Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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wurde er als Professor an die damals reorganisirte Wiener Akademie 
berufen, woselbst er 1850/51 mit dem Unterricht in der Elementar- 
Zeichnungs- und Modellirschule betraut ward. 
Nach seiner bald wieder erfolgten Enthebung gründete Rahl eine 
Privatschule, die sofort bedeutenden Zuspruch fand, und in welcher 
namentlich die monumentale Malerei ihre Pflege finden sollte, welcher 
Kunstrichtung sich auch der Meister in der Folge ganz zuwendete. 
So arbeitete er im Jahre 1860 den Entwurf für den Festsaal des 
grossherzoglichen Schlosses in Oldenburg aus, welcher jedoch nicht 
vollständig zur Ausführung kam. Im Aufträge des Barons Simon Sina 
malte Rahl die Bilder an der Fapade und im Vestibüle der von 
Hansen neu adaptirten griechischen Kirche »Am alten Fleischmarkt«, 
ferner für den Palast des genannten Kunstgönners und speciellen 
Schätzers der beiden Künstler vier Bilder aus der griechischen 
Heroenzeit und die vier Elemente; auch die Entwürfe für den 
Fries an der von Theophilos von 
Hansen erbauten Universität in Athen 
wurden ihm übertragen. Im Jahre 1861 
schmückte Rahl den von demselben 
Architekten erbauten »Heinrichshof« mit 
den Personificationen der Künste, des 
Friedens und der Cultur, weiters die 
Innenräume des in der verlängerten 
Kärntnerstrasse gleichfalls von Hansen 
erbauten Palastes des Herrn von Todesco 
mit Darstellungen aus der Parismythe, und 
1864 malte er in Fresco im Treppenhause 
des Waffenmuseums im k. k. Arsenal die 
und künstlerischen Wirkens stehende Meister im Alter von kaum 
53 Jahren. Eine tückische, wohl schon seit Jahren sich bekundende, 
doch leider nicht rechtzeitig erkannte Krankheit raffte in ihm einen 
vaterländischen Künstler hin, der mit in jene Reihe vornehmer Meister 
gestellt zu werden verdient, durch welche die österreichische Kunst 
unseres Jahrhunderts Ansehen und Bedeutung erlangt hat.*) 
Les extremes se touchent« möchte ich ausrufen, indem ich un 
mittelbar nach Behandlung RahTs auf einen Meister zu sprechen 
komme, der gleichfalls unbedingt zu den hervorragenden Erscheinungen 
auf dem Gebiete der Historien-, namentlich aber der kirchlichen 
Malerei zählt. Es ist dies Johann Matthias Trenkwald, geboren 
zu Prag den 13. März 1824. Er ist der Sohn des zu Kaaden in Böhmen 
gebürtigen Johann Trenkwald, der Kaufmann in Prag, später Leiter 
der Porzellanfabrik in Klösterle und sodann Verzehrungssteuer- 
Commissär in Schrems war. Seine Mutter Louise Trenkwald war eine 
» 
geborene Ruth aus Wien. Nachdem der 
junge Trenkwald die vier Classen des 
Altstädter Gymnasiums absolvirt hatte, 
studirte er an der Akademie zu Prag, und 
zwar unter der Leitung von Christian 
Rüben in der Zeit von 1842 bis 1852. 
Die k. k. Akademie zu Wien frequentirte 
er von 1853 bis 1855. Dass daselbst, wie 
Herr von Wurzbach sagt, Carl Rahl 
nicht ohne Einfluss auf den sehr begabten 
Schüler blieb 
, geht aus seinem gesamm- 
ten künstlerischen Schaffen nicht hervor. 
Trenkwald blieb sogleich in den Bahnen, 
in welche er durch den Einfluss seines 
Prager Lehrers Rüben und etwa durch 
die Vorbilder eines Führich, Steinle, 
Overbeck u. A. gelangt war; die letzteren 
Meister mögen namentlich auf seine kirch 
liche Richtung nicht ohne Bedeutung ge 
blieben sein. Seine früh sich darlegende Individualität Hess den 
Künstler keinerlei Nachahmungswege betreten; so empfänglich und 
feinfühlig sein Talent auch war, so wenig wurde es doch durch 
Anderer Werke beeinflusst. Was er bisher geschaffen, entquoll eigener 
Anschauung und Ueberzeugung; den strengen Styl, welchen er nament 
lich in kirchlichen Aufgaben bewahrte, machte er zugänglich und 
anmuthig durch schlichte Form und warme Liebe für durchgeistigte 
Schönheit. Im Jahre 1856 trat Trenkwald als kaiserlicher Stipendist 
seine Reise nach Italien an, wo er mitFleiss und Hingebung studirend 
und schaffend bis in das Jahr 1862 verweilte. Schon im Jahre 1849 
hatte er das Oelgemälde »Hussitenschlacht« gemalt, das in den Besitz 
des Grafen Defours-Walderode gelangte und im Jahre 1852 als 
Vereinsblatt des Kunstvereines für Böhmen reproducirt wurde. In das 
Jahr 1852 fällt auch des Künstlers bekannter und vortrefflicher Carton, 
darstellend »Tetzel’s Ablasspredigt«, ein W T erk, auf dessen Entstehung 
vielleicht die damals in höchstem Ansehen stehenden Bilder eines 
Lessing aus der Geschichte der Reformation nicht ohne Einfluss 
allegorischen Gestalten. In diese Periode 
seines Schaffens gehört auch das in der 
Villa Wisgrill zu Gmunden befindliche 
Frescogemälde »Das Mädchen aus der 
Fremde«. Zwanzig Compositionen, dar 
stellend den Argonautenzug, welche Rahl 
im Aufträge des kunstsinnigen Grafen Victor Wimpfen im Palais 
desselben malen sollte, kamen leider nicht mehr zur Ausführung. 
Rahl starb, bevor er diese Arbeit in Angriff nehmen konnte. In 
die letzte Zeit des Meisters fällt die Anfertigung der Cartons für die 
Wiener Hofoper, die nach seinem Tode von den Schülern ausgeführt 
wurden.*) 
J. M. TRENKWALD. Bergidylle. 
Das stets sich steigernde Ansehen, das Rahl nunmehr in der Kunst 
welt genoss, hatte es endlich dahin gebracht, dass er mit Allerhöchster 
Entschliessung vom 17. Februar 1863 zum Professor einer Meisterschule 
für Malerei an der k. k. Akademie der bildenden Künste ernannt wurde. 
Sein Wirken an dieser Kunstanstalt dauerte jedoch nur kurze Zeit, 
denn schon am g. Juli 1865 starb der in der Vollkraft seines Lebens 
*) Rahl bediente sich häufig bei seinen Arbeiten der Mithilfe seiner begab 
teren Schüler, unter welchen namentlich der eminente Zeichner und überhaupt 
höchst feinfühlige Künstler Bitterlich der bethätigteste gewesen ist. Leider starb 
dieser schon im 39. Lebensjahre (1872), weshalb auch sehr wenige selbstständige 
Arbeiten von ihm in die Oeffentlichkeit gelangten. Ein prächtiges Deckenbild 
von Bitterlich schmückt den Flur des Hauses Nr. 6 in der Bellariastrasse. Seine 
Söhne sind ebenfalls Künstler geworden: Hans Bitterlich, ein Schüler 
Zumbusch’s, ist der auf der Jubiläumsausstellung jüngst mit dem Kaiserpreis 
ausgezeichnete Bildhauer, und Richard Bitterlich ein sehr talentvoller Porträt- 
und Genremaler, der aber noch wenig in die Oeffentlichkeit getreten ist. 
*) Rahl war Ritter des Franz Josef-Ordens, des griechischen Erlöserordens, 
des grossherzoglich oldenburgischen Hausordens und Hofmaler des Grossherzogs 
von Oldenburg.
	        
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