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Im nächsten Jahre führte Swoboda die Loggiabilder in der Hof
oper aus, deren Cartons wir schon oben erwähnt haben. Als Illu
strator entwickelte Swoboda eine reichhaltige Thätigkeit, sowie er
auch selbst radirt hat. (Siehe Wiener Künstleralbum und Facsimile,
herausgegeben von der Künstlergesellschaft »Eintracht«.) Auch mit
Trenkwald arbeitete er, und zwar an dem Cyclus von Zeichnungen
zur vielumstrittenen »Königinhofer Handschrift«; sodann erschienen
von ihm zwölf Illustrationen
zu Gottfried Kinkel’s
Gedicht »Otto der Schütz«
und sechs Zeichnungen »Aus
dem Leben einer Hetäre«,
weiters 20 Compositionen zu
dem Gedichte »Das Wald
fräulein« von Zedlitz, an
welchem malerischen Stoffe
sich auch, wie wir wissen,
der Landschaftsmaler Emil
JacobSchindler begeistert
hatte. Im Jahre 1868 verlor
der Künstler, der in guten Ver
hältnissen lebte, seine Frau,
er selbst starb 1870 plötzlich
an einem Schlaganfalle.
Carl Swoboda war, wie bereits bemerkt, eine energische
Natur, mit einem seiner Individualität entsprechenden Eifer hielt er
zu den nationalen Bestrebungen seiner Landsleute, weshalb er auch
in den letzten Jahren seines Lebens wenig oder gar nicht mehr
in den deutschen Künstlerkreisen Wiens zu sehen war. Swoboda
genoss als Mensch und Künstler seitens seiner Collegen stets die
volle Schätzung; die schneidige Art,
mit der er Alles erfasste, machte seine
Werke interessant, umsomehr, als sie
stets wohl durchdacht und in ihrem
Kerne erfasst waren, ohne freilich ab
sonderlich zum Herzen zu sprechen.
Johann Till, geboren zu Wien
den 19. Juli 1827, gestorben daselbst
den 21. November 1894, Sohn des
gleichnamigen 1889 im Alter von
88 Jahren verstorbenen Historien
malers, ist in der kaiserlichen Ge
mäldegalerie, und zwar durch ein
Oelgemälde, »Gottfried von Bouillon
erblickt mit seinen Kreuzfahrern Jerusalem«, vertreten. Er erhielt
seine künstlerische Ausbildung an der k. k, Akademie der bildenden
Künste, war daselbst Schüler von Leopold Kupelwieser und
wurde, nachdem er noch andere Preise während seiner Studienzeit
erhalten hatte, im Jahre 1865 mit dem zweijährigen Reisestipendium
nach Italien ausgezeichnet. Sein späterer Aufenthalt in Düsseldorf,
gleichwie in Deutschlands anderen Kunststädten und in Frankreich
machte sich in seinen reiferen Werken günstig geltend, sie wurden
coloristisch freier und klarer in der Conception. Johann Till’s
Bilder, die stets einen romantischen Zug bekundeten, erschienen
Jahre hindurch auf den Ausstellungen, darunter eines der be
deutenderen das in der Galerie der k. k. Akademie der bildenden
Künste ist, welches »Heimziehende Kreuzfahrer bei einem Kloster um
Herberge bittend« darstellt. Till bethätigte sich auch als Kirchen-
und Porträtmaler.*)
Vollständig der christlich romantischen Richtung in der deutschen,
speciell österreichischen Malerei gehören noch die beiden Brüder
August und Edmund
von Wörndle an. Beide
sind Schüler F ü h r i c h ’s
gewesen und haben die
von ihrem Meister über
kommene Kunstanschauung
zu bewahren gesucht. Die
im Jahre 1887 durch die
Gesellschaft für verviel
fältigende Kunst herausge
gebenen, von den Brüdern
gemeinschaftlich sehr sorg
fältig gezeichneten Com
positionen zu »Parcival«
entsprechen der idealen Ro
mantik ihres künstlerischen
Schaffens.**)
Die kaiserliche Gemäldesammlung moderner Meister besitzt
nur ein Werk des August von Wörndle, und zwar ein sehr
frühes Bild: »Die Reise der Weisen aus dem Morgenlande«, welches
auf der Jahresausstellung der k. k. Akademie der bildenden Künste
1852 angekauft worden ist. Es verräth ganz und gar den Geist der
Zeit und der Richtung, die für diesen Künstler massgebend waren
und denen er auch in der Folge
stets unterworfen blieb.
A. Wörndle von Adelsfried
ist zu Wien den 22. Juni 1829 als
der Sohn eines Hofbeamten geboren.
Er genoss im Elternhause eine
sorgfältige Erziehung und trat am
31. October 1846 in die Akademie
der bildenden Künste ein, woselbst
er bis zum Jahre 1853 seine Aus
bildung erhielt. Im Jahre 1850 be
kam er den Compositionspreis. Dem
eigenen Berichte des Herrn von
Wörndle entnehmen wir, dass er
JOHANN TILL. Gottfried von Bouillon erblickt mit seinen Kreuzfahrern Jerusalem.
AUGUST v. WÖRNDLE. Die Reise der Weisen aus dem Morgenlande.
*) Sein Bruder Leopold Till (geboren 1829, gestorben 1893) war eben
falls Historienmaler. In Kremsmünster befindet sich von ihm eine heilige Familie,
welche auf der akademischen Eröffnungsausstellung 1877 exponirt war. Auf den
Ausstellungen von 1852 bis 1872 waren zahlreiche Bilder von ihm zu sehen,
welche theils der Sagenwelt, theils dem Volksleben entnommen waren, oder
auch der religiösen Richtung angehörten.
**) Von den mit einem erklärenden Text des Brixener Gymnasial
professors Seeber versehenen heliographisch vervielfältigten 18 Compositionen
sind namentlich als bemerkenswerth zu erwähnen: »Parcival bei Gurnemanz«,
»Parcival’s Ankunft vor der Gralsburg«, »Der Ritt aus der Gralsburg«, »Das
Gralfest«, »Parcival bei Sigune«, »Parcival bei Trevrezent« und »Parcival’s Ein
zug in die Gralsburg«.