Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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diesem Aquarell aus ; das er auch vortrefflich lithographirt hat. Von 
Porträten von der Hand Rieder’s werden noch genannt: »Die 
Prinzen von Sachsen-Coburg Ferdinand und August«; »Der Garde- 
capitän Marquis v. Sommariva«; »Hofrath Demeter v. Görög«; 
»Kaiser Franz I. im österreichischen Kaiserornate« in Lebensgrösse 
ausgeführt; sodann findet der Verfasser in seinen Aufzeichnungen 
»Das Bildniss der Frau v. Sonnenfeld, Tante 
des Feldzeugmeisters von Hauslab«, darge 
stellt im 95. Lebensjahre; das Bildniss des 
berühmten Slavisten Abbe Dobrowsky, das 
Rieder radirte, endlich ein weibliches Por 
trät, Eigenthum des Rectors und Professors 
v. Doderer u. a. m. 
Von seinen Bildern religiösen Genres 
ganz ausgezeichneter Weise inmitten der glänzenden Gruppe der 
Maler der Wiener Schule. Obwohl eigentlich ebenso wie seine Ge 
nossen der naturalistischen Anschauung in der Ausübung seiner 
Kunst huldigend, hat er vielleicht mehr als die Andern in der Technik 
seiner Malerei den besten Vorbildern der niederländischen Genre 
maler des XVII. Jahrhunderts nachzukommen gestrebt. Sein Wahr 
heitssinn hat ihn aber an der Erschei 
nung der Natur festgehalten, so dass wir in 
ihm unbedingt einen Kunstverwandten 
Waldmüller’s erblicken können, auch 
wenn er sich einer vorwiegenderen Glätte 
der Malweise bediente. Seine beiden Bil 
der in der kaiserlichen Galerie vertreten 
den Meister als Genremaler vortrefflich. 
Ein besseres empfindungsvolleres Bild als 
»Die aus der Kirche tretende alte Frau« (bez. 
und datirt 1847) hat er vielleicht nie mehr 
gemalt, während sein zweites Bild, einen 
Bettler darstellend, und zwar mit einer 
unendlich wahr gemalten Gebirgslandschaft 
als Hintergrund (bez. und datirt 1856) etwas 
weicher in Zeichnung und Ton behandelt 
ist.*) Ein drittes Bild dieser Gattung, eine 
alte Frau mit einem Blumentöpfe darstellend, 
ehedem in der Collection des Hofvergolders 
Bühlmayr, befindet sich jetzt in der Samm 
lung von Wiener Bildern des k. u. k. Schlosshauptmannes in Schön 
brunn Karl Scheffler; weiters sind aus den Ausstellungen bekannt: »Die 
Schmiede in der Gosau« (1835); »Die Erdbeerenverkäuferin« und »Die 
Heimkehr eines Landmannes« (1844); »Die Braut« (1845); »Die 
betende Alte in der Kirche« (1846); ferner werden genannt: »Die alte 
Spinnerin«, ehedem in der Sammlung des Herrn 
v. Galvagni, jetzt bei Herrn Lobmeyr; »Sonntagsstill 
leben« (ausgestellt 1850 im österreichischen Kunstver 
ein); und endlich finden wir in unseren Aufzeichnungen 
noch, und zwar im Besitze des Herrn Moriz Ma}^er 
in Wien das Bild: »Mädchen einen Kranz auf ein Grab 
kreuz gebend«. Aber auch als Porträtmaler und Litho 
graph, letzterer im Stile des in dieser Kunstart ganz 
unübertroffenen Kriehuber leistete Eybl Vorzüg 
liches. Seine Porträtlithographien sind mit einer selten 
scharfen Charakteristik gezeichnet und geben an 
seelischem Werth den K r i e h u b e r’schen Bildern 
nichts nach, nur verfügte er nicht über den so brillanten, ja genialen 
Vortrag und über die geschmackvolle Anordnung, durch welche sich 
die Bildnisse Kriehuber’s über Alles damals in dieser Richtung 
Bestehende erhoben. Eybl’s Porträtlithographien sind zahlreich 
aber mehr im Privatwege aufzusuchen. Wir nennen hier nur das 
Porträt Seiner Majestät unseres Kaisers in jungen Jahren dargestellt, 
nennen wir »Christus am Oelberg« (lithogra- 
Der heilige Hiero- 
phirt von Kriehuber); 
nymus« (ausgestellt 1820); »St. Rosalia«; »Die 
heilige Elisabeth« (ausgestellt 1839); »Die 
heilige Katharina von Siena« (ausgestellt 1820 
im älteren Kunstverein),welchesBild ebenfalls 
reproducirt wurde. Im Jahre 1820 erschien 
das Bild »Die Sennhütte am Schneeberg«; 
1827 »Die Schifferin aus Oberösterreich« und 
1841 das anmuthige Bild »Die Lilie von 
St. Leonhard« nach Walter Scott’s Kerker in 
Edinburg. Das letztgenannte Bild ist in der 
modernen Abtheilung der kaiserlichen Gemäldegalerie aufgestellt. Dem 
Jahre 1843 entstammt das Bild »Maria Stuart nimmt Abschied von ihren 
Frauen« und von 1844 datirt erscheint das Aquarell, darstellend 
eine Scene aus Walter Scott’s oben genanntem Roman, während 
aus dem Jahre 1845 sein Bild »Das Obstmädchen« datirt ist. Rieder 
hat durch seine Lehrämter, sowie später als Galerie 
beamter viel an seiner künstlerischen Bethätigung ein- 
gebüsst, dennoch hat er viel geleistet und der Schwer 
punkt seiner Begabung wäre sicher im Genrefache ge 
blieben, hätte er mehr seiner Neigung als der zufälligen 
Anregung folgen können. In allen seinen Arbeiten ist 
neben grosser Nettigkeit und solider Technik eine 
innere Vertiefung zu gewahren, die den echten Künstler 
und wahrhaft Berufenen erkennen lässt. Nach seinen 
Werken haben die guten Stecher Axmann, Blasius 
Höfel, Passini u. A. gearbeitet. Im Jahre 1878 trat 
Rieder als Galeriebeamter in den wohlverdienten 
Ruhestand, wobei ihm durch die Allerhöchste Gnade die Wohnung 
im sogenannten Custoden-Stöckel im Schlosse Belvedere bis 
zu seinem am 8. September 1880 erfolgten Ableben belassen 
wurde. *) 
W. A. RIEDER, Die Lilie von St. Leonhard. 
F. EYBL. Selbstporträt. 
Rieder’s Amtsgenosse, Franz Eybl, genoss eines bedeu 
tenden Rufes als Porträt-, sowie als Genremaler, 
er steht daher in 
*) An schönen Sommerabenden konnte 
*) Ausserdem befindet sich in der kaiserlichen Gemäldegalerie sein Selbst 
porträt in jungen Jahren, das mit seinem Lichteffecte im Hintergrund ent 
schieden von Amerling beeinflusst ist. Es wurde aus des Künstlers Nach 
lass erworben. Weiter vom Allerhöchsten Hofe angekauft wurde im Jahre 1S32 
das Porträt eines Türken (Preis: So fl. C.-M.), welches jedoch in der Galerie nicht 
aufgestellt ist. 
man den liebenswürdigen alten 
Herrn vor seiner Wohnungsthür sitzen sehen, woselbst er gerne ab und zu den 
Besuch eines seiner Freunde entgegennahm. 
Es war angenehm mit ihm zu 
vorzügliches Verständniss für die 
sein massvolles Urtheil und die Milde seiner Lebens 
anschauung documentirten den durchaus edlen und biederen Charakter. 
plaudern, seine Liebe zur Kunst und sein 
Werke der alten Meister
	        
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