Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

27 
brach, bis zum ig. März d. J., wo ihn im 79. Lebensjahre, nach 
verhältnissmässig kurzem Leiden, unerwartet der Tod ereilte. *) 
Carl von Blaas mochte mit Zufriedenheit, ja mit Stolz auf seine 
Lebensthätigkeit zurückblicken, und wenn er sich daher am 
Schlüsse seiner ebenso liebenswürdig als interessant geschriebenen 
Selbstbiographie rühmte: »Das Schönste und Beste auf dieser Welt 
erreicht zu haben: die künstlerische Befriedigung, das eheliche 
1826 folgte er demselben nach München, um dort bis zum Jahre 1841 
eine lebhafte künstlerische Thätigkeit zu entwickeln. 
Herr von Wurzbach gedenkt seiner künstlerischen Arbeiten 
ausführlichst und führt alle die Werke an, welche der junge 
Meister in dieser Epoche geschaffen oder an denen er nur 
theilgenommen hat. Nun erfolgte seine Berufung als Director 
der Kunstakademie in Prag. Er reformirte daselbst mit der ihm 
eigenen Energie die Anstalt und zog einige Schüler heran, von 
welchen vor Allen die zum grössten Theil schon oben genannten 
Künstler: C. Lhota, Ferdinand Laufberger, Carl Swoboda 
und der heute an der hiesigen Akademie als Professor wirkende 
Trenkwald zu nennen sind. Mit diesen seinen Schülern führte 
er auch in Prag die bekannten Fresken im Ferdinandeischen 
Belvedere auf dem Hradschin aus, zu welchen er jedoch nur 
einige der Cartons entwarf. Auch fallen Staffelei- und Kirchenbilder 
in die Zeit seines Aufenthaltes in Prag. Irre ich nicht, so hat er auch 
damals sein so vielfach besprochenes und gerühmtes, im Besitze 
des Grafen Nostiz in Prag befindliches Bild: »Columbus Amerika 
entdeckend«, gemalt, wobei er dem Columbus seine eigenen Züge 
gab. Von seinen wenigen Arbeiten in Wien werden genannt: »Die 
schöne Aelplerin«, »Der das Wild anpürschende Jäger« und sein 
letztes Werk: »Der Untergang der Hussiten«, welches Bild er auf 
Bestellung des Kaisers für die Gemälde-Galerie malte und das 
unter dem von ihm selbst angegebenen Namen »Die Schlacht bei 
Lipan, den 30. Mai 1434« daselbst eingereiht ist.*) 
Trotzdem Ruhen, ausser in seiner Jugendepoche, eigentlich 
nicht wie andere Künstler seiner Zeit productiv war, so genoss er 
dennoch einen sehr bedeutenden Ruf, wonach es ihm auch nicht 
an Anerkennung und Auszeichnungen gefehlt hat. 1869 erhielt er 
vom Kaiser den Titel und Charakter eines Regierungsrathes. An 
Orden besass der Künstler die Eiserne Krone III. Classe, den Franz 
Josef-Orden, den Commandeur des päpstlichen St. Gregor-Ordens, 
das Ritterkreuz des königl. belgischen Leopold-Ordens, ferner war 
er Officier des mexikanischen Quadeloupe-Ordens, Besitzer des 
bayerischen Verdienstkreuzes und der grossen Medaille für Kunst 
und Wissenschaft. 
Rüben war eine vornehme Künstlererscheinung, daneben 
besass er die Gabe der Repräsentation, gleichwie er auch der Rede 
mächtig gewesen ist.**) Sein Directorat an der Wiener Akademie 
dauerte volle 20 Jahre; 1872 trat Rüben anlässlich der Um 
wandlung der Akademie in eine Hochschule mit der Einrichtung eines 
alle zwei Jahre aus dem Professoren-Collegium zu besetzenden 
Rectorates in den bleibenden Ruhestand, wobei ihm durch Seine 
Majestät den Kaiser die Allerhöchste Zufriedenheit für seine viel 
jährige und erfolgreiche Dienstleistung zum Ausdruck gebracht 
wurde. Christian Rüben lebte die Jahre bis zu seinem in Vien 
am 8. Juli 1875 erfolgten Tode der Ruhe und nahm nur zuweilen 
als Juror Antheil an den Ausstellungen im Künstlerhause, woselbst 
Glück und die Gründung einer Familie, in der sich Name und 
so hatte der Mann, dem noch viele glück 
Neigung forterbt« 
liehe Jahre behaglicher Ruhe hätten beschieden sein sollen, wie 
allezeit in seinem Leben die lautere Wahrheit gesprochen. — 
Christian Rüben, dessen wir schon oben gedacht haben, 
hat während seines Aufenthaltes in Wien weniger schwerwiegend 
als ausübender Künstler, als im Vereine mit seinem Freunde und 
Gönner, dem Grafen Franz Thun, reorganisatorisch gewirkt. Er 
versammelte rasch um sich eine bedeutende Anzahl hervorragend 
talentirter junger Künstler, davon auch einige mit ihm aus Prag 
hergekommen waren. Von seinen Schülern möchte ich vor Allen 
nennen: Mathias Trenkwald, Carl Swoboda, Ferdinand 
Laufberger, Sigmund TAllemand, Leopold Müller, der auch 
Schüler von Blaas gewesen, seinen Sohn Franz Rüben, 
welcher nunmehr seit Jahren in Venedig lebt und nur ab und 
zu Bilder hiehersendet, den durch seine Zeichnungen so berühmt 
gewordenen Polen Arthur Grottger, sodann Rudolf Geyling, 
Josef Fux, welch’ Letzterer heute Vorstand des Ausstattungs 
wesens am k. u. k. Hof-Burgtheater ist, Franz Russ, derzeit in 
Paris lebend, u. A. 
Es war ein reges, künstlerisch pulsirendes Schaffen, das Rüben 
in den jungen Leuten zu wecken verstand, eine freudige Thätigkeit, 
die alsbald zu Erfolg und Anerkennung führte. Jeder der Schüler 
Ruben’s gewann die Erkenntniss, dass er es mit einem verständnis 
vollen, tüchtigen Leiter seines Talentes zu thun hatte. Gleich dem 
erst später nach der Pensionirung des alten Professors Franz 
Steinfeld in den Verband der Wiener Akademie tretenden Land- 
schaftsmaler Albert Zimmermann, verstand er es, die Indi 
vidualitäten der Schüler zu bewahren und ihnen den richtigen Weg 
zu zeigen, wodurch sie rasch ihrer Selbstständigkeit im Kunstschaffen 
entgegengeführt wurden. 
Christian Rüben wurde zu Trier den 30. November 1805 
geboren. Sein Vater bethätigte sich daselbst am Gymnasium als 
tüchtiger Zeichenlehrer, der sonach auch dem Sohne den ersten 
Unterricht ertheilen konnte. Der junge Rüben hatte soeben seine 
Gymnasialstudien beendet, als Cornelius zum Director der Düssel 
dorfer Kunstschule berufen wurde. Obwohl anfänglich nicht für den 
Künstlerberuf eingenommen, -wendete er sich doch nun mit der 
Bitte an seinen Vater, nach Düsseldorf gehen zu dürfen, wo er auch 
im Jahre 1823 seine Kunststudien unter Cornelius begann. 
*) Carl Ritter von Blaas ward zu Nauders am 28. April 1815 geboren. 
Seine kräftige Natur, sein energisches Wesen hielt bis ans Ende seiner Tage 
Stand. Ich sprach ihn noch am Vortage seines Todes, woselbst er mir mit fester 
Stimme versicherte, dass es ihm gewiss recht wäre, noch weiter leben zu können, 
wenn ihn aber Gott abrufen sollte, so gehe er wohl gefasst und erfreut, alle die 
lieben Seinen noch um sich zu sehen, ins Jenseits hinüber. Beim Abschied 
drückte er mich noch innigst an seine Brust und sprach, wie in sich gekehrt, 
»‘leb’ wohl, mein bester, liebster Freund«. 
*) Den landschaftlichen Theil auf dem Bilde malte ihm Professor Albert 
Zimm ermann. 
**) So fest und bewusst Rüben in seinem Wirkungskreise gestanden ist, 
so hatte doch auch er seinerzeit harte Angriffe zu bestehen, und ich möchte nur 
an die Polemik mit dem Porträtmaler Aigner erinnern, die freilich in Folge 
der seitens des Gegners das richtige Mass überschreitenden Heftigkeit übel genug 
für diesen geendet hat.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.