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das Porträt seiner Mutter, das er im Jahre 185g malte, und im
Sitzungssaale des Landesausschusses daselbst finden wir sein im
Jahre 1863 vollendetes grosses Historienbild »Ottokar VI., Herzog
von Steiermark, übergibt die Abtretungsurkunde Steiermarks an
Herzog Leopold V.«, wonach der Künstler in seiner Vaterstadt nach
zwei Richtungen seiner künstlerischen Thätigkeit vertreten ist.
Weitere Werke dieses Malers sind: vom Jahre 1847 »Lazzaroni«,
Heimkehr der preisbetheilten Alpensängerin von Aussee«, »Der
Jagdhund als Briefträger« (1852), »Das Geständniss«, »Die letzte
Karte« (1856), »Das Blumenmädchen« (185g), »Heimkehr von der
Reise« u. s. w. Im Jahre 1866 stellte Moser im österreichischen
Kunstverein noch ein Bild »Die vier Temperamente« aus. Am
. 30. April 1867 segnete er zu Graz das Zeitliche.*)
Zu den talentvollen Schülern Waldmüller’s zählte auch einer
der jüngsten derselben, Anton Ebert, welcher vor ganz kurzer Zeit,
16. Juni i8g6 einer tückischen Krankheit erlegen ist. Ebert ahmte
Lehrer keineswegs nach, er nahm vielmehr eine decorative
Richtung an, wobei ihn ein kräftiger Farbensinn und eine frische
Vortragsweise unterstützten. Das Meiste jedoch leistete er im Porträt-
und Genrefache, in welch letzterem er gleich seinem Lehrer das
Leben und Treiben der Kinder mit Vorliebe zu seinen Bildmotiven
wählte. Anton Ebert zählte zu jenen Malern, denen Alles leicht von
der Hand geht; dieses leichte Produciren mochte aber auch den oft
mehr oder minder fühlbaren Mangel innerer Vertiefung nach sich
gezogen haben. Doch dabei hatten seine Werke stets etwas Liebens
würdiges und Anziehendes; sie waren auch von einer sauberen
Technik, die freilich bisweilen in eine etwas süssliche Glätte des
Vortrages überging. Der Kampf um Existenz und Familie liess ihn
leider namentlich in den letzteren Decennien seines Lebens mehr
als je in die Hände der Händler gelangen, die ihn dann zu jenem
Verkaufsproduciren drängten, an welchem schon mancher Künstler,
der eine etwas weniger widerstandsfähige Natur hatte, untergegangen
ist. Das damit verbundene allzu rasche Produciren nimmt nament
lich in der Frühzeit des Schaffens eines Künstlers einen gar wesent-
schule in Krumau, wonach er in Prag die Oberrealschule absolvirte.
Hier bekundete sich bereits sein Talent, indem seine Zeichnungen
so gut ausfielen, dass sie für die Schule als Vorlagen verwendet
werden konnten. Die ersten Schritte zur Künstlerlaufbahn machte
er an der Prager Akademie, welche damals unter der Leitung des
später nach Wien berufenen Directors Christian Rüben stand. Doch
hielt es Ebert daselbst nicht lange, er hatte von der Waldmüller-
Schule in Wien Kenntniss erlangt und begab sich dahin, um
sich unter die bewährte Leitung dieses Meisters zu stellen.*) Die
richtigen Lehren seines neuen Lehrers, die stets in den Worten
ihren Ausdruck fanden: »benützen Sie Ihre Jugend, damit Sie nicht
wie ich erst in späteren Jahren anfangen müssen zu lernen«, oder:
»alle brillante Technik, eleganter Vortra
»
blendendes Colorit, kurz
alle Manieren und Künsteleien sind eitel Schwindel, das Höchste
in der Kunst ist Wahrheit in der Idee und Wahrheit in der Aus-
er
führung«
hatte sich der junge Kunstnovize in den i x / 2 Jahren
seines Unterrichts bei dem unvergesslichen Meister wohl eingeprägt
am
seinen
und sie waren ihm eine Richtschnur fürs Leben geworden.
Die Werke Ebert’s sind zahlreich, sie alle aufzuzählen fehlt uns
der hier gebotene Raum. Wir nennen daher zuerst von den vielen Bild
nissen, die er gemalt, nur das Reiterporträt des Feldmarschalls Fürsten
Alfred zu Windischgrätz, damalsCommandant der BundesfestungMainz,
die Bildnisse des Sohnes des Fürsten und dessen Gemahlin, ferner das
lebensgrosse Porträt der Gräfin Karoline von Nostiz, die Bildnisse des
Grafen und der Gräfin Friedrich Dürckheim, weiters sind uns das Bild-
niss der Gemahlin des jüngst verstorbenen Herzogs Elimar von Olden
burg, das des bekannten Schriftstellers und langjährigen Redacteurs
Johannes Nordmann und sein in der kaiserlichen Galerie befind
liches von ihm gewidmetes Selbstporträt bekannt. Von seinen Genre
bildern zählen wir auf: »Wo bleibt Papa so lange?«, »Das Bilder
buch«, »Husaren-Attaque«, »Morgenschläfchen (Mutter und Kind)«,
»Der Pudelscheerer«, »Vor der Kirchenthür«, »Der Zitherspieler«
»Mutterglück«, »Jugendliche Galanterie«, »Vor dem Bade« und
»Nach dem Bade«, »Grossmutters Genesung«, »Grossmutters Be
such«, »In der Kirche«, »Die beiden Geiger«, »Reconvalescente«,
Kinder im Walde«, »Maurer am Dache«, »Modellpause«, »Abun-
lichen Einfluss auf seine Entwicklung, und ich glaube, dass unser
Ebert überhaupt wirklich gute Zeiten, wo er sich rein künstlerisch
gehen lassen konnte, nur sehr selten gehabt hat. Das Vielerlei, in
dem er sich durch die beständig waltende Erwerbsfrage als Künstler
wie bereits bemerkt —
»
) Es ist vielleicht nicht uninteressant, hier den Künstler selbst erzählen zu
lassen, was ihn zu Waldmüller führte und wie er bei demselben Aufnahme ge
funden hat: »Ich zeichnete an der Akademie zu Prag mit verschiedenen Stiften
Kreiden und Federn, stets nach Vorlagen, und zwar allerlei Köpfe, Figuren und Land
schaften. Nach einem Jahre fleissiger Arbeit verliess ich die Elementar-Zeichen-
schule in bestem Glauben, was Tüchtiges gelernt zu haben. Mein Vater, dem ein
Aufsatz über die Kunst Waldmüller’s zufällig in die Hände kam, war über den
Inhalt desselben so entzückt, dass er sofort um meine Aufnahme in die Schule
dieses Meisters ansuchte. Dieser machte jedoch meine Jüngerschaft von einer
Talentprobe abhängig, während das verlangte Schülerhonorar ein höchst be
scheidenes war. Nach Wien gekommen, präsentirte ich nicht ohne Selbstgefühl
meine Zeugnisse und Zeichnungen, der Meister erklärte aber trocken all das
Vorgewiesene für Plunder, der höchstens für einen ,Kässtecher‘ (Käseverkäufer)
Werth hätte. Mir traten die Thränen in die Augen, denn einen solchen Empfang
und eine so geringe Würdigung meiner Kenntnisse hatte ich nicht erwartet.
Hierauf wendete sich der Meister mit den Worten an mich: Jetzt nehmen’s die
Leinwand und Kohlen her, dort sitzt ein Modell, zeichnen’s das Profil von dem
Mann mit einfachen Strichen, nachher sag ich Ihnen, ob’s ein Maler werden sollen
oder ein Schuster.* Nach Beendigung der Zeichnung liess er mich selbst die Fehler
herausfinden und schliesslich erklärte er mich zur Kunstausübung für berufen, aber
nur so weit es den technischen Theil der Malerei betreffe, denn den weit wich
tigeren Theil, den ,göttlichen Funken*, müsse ich in mir selber finden.« Ebert fügt
in seinen Aufzeichnungen hinzu: Waldmüller’s Lehrmethode war überhaupt eine
sehr einfache, sie hiess: »Da haben’s die Natur, da Farben und Pinsel, malen’s
jetzt wie Sie’s sehen.« — —
zu bewegen genöthigt sah, liess ihn auch
nie so recht und voll auf den wahrhaft idealen Boden der Kunst
gelangen, wenngleich ihm sicher die Fähigkeiten nicht gefehlt hätten,
kräftigere Accorde anzuschlagen.
Anton Ebert ist am 2g. Juni 1835 auf dem fürstlich Windisch-
grätz’schen Schlosse Kladrau bei Mies in Böhmen geboren. Sein
Vater Josef Karl Ebert (geb. 28. Juni 1802, gest. 1. Februar 1882)
bekleidete daselbst die Stelle eines fürstlich Windischgrätz’schen
Archivars. Derselbe bethätigte sich in anerkannter Weise sowohl als
landwirtschaftlicher wie auch belletristischer Schriftsteller und war
Ehrenbürger der Städte Tachau und Kladrau. Die Mutter unseres
Künstlers, Elise Ebert, war die Tochter eines Wiener Bürgers
namens Joh. Kogler. Zuerst besuchte der junge Ebert, welcher der
zweite Sohn war, die Volksschule zu Kladrau und die Unterreal-
*) Siehe weiters über diesen steierischen Maler Prof. Jos. Wastler’s steierisches
Künstlerlexikon. (Graz 1883, bei Leykam.)