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brach, bis zum ig. März d. J., wo ihn im 79. Lebensjahre, nach
verhältnissmässig kurzem Leiden, unerwartet der Tod ereilte. *)
Carl von Blaas mochte mit Zufriedenheit, ja mit Stolz auf seine
Lebensthätigkeit zurückblicken, und wenn er sich daher am
Schlüsse seiner ebenso liebenswürdig als interessant geschriebenen
Selbstbiographie rühmte: »Das Schönste und Beste auf dieser Welt
erreicht zu haben: die künstlerische Befriedigung, das eheliche
1826 folgte er demselben nach München, um dort bis zum Jahre 1841
eine lebhafte künstlerische Thätigkeit zu entwickeln.
Herr von Wurzbach gedenkt seiner künstlerischen Arbeiten
ausführlichst und führt alle die Werke an, welche der junge
Meister in dieser Epoche geschaffen oder an denen er nur
theilgenommen hat. Nun erfolgte seine Berufung als Director
der Kunstakademie in Prag. Er reformirte daselbst mit der ihm
eigenen Energie die Anstalt und zog einige Schüler heran, von
welchen vor Allen die zum grössten Theil schon oben genannten
Künstler: C. Lhota, Ferdinand Laufberger, Carl Swoboda
und der heute an der hiesigen Akademie als Professor wirkende
Trenkwald zu nennen sind. Mit diesen seinen Schülern führte
er auch in Prag die bekannten Fresken im Ferdinandeischen
Belvedere auf dem Hradschin aus, zu welchen er jedoch nur
einige der Cartons entwarf. Auch fallen Staffelei- und Kirchenbilder
in die Zeit seines Aufenthaltes in Prag. Irre ich nicht, so hat er auch
damals sein so vielfach besprochenes und gerühmtes, im Besitze
des Grafen Nostiz in Prag befindliches Bild: »Columbus Amerika
entdeckend«, gemalt, wobei er dem Columbus seine eigenen Züge
gab. Von seinen wenigen Arbeiten in Wien werden genannt: »Die
schöne Aelplerin«, »Der das Wild anpürschende Jäger« und sein
letztes Werk: »Der Untergang der Hussiten«, welches Bild er auf
Bestellung des Kaisers für die Gemälde-Galerie malte und das
unter dem von ihm selbst angegebenen Namen »Die Schlacht bei
Lipan, den 30. Mai 1434« daselbst eingereiht ist.*)
Trotzdem Ruhen, ausser in seiner Jugendepoche, eigentlich
nicht wie andere Künstler seiner Zeit productiv war, so genoss er
dennoch einen sehr bedeutenden Ruf, wonach es ihm auch nicht
an Anerkennung und Auszeichnungen gefehlt hat. 1869 erhielt er
vom Kaiser den Titel und Charakter eines Regierungsrathes. An
Orden besass der Künstler die Eiserne Krone III. Classe, den Franz
Josef-Orden, den Commandeur des päpstlichen St. Gregor-Ordens,
das Ritterkreuz des königl. belgischen Leopold-Ordens, ferner war
er Officier des mexikanischen Quadeloupe-Ordens, Besitzer des
bayerischen Verdienstkreuzes und der grossen Medaille für Kunst
und Wissenschaft.
Rüben war eine vornehme Künstlererscheinung, daneben
besass er die Gabe der Repräsentation, gleichwie er auch der Rede
mächtig gewesen ist.**) Sein Directorat an der Wiener Akademie
dauerte volle 20 Jahre; 1872 trat Rüben anlässlich der Um
wandlung der Akademie in eine Hochschule mit der Einrichtung eines
alle zwei Jahre aus dem Professoren-Collegium zu besetzenden
Rectorates in den bleibenden Ruhestand, wobei ihm durch Seine
Majestät den Kaiser die Allerhöchste Zufriedenheit für seine viel
jährige und erfolgreiche Dienstleistung zum Ausdruck gebracht
wurde. Christian Rüben lebte die Jahre bis zu seinem in Vien
am 8. Juli 1875 erfolgten Tode der Ruhe und nahm nur zuweilen
als Juror Antheil an den Ausstellungen im Künstlerhause, woselbst
Glück und die Gründung einer Familie, in der sich Name und
so hatte der Mann, dem noch viele glück
Neigung forterbt«
liehe Jahre behaglicher Ruhe hätten beschieden sein sollen, wie
allezeit in seinem Leben die lautere Wahrheit gesprochen. —
Christian Rüben, dessen wir schon oben gedacht haben,
hat während seines Aufenthaltes in Wien weniger schwerwiegend
als ausübender Künstler, als im Vereine mit seinem Freunde und
Gönner, dem Grafen Franz Thun, reorganisatorisch gewirkt. Er
versammelte rasch um sich eine bedeutende Anzahl hervorragend
talentirter junger Künstler, davon auch einige mit ihm aus Prag
hergekommen waren. Von seinen Schülern möchte ich vor Allen
nennen: Mathias Trenkwald, Carl Swoboda, Ferdinand
Laufberger, Sigmund TAllemand, Leopold Müller, der auch
Schüler von Blaas gewesen, seinen Sohn Franz Rüben,
welcher nunmehr seit Jahren in Venedig lebt und nur ab und
zu Bilder hiehersendet, den durch seine Zeichnungen so berühmt
gewordenen Polen Arthur Grottger, sodann Rudolf Geyling,
Josef Fux, welch’ Letzterer heute Vorstand des Ausstattungs
wesens am k. u. k. Hof-Burgtheater ist, Franz Russ, derzeit in
Paris lebend, u. A.
Es war ein reges, künstlerisch pulsirendes Schaffen, das Rüben
in den jungen Leuten zu wecken verstand, eine freudige Thätigkeit,
die alsbald zu Erfolg und Anerkennung führte. Jeder der Schüler
Ruben’s gewann die Erkenntniss, dass er es mit einem verständnis
vollen, tüchtigen Leiter seines Talentes zu thun hatte. Gleich dem
erst später nach der Pensionirung des alten Professors Franz
Steinfeld in den Verband der Wiener Akademie tretenden Land-
schaftsmaler Albert Zimmermann, verstand er es, die Indi
vidualitäten der Schüler zu bewahren und ihnen den richtigen Weg
zu zeigen, wodurch sie rasch ihrer Selbstständigkeit im Kunstschaffen
entgegengeführt wurden.
Christian Rüben wurde zu Trier den 30. November 1805
geboren. Sein Vater bethätigte sich daselbst am Gymnasium als
tüchtiger Zeichenlehrer, der sonach auch dem Sohne den ersten
Unterricht ertheilen konnte. Der junge Rüben hatte soeben seine
Gymnasialstudien beendet, als Cornelius zum Director der Düssel
dorfer Kunstschule berufen wurde. Obwohl anfänglich nicht für den
Künstlerberuf eingenommen, -wendete er sich doch nun mit der
Bitte an seinen Vater, nach Düsseldorf gehen zu dürfen, wo er auch
im Jahre 1823 seine Kunststudien unter Cornelius begann.
*) Carl Ritter von Blaas ward zu Nauders am 28. April 1815 geboren.
Seine kräftige Natur, sein energisches Wesen hielt bis ans Ende seiner Tage
Stand. Ich sprach ihn noch am Vortage seines Todes, woselbst er mir mit fester
Stimme versicherte, dass es ihm gewiss recht wäre, noch weiter leben zu können,
wenn ihn aber Gott abrufen sollte, so gehe er wohl gefasst und erfreut, alle die
lieben Seinen noch um sich zu sehen, ins Jenseits hinüber. Beim Abschied
drückte er mich noch innigst an seine Brust und sprach, wie in sich gekehrt,
»‘leb’ wohl, mein bester, liebster Freund«.
*) Den landschaftlichen Theil auf dem Bilde malte ihm Professor Albert
Zimm ermann.
**) So fest und bewusst Rüben in seinem Wirkungskreise gestanden ist,
so hatte doch auch er seinerzeit harte Angriffe zu bestehen, und ich möchte nur
an die Polemik mit dem Porträtmaler Aigner erinnern, die freilich in Folge
der seitens des Gegners das richtige Mass überschreitenden Heftigkeit übel genug
für diesen geendet hat.