem Masse. Blaas erzählt in seiner Selbstbiographie*-) in 
Die Heimkehr Jacobs. 
CARL v. BLAAS. 
bilder aus Österreich. Oftmals, wenn das Bild halb vollendet war, trieb es ihn 
in die schöne Natur hinaus; er kam dann mit neuen Ideen zurück, stellte das 
Bild von gestern auf die Seite und begann ein neues. Während der zehn Jahre, 
die er in Rom zubrachte, hat er eine Unzahl von flüchtigen, aber höchst werth 
vollen Notizen nach der Natur und Aquarell-Skizzen gearbeitet. Dabei besass er 
ein ehrliches, edles Herz, ein freisinniges Denken und war in allem massig und 
Da ich noch in vielem unerfahren und in meiner Kunstan- 
uneigennützig. 
schauung sehr einseitig war, nahm er einen grossen Einfluss auf mich; wie oft 
predigte er mir, das Ateliersitzen tauge nichts, man müsse hinaus in die Natur, 
nicht nur für die Bilder, sondern auch um den Geist zu bilden.« 
*) Seine Ernennung zum Professor der Vorbereitungsschule fand nach 
den Acten der Akademie mit 1. Jänner 1852 statt. 
**) Erschienen 1876 bei Gerold & Sohn in Wien, herausgegeben von 
Adam Wolf.
	        
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