72
für die heute noch bekannte Kunstanstalt Reiffenstein undRösch,
zugewendet hatte, so verzeichnen uns die Kataloge der Ausstellungen
dennoch eine sehr stattliche Reihe von Bildern, die er selbst
ständig geschaffen und welche ihm den wohlverdienten Ruf eines
tüchtigen österreichischen Künstlers bereiteten. Namentlich war es
der damals für die Künstler in Wien sehr wichtige österreichische
Kunstverein, den auch er fleissig beschickte, demnach die Kataloge
desselben fast alle bedeutenderen Werke von S chams aufweisen.
Aber auch auf den periodisch wiederkehrenden akademischen Aus
stellungen, ebenso später auf den ersteren Jahresausstellungen im
Künstlerhause fehlte Schams nicht, der jederzeit ein fleissiger und
denkender Künstler war. Herr Dr. Constantin von Wurzbach
citirt in seinem Lexikon alle die Bilder aus den diversen Katalogen
der Ausstellungen, und zwar schon vom Jahre 1852 an; wir müssen
uns hier wohl begnügen nur jene anzuführen, die von besonderer
Wahl und ebensolcher Qualität der Durchbildung waren und sonach
den Meister in seinem ganzen festen Wollen und Können charakteri-
siren. So nennen wir das auch von ihm selbst lithographirte Bild
»Friedrich Schiller liest seinen Mitschülern
hafte Kunsthändlerwaare, hiebei an dem Werke des vaterländischen
Künstlers erhaben vorbeischreitend, denn er hatte ja einen be
rühmten französischen Namen gekauft, der ihm den üppigen Salon
aufputzte. Dieser Fremden-Cultus, den man in Wien, begreiflicher
weise geschürt vom Kunsthandel, damals trieb, brachte wenig
Segen für die österreichische Kunst; wer gerade mitthat und den
vaterländischen Rock mit einem fremden Kleide vertauschte, konnte
allenfalls, wenn er noch dazu einen guten kaufmännischen Förderer
fand, leidlich sein Darauskommen finden, reich wurden aber
höchstens durch ihn Andere, er sicher nicht. So starb Petten
hofen eigentlich unbemittelt, nur sein künstlerischer Nachlass, ge
schickt ins Publicum gebracht, erzielte eine hübsche Summe, was
umso leichter ging, da man doch lange vorher schon den hohen
Werth dieses Künstlers erkannt hatte und bei seinen Lebzeiten
eigentlich schwer was zu bekommen war. Unser Meister Schams
gehört nun gar zu denen, welche es nicht verstanden haben, für
den Salon zu malen. Er war ein eigentlicher Volksmaler, eine derb
kräftige, realistisch angelegte Künstlernatur, ein Mann, der aus dem
jenigen schuf, was er sah und begriff, und
wenn hiebei, wie schon bemerkt, sein ge
sunder Humor • sich zu entwickeln ver
mochte, so waren das stets wohlgelungene
Stücke, die er in die Welt setzte. Das
Leben in kleinen Städten, in Märkten u. s. w.
wusste er meisterhaft zu erzählen, dabei
war er ein vortrefflicher Zeichner, hatte
einen gesunden Farbensinn nebst einer
wohl nicht pikanten, aber ehrlichen, leicht
ansprechenden Technik.
Auch das historische Genre pflegte
Schams mit Glück, wobei ihm seine Ver-
anlagung für gute Charakteristik besonders
^ i * «4 r
zu Dienste stand. Sein Bild in der kaiser
lichen Gemälde-Galerie gehört zu seinen frühen Werken. Es ist
• 4 ,•.*/* • *
von der damals noch herüber klingenden Romantik berührt und stellt
* • v • « I m - m h *
Friedrich mit der leeren Tasche« dar, welcher von seinen treuen
Tirolern erkannt wird. Bezeichnet ist das Bild »Franz Schams« und
datirt ist es vom Jahre 1851. Aber es zeigen sich die Bestrebungen
nach Leben und Wahrheit, wenn auch seine späteren Bilder, von
denen leider keines mehr in die Galerie kam, reifer und zuversicht
licher wurden, namentlich aber in ihren Motiven besser dem Wesen
seiner Begabung angepasst erschienen.
Franz Schams, geboren in Wien im Jahre 1824,*) war der
Sohn eines Schneiders, und da er Talent und Freude zur bilden
den Kunst zeigte, trat er schon frühzeitig
acten der k. k. Akademie der bildenden Künste am 22. Mai 1837 —
in diese Anstalt als Schüler ein, woselbst er auch bis zum 24. Mai
1840 eingetragen erscheint. Wie fast alle damals an der Aka
demie herangebildeten jungen Leute wendete er sich zuerst der Histo
rienmalerei zu und wohl erst durch den Einfluss Waldmüller’s
gelangte er ins Genrefach. Trotzdem sich Schams schon in
den Siebziger-Jahren fast ganz der Chromolithographie, und zwar
• •
in der Carlsschule zu Stuttgart sein Trauer
spiel »Die Räuber
vor«,*) das grossen
Anwerth fand und daher durch seine
«
gute Vervielfältigung auch sehr populär
geworden ist. Ein zweites Werk dieser
Richtung ist »Aus Mozart’s letzten
Tagen«,**) ein in echtem Wiener Charakter
erfasstes Bild, das ebenfalls lithographirt
in dem vom Künstlerverein »Eintracht
gegründeten Wiener Künstler-Album er
schien, dessen eifriges Mitglied Schams
gewesen. Im Jänner 1860 erschien sein
»Kaiser Josef im
Controlorgange«, welches vom österreichi
schen Kunstverein um den Preis von 1000 Gulden erworben wurde.
Ein sehr gelungenes, so recht den Typus Schams’schen Humors
zeigendes Bildchen war das 1861 erschienene »Der Portier«.
Zu den weiteren gelungenen humoristischen Darstellungen zählt
vor Allen auch das Bild »Eine sehr wichtige Neuigkeit« (1862).
Die folgenden Werke: »Jugenderinnerung«, »Der Pädagog«, »Die ver
säumte Predigt«, oder auch »Die Recognoscirung der feindlichen
Stellung« (1870), »Der neue Bürgermeister«, »Wiederholt kund
gemachte Verordnung« (Weltausstellung 1873), sind durchaus Bilder,
die Zeugniss geben von dem grossen Geschick, mit dem es Schams
verstand, seinen Stoffen Interesse abzugewinnen und ihnen jene
überzeugende Darstellung zu verleihen, durch welche dem Beschauer
die richtige Mitempfindung und sonach das Verständniss fast unbewusst
erwächst.
F. SCHAMS. Herzog Friedrich IV. auf seiner Flucht
aus Constanz.
vortreffliches
Bild
*•••*
)
»
nach den Aufnahms-
Ueber das Familienleben des Künstlers drang so gut wie
nichts in die Oeffentlichkeit. Er war zweimal verheiratet. In den
letzten Jahren seines Lebens
lithographische Arbeiten hatte aufgehört, während er bei dieser
die lebhafte Bethätigung für chromo-
) Ausgestellt und erworben im österreichischen Kunstverein im Mai 1856
um 8oq Gulden.
**) Ebenda ausgestellt und angekauft um 500 Gulden im Mai 1857.
***) Im Künstler-Album in Schwarzlithographie erschienen.
*) Herr von Wurzbach gibt in seinem Lexikon das Jahr 1823 als Geburts
jahr des Künstlers an.