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P. FENDI. Der Amazonen-Sarkophag.
gebeugt und tiefster Melancholie erfasst, folgte sie den beiden ge
liebten Dahingeschiedenen im Jahre 1869 ins Grab.
Ihrem Sohne zum Andenken veranlasste Frau Ranftl eine
Gustav Ranftl-Stiftung für Studirende der Technik. Das Atelier ihres
Gatten, so wie sie es treulich bewahrt hatte, vermachte sie der Wiener
Künstlergenossenschaft zum steten Gedenken an den Verstorbenen.
Das prächtige Bild, darstellend eine erschütternde Scene von
der grossen Ueberschwemmung in Pest im Jahre 1838, welches die
kaiserliche Gemäldegalerie birgt, zeugt von des Meisters bester
Leistungsfähigkeit und ist mit einer durchaus sicheren Technik ge
malt, wie wir sie nur auf den besten Werken Danhauser’s sehen
können. Es ist bezeichnet und datirt 1839. Ein zweites kleines Bild,
darstellend »Russische Bauersleute«, wurde auf der Kunstausstel
lung in Wien im Jahre 1832 ebenfalls vom Allerhöchsten Hofe
angekauft, und zwar um den gewiss für heute sehr bescheidenen
Preis von 40 fl. C.-M.
Die Bilder Ranftl’s sind sehr zahlreich und man findet die
selben fast in allen Privatsammlungen, namentlich wo man vor
zugsweise die Wiener Meister dieser Zeitperiode zusammenstellte.
Von den Werken, die der Verfasser selbst gesehen, sind zu no-
tiren: »Schützenruhe« (Oelgemälde) bei der Witwe des Baron Josef
Härtl, »Kaiser Franz besucht mit seiner Gemahlin, der Kaiserin
Maria Carolina, die Canalarbeiten im Jahre 1832«, eine Wieder
holung hievon in Aquarell ehemals im Besitze weiland Ihrer
kaiserlichen Hoheit der Frau Erzherzogin Sophie; »Die Trauer
nachricht«, datirt 1840, im Besitze des Fürsten Auersperg; »Hunde
im Stalle«, datirt 1844, beim Prinzen Adam von Württemberg; weiters
sollen sich daselbst befinden: »Spürende Hunde«, »Der Segen
der Eltern«, »Die kleine Schäferin«, »Die Gutsherrschaft auf der
Bauernhochzeit«, »Hunde bei einem Kamine« und »Der Mittag«. So
dann finden wir in unseren Aufzeichnungen der Werke Ranfths
beim Fürsten Eszterhazy ein Bild, benannt »Die Witwe«,
im Besitze des seither verstorbenen Dichters und Schriftstellers
Dr. Aug. v. Frankl, der ein specieller Freund unseres Künstlers
war, die berühmte Satire Ranftl’s auf Saphir, ferner bei Herrn
Fischer v. Ankern verzeichnet »Der Grossmutter Geburtstag«, bei
Oetzelt v. Nervin »Lesende Bäuerin mit Kind«, bei Herrn v. Galatti
»Kettenhund mit seinen Jungen vor einem Bauernhause«, »Kinder
Aehren sammelnd« bei Dr. Anton Willner, »Hunde« bei B. Krzisch,
»Hund und Papagei« bei Herrn Aug. Rath, »Das Zechgelage« bei
Baron Schey, »Schnitterin im Felde« bei Herrn Reithoffer, »Nach
der Jagd« bei Herrn Moriz Mayer, »Die Froschresi von Aussee«
bei Herrn Grafen Victor v. Wimpffen, »Hundekopf« bei Frau Arnold,
»Ruhende Schnitter« bei Professor Alois Hauser, »Eine Hündin mit
Jungen« beim Fürsten Friedr. Liechtenstein, ein Aquarell »Haus in
Klosterneuburg« bei Herrn Vötter, »Thierstück«, bezeichnet und
datirt 1845, bei Frau Amalie Lehrner, »Die Heimkehr des Hand-
werksburschen« bei Herrn Jos. Gunkel. Nebst diesen hier auf
gezählten Bildern führt Herr v. Wurzbach mit dankenswerthem
Fleisse in seinem Lexikon noch eine reichliche Anzahl von Ge
mälden des Künstlers auf, die Zeugniss geben von der Productivität
des Meisters, zugleich aber auch von der Liebenswürdigkeit der
Wahl seiner Motive, wie er dieselben frischweg den empfangenen
Eindrücken entsprechend nachschilderte, wonach er vollinhaltlich
der richtige Interpret seiner Zeit war.
Wohl einer der interessantesten und sinnigsten Meister der
Gruppe der Wiener Genremaler der ersten Hälfte unseres Jahr
hunderts war Peter Fendi.
Er war mit allen Techniken der Kleinkunst vertraut und ebenso
bewandert auf dem Gebiete der graphischen Künste. Seine Miniaturen
sind von einer bewunderungswürdigen Feinheit der Empfindung und
zugleich von einer Freiheit der Behandlung, wie man sie nur selten
auf diesem heute leider durch die Photographie verdrängten und
daher viel zu wenig gepflegten Gebiete der Malerei findet. In der
noblen Auffassung und feinfühligen geistigen Durchbildung seiner
gewählten Stoffe war er gewissermassen der vornehme Aristokrat
unter seinen Genossen. Nur vereinigte er mit diesen Vorzügen auch
eine ungesuchte Naivetät, ich möchte sagen, eine Kindlichkeit des
Gemüthes, die den Beschauer seiner Werke oft bis zur Rührung
führt. Stets einfach und würdevoll, ohne Pathos aber charakte
ristisch, erhob er seine Ideen zu vollendeten Kunstwerken, die wohl
nie etwas äusserlich Glänzendes an sich hatten, doch aber umso tiefer
empfunden waren.
Peter Fendi ward als einziger Sohn eines Privatlehrers, dessen
Frau eine geborene Schäffer war, am 4. September 1796 zu Wien
geboren. Er batte, wie man sich in der Familie erzählte, als zarter
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