Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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des besten Schülers und getreuesten Anhängers von Rafael Mengs, 
wodurch sich der Einfluss erklärt, welchen Füger in der Gesammtheit 
seiner künstlerischen Erscheinung von dem letztgenannten, so hoch 
gefeierten Meister genommen hat. Guibal erkannte alsbald die 
ungewöhnlichen Fähigkeiten seines Zöglings und ward nicht nur 
des Jünglings eifriger Lehrer, sondern auch dessen väterlicher Freund. 
Sowie jedes junge Talent eine moralische Depression erreicht, wenn 
es zur nothwendigen Erkenntniss gelangt, was vor ihm schon geleistet 
worden und wohinan noch überhaupt zu streben ist, so stellte 
sich auch bei dem jungen Füger eine Muthlosigkeit ein, die ihn 
bewog, zur Jurisprudenz zurückzukehren. 
Den dornenvollen Pfad der Kunst nicht zu verlassen, bewog 
ihn der königl. preussische Geheimrath Christian Adolf Klotz, 
bekannt durch seine Polemiken mit Bur mann und Lessing, 
welcher den jungen Künstler »aus dem Banne lähmender Zweifel« 
erlöste und ihn dem »belebenden Selbstvertrauen« wiedergab. Bei 
Job. Andr. von Segner in Halle 
fand der wieder der Künstlerlaufbahn 
sich zuwendende Füger freundliche 
Aufnahme und eine treffliche Unter 
weisung in Optik und Perspective. 
Bald aber trieb es ihn weiter, er 
wandte sich nach Leipzig, und ward 
dort ein Schüler Oeser’s, der als 
Gegner des Rococo-Geschmacks in 
dem vormaligen Jünger Guibal’s, 
wie Ferdinand Raab fein bemerkt, 
»das Gleichgewicht zwischen den 
beiden Richtungen in ihm wieder 
herstellte«. Von Leipzig aus debu- 
tirte Füger das erstemal mit einer 
grösseren Arbeit in weiteren Kreisen. 
Er beschickte die Dresdener Aus 
stellung und kam bald auch selbst dahin. Doch die bisherigen 
Erfolge auf dem Gebiete der Miniatur- und Porträtmalerei. genügten 
dem jungen Meister nicht mehr. Namentlich angeregt durch die 
Eindrücke, welche die grössten Meisterwerke aller Zeiten in der 
Dresdener Galerie auf ihn ausübten, wollte er ebenfalls Werke 
schaffen, welche die Mit- und Nachwelt in Staunen und Bewunderung 
versetzen sollten. Nach zweijähriger innerlichster Vertiefung im 
Es hat zu allen Zeiten eine Cultur die andere vernichtet und 
was davon auf unsere Zeit kam, das erschauen wir heute mit 
objectivem Blick, was uns aber so ganz Neu umgibt, von dessen 
Werthe werden wohl erst unsere Nachkommen zu berichten wissen. 
Doch kehren wir nach diesem flüchtigen Blick durch das 19. Jahr 
hundert unserer Kunst zurück zu jenen stillen Männern, welche 
heute in die bescheidene Ecke gedrängt, doch wohl die Pionniere 
waren, welche uns Epigonen freie Bahn schufen. 
Den Vermittler des vorigen Jahrhunderts mit der Kunst 
unserer Zeit zuerst zu nennen, liegt nahe. Es ist Friedrich Hein 
rich Füger, der wohl mit einem Fusse schon den Boden unseres 
Jahrhunderts betrat, wodurch er gewissermassen als der erste Mark 
stein der modernen Kunst in Oesterreich, speciell in Wien, zu 
betrachten ist. Und diese Wahrnehmung machen wir vornehmlich 
bei den Porträtminiaturen des Meisters, in denen sich eine für 
die damalige Zeit noch seltene Empfindung für Individualisirung 
und Naturwahrheit darlegt. Seine 
historischen und allegorischen Fi 
guren, so akademisch wacker sie 
auch sonst gerathen sind, tragen 
dagegen alle die gleichen Larven 
eines süsslichen Gesichtsausdruckes. 
Füger besass, wie alle Maler jener 
Zeit, die akademischen Recepte für 
diese oder jene Handlung, für diesen 
oder jenen Ausdruck, und was wir 
bald nachher bei unseren Historien- 
und Genremalern sehen, das Heraus 
kehren des rein Menschlichen in 
allen seinen erhabenen oder auch 
kleinlichen Erscheinungen, dafür 
hatte die damalige Kunstausübung 
wohl noch wenig Empfindung, wes 
halb sie uns heute auch nur äusserlich imponiren kann, während 
schon die folgende Zeit in ihren Kunstäusserungen Herz und Seele 
zu Rathe zog. 
H. MAURER. Lasset die Kleinen zu mir kommen. 
Friedrich Heinrich Füger, der »deutsche Rafael« genannt, 
wurde zu Heilbronn, in dem milden, fruchtbaren Neckarthale am 
8. December 1751 als der Sohn des Pastors Josef Gabriel Füger 
geboren.*) Wie uns sein liebenswürdiger Biograph, der verstorbene 
Gustos der Hofbibliothek Ferdinand Raab, bei Gelegenheit der 
Jubiläumsausstellung der k. k. Akademie der bildenden Künste in 
Wien im Jahre 1877 in seinen intim geschriebenen Feuilletons 
erzählt, habe Füger schon mit 11 Jahren bemerkenswerthe Proben 
seines Talentes, und zwar in der Herstellung von Miniaturen, abge 
geben. So soll er auch an dem Juden Aaronson aus Neckar 
münde insofern den ersten Mäcen gefunden haben, als derselbe sein 
Conterfei mit einem ganzen Speciesthaler bezahlte. Durch Vermittlung 
eines für die Familie Füger einflussreichen Verwandten in Stuttgart, 
kam Füger, 13 Jahre alt, unter die Leitung Nicolaus Guibal’s, 
Studium trachtete endlich Füger nach dem gelobten Lande der 
Kunst zu gelangen. Er kam nach Wien, trat hier in Beziehung zu 
dem Hofstatuarius Friedr. Wilh. Bayer, von dem bekanntlich die 
12 Marmorgruppen herrühren, welche das Gartenparterre von Schön 
brunn zieren und dessen Frau die ausgezeichnete Pastellmalerin 
Hier nun ein 
Gabriele Bayer geborene von Bertrand war. 
geführt in die vornehmsten Kreise der Gesellschaft fehlte es dem 
jungen Künstler alsbald nicht an ruhmvoller Anerkennung und 
In Wien fand Füger auch 
reichlicher künstlerischer Bethätigung. 
seinen schon von Dresden aus ihm sehr gewogenen englischen 
Gesandten Murray Keith, der ihn mit dem Protector der Kunst 
akademie, dem Fürsten von Kaunitz, und dem kunstbegeisterten 
Endlich trat Füger mit 
*) In der Gemäldegalerie der k. k. Akademie der bildenden Künste in 
Wien befinden sich neben mehreren anderen Porträten und Bildern Fügers auch 
sein Selbstbildniss und das Bildnis seines Vaters, des Pastors J. G. Füger. 
Hofrath Birkenstock bekannt machte.
	        
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