Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Von dem Menschen Laufberger zu reden, ist wohl Jedem 
eine Freude, der ihn gekannt hat. Er war Mann von kerniger, fester 
Gesinnung, der stets den Muth hatte, die Wahrheit zu sagen, der 
seine Urtheile in Kunstfragen mit einschneidender Strenge, aber nie 
ohne eingehende, wohldurchdachte Motivirung abgab, weil er über 
haupt nichts leicht nahm, sondern überall mit vollem Ernst durch 
führte, was zu thun er sich vorgesetzt hatte. Sein starker Wille Hess 
ihn vor keiner Aufgabe zurückschrecken, und was er versprach, darin 
war er verlässlich. So auch war er ein treuer Freund und unschätz 
barer Berather. Bei einem solchen Mann erscheint es wohl selbst 
verständlich, dass er auch ein ausgezeichneter Familienvater war. 
Laufberger stand seit Jahren mit dem Oberbaurathe Baron von 
Ferstl und seiner Familie in den freundschaftlichsten Beziehungen, 
er lernte auch im Hause desselben Fräulein Charlotte von Fischer, 
Tochter des Sectionsrathes von Fischer, kennen, mit welcher er 
seit 1870 in glücklichster Ehe lebte. Der Tod ereilte unseren Meister 
im besten Mannesalter und im Zenith seines künstlerischen Wirkens; 
er erlag einer Kehlkopfkrankheit im Alter von 52 Jahren den 16. Juli 
1881, um 12 Uhr Mittags, eine trauernde Witwe mit drei unmündigen 
Kindern hinterlassend, welche sein Stolz und seine Freude waren. 
Laufberger war Ritter des k. k. österreichischen Franz Joseph- 
Ordens, Professor an der Kunstgewerbeschule des k. k. österreichi 
schen Museums, Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste 
und der k. k. Centralcommission für Kunst und historische Denk- 
. 
male u. s. w. 
Anlässlich der im Künstlerhause im Frühjahr 1882 veran 
stalteten Nachlassausstellung konnte man einen umfassenden Ge- 
sammtblick auf die künstlerische Thätigkeit Laufberger’s gewinnen. 
Die ausgestellten Skizzen, Studien, Bilder, Cartons, Aquarelle und 
Zeichnungen umfassten alle Kunstgebiete, auf denen er thätig ge 
wesen, und überall finden wir das gleiche energische Bemühen nach 
Vollendung und Formenschönheit. Ganz mit Unrecht hat man ihm 
Mangel an Colorit vorgeworfen. Beispielsweise erwähnt, 
Studien, welche römische Kircheninterieurs mit den geistlichen Staf 
fagen behandeln, waren geradezu meisterhaft in der Farbe, wie auch 
so manche seiner Arbeiten, die eben im Colorit ihre Hauptstärke 
haben sollten. Charakteristisch und stimmungsvoll wusste er auch 
die Landschaft zu behandeln, wie wir dies auf dem in der Aquarell- 
und Handzeichnungssammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses be 
findlichen so reizvoll und charakteristisch durchgeführten Bilde 
»Eine Scene im Prater« zu ersehen im Stande sind. Aber wahrhaft 
trefflich verstand Laufberger das Wiener Volksleben zu charakte- 
risiren. Aus seiner bekannten Zeichnung »Der Einzug der Maria 
zeller Wallfahrer«, wie aus vielen anderen seiner in dieser Richtung 
ganz einzigen Blätter erkennen wir den feinen Beobachter typischer 
Volkserscheinungen. Hier möchte ich auch an seine Originalradirung 
aus dem »Künstlerfacsimile« erinnern, welche eine Gruppe von Bauern 
aus der Ramsau bei Berchtesgaden mit köstlichem Humor darstellt. 
Während Laufberger in seinem Kunstschaffen stets einen 
ausgesprochenen Ernst und gediegene Tüchtigkeit an den Tag legte, 
konnte er im fröhlichen Kreise seiner Genossen heiter und witzig 
sein. Viele seiner Zeitgenossen denken noch mit grossem Ver 
gnügen an die kleinen im engsten Künstlerkreise beim ehemaligen 
»blauen Strauss« abgehaltenen Feste zurück, wo Laufberger nie 
verfehlte, das Trefflichste und Geistreichste an Satiren und Carica- 
turen zu bringen. War er schon deshalb eine gerne gesehene Per 
sönlichkeit unter den Künstlern, so war er um so beliebter durch 
sein gerades, ehrliches Wesen, das keine Winkelzüge kannte. 
Wollte man ein offenes Wort, ein eingehendes Urtheil über die 
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Arbeit hören, die man unter den Händen hatte, so durfte man es 
nur Laufberger sagen, der dann kam und, wenn es Noth that, 
sich geradezu vernichtend, aber immer gerecht äusserte. Das konnte 
man productive Kritik nennen, denn jedes Wort, das er aussprach, 
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vermochte er auch zu begründen. Und deshalb musste er schon als 
einer der Besten unter den Collegen bezeichnet werden, und ob 
dieser Fähigkeit, seine Ansichten klar und anschaulich in Worte zu 
fassen, war er auch, wie bereits erwähnt, einer der allerbesten Lehrer. 
Mit dem Tode Laufberger’s erwuchs dem Kunstleben Wiens ein 
mannigfacher Verlust, und mit wahrhafter Trauer im Herzen be 
gleitete ihn die Schaar seiner getreuen Kunstgenossen und Freunde 
zum frühen Grabe. 
Durch seinen typisch nationalen Charakter steht wohl ganz 
einzig in Art und Wesen das grosse Historienbild von Jan Matejko 
»Der Reichstag zu Warschau im Jahre 1773« unter den übrigen 
Historienbildern der kaiserlichen Gemäldegalerie da. Dieses mit der 
ganzen jugendlichen Leidenschaft erfasste Werk, mit welchem der 
polnische Maler in kühnem Sprunge zur vollen Höhe seiner 
künstlerischen Entwicklung gelangte, begründete bei seiner Aus 
stellung in Paris im Jahre 1867 auch sofort seinen internationalen 
Ruf. Es stellt bekanntlich eine Scene jenes denkwürdigen Reichs 
tages dar, in welchem die von Russland gewonnenen Adeligen die 
Auflösung desselben votiren, welchem Beschlüsse sich der Land 
bote Reytan durch sein »Veto« widersetzt. Er ist vor Schmerz über 
das Unglück, welches sein Vaterland bedroht, mit entblösster Brust 
am Ausgange des Saales zu Boden gesunken, während der Reichs 
tagsmarschall Poninski seine Verhaftung befiehlt. Der Saal ist mit 
den erregt debattirenden Landboten gefüllt. Der König hat den 
Thron verlassen. Ein wirres Gemenge von Menschen erfüllt den 
Raum und auf jedem Antlitz erblicken wir die höchste Erregung. 
Nur ein junger, vornehmer Adeliger von fast mädchenhafter Erschei- 
den Blick beschämt auf den Boden heftend, steht ruhig und 
nachdenklich neben dem in ein scharlachrothes Gewand gekleideten 
Poninski, der mit gebieterischer Geberde nach den vor der halb 
geöffneten Thür aufgestellten Soldaten zeigt. 
Jan Matejko ist zu Krakau den 30. Juli 1838 geboren. Sein 
Vater war Musiker und gehörte einem alten, in Krakau sesshaften 
Bürgergeschlechte an.*) Von 1851 an studirte er an der Malerschule 
Krakau zuerst unter Adalbert Sztattler, sodann begab er sich 
unter die Leitung von Wladislaw Luszczkiewicz, um, nach 
dem er im Jahre 1858 ein Stipendium mit einem Jahresbetrage von 
Gulden erhalten hatte, nach München zu gehen, wo er 
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*) Dr. Jos. Szujski schreibt in seinem 1882 erschienenen Buche »Polnische 
Kunst«: »Czeche von Stamm, ist Matejko ein Kind und Zögling Krakaus; in 
Wien und München hat er nur kurze Zeit studirt. Seine dem Auslande wenig 
zugänglichen und doch mit anerkannter imponirender Naturkraft gemalten Com- 
positionen sind Resultate eines emsigen archäologischen Studiums, welchem er 
als armer und unbekannter Jüngling in Krakau nachgegangen, eines Studiums, 
welches ihm die ausserordentliche Fülle der Details und Originalität seiner Ge 
stalten sichert.«
	        
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