Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

37 
Carton zu dem Bildercyclus »Iphigenia auf Taurs«. 
CARL SWOBODA. 
Eine interessante Erscheinung war jedenfalls auch der Ruben- 
Schüler Carl Swoboda (Svoboda), von welchem zwar die kaiser 
liche Galerie kein Bild aufzuweisen hat, von dem aber das kunst 
historische Museum die Cartons aufbewahrt, welche er zu seinem 
in der Loggia des Hofoperntheaters grau in grau auf Goldgrund 
ausgeführten Bildercyclus aus der Gluck’schen Oper »Iphigenia auf 
Tauris« in antikem Style componirt hat. Diese Zeichnungen charak- 
terisiren nur zum Theil diesen Künstler in seinem schneidigen, 
etwas pointirt nationalen Wesen, das in anderen seiner Werke weit 
mehr zum Ausdruck kommen konnte. Swoboda gehörte noch zur 
alten Garde der Historienmaler, er fasste seine Stoffe mit grossem 
Ernste an und war auch in der Technik ein vollkommen sicherer 
Maler. Seine Werke sind zahlreich, obwohl er verhältnissmässig früh 
gestorben ist. 
Zu Planic in Böhmen den 14. Juni 1824 geboren, stand er, 
früh verwaist, unter der Obhut seines Onkels Wenzel Alois Swoboda, 
welcher Professor am Gymnasium zu Prag an der Kleinseite war 
und dem Knaben eine sorgfältige Erziehung gab. Nach absolvirtem 
Gymnasium hörte der junge Swoboda die philosophischen Disci- 
plinen, nebenbei jedoch eine grosse Zahl von Zeichnungen anfertigend, 
die ihm sogar noch in späteren Jahren als Studienblätter gedient 
haben sollen. Graf Franz Thun, der das Talent des jungen Mannes 
erkannte, brachte es dahin, dass Swoboda mit 18 Jahren als 
Schüler der dortigen Kunstakademie aufgenommen wurde, welche 
zu jener Zeit schon unter der Leitung RubeiTs stand. Sein Talent 
brach sich rasch Bahn, und die Neigun 
Zwecken zuzuwenden, machte ihn bald im engeren Vaterlande 
populär. Seine nationalen Genrebildchen, welche er aus dem 
südslavischen Volksleben holte, fanden wie warmes Brot Absatz, 
aber Swoboda genügte es nicht, sich in kleiner Genremalerei aus 
zugeben, er kehrte bald wieder zur Historie zurück und die bemerkens- 
werthesten seiner Bilder aus jener Zeit sind: »Der Fenstersturz der 
kaiserlichen Räthe Slavata und Martinitz aus der Prager Rathsstube«, 
»Johann Andreas Schlick weist die Aufforderung des Paters Ledetius, 
vor seiner Hinrichtung zum katholischen Glauben überzutreten, 
Die Schlacht am weissen Berge« u. a. Bald nach seiner 
Verheiratung mit der Tochter des böhmischen Componisten Jelen 
übersiedelte der Künstler (1851) nach Wien, woselbst er weiters 
eine reichhaltige künstlerische Thätigkeit entwickelte. Er zeichnete 
den Carton zu dem Gemälde »Krönung Wratislaw’s, ersten Königs 
von Böhmen« und führte auch im Belvedere zu Prag die Bilder 
I 
»Wenzel II.«, »Krönung Albrechts II. zum König«, »Kaiser Josef II. 
in Prag« und »Tod des Königs Wenzel des Heiligen« aus. Bei den 
beiden letzteren Bildern hatte er die Skizzen von Christian Rüben 
zur Grundlage zu nehmen, während er die zwei zuerst genannten 
Bilder nach den eigenen Compositionen malte. In das im Jahre 1853 
von den Künstlern Wiens Ihrer Majestät der Kaiserin gewidmete 
Album zeichnete Swoboda »Maximilians Einzug in Gent nach der 
siegreichen Schlacht bei Jemappes«, und in demselben Jahre malte 
er eine Madonna, welche der Kunstverein in Prag für seine Mit 
glieder erwarb. Die Bilder »Johann Friedrich Kurfürst von Sachsen 
in Gefangenschaft« (gemalt 1857) un d »Karl V. flieht vor Moriz 
von Sachsen aus Tirol nach Villach« (gemalt 1859) brachten 
dem Künstler reichliche Anerkennung und für das letztgenannte 
wurde ihm der ReichePsche Preis zuerkannt. Zu seinen Haupt 
werken zählt wohl das ihm von der Verbindung für historische 
Kunst aufgetragene und vielfach besprochene Bild »Die besiegten 
Mailänder vor Barbarossa«, das ob seiner historischen Untreue und 
einer nicht wegzuleugnenden tendenziösen Richtung nicht mit Un 
recht bemängelt werden konnte, aber auch den tüchtigen Maler 
Die von ihm her 
bekundete, der überhaupt Swoboda gewesen, 
rührenden Sgraffitos auf dem Schöllerschen Hause am Opernring 
dasselbe nationalen 
CT 
sind seither verschwunden. Weshalb die Bilder weggetüncht wurden, 
ist uns nicht bekannt, aber eines Tages suchten wir vergeblich 
darnach und fanden die leeren Felder. Swoboda wirkte auch 
als Lehrer, und zwar war er an der Schottenfelder Ober-Real 
schule angestellt, was ihn jedoch nicht abhielt, fortan neben seiner 
Lehrthätigkeit seine Kunst zu pflegen. So componirte er im Staats 
auftrage einen auf den 500jährigen Bestand der Wiener Universität 
(1865) bezugnehmenden Carton in drei Abtheilungen, auf dem die 
hervorragendsten Persönlichkeiten dieser Hochschule zur Darstellung 
gelangten. Derselbe ist in xylographischer Nachbildung erschienen. 
zurück«
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.