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Wendigkeit, wieder zu Pinsel und Palette zu greifen. So entstand
neben einer Reihenfolge von Miniatur- und Oelporträten alsbald eines
der Hauptwerke Füg er’s: »Der sterbende Germanicus«,*) sowie sein
»Achilles an der Leiche des Patroklus«
(1802), welch’ beide Werke als die
Marksteine seines künstlerischen Ver
mögens bezeichnet werden.
Die Anzahl der von Füger
geschaffenen Werke ist gross, die
kaiserliche Gemäldegalerie hat allein
6 Bilder aufzuweisen, noch mehr hat
die Akademie der bildenden Künste,
denn sie besitzt den künstlerisch be
deutenderen Theil seines Nachlasses,
welchen sie von dem am 21. März 1878
im 86. Lebensjahre verstorbenen Sohn
des Künstlers ererbte. Diese Erbschaft
besteht vornehmlich aus den 20 Bildern
zu Klopstocks Messiade, aus den sämmt-
lichen Familienporträten und einer An
zahl herrlicher Miniaturen; doch auch
in Privatsammlungen finden wir Füger
häufig vertreten, er war ein schöpfe
rischer Geist, der leicht componirte und
bei seiner routinirten Technik rasch zu
malen verstand. Man kann wohl sagen,
er war lange Zeit der Held des Tages auf dem Gebiete seiner Kunst.
Eine so glänzende Laufbahn er aber genommen hatte, so kamen
doch auch über ihn
die Abendschatten.
Fügers und seiner
Zeitgenossen Kunst
wurde alt, denn es
stieg mit dem neun
zehnten Jahrhundert
ein neuer Geist in der
Kunst empor, der
Schritt für Schritt
seine Position er
fasste und alle da
eigentlich kein Epigonenthum, und was ihm unter seiner strengen
akademischen Zucht auch gefolgt sein mochte, verblasste alsbald
unter dem Hochdrucke der neuen Aera.
Man möge uns zugute halten,
wenn wir uns bei diesem Meister etwas
breiter ergangen haben, aber in seiner
Bedeutung sowie massgebenden Stel
lung zur österreichischen Kunst und
ihrer Schwenkung in der Zeit des
Wendepunktes des 18. Jahrhunderts auf
das Neunzehnte, glaubten wir hierzu
die Berechtigung zu finden.
Als Zeitgenossen F üger’ s, die
gleich ihm noch in das ig. Jahrhundert
hereinreichen, sind zu nennen und
insbesondere in der kaiserlichen Galerie
vertreten der Belgier Andreas Cor
nelius Lens (1739, t 1822), der eine
sehr verwandte Erscheinung Füger's
war und welchen Künstler Kaiser
Josef II. gerne für seinen Hof ge
wonnen hätte. Lens war ein gross
zügig angelegter Maler, der nicht blos
in Italien studirt, sondern auch die
grossen Vlämen der Rubenszeit in sich
aufgenommen hatte. Aber auch seinen
Schöpfungen haftete eine sinnliche Weichlichkeit an, wenn sie auch
in coloristischer Beziehung den Füger'sehen Werken voranstanden.
Noch näher in Art
und Wesen stand
Füger die so sehr
beliebte Maria An-
gelicaKauffmann
(1741,11807),welche
mit zwei Bildern
(Pendants) in der
kaiserlichen Galerie
vertreten ist. Ihre
beiden Gemälde »Be
stattung des Helden-
jünglingsPal!as«und
»Hermanns Rück
kehraus derSchlacht
im Teutoburger
c
Walde« gehören in
die letztere Zeit der
Künstlerin und illu-
striren markant die
Richtung und Kunst
J. B. LAMPI d. Ä. Selbstporträt.
gegen aufgebotenen
Anstrengungen sieg
reich niederkämpfte.
Friedri ch Hein
rich F ü g e r starb in
Wien,am 5.Novem
ber 1818 alsDirector
der kaiserlichen Bel
vederegalerie, wozu
ihn Kaiser Franz im Jahre 1806 ernannt hatte. Er hinterliess
) Aufnahmswerk des Künstlers, Höhe 155 Cm., Breite 235-5 Cm., in der
k. k. Akademie der bildenden Künste. Im Jahre 1795 in Schabmanier erschienen
von Johann Pichler, Gr. Qu. Fol., sodann radirt von J. Klaus für die Festschrift
der k. k. Akademie der bildenden Künste im Jahre 1877.
J. FISCHER. Ansicht von Wien.
anschauung der letzten Tage des 18. Jahrhunderts.
Der Oberösterreicher Josef Abel, geboren zu Aschach bei
estorben in Wien 1818, gehört bereits zu den Schülern
*
Linz 1764
Füger’s. Sein in der kaiserlichen Galerie befindliches Werk »Klop-
or
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