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Carton zu dem Bildercyclus »Iphigenia auf Taurs«.
CARL SWOBODA.
Eine interessante Erscheinung war jedenfalls auch der Ruben-
Schüler Carl Swoboda (Svoboda), von welchem zwar die kaiser
liche Galerie kein Bild aufzuweisen hat, von dem aber das kunst
historische Museum die Cartons aufbewahrt, welche er zu seinem
in der Loggia des Hofoperntheaters grau in grau auf Goldgrund
ausgeführten Bildercyclus aus der Gluck’schen Oper »Iphigenia auf
Tauris« in antikem Style componirt hat. Diese Zeichnungen charak-
terisiren nur zum Theil diesen Künstler in seinem schneidigen,
etwas pointirt nationalen Wesen, das in anderen seiner Werke weit
mehr zum Ausdruck kommen konnte. Swoboda gehörte noch zur
alten Garde der Historienmaler, er fasste seine Stoffe mit grossem
Ernste an und war auch in der Technik ein vollkommen sicherer
Maler. Seine Werke sind zahlreich, obwohl er verhältnissmässig früh
gestorben ist.
Zu Planic in Böhmen den 14. Juni 1824 geboren, stand er,
früh verwaist, unter der Obhut seines Onkels Wenzel Alois Swoboda,
welcher Professor am Gymnasium zu Prag an der Kleinseite war
und dem Knaben eine sorgfältige Erziehung gab. Nach absolvirtem
Gymnasium hörte der junge Swoboda die philosophischen Disci-
plinen, nebenbei jedoch eine grosse Zahl von Zeichnungen anfertigend,
die ihm sogar noch in späteren Jahren als Studienblätter gedient
haben sollen. Graf Franz Thun, der das Talent des jungen Mannes
erkannte, brachte es dahin, dass Swoboda mit 18 Jahren als
Schüler der dortigen Kunstakademie aufgenommen wurde, welche
zu jener Zeit schon unter der Leitung RubeiTs stand. Sein Talent
brach sich rasch Bahn, und die Neigun
Zwecken zuzuwenden, machte ihn bald im engeren Vaterlande
populär. Seine nationalen Genrebildchen, welche er aus dem
südslavischen Volksleben holte, fanden wie warmes Brot Absatz,
aber Swoboda genügte es nicht, sich in kleiner Genremalerei aus
zugeben, er kehrte bald wieder zur Historie zurück und die bemerkens-
werthesten seiner Bilder aus jener Zeit sind: »Der Fenstersturz der
kaiserlichen Räthe Slavata und Martinitz aus der Prager Rathsstube«,
»Johann Andreas Schlick weist die Aufforderung des Paters Ledetius,
vor seiner Hinrichtung zum katholischen Glauben überzutreten,
Die Schlacht am weissen Berge« u. a. Bald nach seiner
Verheiratung mit der Tochter des böhmischen Componisten Jelen
übersiedelte der Künstler (1851) nach Wien, woselbst er weiters
eine reichhaltige künstlerische Thätigkeit entwickelte. Er zeichnete
den Carton zu dem Gemälde »Krönung Wratislaw’s, ersten Königs
von Böhmen« und führte auch im Belvedere zu Prag die Bilder
I
»Wenzel II.«, »Krönung Albrechts II. zum König«, »Kaiser Josef II.
in Prag« und »Tod des Königs Wenzel des Heiligen« aus. Bei den
beiden letzteren Bildern hatte er die Skizzen von Christian Rüben
zur Grundlage zu nehmen, während er die zwei zuerst genannten
Bilder nach den eigenen Compositionen malte. In das im Jahre 1853
von den Künstlern Wiens Ihrer Majestät der Kaiserin gewidmete
Album zeichnete Swoboda »Maximilians Einzug in Gent nach der
siegreichen Schlacht bei Jemappes«, und in demselben Jahre malte
er eine Madonna, welche der Kunstverein in Prag für seine Mit
glieder erwarb. Die Bilder »Johann Friedrich Kurfürst von Sachsen
in Gefangenschaft« (gemalt 1857) un d »Karl V. flieht vor Moriz
von Sachsen aus Tirol nach Villach« (gemalt 1859) brachten
dem Künstler reichliche Anerkennung und für das letztgenannte
wurde ihm der ReichePsche Preis zuerkannt. Zu seinen Haupt
werken zählt wohl das ihm von der Verbindung für historische
Kunst aufgetragene und vielfach besprochene Bild »Die besiegten
Mailänder vor Barbarossa«, das ob seiner historischen Untreue und
einer nicht wegzuleugnenden tendenziösen Richtung nicht mit Un
recht bemängelt werden konnte, aber auch den tüchtigen Maler
Die von ihm her
bekundete, der überhaupt Swoboda gewesen,
rührenden Sgraffitos auf dem Schöllerschen Hause am Opernring
dasselbe nationalen
CT
sind seither verschwunden. Weshalb die Bilder weggetüncht wurden,
ist uns nicht bekannt, aber eines Tages suchten wir vergeblich
darnach und fanden die leeren Felder. Swoboda wirkte auch
als Lehrer, und zwar war er an der Schottenfelder Ober-Real
schule angestellt, was ihn jedoch nicht abhielt, fortan neben seiner
Lehrthätigkeit seine Kunst zu pflegen. So componirte er im Staats
auftrage einen auf den 500jährigen Bestand der Wiener Universität
(1865) bezugnehmenden Carton in drei Abtheilungen, auf dem die
hervorragendsten Persönlichkeiten dieser Hochschule zur Darstellung
gelangten. Derselbe ist in xylographischer Nachbildung erschienen.
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