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Swoboda’s erster Lehrer war jedoch Friedrich Schilcher,*) der
damals in sehr bescheidenen Verhältnissen in der Dürergasse wohnte;
mehr galt dem anstrebenden Künstler die Bekanntschaft Am erling’s,
den er häufig besuchte und der ihm auch zu dem Genrebilde »Der
Protest« Modell sass. Aus den Acten der Akademie wissen wir, dass
Eduard Swoboda am 22. Juni 1831 in diese Lehranstalt eingetreten
ist und bis inclusive Wintersemester 1835 Schüler war.**) Sein
Geburtsjahr wird daselbst wieder unrichtig mit 1813 angegeben, denn
Swoboda ist am 14. November 1814 als der Sohn des Ehepaares
Josef und Josefa Swoboda, geborenen Haas, und zwar in der Vor
stadt Mariahilf zur Welt gekommen.
Mit 18 Jahren schon erhielt er den Gundel’schen Preis, wie sich
sein Talent überhaupt rasch entwickelte; im Jahre 1834 begann er be
reits seine Werke öffentlich auszustellen. Er malte neben Porträten und
Genrebildern zuerst Kirchen- und Altarbilder zu Dauba in Böhmen,***)
sodann in St. Andrä in Niederösterreich, zu Pressburg, Chemnitz,
Felsö Bänya in Ungarn und in Trumau bei Baden u. s. w. Weiters
verzeichnet der Künstler ein lebensgrosses Porträt unseres Kaisers
für Troppau, sowie ein Bildniss der Kaiserin für Gran, ferner malte
er wiederholt den Karlowitzer Erzbischof Rajacicj) und viele
Magnaten zu Gelegenheit des Landtages zu Pressburg vom Jahre
1843, ebenso eifrig war er in Karlsbad, Pest und Frankfurt a. M.
als Porträtist thätig. Weiters macht uns noch Swoboda die
Porträte der Generale Haller, Vay und Erdödi namhaft, welche
er für den grossen Saal der ungarischen Garde hier gemalt hat.ff)
In Frankfurt a. M., wohin er in Begleitung des Malers Gaupmann
mit dem Salonzug des Erzherzogs Johann fahren durfte, sollte er die
Eröffnung des deutschen Parlaments durch den Reichsverweser (1848)
in einem grossen Bilde darstellen, aber es kam nur zu einer Aquarell
skizze, welche heute noch in den Studienmappen des Künstlers ruhen
soll. Zu den bemerkenswerthen Decorativarbeiten Swoboda’s gehört
auch die malerische Ausschmückung des Treppenhauses der von
Ferstel erbauten ehemaligen Börse auf der Freiung (185g) in Gemein
schaft mit Carl Geiger, ferner muss als umfangreiche Arbeit noch
die Ausmalung der Kirche zu Stavnica in Ungarn 1860 erwähnt
werden. Die Maler früherer Tage beschränkten sich nicht so wie
heute streng auf ein einzelnes Fach; sie griffen zu, wo es Arbeit
gab, auch wenn das Gebiet ihrer Hauptneigung in einer ganz anderen
Kunstsphäre liegen mochte. Der Schwerpunkt der Thätigkeit Swo
boda’s ist jedoch vorwiegend auf dem Gebiete der Genremalerei zu
suchen; dafür hatte der humorvolle Künstler auch stets gute Ideen,
die Anklang fanden und daher gerne gesehen und gekauft wurden.
vSein heiteres, offenes Wesen, sein liebenswürdiger Charakter spiegelten
sich durchaus in seinen Werken wieder. Wir nennen von seinen
Genrebildern: »Ein Landmädchen« (1834), »Ein junger Bauer erhält
die Zustellung als Militärpflichtiger« und »Das Wiedersehen« (1836),
das letztere gestochen von J. Krepp; ferner, »Steirischer Jäger bei
einem Bauer einkehrend« (1837); »Die Rückkehr österreichischer
Landleute von der Firmung« (1838); »Die Heimkehr mit der Preis
kuh«; »Ein Schiffer« und »Oberösterreichische Landleute am See«
(iS39j; »Dame mit einer Larve« (1840), das letztere Bild gestochen
von J. Axmann; »Die Heueinfuhr«; »Das Herzeleid«; »Ein schlum
mernder Gypsfigurenhändler« (1841); »Entdeckung eines werthvollen
Gemäldes bei einer Licitation«; »Rückkehr von der Fusswaschung«
( x E43); »Die Holzvertheilung« (1845); »Kampf eines Wildschützen
mit einem Jäger«; »Der Protest« (1847); »Der Gläubiger als Braut
werber seines Sohnes«; »Geheime Liebe«; »Der Krebsenfänger«;
»Die Wallfahrerin« (1848); »Das Ende des Preisschiessens in Steier
mark« (1850); »Das Ruheplätzchen« (1852); »Ideal und Wirklichkeit,
Alpenscene« (1863); »Die Mausjagd« (1864); »Der kleine Vorleser«
und »Der kleine Verräther« (1866); »Spielende Kinder«; »Eine unaus
stehliche Visite«; »Bacchantin« (1867); »Von einer Lawine Ver
schüttete«; »Mädchen in einem Buche lesend« (1868); »Aus den
Finten gerettet« (186g); »Auf der Flucht« (1871) und »Die Preis-
vertheilung« (1872). Ausserdem machen wir noch namhaft die im
Jahre 1870 im Künstlerhause ausgestellten Bilder: »Die Schwimm-
lection«, »Die Sparcasse«, »Zum Geburtstag« und »Der Bücherwurm«.
Als eines seiner Hauptwerke, zumal was Humor und Charakteristik
betrifft, muss das zu Anfang der Fünfziger-Jahre entstandene Bild
»Ansicht der Börse in der Grünangergasse« bezeichnet werden, das
auf der Ausstellung zu St. Anna den grössten Zulauf fand. Im
Jahre 1880 soll Swoboda drei grosse Bilder, ein Genrebild und
mythologische Scenen: »Neptun« und »Aeolus« für das Ausland
gemalt haben.
In den letzten Jahren trat der Künstler seltener in die Oeffent-
lichkeit, wenn er auch bis heute thätig ist und trotz der Jahre,
die er freilich wie ein Junger trägt, rüstig schafft. Eine echte
Künstlernatur verliert niemals die Freude am Schönen und Er
hebenden.
Fauteuil lehnende Mann ist Herr Luckschitz und der vor ihm Sitzende, welcher
durch das Glas schaut, ein Herr List. In dem Manne hinter der Mutter der Spielerin,
welcher den Degenstock zieht, finden wir eine grosse Aehnlichkeit mit Kriehuber
und Zobel heisst der Mann, welcher den Erregten zu beschwichtigen sucht. Die
weiteren Personen, welche insgesammt sehr charakteristisch dargestellt sind, konnte
uns der Künstler nicht mehr nennen. Den ersten Gedanken zu diesem Bilde fasste
Swoboda in Wiesbaden, wohin er im Jahre 1848 von Frankfurt aus mit seinem
Freunde und Collegen Gaupmann einen Ausflug gemacht hatte. Sie riskirten beim
Spieltisch zusammen nicht mehr als zwei Thaler und bekamen sie auch glücklich
los. Die paar Thaler waren aber für Swoboda jedenfalls gut angelegt, da sie den
Künstler zu einem seiner besten Bilder veranlassten.
*) Wir werden später auf diesen Maler zu sprechen kommen, welcher auch
mit einem Bilde in der modernen Abtheilung der kaiserlichen Galerie ver
treten ist.
Swoboda kann sich auch des glücklichsten Familienlebens
<
rühmen. Zuerst vermählt mit Josefa Janscha, einer Tochter des
k. k. Porzellan-Malers Franz Janscha, trat er nach deren Ableben
ein zweites Mal in den Ehestand, und zwar mit Josefine Müller,
einer der liebenswürdigen Töchter des Lithographen Leopold Müller,*)
aus welcher Ehe zwei Söhne und eine Tochter entstammen. Einer
der Söhne ist Ingenieur, während der zweite, namens Rudolf, und
**) Seine Lehrer daselbst waren anfänglich Gsellhofer und Richter,
später bei den Antiken leiteten Fetter, Kupelwieser und S c ha 1 1 e r den
Unterricht.
***) Es war ein heiliger Antonius von Padua, mit dem der junge Künstler
seine Thätigkeit in religiöser Malerei begann.
|) Dieses Bild, erzählte uns Swoboda, musste er dreizehnmal wiederholen,
-j-f) An dieser Stelle möchten wir eines vortrefflich gemalten Selbstporträtes
gedenken, das er erst vor Kurzem irgendwo aufgefunden hat, überklebt mit einem
Kupferstich, unter dem sein junges blühendes Gesicht durch viele Jahre ver
borgen war.
*) Leopold Müller, der Vater des im Jahre 1892 verstorbenen Akademie-
Professors und Orientmalers Carl Leopold Müller, hatte sich um die Erfindung
der nachher so beliebt gewordenen Chromolithographie sehr bedeutsame Ver
dienste erworben.