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Doch gehen wir weiter in unserer Erzählung von den einstigen
Wiener Malern und da wir den Faden wieder aufnehmen, sei uns
dieser kleine Abstecher auf ein Wohl
ganz anderes Gebiet der Kunst ver
ziehen.
Maler in höchstem Grade imponirten. Da ihm aber die Mittel
fehlten, die Modelle zu bezahlen, so malte er durch den Spiegel
Einer, der den Intentionen seines
Lehrers Waldmüller, freilich ohne
ihn zu erreichen, treuer blieb als andere
seiner Schüler, ist Friedrich Fried
länder, heute vom Kaiser mit dem
Prädicate von Malheim geadelt.
Friedländer wurde zu Kohljanowitz
in Böhmen am io. Jänner 1825 geboren.
Er kam in jungen Jahren zuerst nach
Prag, wo er die Realschule besuchte
und daselbst durch sein Zeichentalent
die Aufmerksamkeit der Lehrer auf
sich lenkte. 1843 kam der Jüngling
nach Wien, woselbst er, wie die Acten
der k. k. Akademie der bildenden
Künste nachweisen, am 6. November
desselben Jahres in die Vorbereitungs-
classe des Professors Gselhofer
aufgenommen wurde. Wie uns der
Künstler selbst berichtet, gelangte er
nach einem Jahre in den Antiken
saal, in welchem aber nur des Abends
gezeichnet wurde. Er suchte daher um die Erlaubniss an, am Tage
in der akademischen oder Gräflich Lamberg’schen Gemälde-Galerie
F. MALLITSCH. Der Findling.
seine eigenen Hände und Füsse, welche Studien Waldmüller
sehr belobte. Bei der Mittellosigkeit des jungen Künstlers ertheilte
ihm der Meister nunmehr den Rath, in
seinen Geburtsort zu gehen, um daselbst
durch Porträtmalen so viel zu verdienen, bis
er die Mittel für ein ernstes Studium auf
gebracht haben würde. Der junge Mann
befolgte zwar diesen gewiss wohlgemeinten
Rathschlag seines Lehrers, aber er vermochte
nicht den Zweck zu erreichen, da er daheim
für ein Porträt höchstens 5 Gulden zu be
kommen in der Lage war. Dennoch gelang
es ihm nach Ablauf eines Jahres wieder
nach Wien zurückzukehren, woselbst er sich
der inzwischen ins Leben gerufenen Privat
schule des Professors Waldmüller an-
schliessen konnte. (1846.) Schon im nächst
folgenden Jahre malte Friedländer sein
erstes Bild »Missionäre am Grabe eines Mär
tyrers«, das 1848 in der Akademie ausgestellt
und vom Kaiser Ferdinand um den Preis von
105 Gulden C.-M. angekauft wurde. Im Jahre
184g malte er sodann ein zweites Bild »Des
Malers Traum«, welches ebenfalls ausgestellt von einem Privaten
um 300 Gulden angekaüft wurde. Damit erlangte der Künstler, wie
er selbst sagte, die Mittel, »ä la Seume« eine Reise nach Italien
machen zu können. (1850.) Im darauf folgenden Jahre malte Fried-
F. v. FRIEDLÄNDER. Die Erdbeerlieferanten.
copiren zu dürfen. Aber Professor Waldmüller rieth dem jungen
Künstler davon ab, indem er ihm zu beweisen suchte, dass er
sich auf solche Art nicht zum Maler heranbilden könne. Er zeigte
ihm die Einzel - Studien seines Schülers Zichy, die dem jungen