47
Treuliche im menschlichen Leben zu ergreifen. Zur Heiterkeit in der
Kunst will es wohl auf ganz anderen Wegen kommen!
Eduard Ritter war ein geborener Wiener; drei Jahre jünger
als Danhauser, erblickte er im Jahre 1808 das Licht der Welt.
Er besuchte frühzeitig die Akademie der bildenden Künste, denn wir
finden ihn dort schon am 29. April 1829 eingetreten, und zwar mit
einem um ein Jahr vorgeschobenen Geburtsdatum;*) seine Lehr
zeit daselbst währte bis inclusive Wintersemester 1834. Zuerst trat
Ritter mit einem Selbstbildnisse in die Oeffentlichkeit, welches auf
der akademischen Ausstellung im Jahre 1830 ausgestellt war. Seither
erschien er jährlich mit Bildern in den Ausstellungen. Die kaiser
liche Gemäldegalerie besitzt drei Bilder von ihm, und zwar »Die
zurückgekehrte Wallfahrerin« , bezeichnet und datirt 1838, »Morgen
nach dem Kirchtag«, bezeichnet und datirt 1846, und »Der kranke
Musikus«, bezeichnet und datirt 1847, welches Bild wohl das reifste
wie bereits
entschieden in Auf
fassung, selbst in der Art der
Malerei, den Einfluss D an
hau s er’s erkennen lässt.
Herr v. Wurzbach führt
in seinem biographischen Lexi
kon des Kaiserthums Oester
reich eine stattliche Anzahl von
Werken auf, die der Künstler
in den Jahren von 1830 bis
1843 geschaffen hat. Eines
dieser Bilder, »Aufnahme eines
SchulknabeninderDorfschule«,
welches zu seinen besten, na
mentlich farbenkräftigsten W er-
ken zählt, wurde im Jahre 1856,
also erst nach seinem 1853 in
Wien erfolgten Tode, öffentlich ausgestellt. Vor ganz kurzer Zeit fand
ich dieses auch breiter und energischer als sonst gemalte Bild bei
dem k. k. Sectionschef Herrn Ernst Ellinger, hier, der
dasselbe als Vermächtniss erhalten hat. Auf der Eröff
nungsausstellung der k. k. Akademie der bildenden Künste waren von
Ritt er’s Werken ausgestellt: der bereits oben genannte »Kranke
Waldhornist«, der »Salamiverkäufer«, bezeichnet und datirt 1836 (bei
Herrn Sterio in Wien), »Der Abschied des Handwerksburschen«, be
zeichnet und datirt 1843 (bei Herrn Ed. Strache in Dornbach), »Die
Weinprobe«,**) bezeichnet und datirt 1848 (Herr Fischer v. Ankern),
»Der Werkelmann«, bezeichnet und datirt aus demselben Jahre, »Der
letzte Groschen«, bezeichnet und datirt gleichfalls aus dem Jahre 1848,
beide letztgenannten Bilder im Besitze des Herrn Dr. Victor Mora
witz. In der Abtheilung der Handzeichnungen und Aquarelle der
genannten Ausstellung waren noch ausgestellt: eine Oelskizze, »Spin
nende Bäuerin«, und weiters zwei aquarellirte Zeichnungen, »Bauern-
*) Wir haben schon seinerzeit, und zwar bei Dobiaschofsky, von dem
wahrscheinlichen Grunde solcher bei der Aufnahme in die Akademie vorkom
menden Datenverschiebungen gesprochen.
) Dieses Bild erschien lithographirt im »Wiener Künstleralbum«, das der
Verein von jüngeren Künstlern »Eintracht«, welcher sich später mit dem dama
ligen »Albrecht Dürer-Verein« zu der heute bestehenden »Wiener Künstlergenossen
schaft« fusionirte, herausgab.
Studien«, sämmtlich aus der Sammlung des seither verstorbenen
Oberbaurathes Bergmann. Bilder des Künstlers besassen seinerzeit
auch der Hof-Vergolder Bühlmayr, Baron Simon Sina und die Herren
Bächle, Alb. Samek und L. B. Reithoffer.
Eine interessante, so recht lebensvolle Erscheinung unter den
Genremalern des älteren Wiens war Johann Mathias Ranftl.
Seine Persönlichkeit stimmte vollkommen mit dem Wesen seiner
Kunst überein. Er war eine kraftstrotzende Natur, die
den Wirthssohn nicht verleugnen konnte, was allerdings
nur für seine äusserliche, übrigens sympathische Erscheinung gelten
konnte; im Uebrigen Hess er es, im Umgang mit der besten Gesell
schaft und durch seine Reisen in ungewöhnlichem Masse gebildet,
durchaus nicht an der Eleganz eines Weltmannes fehlen. Die
Energie seiner Persönlichkeit gab sich in allen seinen Werken kund.
Wir finden nie ein zaghaftes Rathen, sondern stets sicheres und
wohlbewusstes Schaffen. Scho
penhauer sagt, dass die Söhne
den Intellect ihrer Mütter mit
bekommen. In dem gegebenen
Falle dürfte diese Behauptung
insoweit zutreffen, als der junge
Ranftl sicher das Talent zur
Malerei von der Mutter em
pfangen haben mochte, die, ob
wohl eine einfache Frau, an
der bildenden Kunst ein so
warmes Interesse nahm, dass
sie den Knaben in die Kunst
ausstellungen der k. k. Aka
demie mit sich nahm, um hie
durch frühzeitig in demselben
den Sinn für Malerei zu wecken.
Das Interesse, das Jemand für
diese oder jene Kunst oder auch für irgend eine Wissenschaft nimmt,
findet stets seinen Ursprung in der Neigung hiefür, die wieder ihren
Urquell in der diesbezüglich jedenfalls vorwaltenden Begabung findet.
Frau Barbara Ranftl, die Tochter des Wiener Fleischhauers
Kautz, würde, lebte sie heute, sicher Malerin geworden sein, aber
damals war es mit dem Töchterunterricht noch anders bestellt;
eine Metzgerstochter konnte gut bürgerlich erzogen werden, aber
Niemand dachte, wie heute, daran, die Mädchen einem selbst
ständigen Beruf zuzuführen, sondern man war bestrebt
war namentlich die Aufgabe der Mutter
Hausfrauen heranzubilden, die, einfach in ihren Ansprüchen, sodann
berufen waren, mit nach heutigen Begriffen freilich bescheidenem
Wissen, aber dafür bei gesundem Menschenverstände, einen Mann
auch wirklich zu beglücken, indem sie vortreffliche Familien-
Trotz aller Schlichtheit hatte die Frau Wirthin
Barbara Ranftl doch aber genug Einsicht, des Knaben Talent,
das sie früh erkannte, anzuregen. Er zeichnete und skizzirte auch,
wo er stand und ging, in der Schule waren es die Lehrer und
seine Mitschüler, in der Gaststube seines Vaters die Gäste, die er
sich als Modelle zum Zeichnen auserkor, ohne dass sie es wussten.
Vornehmlich waren es aber auch die von den Gästen mitgebrachten
ich möchte
sagen
Werk ist, und
bemerkt
RITTER. Morgen nach dem Kirchtag.
wie er mir
mittheilte
und dies
sie zu guten, braven
mütter wurden.