Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Museum sich befindet. An Zeichnungen, deren der Künstler gewiss 
zahlreiche angefertigt hat, sind uns bekannt: »Macbeth erblickt beim 
»Es werden Zeichen geseh’n«, »Das 
in den letzten Jahren seiner Studien an der Akademie in Wien in 
der Meisterschule des Professors von Führich arbeitete. Sodann 
verfügte sich Herr von Wörndle nach Italien, wo er das erste 
halbe Jahr in Florenz zubrachte, dann aber bis zum Jahre 1859 
meistens in Rom weilte. Daselbst copirte er für den Cardinal 
Rauscher ein Gemälde von Raffael und bethätigte sich auch neben 
selbständigen Arbeiten im Atelier des Meisters Cornelius an der 
Ausführung von dessen Cartons für den Camposanto in Berlin. Nach 
Wien zurückgekehrt, widmete er sich einigen kleineren Aufträgen, 
bis ihm ein Ruf nach Innsbruck zutheil wurde, woselbst er eine 
Reihe von Kreuzwegbildern im städtischen Friedhofe auszuführen 
hatte. Daran schloss sich die Ausschmückung der Kapelle im 
Schlosse Amras, desgleichen die Ausmalung der Gemeindekirche in 
4r 
Wörgl. 1868 begab sich der Künstler nach Linz, wo er einige 
Bilder für Oberösterreich auszuführen hatte. In demselben Jahre 
noch nach Wien zurückgekehrt, malte Wörndle nebst anderen 
Bildern für weiland den Kronprinzen Rudolf ein Bild aus der öster 
reichischen Geschichte, so 
dann ein grosses Altarbild 
für Karolinenthal bei Rei 
chenberg in Böhmen, woran 
sich mehrere kirchliche Auf 
gaben schlossen. 1875 führte 
der Künstler im Salzburger 
Dome die vier Kuppelbilder, 
darstellend die vier Evan 
Gastmahl Banquo’s Geist 
himmlische Jerusalem« u. m. a. 
Im Jänner 1872 übernahm August von Wörndle in Nach 
folgerschaft Kriehuber’s die Stelle eines Zeichnungsprofessors im 
k. k. Theresianum. 
Zu den bedeutenderen Talenten der zeichnerischen Richtung 
gehörte auch Karl Madjera, der auf kirchlichem wie romantischem 
Gebiete gleichfalls eine ziemlich reichhaltige Thätigkeit entwickelte. 
1828 zu Hamburg geboren, kam er in den Jahren 1850 bis 1S54 
zu Professor Ritter von Führich, dem er sich in seinen künst 
lerischen Bestrebungen innig anschloss. Seine Bilder, welche er im 
Hofoperntheater ausführte und deren Cartons im kunsthistorischen 
. 
Hofmuseum aufbewahrt werden, legen Zeugniss ab von feiner 
Empfindung für veredelte Darstellung, wogegen sein Colorit als 
weniger glücklich zu bezeichnen ist. Seine letzten Arbeiten waren 
Zeichnungen und Cartons 
für die neue vom Dombau 
meister Friedr. Schmidt 
zu Fünfhaus erbaute Kirche. 
Madjera starb imJahre 1875. 
Ehe ich hier mit den 
Historienmalern, welche ent 
weder einer früheren Zeit 
zuzuzählen sind, oder aber 
mehr oder weniger den Tra 
ditionen der ersten Hälfte 
unseres Jahrhunderts ange 
hören, abschliesse, habe ich 
noch eines Meisters zu ge 
denken, dessen vielseitige 
künstlerische Thätigkeit in Wien wohl bekannt und gewürdigt wurde, 
und der auch als Lehrer ganz ausgezeichnet, also erfolgreichst auf 
seinem Platze war. Es ist dies der Historien- und Genremaler, 
Zeichner und Radirer Ferdinand Laufberger. Ich glaube den 
selben hier einreihen zu sollen und ihn nicht, wie manche seiner 
zeitgenössischen Kunstgenossen, in die später folgende moderne 
Gruppe von österreichischen Malern stellen zu sollen, weil sowohl 
seine künstlerische Bildung als seine Veranlagung namentlich in 
der Lösung seiner Monumentalarbeiten, wenn auch mit einem stets 
subjectiven Beigeschmack, doch auf den Traditionen älterer Richtung 
fussen, ebenso aber auch seine trefflichen Genrebilder direct mit den 
alten Wiener Genremalern in einem gewissen Contact stehen, und 
zwar durch ihren liebenswürdigen Humor und ihr Gemüth, sowie 
f 
aber auch durch ihre einfache treffende Charakterisirung, Factoren, 
die ja den Malern jenseits der grossen politischen Bewegung in so 
anmuthiger Weise zu eigen waren. 
Ferdinand Laufberger war zu Mariaschein nächst Teplitz 
in Böhmen den 16. Februar 1829 geboren. Er war der Sohn 
bescheidenen Verhältnissen lebenden Privatbeamten, 
besuchte das Gymnasium in Leitmeritz, absolvirte aber nur einige 
Classen, da es ihm zur Fortsetzung der Studien an den noth- 
wendigen Geldmitteln fehlte. An seinem Verwandten Hofrath Lauf- 
s 
gelisten, aus. Vom Jahre 
1876 bis 1878 arbeitete er 
an der Ausführung von 
sieben Frescobildern im 
Hochchor der Votivkirche, 
und zwar theilweise nach den 
Entwürfen Führich’s, sowie an den Cartons für sieben Glasfenster 
derselben Kirche. In diese Zeit fällt auch die Ausführung eines 
grossen Altargemäldes für Teplitz. Weiters berichtet uns der Künstler 
von einigen Arbeiten für Steiermark, ferner von zwei Altarbildern in 
die Adalbertskirche zu Leitmeritz und sechs Frescogemälden für die 
Pfarrkirche in Ischl (1881), sowie über seine kirchlichen Arbeiten 
für Ungarn, Tirol, ferner für Cleve am Niederrhein, sodann für 
Klosterkirchen in Wien, Pfarrkirchen in Niederösterreich, für Witko- 
witz in Mähren, woselbst 21 Bilder ausgeführt wurden, und endlich 
über die 1893 in der Kirche am Johannesstein zu Reichenberg in 
Fresco ausgeführten sechs Bilder, woran sich seither verschiedene 
kleinere Aufgaben für Mosaikgemälde, Glasfenster u.s.w. knüpften. — 
Von seinen Staffeleibildern sind zu nennen das bereits oben 
genannte Bild in der kaiserlichen Gemäldegalerie (1852): »Der 
Welt Ende« und »Josef begegnet seinem Vater auf der Reise nach 
Aegypten« (1859), »Jakob und Rahel am Brunnen«, »Der Berg der 
Hannibal’s Zug über die Alpen«, welch letzteres Bild 
auf der Weltausstellung in Wien (1873) ausgestellt war, sodann 
KARL MADJERA. Carton zu dem in der Hofoper ausgeführten Wandgemälde. 
Versuchung-, 
»Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg auf der Schanze« (gemalt 
1874), im Besitze weiland Sr. kaiserl. Hoheit des durchlauchtigsten 
Kronprinzen Rudolf, und 
eines in 
Das Gefecht bei Spinges«, welches im 
Deutschen Hausschatz 1882 vervielfältigte Gemälde im Innsbrucker
	        
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