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Ausserdem ist über des Künstlers Thätigkeit anzuführen die
Herstellung der Gemälde am Votivaltar in der Stephanskirche, die
der Altarbilder in der Weilburgkapelle bei Baden; ferner haben
wir der Fresken zu gedenken, welche er im Vereine mit Eduard
Swoboda*) in dem heute anderen Zwecken dienenden, von Ferstl
erbauten Börsengebäude (Freiung und Herrengasse) ausgeführt
hat, weiters nennen wir die allegorischen Malereien im hiesigen
Palais des Fürsten Kinsky und die Lünettenbilder in der
Hofoper, die zu seinen besten Arbeiten zählen. Bei der Aus
schmückung des Burgtheaters ebenfalls, und zwar reichlicher be-
thätigt, haben sich seine künstlerische Erfahrung und Begabung auch
in sehr schöner Weise bestätigt. Der Katalog einer der alle
Monate wechselnden Ausstellungen des österreichischen Kunst
vereins vom Jahre 1855 berichtet von einem Aquarell »Die Tochter
des Pfarrers von Taubenhain« nach Bürgers Gedicht, sowie von
einer »die Kunst« allegorisch darstellenden Bleistiftzeichnung. Auch
viele Illustrationen hat Carl Geiger
gezeichnet, desgleichen Diplome,
von denen wir das im Aufträge der
Wiener Künstlergenossenschaft nach
erfolgter Fusionirung der Vereine
»Eintracht« und »Albrecht Dürer«
namhaft machen. Geiger stand
damals im Wettbewerb mit Ferdi
nand Laufberger, der seinerzeit das
Diplom des jungen Künstlervereines
»Eintracht« entworfen hatte.**)
Aber auch auf dem Gebiete der
Radirung hat sich Geiger als tüchtig
erwiesen. Das grosse Blatt, welches
er mit Subvention des Oberst
kämmereramtes ausführte und das
den Titel »Zum Ruhme Oester
reichs« führte, ist eine ebenso schöne als würdige Leistung. Wie
in der Anmerkung unten bemerkt wird, hat Geiger in den letzteren
Jahren einen besonderen Gönner in der Person Sr. Durch
laucht des regierenden Fürsten Johann von und zu Liechtenstein
gefunden, für welchen er wiederholt Altarbilder für Landkirchen wie
verschiedene andere künstlerische Arbeiten auszuführen hatte.
Carl Geiger’s Persönlichkeit ist, gleichwie die seines Namens
und Fachgenossen P. J. N. Geiger’s war, eine angenehme und
liebenswürdige, sein Auftreten ist ein bewusstes, echt männliches,
und die Jahre, die er bereits zählt, haben ihn trotz schwerer Kämpfe
um die Existenz nicht gebeugt und am unverdrossenen Schaffen
gehindert. Er zählt zu den letzten Epigonen der alten Wiener Kunst
und wir würden wünschen, dass keine Lebenssorge seine alten
Tage trübe. —
Zur alten Garde der Wiener Kunst gehörte auch Friedrich
Schilcher. Er war ein charakteristischer Wiener Maler, keine
erste Grösse zwar, aber ein Künstler,
der allenthalben tüchtig
mitthat, vyo es Arbeit gab. Heute
stand er auf dem Gerüste einen
Plafond malend, am nächsten Tage
sass ihm eine Dame zu ihrem
Porträte. Dann nahm er sich ein
paar Leute aus der bunten Be
völkerung Wiens heraus und malte
sie. So entstanden seine Zigeuner
und Rastlbinder, seine Slovaken
und oft sehr gesund aussehenden,
ja derben Slovakinnen, die er frei
lich mit weniger Eleganz als mit
trefflicher Wahrheit auf die Lein
wand zu bringen verstand. Das
hinderte ihn jedoch gar nicht,
gleich daneben das Altarbild für
irgend eine Kirche zu entwerfen
oder allerlei sonstige Gelegenheitsarbeiten zu besorgen, die aus
seinem stets mit Entwürfen und angefangenen Bildern überfüllten
Atelier oft kunterbunt genug hervorgingen.
Friedrich Schilcher ist zu Wien im Jahre 1811 geboren.
'•V-
CARL GEIGER. Romeo und Julie.
*) Worüber schon an anderer Stelle berichtet worden ist. (Siehe Artikel
Carl Swoboda, Seite 57.)
**) Eine Liste der Werke Geiger’s und deren Besitzer, die er uns selbst zu
sammengestellt hat, führen wir hier wie folgt auf:
Im Besitze Seiner Majestät des Kaisers: »Das Stifterdiplom der
Wiener Künstlergenossenschaft« auf Pergament gemalt; sodann »die Huldigungs
adressen des niederösterreichischen Landtages, der vereinigten österreichischen
Handelskammer, der Königreiche Croatien und Slavonien, und der Handels- und
Gewerbegenossenschaften« (sämmtliche Adressen auf Pergament gemalt).
Im Besitze Ihrer Majestät der Kaiserin: »Titelbild zum österreichi
schen Künstleralbum« (Aquarell).
Im Besitze weiland Sr. kais. und königl. Hoheit des durch
lauchtigsten Kronprinzen Rudolph: Die Adressen »des niederösterreichischen
Landtages«, »des niederösterreichischen Sängerbundes«, »des österr.-Ungar. Co-
lonienverbandes in Aegypten«, »der Wiener Gewerbegenossenschaften«, »der Stadt
Wien anlässlich der Geburt der Tochter des Kronprinzen, Ihrer kais. und königl.
Hoheit Erzherzogin Elisabeth«, ferner »das Titelblatt zum Wiener Stadtalbum«
(sämmtliche Objecte in Aquarell ausgeführt).
tigsten Herrn Erzherzogs Ferdinand Max ein Oelgemälde, darstellend
»Salvator mundi«, für weiland Sr. k. und k. Hoheit des durchlauchtigsten
Herrn Erzherzogs Ludwig ein Aquarell »Amaranth
Im Besitze der Königin Victoria von England befindet sich ein
Aquarell »Lenau und seine Dichtungen«; beim Herzog von Coburg verzeichnet
der Künstler ein Plafondgemälde, bei dessen Sohn Ferdinand die Skizze
diesem Bilde, sodann ein Aquarell zu einem Liede von Fr. Schubert. Als im Be
sitze des Herzogs von Württemberg gibt Geiger einen in Oel gemalten
Fries »Das menschliche Leben« an, weiters die im Besitze der Herzogin
<
Marie von Bayern befindliche Sepiazeichnung »Allegorie«, eine für den Erz
bischof von Wien (?) in Oel gemalte Madonna, ein für Fürst Colloredo-
M an ns fei d auf Pergament gemaltes Diplom, desgleichen eines für den Fürsten
Felix Schwarzenberg, sodann eine in Oel gemalte Allegorie für die Fürstin
Wil hei mine Kinsky, für die Fürstin Marie Kinsky ein Aquarell »Beethoven’s
Werke«, für den Fürsten Ferd. Kinsky ein Plafondgemälde und zwei Aquarelle,
für den Fürsten Jos. Dietrichstein ein Altarbild, für den Fürsten Trautt-
mansdorff drei Oelgemälde »Allegorien«. Weiters ward Geiger noch künstle
risch bethätigt durch die Fürstin Hohenlohe-Sprinzenstein, für den regierenden
Fürsten Johann von und zu Liechtenstein, für welchen hohen Kunstgönner er im
Laufe der Zeiten viele künstlerische Aufträge zu erfüllen hatte, sowie er für eine
lange Reihe von hervorragenden Persönlichkeiten Wiens Diplome, Adressen, darunter
die für Grillparzer, J. Ritter von Führich, Giskra, Kuranda, Uhl, Ritter von Felder
u. s. w. angefertigt hat. Es fehlt hier der Raum, alle die vielseitigen Ai beiten
anzuführen, welchen der Künstler mit stets unermüdlichem Eifer oblag.
«.
zu
Im Besitze Ihrer kais. und königl. Hoheit der durchlauchtig
sten Frau Erzherzogin Gisela: »Titelblatt zum Wiener Stadtalbum«
(Aquarell).
Im Besitze weiland Sr. kais. und königl. Hoheit des durch
lauchtigsten Herrn Erzherzogs Albrecht: »Zwei Oelgemälde für die Weil-
burg«. Kapelle und ein Madonnenbild für diese.
Im Aufträge weiland Ihrer Majestät der Kaiserin Caroline
Augusta fertigte der Künstler für den Votivaltar bei St. Stephan die bereits
erwähnten Gemälde an, für weiland Sr. k. und k. Hoheit des durch laue h-