Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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für die heute noch bekannte Kunstanstalt Reiffenstein undRösch, 
zugewendet hatte, so verzeichnen uns die Kataloge der Ausstellungen 
dennoch eine sehr stattliche Reihe von Bildern, die er selbst 
ständig geschaffen und welche ihm den wohlverdienten Ruf eines 
tüchtigen österreichischen Künstlers bereiteten. Namentlich war es 
der damals für die Künstler in Wien sehr wichtige österreichische 
Kunstverein, den auch er fleissig beschickte, demnach die Kataloge 
desselben fast alle bedeutenderen Werke von S chams aufweisen. 
Aber auch auf den periodisch wiederkehrenden akademischen Aus 
stellungen, ebenso später auf den ersteren Jahresausstellungen im 
Künstlerhause fehlte Schams nicht, der jederzeit ein fleissiger und 
denkender Künstler war. Herr Dr. Constantin von Wurzbach 
citirt in seinem Lexikon alle die Bilder aus den diversen Katalogen 
der Ausstellungen, und zwar schon vom Jahre 1852 an; wir müssen 
uns hier wohl begnügen nur jene anzuführen, die von besonderer 
Wahl und ebensolcher Qualität der Durchbildung waren und sonach 
den Meister in seinem ganzen festen Wollen und Können charakteri- 
siren. So nennen wir das auch von ihm selbst lithographirte Bild 
»Friedrich Schiller liest seinen Mitschülern 
hafte Kunsthändlerwaare, hiebei an dem Werke des vaterländischen 
Künstlers erhaben vorbeischreitend, denn er hatte ja einen be 
rühmten französischen Namen gekauft, der ihm den üppigen Salon 
aufputzte. Dieser Fremden-Cultus, den man in Wien, begreiflicher 
weise geschürt vom Kunsthandel, damals trieb, brachte wenig 
Segen für die österreichische Kunst; wer gerade mitthat und den 
vaterländischen Rock mit einem fremden Kleide vertauschte, konnte 
allenfalls, wenn er noch dazu einen guten kaufmännischen Förderer 
fand, leidlich sein Darauskommen finden, reich wurden aber 
höchstens durch ihn Andere, er sicher nicht. So starb Petten 
hofen eigentlich unbemittelt, nur sein künstlerischer Nachlass, ge 
schickt ins Publicum gebracht, erzielte eine hübsche Summe, was 
umso leichter ging, da man doch lange vorher schon den hohen 
Werth dieses Künstlers erkannt hatte und bei seinen Lebzeiten 
eigentlich schwer was zu bekommen war. Unser Meister Schams 
gehört nun gar zu denen, welche es nicht verstanden haben, für 
den Salon zu malen. Er war ein eigentlicher Volksmaler, eine derb 
kräftige, realistisch angelegte Künstlernatur, ein Mann, der aus dem 
jenigen schuf, was er sah und begriff, und 
wenn hiebei, wie schon bemerkt, sein ge 
sunder Humor • sich zu entwickeln ver 
mochte, so waren das stets wohlgelungene 
Stücke, die er in die Welt setzte. Das 
Leben in kleinen Städten, in Märkten u. s. w. 
wusste er meisterhaft zu erzählen, dabei 
war er ein vortrefflicher Zeichner, hatte 
einen gesunden Farbensinn nebst einer 
wohl nicht pikanten, aber ehrlichen, leicht 
ansprechenden Technik. 
Auch das historische Genre pflegte 
Schams mit Glück, wobei ihm seine Ver- 
anlagung für gute Charakteristik besonders 
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zu Dienste stand. Sein Bild in der kaiser 
lichen Gemälde-Galerie gehört zu seinen frühen Werken. Es ist 
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von der damals noch herüber klingenden Romantik berührt und stellt 
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Friedrich mit der leeren Tasche« dar, welcher von seinen treuen 
Tirolern erkannt wird. Bezeichnet ist das Bild »Franz Schams« und 
datirt ist es vom Jahre 1851. Aber es zeigen sich die Bestrebungen 
nach Leben und Wahrheit, wenn auch seine späteren Bilder, von 
denen leider keines mehr in die Galerie kam, reifer und zuversicht 
licher wurden, namentlich aber in ihren Motiven besser dem Wesen 
seiner Begabung angepasst erschienen. 
Franz Schams, geboren in Wien im Jahre 1824,*) war der 
Sohn eines Schneiders, und da er Talent und Freude zur bilden 
den Kunst zeigte, trat er schon frühzeitig 
acten der k. k. Akademie der bildenden Künste am 22. Mai 1837 — 
in diese Anstalt als Schüler ein, woselbst er auch bis zum 24. Mai 
1840 eingetragen erscheint. Wie fast alle damals an der Aka 
demie herangebildeten jungen Leute wendete er sich zuerst der Histo 
rienmalerei zu und wohl erst durch den Einfluss Waldmüller’s 
gelangte er ins Genrefach. Trotzdem sich Schams schon in 
den Siebziger-Jahren fast ganz der Chromolithographie, und zwar 
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in der Carlsschule zu Stuttgart sein Trauer 
spiel »Die Räuber 
vor«,*) das grossen 
Anwerth fand und daher durch seine 
« 
gute Vervielfältigung auch sehr populär 
geworden ist. Ein zweites Werk dieser 
Richtung ist »Aus Mozart’s letzten 
Tagen«,**) ein in echtem Wiener Charakter 
erfasstes Bild, das ebenfalls lithographirt 
in dem vom Künstlerverein »Eintracht 
gegründeten Wiener Künstler-Album er 
schien, dessen eifriges Mitglied Schams 
gewesen. Im Jänner 1860 erschien sein 
»Kaiser Josef im 
Controlorgange«, welches vom österreichi 
schen Kunstverein um den Preis von 1000 Gulden erworben wurde. 
Ein sehr gelungenes, so recht den Typus Schams’schen Humors 
zeigendes Bildchen war das 1861 erschienene »Der Portier«. 
Zu den weiteren gelungenen humoristischen Darstellungen zählt 
vor Allen auch das Bild »Eine sehr wichtige Neuigkeit« (1862). 
Die folgenden Werke: »Jugenderinnerung«, »Der Pädagog«, »Die ver 
säumte Predigt«, oder auch »Die Recognoscirung der feindlichen 
Stellung« (1870), »Der neue Bürgermeister«, »Wiederholt kund 
gemachte Verordnung« (Weltausstellung 1873), sind durchaus Bilder, 
die Zeugniss geben von dem grossen Geschick, mit dem es Schams 
verstand, seinen Stoffen Interesse abzugewinnen und ihnen jene 
überzeugende Darstellung zu verleihen, durch welche dem Beschauer 
die richtige Mitempfindung und sonach das Verständniss fast unbewusst 
erwächst. 
F. SCHAMS. Herzog Friedrich IV. auf seiner Flucht 
aus Constanz. 
vortreffliches 
Bild 
*•••* 
) 
» 
nach den Aufnahms- 
Ueber das Familienleben des Künstlers drang so gut wie 
nichts in die Oeffentlichkeit. Er war zweimal verheiratet. In den 
letzten Jahren seines Lebens 
lithographische Arbeiten hatte aufgehört, während er bei dieser 
die lebhafte Bethätigung für chromo- 
) Ausgestellt und erworben im österreichischen Kunstverein im Mai 1856 
um 8oq Gulden. 
**) Ebenda ausgestellt und angekauft um 500 Gulden im Mai 1857. 
***) Im Künstler-Album in Schwarzlithographie erschienen. 
*) Herr von Wurzbach gibt in seinem Lexikon das Jahr 1823 als Geburts 
jahr des Künstlers an.
	        
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