Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Im nächsten Jahre führte Swoboda die Loggiabilder in der Hof 
oper aus, deren Cartons wir schon oben erwähnt haben. Als Illu 
strator entwickelte Swoboda eine reichhaltige Thätigkeit, sowie er 
auch selbst radirt hat. (Siehe Wiener Künstleralbum und Facsimile, 
herausgegeben von der Künstlergesellschaft »Eintracht«.) Auch mit 
Trenkwald arbeitete er, und zwar an dem Cyclus von Zeichnungen 
zur vielumstrittenen »Königinhofer Handschrift«; sodann erschienen 
von ihm zwölf Illustrationen 
zu Gottfried Kinkel’s 
Gedicht »Otto der Schütz« 
und sechs Zeichnungen »Aus 
dem Leben einer Hetäre«, 
weiters 20 Compositionen zu 
dem Gedichte »Das Wald 
fräulein« von Zedlitz, an 
welchem malerischen Stoffe 
sich auch, wie wir wissen, 
der Landschaftsmaler Emil 
JacobSchindler begeistert 
hatte. Im Jahre 1868 verlor 
der Künstler, der in guten Ver 
hältnissen lebte, seine Frau, 
er selbst starb 1870 plötzlich 
an einem Schlaganfalle. 
Carl Swoboda war, wie bereits bemerkt, eine energische 
Natur, mit einem seiner Individualität entsprechenden Eifer hielt er 
zu den nationalen Bestrebungen seiner Landsleute, weshalb er auch 
in den letzten Jahren seines Lebens wenig oder gar nicht mehr 
in den deutschen Künstlerkreisen Wiens zu sehen war. Swoboda 
genoss als Mensch und Künstler seitens seiner Collegen stets die 
volle Schätzung; die schneidige Art, 
mit der er Alles erfasste, machte seine 
Werke interessant, umsomehr, als sie 
stets wohl durchdacht und in ihrem 
Kerne erfasst waren, ohne freilich ab 
sonderlich zum Herzen zu sprechen. 
Johann Till, geboren zu Wien 
den 19. Juli 1827, gestorben daselbst 
den 21. November 1894, Sohn des 
gleichnamigen 1889 im Alter von 
88 Jahren verstorbenen Historien 
malers, ist in der kaiserlichen Ge 
mäldegalerie, und zwar durch ein 
Oelgemälde, »Gottfried von Bouillon 
erblickt mit seinen Kreuzfahrern Jerusalem«, vertreten. Er erhielt 
seine künstlerische Ausbildung an der k. k, Akademie der bildenden 
Künste, war daselbst Schüler von Leopold Kupelwieser und 
wurde, nachdem er noch andere Preise während seiner Studienzeit 
erhalten hatte, im Jahre 1865 mit dem zweijährigen Reisestipendium 
nach Italien ausgezeichnet. Sein späterer Aufenthalt in Düsseldorf, 
gleichwie in Deutschlands anderen Kunststädten und in Frankreich 
machte sich in seinen reiferen Werken günstig geltend, sie wurden 
coloristisch freier und klarer in der Conception. Johann Till’s 
Bilder, die stets einen romantischen Zug bekundeten, erschienen 
Jahre hindurch auf den Ausstellungen, darunter eines der be 
deutenderen das in der Galerie der k. k. Akademie der bildenden 
Künste ist, welches »Heimziehende Kreuzfahrer bei einem Kloster um 
Herberge bittend« darstellt. Till bethätigte sich auch als Kirchen- 
und Porträtmaler.*) 
Vollständig der christlich romantischen Richtung in der deutschen, 
speciell österreichischen Malerei gehören noch die beiden Brüder 
August und Edmund 
von Wörndle an. Beide 
sind Schüler F ü h r i c h ’s 
gewesen und haben die 
von ihrem Meister über 
kommene Kunstanschauung 
zu bewahren gesucht. Die 
im Jahre 1887 durch die 
Gesellschaft für verviel 
fältigende Kunst herausge 
gebenen, von den Brüdern 
gemeinschaftlich sehr sorg 
fältig gezeichneten Com 
positionen zu »Parcival« 
entsprechen der idealen Ro 
mantik ihres künstlerischen 
Schaffens.**) 
Die kaiserliche Gemäldesammlung moderner Meister besitzt 
nur ein Werk des August von Wörndle, und zwar ein sehr 
frühes Bild: »Die Reise der Weisen aus dem Morgenlande«, welches 
auf der Jahresausstellung der k. k. Akademie der bildenden Künste 
1852 angekauft worden ist. Es verräth ganz und gar den Geist der 
Zeit und der Richtung, die für diesen Künstler massgebend waren 
und denen er auch in der Folge 
stets unterworfen blieb. 
A. Wörndle von Adelsfried 
ist zu Wien den 22. Juni 1829 als 
der Sohn eines Hofbeamten geboren. 
Er genoss im Elternhause eine 
sorgfältige Erziehung und trat am 
31. October 1846 in die Akademie 
der bildenden Künste ein, woselbst 
er bis zum Jahre 1853 seine Aus 
bildung erhielt. Im Jahre 1850 be 
kam er den Compositionspreis. Dem 
eigenen Berichte des Herrn von 
Wörndle entnehmen wir, dass er 
JOHANN TILL. Gottfried von Bouillon erblickt mit seinen Kreuzfahrern Jerusalem. 
AUGUST v. WÖRNDLE. Die Reise der Weisen aus dem Morgenlande. 
*) Sein Bruder Leopold Till (geboren 1829, gestorben 1893) war eben 
falls Historienmaler. In Kremsmünster befindet sich von ihm eine heilige Familie, 
welche auf der akademischen Eröffnungsausstellung 1877 exponirt war. Auf den 
Ausstellungen von 1852 bis 1872 waren zahlreiche Bilder von ihm zu sehen, 
welche theils der Sagenwelt, theils dem Volksleben entnommen waren, oder 
auch der religiösen Richtung angehörten. 
**) Von den mit einem erklärenden Text des Brixener Gymnasial 
professors Seeber versehenen heliographisch vervielfältigten 18 Compositionen 
sind namentlich als bemerkenswerth zu erwähnen: »Parcival bei Gurnemanz«, 
»Parcival’s Ankunft vor der Gralsburg«, »Der Ritt aus der Gralsburg«, »Das 
Gralfest«, »Parcival bei Sigune«, »Parcival bei Trevrezent« und »Parcival’s Ein 
zug in die Gralsburg«.
	        
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