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diesem Aquarell aus ; das er auch vortrefflich lithographirt hat. Von
Porträten von der Hand Rieder’s werden noch genannt: »Die
Prinzen von Sachsen-Coburg Ferdinand und August«; »Der Garde-
capitän Marquis v. Sommariva«; »Hofrath Demeter v. Görög«;
»Kaiser Franz I. im österreichischen Kaiserornate« in Lebensgrösse
ausgeführt; sodann findet der Verfasser in seinen Aufzeichnungen
»Das Bildniss der Frau v. Sonnenfeld, Tante
des Feldzeugmeisters von Hauslab«, darge
stellt im 95. Lebensjahre; das Bildniss des
berühmten Slavisten Abbe Dobrowsky, das
Rieder radirte, endlich ein weibliches Por
trät, Eigenthum des Rectors und Professors
v. Doderer u. a. m.
Von seinen Bildern religiösen Genres
ganz ausgezeichneter Weise inmitten der glänzenden Gruppe der
Maler der Wiener Schule. Obwohl eigentlich ebenso wie seine Ge
nossen der naturalistischen Anschauung in der Ausübung seiner
Kunst huldigend, hat er vielleicht mehr als die Andern in der Technik
seiner Malerei den besten Vorbildern der niederländischen Genre
maler des XVII. Jahrhunderts nachzukommen gestrebt. Sein Wahr
heitssinn hat ihn aber an der Erschei
nung der Natur festgehalten, so dass wir in
ihm unbedingt einen Kunstverwandten
Waldmüller’s erblicken können, auch
wenn er sich einer vorwiegenderen Glätte
der Malweise bediente. Seine beiden Bil
der in der kaiserlichen Galerie vertreten
den Meister als Genremaler vortrefflich.
Ein besseres empfindungsvolleres Bild als
»Die aus der Kirche tretende alte Frau« (bez.
und datirt 1847) hat er vielleicht nie mehr
gemalt, während sein zweites Bild, einen
Bettler darstellend, und zwar mit einer
unendlich wahr gemalten Gebirgslandschaft
als Hintergrund (bez. und datirt 1856) etwas
weicher in Zeichnung und Ton behandelt
ist.*) Ein drittes Bild dieser Gattung, eine
alte Frau mit einem Blumentöpfe darstellend,
ehedem in der Collection des Hofvergolders
Bühlmayr, befindet sich jetzt in der Samm
lung von Wiener Bildern des k. u. k. Schlosshauptmannes in Schön
brunn Karl Scheffler; weiters sind aus den Ausstellungen bekannt: »Die
Schmiede in der Gosau« (1835); »Die Erdbeerenverkäuferin« und »Die
Heimkehr eines Landmannes« (1844); »Die Braut« (1845); »Die
betende Alte in der Kirche« (1846); ferner werden genannt: »Die alte
Spinnerin«, ehedem in der Sammlung des Herrn
v. Galvagni, jetzt bei Herrn Lobmeyr; »Sonntagsstill
leben« (ausgestellt 1850 im österreichischen Kunstver
ein); und endlich finden wir in unseren Aufzeichnungen
noch, und zwar im Besitze des Herrn Moriz Ma}^er
in Wien das Bild: »Mädchen einen Kranz auf ein Grab
kreuz gebend«. Aber auch als Porträtmaler und Litho
graph, letzterer im Stile des in dieser Kunstart ganz
unübertroffenen Kriehuber leistete Eybl Vorzüg
liches. Seine Porträtlithographien sind mit einer selten
scharfen Charakteristik gezeichnet und geben an
seelischem Werth den K r i e h u b e r’schen Bildern
nichts nach, nur verfügte er nicht über den so brillanten, ja genialen
Vortrag und über die geschmackvolle Anordnung, durch welche sich
die Bildnisse Kriehuber’s über Alles damals in dieser Richtung
Bestehende erhoben. Eybl’s Porträtlithographien sind zahlreich
aber mehr im Privatwege aufzusuchen. Wir nennen hier nur das
Porträt Seiner Majestät unseres Kaisers in jungen Jahren dargestellt,
nennen wir »Christus am Oelberg« (lithogra-
Der heilige Hiero-
phirt von Kriehuber);
nymus« (ausgestellt 1820); »St. Rosalia«; »Die
heilige Elisabeth« (ausgestellt 1839); »Die
heilige Katharina von Siena« (ausgestellt 1820
im älteren Kunstverein),welchesBild ebenfalls
reproducirt wurde. Im Jahre 1820 erschien
das Bild »Die Sennhütte am Schneeberg«;
1827 »Die Schifferin aus Oberösterreich« und
1841 das anmuthige Bild »Die Lilie von
St. Leonhard« nach Walter Scott’s Kerker in
Edinburg. Das letztgenannte Bild ist in der
modernen Abtheilung der kaiserlichen Gemäldegalerie aufgestellt. Dem
Jahre 1843 entstammt das Bild »Maria Stuart nimmt Abschied von ihren
Frauen« und von 1844 datirt erscheint das Aquarell, darstellend
eine Scene aus Walter Scott’s oben genanntem Roman, während
aus dem Jahre 1845 sein Bild »Das Obstmädchen« datirt ist. Rieder
hat durch seine Lehrämter, sowie später als Galerie
beamter viel an seiner künstlerischen Bethätigung ein-
gebüsst, dennoch hat er viel geleistet und der Schwer
punkt seiner Begabung wäre sicher im Genrefache ge
blieben, hätte er mehr seiner Neigung als der zufälligen
Anregung folgen können. In allen seinen Arbeiten ist
neben grosser Nettigkeit und solider Technik eine
innere Vertiefung zu gewahren, die den echten Künstler
und wahrhaft Berufenen erkennen lässt. Nach seinen
Werken haben die guten Stecher Axmann, Blasius
Höfel, Passini u. A. gearbeitet. Im Jahre 1878 trat
Rieder als Galeriebeamter in den wohlverdienten
Ruhestand, wobei ihm durch die Allerhöchste Gnade die Wohnung
im sogenannten Custoden-Stöckel im Schlosse Belvedere bis
zu seinem am 8. September 1880 erfolgten Ableben belassen
wurde. *)
W. A. RIEDER, Die Lilie von St. Leonhard.
F. EYBL. Selbstporträt.
Rieder’s Amtsgenosse, Franz Eybl, genoss eines bedeu
tenden Rufes als Porträt-, sowie als Genremaler,
er steht daher in
*) An schönen Sommerabenden konnte
*) Ausserdem befindet sich in der kaiserlichen Gemäldegalerie sein Selbst
porträt in jungen Jahren, das mit seinem Lichteffecte im Hintergrund ent
schieden von Amerling beeinflusst ist. Es wurde aus des Künstlers Nach
lass erworben. Weiter vom Allerhöchsten Hofe angekauft wurde im Jahre 1S32
das Porträt eines Türken (Preis: So fl. C.-M.), welches jedoch in der Galerie nicht
aufgestellt ist.
man den liebenswürdigen alten
Herrn vor seiner Wohnungsthür sitzen sehen, woselbst er gerne ab und zu den
Besuch eines seiner Freunde entgegennahm.
Es war angenehm mit ihm zu
vorzügliches Verständniss für die
sein massvolles Urtheil und die Milde seiner Lebens
anschauung documentirten den durchaus edlen und biederen Charakter.
plaudern, seine Liebe zur Kunst und sein
Werke der alten Meister