Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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P. FENDI. Der Amazonen-Sarkophag. 
gebeugt und tiefster Melancholie erfasst, folgte sie den beiden ge 
liebten Dahingeschiedenen im Jahre 1869 ins Grab. 
Ihrem Sohne zum Andenken veranlasste Frau Ranftl eine 
Gustav Ranftl-Stiftung für Studirende der Technik. Das Atelier ihres 
Gatten, so wie sie es treulich bewahrt hatte, vermachte sie der Wiener 
Künstlergenossenschaft zum steten Gedenken an den Verstorbenen. 
Das prächtige Bild, darstellend eine erschütternde Scene von 
der grossen Ueberschwemmung in Pest im Jahre 1838, welches die 
kaiserliche Gemäldegalerie birgt, zeugt von des Meisters bester 
Leistungsfähigkeit und ist mit einer durchaus sicheren Technik ge 
malt, wie wir sie nur auf den besten Werken Danhauser’s sehen 
können. Es ist bezeichnet und datirt 1839. Ein zweites kleines Bild, 
darstellend »Russische Bauersleute«, wurde auf der Kunstausstel 
lung in Wien im Jahre 1832 ebenfalls vom Allerhöchsten Hofe 
angekauft, und zwar um den gewiss für heute sehr bescheidenen 
Preis von 40 fl. C.-M. 
Die Bilder Ranftl’s sind sehr zahlreich und man findet die 
selben fast in allen Privatsammlungen, namentlich wo man vor 
zugsweise die Wiener Meister dieser Zeitperiode zusammenstellte. 
Von den Werken, die der Verfasser selbst gesehen, sind zu no- 
tiren: »Schützenruhe« (Oelgemälde) bei der Witwe des Baron Josef 
Härtl, »Kaiser Franz besucht mit seiner Gemahlin, der Kaiserin 
Maria Carolina, die Canalarbeiten im Jahre 1832«, eine Wieder 
holung hievon in Aquarell ehemals im Besitze weiland Ihrer 
kaiserlichen Hoheit der Frau Erzherzogin Sophie; »Die Trauer 
nachricht«, datirt 1840, im Besitze des Fürsten Auersperg; »Hunde 
im Stalle«, datirt 1844, beim Prinzen Adam von Württemberg; weiters 
sollen sich daselbst befinden: »Spürende Hunde«, »Der Segen 
der Eltern«, »Die kleine Schäferin«, »Die Gutsherrschaft auf der 
Bauernhochzeit«, »Hunde bei einem Kamine« und »Der Mittag«. So 
dann finden wir in unseren Aufzeichnungen der Werke Ranfths 
beim Fürsten Eszterhazy ein Bild, benannt »Die Witwe«, 
im Besitze des seither verstorbenen Dichters und Schriftstellers 
Dr. Aug. v. Frankl, der ein specieller Freund unseres Künstlers 
war, die berühmte Satire Ranftl’s auf Saphir, ferner bei Herrn 
Fischer v. Ankern verzeichnet »Der Grossmutter Geburtstag«, bei 
Oetzelt v. Nervin »Lesende Bäuerin mit Kind«, bei Herrn v. Galatti 
»Kettenhund mit seinen Jungen vor einem Bauernhause«, »Kinder 
Aehren sammelnd« bei Dr. Anton Willner, »Hunde« bei B. Krzisch, 
»Hund und Papagei« bei Herrn Aug. Rath, »Das Zechgelage« bei 
Baron Schey, »Schnitterin im Felde« bei Herrn Reithoffer, »Nach 
der Jagd« bei Herrn Moriz Mayer, »Die Froschresi von Aussee« 
bei Herrn Grafen Victor v. Wimpffen, »Hundekopf« bei Frau Arnold, 
»Ruhende Schnitter« bei Professor Alois Hauser, »Eine Hündin mit 
Jungen« beim Fürsten Friedr. Liechtenstein, ein Aquarell »Haus in 
Klosterneuburg« bei Herrn Vötter, »Thierstück«, bezeichnet und 
datirt 1845, bei Frau Amalie Lehrner, »Die Heimkehr des Hand- 
werksburschen« bei Herrn Jos. Gunkel. Nebst diesen hier auf 
gezählten Bildern führt Herr v. Wurzbach mit dankenswerthem 
Fleisse in seinem Lexikon noch eine reichliche Anzahl von Ge 
mälden des Künstlers auf, die Zeugniss geben von der Productivität 
des Meisters, zugleich aber auch von der Liebenswürdigkeit der 
Wahl seiner Motive, wie er dieselben frischweg den empfangenen 
Eindrücken entsprechend nachschilderte, wonach er vollinhaltlich 
der richtige Interpret seiner Zeit war. 
Wohl einer der interessantesten und sinnigsten Meister der 
Gruppe der Wiener Genremaler der ersten Hälfte unseres Jahr 
hunderts war Peter Fendi. 
Er war mit allen Techniken der Kleinkunst vertraut und ebenso 
bewandert auf dem Gebiete der graphischen Künste. Seine Miniaturen 
sind von einer bewunderungswürdigen Feinheit der Empfindung und 
zugleich von einer Freiheit der Behandlung, wie man sie nur selten 
auf diesem heute leider durch die Photographie verdrängten und 
daher viel zu wenig gepflegten Gebiete der Malerei findet. In der 
noblen Auffassung und feinfühligen geistigen Durchbildung seiner 
gewählten Stoffe war er gewissermassen der vornehme Aristokrat 
unter seinen Genossen. Nur vereinigte er mit diesen Vorzügen auch 
eine ungesuchte Naivetät, ich möchte sagen, eine Kindlichkeit des 
Gemüthes, die den Beschauer seiner Werke oft bis zur Rührung 
führt. Stets einfach und würdevoll, ohne Pathos aber charakte 
ristisch, erhob er seine Ideen zu vollendeten Kunstwerken, die wohl 
nie etwas äusserlich Glänzendes an sich hatten, doch aber umso tiefer 
empfunden waren. 
Peter Fendi ward als einziger Sohn eines Privatlehrers, dessen 
Frau eine geborene Schäffer war, am 4. September 1796 zu Wien 
geboren. Er batte, wie man sich in der Familie erzählte, als zarter 
weiters
	        
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