■
-
54
Maler haben wir es jedenfalls zu thun, der in seiner Art und Auf
fassung etwa zwischen Fendi und Danhauser stand. An weiteren
Bildern dieses Malers finden wir verzeichnet: »Ein Veteran der
kaiserlichen Garde Napoleon’s zerbricht seine Waffen, nachdem er
den Tod des Herzogs von Reichstadt erfahren«. Auf den Ausstel
lungen waren noch zu sehen: »Das Innere einer Kirche«; »Des
Künstlers Aufenthalt in Gutenstein«; »Meh
rere Personen bei einem Tische« (Lampen
licht); »Ein Familienbild«; »Porträt eines
Hundes englischerRace«; »Studienkopf« und
»Die Darstellung des Modellsaales der Aka
demie der bildenden Künste in Wien«. Auf
der historischen Eröffnungsausstellung der
Akademie im Jahre 1877 war nur sein oben
genanntes Belvederebild ausgestellt, da kein
anderes Werk aufzubringen war.
Auch an sogenannten kleineren Volks
malern fehlte es nicht, die namentlich den
Typus des Handwerkerstandes herauskehrten.
Ein Solcher war Michael Ne der. In seinen
kleinen Sächelchen, die er darzustellen liebte,
lag häufig ein derber,jedoch gesunder Humor.
In der Malweise und Anordnung hatte er zu
weilen etwas Teniersartiges, so auf dem Bilde
»Der Schullehrer am Clavier mit den beiden
Sängerknaben Probe haltend«, welches aus
der Sammlung Bühlmayr’s für die kaiserliche Galerie gekauft wurde.
Wir finden Neder in den Schülerlisten der Akademie eingetragen und
Aus Döbling, geboren 1807 (Wien), eingetreten den 3. Juli 1821«,
woselbst er bis inclusive Wintercurs 1828 bis 182g blieb. Im Jahre
1826 erhielt er den Graf Czernin’schen Preis. Durch die Kunstaus
stellungen sind viele Bilder von Neder*) bekannt geworden. Schon im
Jahre 1830 erscheinen Bilder von ihm, und dann
weiter bis zum Jahre 1863, von da an soll er selbst
nicht mehr öffentlich ausgestellt haben. Es ist eine
stattliche Reihe von Werken, die man aus den
Ausstellungskatalogen citirt, darunter wohl auch
Schusterwerkstätte nicht fehlt. Sehr gute
Bilder dieses Malers soll der Fabrikant Koller
besessen haben. In den Sechziger- und Siebziger
in Wesen und Begabung dahin gehören. Sicher ist, dass sie nicht
nur markant als Maler, sondern überhaupt charakteristische Wiener
Persönlichkeiten waren, die liebenswürdig als Menschen, hochbegabt
als Künstler und ebenso höchst pflichttreu als Galeriebeamte so
recht dem Wesen und Geiste des alten Wien entsprochen haben.
Wilhelm August Rieder wurde zu Döbling bei Wien am
30. September 1796 geboren. Er war der
Sohn des berühmten Schullehrers und Ton
dichters Ambrosius Rieder. Seine erste Er
ziehung erhielt er im Hause seines Vaters;
nachher nahmen sich seiner der kaiserliche
Rath Artmann und ein HerrValentin Günther
warm an, indem sie den jungen Künstler in
seinen Studien förderten und auch für seinen
Lebensunterhalt sorgten. An der Akademie
studirte der junge Rieder vom 6. Novem
ber 1812 bis Ende Semester 1823 bis 1824,*)
wobei er wiederholt Schulpreise und Aus
zeichnungen erzielte. Im Aufträge des Grafen
Saurau copirte er sodann einige der bedeut
samsten Gemälde der kaiserlichen Galerie im
Belvedere. Ausserdem beschäftigte sich der
junge Künstler viel mit Bildnissmalen, wozu
er eine besondere Begabung besass. **) Im
Jahre 1825 wurde Rieder als Zeichenlehrer
an der k. k. Ingenieurakademie angestellt und
1856 finden wir ihn als Lehrer an der k. k. Genieakademie zu Wiener-
Neustadt bethätigt, worauf er im Jahre 1857 vom Kaiser zum Gustos
im k. k. Belvedere ernannt worden ist.***) Die künstlerische Thätig-
keit Rieder’s war eine vielseitige. Er war in allen Techniken der
Kleinkunst zuhause und was er angriff, geschah mit jenem sicheren
Gebahren, womit sich die Meisterschaft kennzeichnet. Unter
seinen vielen Porträten ist wohl das des Lieder
königs Franz Schubert das wichtigste und be
deutsamste, ja Rieder verdankt man überhaupt
das allerbeste und einzig authentische Bildniss
dieses Lieblings aller Sänger. Dasselbe kam am
21. Februar 1881 aus dem Nachlasse des Künstlers
zur Versteigerung und wurde von Dr. Granitsch in
Wien um 1205 fl. erstanden. Rieder hatte es
im Jahre 1825 gemalt, und zwar ist die Entstehung
desselben einem Zufalle zuzuschreiben. Von einem
N. MOREAU. Die Erzählung des Veteranen.
zwar: »
eine
Jahren erzielten namentlich auf den damals sehr
beliebten Auctionen eines Plach und anderer Kunst
händler die Bilder Neder’s gute Preise, wie da
mals überhaupt gerne ein schönes Stück Geld auf die alten Wiener
Maler gelegt wurde. Michael Neder starb zu Döbling im Monat
August des Jahres 1882.
Ob wir Recht thun,
M. NEDER. Die Gesangsübung.
Regenwetter überrascht, suchte er Zuflucht bei
seinem Freunde Schubert, woselbst er von demselben eine Skizze ent
warf, die er sodann in mehreren Sitzungen vollendete. Alle noch
bestehenden Porträte des grossen Liedercomponisten sollen auf diesem
Original basiren und Rieder selbst führte ein Oelbildniss nach
das langjährige, fast typisch gewordene
Custodenpaar der Belvederegalerie E y b 1 und Rieder in die Gruppe
der Genremaler einzureihen, wäre vielleicht die Sache einer beson-
*) In den Schülerlisten der Akademie heisst es: »W i 1 h. A u g. Rieder
aus Perchtoldsdorf, geh. 1796
**) In der Familie des Verfassers befinden sich zwei Porträte aus dieser
Zeit, die, was Aehnlichkeit und zugleich geschmackvolle Auffassung betrifft, als
ganz vorzügliche Werke zu bezeichnen sind.
) Herr v. Wurzbach lässt ihn auch Professor an der Akademie der bilden
den Künste sein, was aber nicht richtig ist. Wohl war er »Wirkliches Mitglied«
derselben, sowie er auch vom Kaiser mit dem Ritterkreuz des Franz Josephs-Ordens
ausgezeichnet worden ist.
«.
aber wir haben die Empfindung, dass beide Künstler
deren Erwägun
er
*) Neder soll auch das Schusterhandwerk betrieben haben, wenigstens
wurde dem Verfasser vom alten Bühlmayr erzählt, dass er eigentlich als Maler
nur dilettirt habe. Dagegen aber spricht wohl der 7jährige Aufenthalt an der
Akademie, es müsste nur sein, dass er später eventuell das Geschäft seines Vaters
fortgeführt hätte.