29
auch an allen sowohl gesellschaftlichen als öffentlichen künstlerischen
Bestrebungen mit sicherem Verständniss, wie, beispielsweise erwähnt,
als Mitglied des Directoriums des Prager Dombauvereines oder als
Mitglied des Baucomites der Karolinenthaler Kirche. Im Jahre 1864
wurde Engerth vom Erzherzog Rainer zum Correspondenten des
österreichischen Museums ernannt, weiters wurde der Künstler mit
den Entwürfen für ein Denkmal für die am 3. Februar 1864 im
Schleswig-Holstein’schen Kriege auf dem Königshügel Gefallenen
der Brigade Gondrecourt betraut, an dessen Ausführung er auch
wesentlichen Antheil nahm. 1862 erhielt Engerth den ehrenden
Auftrag, Seine Majestät den Kaiser von Oesterreich nach dem Leben
zu malen.*) Noch in demselben Jahre malte er den Kaiser zum
zweiten Male nach dem Leben, und zwar in Marschallsuniform,
welches gleichfalls wohlgetroffene Bildniss sich in der österreichischen
Botschaft zu Paris befindet. Zu der nämlichen Zeit erhielt der
Künstler den höchst ehrenden
Auftrag, die Kaiserin von Oester-
reich zu malen, zu welchem
Zwecke er sich nach Venedig
zu begeben hatte, wo die hohe
Frau zu jener Zeit weilte. Im
Jahre 1863 malte er Allerhöchst-
dieselbe ein zweites Mal.
Zwischen 1860 bis 1865
entstand das 28 Schuh lange
Bild: »Prinz Eugen übersendet
die Botschaft des Sieges bei
Zenta an den Kaiser«, welches
bedeutsame Werk, ausgestellt
im kleinen Redoutensaal der
kaiserlichen Hofburg in Wien,
die ungetheilte Anerkennung
fand. Vom Kaiser angekauft,
ist es dermalen im Schlosse
.
zu Ofen aufgestellt.
Am 1. Februar 1865 erfolgte Engerth’s Berufung als
Professor an die Wiener Akademie, und in demselben Jahre der
Auftrag zur Ausschmückung des Kaisersaales und der Kaisertreppe
im neuen Opernhause zu Wien. Für den Saal wählte sich der
Künstler Scenen aus Mozarts Oper: »Die Hochzeit des Figaro*,
während er für die Stiege die bedeutsamsten Momente der »Orpheus
sage« nahm. Erstere führte der Künstler in Farben, letztere in
Grisaille-Bildern aus, und zwar beide Cyklen in Fresco.**) Im
Jahre 1867 vom Kaiser beauftragt, ein historisches Bild der Krönungs
feierlichkeiten Ihrer Majestäten in Ofen zu malen, wohnte. Engerth
diesen bei und führte nach Ablauf von vier Jahren dieses ebenso
umfang- als figurenreiche Bild in einem Atelier des alten Anna-
gebäudes aus. Auch dieses Bild befindet sich im königlichen Schlosse
zu Ofen. Mit Ausnahme eines später entstandenen grossen Bildes,
darstellend den »Tod der Eurydice«, welche reich bewegte Scene er
begründet. Schon in Rom hatte es bei seiner Ausstellung den be
deutendsten Erfolg, nach welchem es auch für London erworben
werden sollte, wobei man ebenso grossen Erfolg und auch neue
Aufträge versprach. Der Künstler zog es jedoch vor, sein Werk nach
Wien zu bringen, wozu er sich als kaiserlicher Pensionär verpflichtet
fühlte. Als Engerth zu Ende des Jahres 1853 aus Italien zurück
gekehrt war, erfolgte seine Berufung als Director der Akademie nach
Prag für den aus derselben Stellung nach Wien abgegangenen
Christian Rüben. In dieselbe Zeit fällt auch der Auftrag, das
linke Seitenschiff der Altlerchenfelder Kirche zu Wien mit Fresken
zu schmücken und ausserdem die Compositionen Führich’s im
Presbyterium dieser Kirche in Fresco auszuführen. Bekanntlich
enthält das Hauptaltarbild allein mehr als 60 ganze Figuren auf
Goldgrund, von welchen die grössten 20 Fuss hoch sind, während
xioch zehn andere figurenreiche Bilder das Presbyterium zieren,
die ebenfalls durch Engerth
zur Ausführung gelangten. Das
nach seinen eigenen Compo
sitionen geschmückte oben er
wähnte Seitenschiff der Kirche
enthält 14 grosse und kleinere
Bilder. Dass sich bei dieser sechs
Jahre in Anspruch nehmenden
Arbeit, für welche der Künstler
in seiner Stellung als Director
und Professor der Akademie
in Prag alljährlich die Ferien
zeiten benützen musste, auch
ein ebenso angenehmer als
herzlicher Verkehr mit Meister
Führich herausstellte, wird
um so begreiflicher, als es
Engerth so wohl verstand,
den Schöpfungen des Meisters
nicht nur die volle Eigenart
ihrer geistigen Erscheinung zu bewahren, sondern sie auch in ihrer
Schönheit und Würde vollauf zur Geltung zu bringen. Parallel mit
diesen Monumentalarbeiten ging die Schöpfung einer Reihenfolge
von Porträten, namentlich aus den böhmischen Adelskreisen,
darunter das 1856 im Aufträge des Fürsten Carlos Auersperg
gemalte grosse Bild, welches ähnlich dem Winterhalter’schen
Kolossalbilde: »Die Kaiserin Eugenie im Kreise ihrer schönsten
Hofdamen« den ganzen Flor der Damen der böhmischen Aristokratie
darstellte. Aber nicht allein die Ausübung seiner Kunst war es,
welcher Engerth neben der ebenso eifrig betriebenen Lehr- und
organisatorischen Thätigkeit in Prag nachging, er betheiligte sich
ED. v. ENGERTH. Orpheussage.
Engerth’s Bild fand, als es in die Oeffentlichkeit kam, stand allerdings diesem
asketischen Urtheile diametral gegenüber. Nun aber denke man sich, was der
alte Cornelius heute sagen müsste, wenn er dem Bilde »Dogaressa Foscari«
von Jose Vi Ile gas oder anderen ähnlichen Leistungen gegenüberstünde!
Wie weit auseinander gehen überhaupt die heute waltenden Kunstanschauungen
von denen eines Cornelius, und wer wollte heute wohl entscheiden, welche
Zeit und welche Kunstrichtung Recht behalten wird? Es wird wohl das alte Wort
gelten müssen: »Alle Wege führen nach Rom«, womit jede Zeit und somit jede
Kunstströmung, basirt sie nur auch auf edlen und den richtigen idealen Anschau
ungen, bisher ihre Berechtigung und somit Erklärung gefunden hat.
Dieses Bild, welches den Kaiser im Toison-Ordensornate in ganzer Figur
darstellt, befindet sich im Landtagssaale zu Prag und hat so beifällige Aufnahme
gefunden, dass es oft wiederholt werden musste.
Die von dem Künstler hiefür gezeichneten Cartons befinden sich jetzt
im kunsthistorischen Höfmuseum.