. »
80
überbrachte und der kaiserlichen Galerie widmete. Wir fühlen uns
verpflichtet, dem liebenswürdigen Spender hiemit öffentlich den
Dank auszusprechen, der demselben seinerzeit auch in hohem
Aufträge zu Theil geworden ist.
Ein seinem eben besprochenen berühmten Namensgenossen
gewissermassen verwandtes Talent muss dem Maler und Zeichner
Carl Geiger zuerkannt werden. Er gehört unbedingt der Nachblüthe
der alten Wiener Schule an und gerieth auch deshalb in verhältniss-
mässig noch jüngeren Jahren schon in eine Zeit, deren Anschau
ungen nach Anderem begehrten, wonach er aber auch, verharrend
bei den Zielen seiner Vorgänger, trotz Begabung und Fleiss sowie
rastloser Thätigkeit nicht diejenigen Erfolge fand, deren sein ernstes
Streben, voll harter Kämpfe, wohl eigentlich werth gewesen sein
würde. Carl Geiger ist zu Wien den 14. December 1822 geboren,
sein Vater, dessen Familie aus Bayern stammte, war Rechnungsrath
und verfehlte nicht, seinem Sohne eine gute Erziehung angedeihen
zu lassen. Seinen ersten künstlerischen Unterricht erhielt der junge
Geiger durch seinen Grossvater, den Kupferstecher und Schab
künstler Andreas Geiger, sodann ward er Schüler der hiesigen
Akademie, wo er durch Talent und Fleiss alsbald Preise gewann;
den grössten Einfluss auf die Ausbildung des jungen Künstlers aber
nahm Josef Ritter von Führich, dessen Schülerkreis er sich so
bald als möglich angeschlossen hatte. Im Jahre 1850, als die
k. k. Akademie reorganisirt ward, wurde Carl Geiger als provisorischer
Professor der Elementar-, Zeichnungs- und Modellirschule berufen,
f * • i . . . « • -• • . < « . 7 o *
um aber sodann gleich anderen seiner Kunstgenossen bei Auflösung
• •
dieser Schule wieder seiner Kunstausübung allein zurückgegeben
zu sein. • •
* • • . •' 4 *. •
» •
Die Thätigkeit Carl Geiger’s ist eine sehr verschiedenartige,
sie umfasst fast alle Gebiete der Malerei wie der graphischen Künste.
In meinen Aufzeichnungen gelegentlich der Veranstaltung der
Jubiläums- und Eröffnungs-Ausstellung der k. k. Akademie der
bildenden Künste im Jahre 1877 finde ich zwei Entwürfe zu einem
Bühnenvorhang, den einen in Wachsfarben ausgeführt (iioCm.
hoch, 120 Cm. breit), den anderen in Sepiazeichnung dargestellt,
sodann zwei biblische Compositionen vom Jahre 1842, welche den
Einfluss Führich’s zeigen, weiters eine Tuschzeichnung »Beethoven,
umgeben von seinen Schöpfungen«, weitere derartige Compositionen,
die er zumeist in Aquarell ausführte, schliessen sich an die Namen
Shakespeare, Goethe, Schubert u. s. w. Das »Wiener Ehrendiplom
für Professor Ritter von Führich, das die Familie des Meisters
aufbewahrt; eine Skizze zu einem Vorhänge im Cärl-Theater,*)
endlich »Romeo und Julie« ; dasselbe Aquarell, welches dermalen
im kunsthistorischen Hofmuseum in der Abtheilung der Aquarelle
und Handzeichnungen aufgestellt ist und dessen Reproduction wir
hiemit wiedergeben, schliesst sich den eben genannten Arbeiten
würdig an.
Publicum als auch mitunter von der Kritik behandelt werden. Weil
fast alle seine Arbeiten in fester Hand sind, kamen sie auch nicht
in den Handel und entgingen so dem leidigen Schicksal, von
Auction zu Auction herumgeschoben zu werden.
Dennoch aber finden wir Geiger in früheren Ausstellungen
wiederholt vertreten, so auf einer akademischen Ausstellung im
Teil begegnet dem Landvogt
Jahre 1837 mit den Darstellungen
Gessler« (nach Schillers Schauspiel Wilhelm Teil) und »Die Feuers-
»
Die Glocke«). 1841 stellte der
brunst« (nach desselben Dichters
Künstler seine bekannten mit der Feder und lithographischen Tinte
»
wahrhaft virtuos gezeichneten Compositionen aus, und zwar: »Donna
Der König der Briten
Ines de Castro unter ihren Mördern (1355)%
»
empfängt die ersten Angelsachsen Hengist und Horsa (449)«, »Die
Bekehrung des Frankenkönigs Chlodwig zum Christenthum und die
Taufe seiner Schwester (496)«, »Margarethe von Anjou, von Räubern
angehalten, gibt sich einem derselben zu erkennen, der sie dann in
Schutz nimmt (1462)«, »Kaiser Heinrich IV. vom Bannfluch gelöst
(1077)«, »Die sicilianische Vesper (1282)«, »Gottfried von Bouillon
Die Erbauung des Stammschlosses
Die Verhaftung
Graf Egmont auf dem Schafott (1568)«,
erstürmt Jerusalem (1099)«,
»
Habsburg«, »Untergang der Hohenstaufen (1268)«,
des Don Carlos (1568)«,
»Der gefangene Bajazeth wird von Timur in einem Käfig verhöhnt
Kunz von Kaufungen raubt die sächsischen Prinzen (1453)«,
»
»
(1402)«,
»Der heilige Severin prophezeit dem Heruler Odoaker seine künftige'
»
Ein schwedischer Bauer fordert die; Stände auf; die.
Grösse (493)«,
verwaiste Prinzessin Christina zur Königin von Schweden einzusetzen
(1632)«, »Peter der Grosse unter den Strelitzen ’ (1697)«,
führt Heloise in das von ihm gestiftete Paraklef. (1140)«, .»Die Er-;
»
A bä 1 a r d
»
mordung des Prinzen von Oranien (1584)«. Ganz besonders zu ge--
denken haben wir aber auch noch der reizenden Illustrationen,
welche der Meister zu Stifter’s »Studien
dieses vornehmen österreichischen Dichters geschaffen hat. Dichter
und Künstler standen in einem innigen Freundschaftsverhältnisse,
in das, wie überhaupt in die gegenseitigen geistigen Beziehungen
dieser beiden echten Künstlernaturen
wir in dem bereits erwähnten Kunstblatt der »Neuen
Freien Presse« vom 9. November 1880, und zwar gelegentlich des
von Emerich Ranzoni Peter Joh. Nep. Geiger gewidmeten Nach
rufes näheren Einblick erhalten.
Es hat dem Verfasser und zugleich dem Galerie-Director eine
wahre Herzensfreude bereitet, als eines Tages der hier lebende Maler
Amadeus Szekulicz*) das wohlgetroffene ßildniss des Meisters
und anderen der Werke
«
Stifter war bekanntlich
auch Maler
«
*) Von diesem wenig gekannten, nichtsdestoweniger sehr tüchtigen und viel
seitigen Künstler rührt auch das in der kaiserlichen Galerie befindliche wohl
getroffene Bildniss des bekannten Bildhauers und Freundes Theophilos Hansen’s,
Franz Pilz, her, das Szekulicz gleichzeitig der kaiserlichen Gemälde-Galerie ge
widmet hat. Amadeus Szekulicz ist zu Nagy-Becskerek im Temeser Comitate in
Ungarn den 26. November 1847 geboren. Sein Vater, der Landesgerichtsrath und
später Advocat war, liess ihn in Oedenburg, Pest und sodann in Wien das Gym
nasium studiren, welches er auch daselbst absolvirte. In Pest erhielt Szekulicz
den ersten Unterricht in seiner Kunst von einem Maler Namens Rostagni aus
Rom, wonach er in Wien durch einige Curse bei P. J. N. Geiger hospitirte, mit
welchem er überdies befreundet war. Von 1873 bis 1875 weilte der Künstler in
Venedig, wo er unter dem Einflüsse der spanischen Maler F. Campo, Rico,
Madrazo und hauptsächlich unter dem des R. Egurquiza stand. Von 1875 bis
1876 studirte und arbeitete Szekulicz in Rom und Paris, um schliesslich von
1876 bis 1881 in Capri einen längeren Aufenthalt zu nehmen. Seit 1881 unaus
gesetzt in Wien, bethätigt sich der Künstler nicht nur im Porträt-, sondern auch
#
im Landschaftsfache, hat es aber vorgezogen, mit seinen Freundes- und Gönner
kreisen vorlieb zu nehmen, bei welchen man doch im Grunde ein intimeres
Verständniss zu finden pflegt, als auf dem stets mehr oder minder markt
schreierischen Gebiete der Ausstellungen.
*) Der im Jahre 1884 vom Hofburgtheater-Decorationsmaler Lehn er im
damals neu adaptirten Carl-Theater ausgeführte Vorhang ist nach Entwürfen von
Carl Geiger gemalt.