Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Kaiserin Josefine die Trennung von Napoleon I.« bezeichnet und 
datirt 1841 (im Besitze des Grafen Victor Wimpffen), »Die Cholera« 
(seinerzeit im Besitze Sr. Excellenz des Grafen Edmund Zichy), 
ferner »Das Lotterielos«, »Der Antiquitätenhändler« (in den Siebziger 
jahren im Besitze des Med. Dr. J. Fleckenstein auf der Wieden), 
»Die Abendruhe« (bei Prof. Hauser, hier), »Gottscheerknabe, Zucker 
werk an Gassenjungen verkaufend« (Fürst Friedrich Liechtenstein), 
»Des Künstlers Kinder musicirend«,*) »Der Brautwerber«, »Pegasus 
zum Himmel aufsteigend« (1877 im Besitze des Herrn Fischer v. 
Ankern, hier), und endlich sein letztes Bild: »Der Feierabend«. 
Aber auch als Porträtist hat sich Danhauser frühzeitig be 
kundet. Zuerst in jungen Jahren, als er nach eigenen Zeichnungen 
eine gelungene Lithographie des dahingeschiedenen Beethoven an 
fertigte, von welcher noch einige Abdrücke existiren. Seine vor 
züglich charakterisirten 
Künstlerporträts, die Stö 
ber auf Stahl radirte, 
sind bekannt, sie stellen 
seine Zeitgenossen Josef 
Redl, Peter Fendi, Johann 
Schaller, Klieber, Franz 
Stöber, A. Petter, Franz 
Steinfeld, Thomas Ender, 
Ferdinand Waldmüller, 
Friedrich Amerling und 
Fritz Gauermann dar.**) 
Auch Oelporträts fertigte 
der Künstler in kleinem 
Formate an und wir 
haben vor Kurzem ein 
solchesin Händengehabt, 
das den Sachsen-Weimar- 
schen Hofrath Schober, 
. 
einen Freund der Familie 
des Künstlers (mono- 
grammirt J. D. 1844) darstellt, welches, glaube ich, noch im Besitze 
derselben ist. Bezüglich seiner Originalradirungen und Lithographien 
verweisen wir auf »Die deutschen Malerradirer« von A. Andresen 
(IV. Bd., pag. 212 u. ff.), welcher dieselben vollständig verzeichnet. 
Josef Danhauser wurde durch eine tückische Krankheit 
allzufrüh der Kunst und seiner Familie entrissen. Trotz seiner grossen 
Productionsfähigkeit und dem durch die Zahl seiner Werke bezeug 
ten Fleisse hinterliess der Künstler eine unversorgte Familie. Denn 
als braver Sohn alle die Verbindlichkeiten, welche ihm durch den 
zu frühen Tod seines Vaters aufgebürdet waren, strengstens erfüllend, 
hatte er kein Vermögen sammeln können, und als er begann, für 
sich und seine Familie zu sorgen, ereilte ihn der Tod. Danhauser 
starb nach kurzem Leiden, denn seine Krankheit währte nur elf 
Tage, am 4. Mai 1845 am Typhus, und zwar inmitten seines besten 
Schaffens, tief betrauert von den Seinen, sowie von den zahlreichen 
Verehrern und Schätzern seiner Kunst. Danhauser war seit dem 
Jahre 1838 mit Josefine Streit, Tochter einer Jugendfreundin seiner 
Mutter, verheiratet und führte nach allen Schilderungen ein wahr 
haft glückliches Familienleben. Ein mir von dem Sohne des Künst 
lers, Herrn Josef Danhauser, dermalen Postcontrolor im Handels 
ministerium, zur Verfügung gestelltes Manuscript einer kurzen bio 
graphischen Skizze lautet am Schlüsse: »Danhauser war sowohl 
als Künstler, wie auch als Mensch höchster Achtung würdig; sein durch 
und durch ehrenhafter Charakter, seine heitere Laune, sein gefühl 
volles, allen Eindrücken zugängliches Gemüth, sowie seine Einfach 
heit und Bescheidenheit gewannen ihm alle Herzen. Als Künstler 
strebte er rastlos nachVollkommenheit und scheute keine Mühe, kein 
Opfer, diese zu erreichen. Unersetzlich bleibt sein Verlust für Alle. 
Wie sehr er geehrt und geachtet wurde, bewies sein Leichenbegäng- 
niss, wo kein Auge trocken blieb. Herr Hof-Schauspieler Löwe hielt in 
der Wohnung am Sarge 
eine ergreifende Rede, 
worin in Kürze seines 
Wirkens als Künstler und 
Mensch gedacht wurde. 
Eine zahllose Menschen 
menge war bei dem Lei 
chenbegängnisse anwe 
send, Hohe und Niedrige, 
Alles bewies die wärmste 
Theilnahme. Sein Sarg 
wurde vonKünstlern in das 
Grab gesenkt, geschmückt 
mit einem Lorbeerkranze. 
Der kräftige Chor des 
Männergesangvereines er 
höhte noch den Schmerz 
des Abschieds von den 
letzten Resten eines Man 
nes, der so hoch stand und 
unersetzlich ist.«*) 
Ein Danhauser in Geist und Gemüth verwandter Maler war 
entschieden Eduard Ritter, dessen Bilder in der kaiserlichen Ge 
mäldegalerie hievon ein lebendiges Zeugniss geben; aber namentlich 
in dem köstlichen Bilde »Der kranke Musiker« erblicken wir dieselbe 
RITTER. Der kranke Musiker. 
Gemüthstiefe, von welcher auch dieser treffliche Meister ganz und 
Gelangte Ritter wohl nicht zu der be- 
gar durchdrungen war. 
deutenden malerischen Wirkung Danhausers, oder reichte er 
auch nicht zu dessen Conceptionsfähigkeit hinan, so war er doch 
ein sehr guter Erzähler, der seine gewählten Stoffe aus dem 
Bürgerthum oder Bauernleben klar und übersichtlich darstellte, wo 
bei es ihm vor Allem nicht an jenem Humor gebrach, den der 
Wiener von damals noch vollkommen in sich hatte. Den jetzigen 
Malern ist der Humor leider fast gänzlich ausgegangen, unsere Genre 
maler sind lieber bestrebt, das Unglück, das Weh der Menschheit 
zu schildern, statt mit fröhlichem Sinne das Liebenswürdige, Er- 
*) Im Besitze der Familie befindet sich noch eine Copie der »Assunta«, 
welche Danhauser bei seinem Aufenthalte in Venedig malte (circa i l / 2 Meter 
hoch). Ausserdem hat die Familie noch die Platten von fünf Radirungen, davon 
eine den »Gottscheerknaben« , die andere den »Knaben inmitten von Alter 
tümern« darstellt, sowie mehrfache Handzeichnungen in Aufbewahrung. 
) Danhauser war selbst ein gebildeter Musiker und spielte ausgezeichnet 
Violine. 
**) Vor nicht gar langer Zeit erschienen Nachdrucke von diesen Platten.
	        
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