Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Ausserdem ist über des Künstlers Thätigkeit anzuführen die 
Herstellung der Gemälde am Votivaltar in der Stephanskirche, die 
der Altarbilder in der Weilburgkapelle bei Baden; ferner haben 
wir der Fresken zu gedenken, welche er im Vereine mit Eduard 
Swoboda*) in dem heute anderen Zwecken dienenden, von Ferstl 
erbauten Börsengebäude (Freiung und Herrengasse) ausgeführt 
hat, weiters nennen wir die allegorischen Malereien im hiesigen 
Palais des Fürsten Kinsky und die Lünettenbilder in der 
Hofoper, die zu seinen besten Arbeiten zählen. Bei der Aus 
schmückung des Burgtheaters ebenfalls, und zwar reichlicher be- 
thätigt, haben sich seine künstlerische Erfahrung und Begabung auch 
in sehr schöner Weise bestätigt. Der Katalog einer der alle 
Monate wechselnden Ausstellungen des österreichischen Kunst 
vereins vom Jahre 1855 berichtet von einem Aquarell »Die Tochter 
des Pfarrers von Taubenhain« nach Bürgers Gedicht, sowie von 
einer »die Kunst« allegorisch darstellenden Bleistiftzeichnung. Auch 
viele Illustrationen hat Carl Geiger 
gezeichnet, desgleichen Diplome, 
von denen wir das im Aufträge der 
Wiener Künstlergenossenschaft nach 
erfolgter Fusionirung der Vereine 
»Eintracht« und »Albrecht Dürer« 
namhaft machen. Geiger stand 
damals im Wettbewerb mit Ferdi 
nand Laufberger, der seinerzeit das 
Diplom des jungen Künstlervereines 
»Eintracht« entworfen hatte.**) 
Aber auch auf dem Gebiete der 
Radirung hat sich Geiger als tüchtig 
erwiesen. Das grosse Blatt, welches 
er mit Subvention des Oberst 
kämmereramtes ausführte und das 
den Titel »Zum Ruhme Oester 
reichs« führte, ist eine ebenso schöne als würdige Leistung. Wie 
in der Anmerkung unten bemerkt wird, hat Geiger in den letzteren 
Jahren einen besonderen Gönner in der Person Sr. Durch 
laucht des regierenden Fürsten Johann von und zu Liechtenstein 
gefunden, für welchen er wiederholt Altarbilder für Landkirchen wie 
verschiedene andere künstlerische Arbeiten auszuführen hatte. 
Carl Geiger’s Persönlichkeit ist, gleichwie die seines Namens 
und Fachgenossen P. J. N. Geiger’s war, eine angenehme und 
liebenswürdige, sein Auftreten ist ein bewusstes, echt männliches, 
und die Jahre, die er bereits zählt, haben ihn trotz schwerer Kämpfe 
um die Existenz nicht gebeugt und am unverdrossenen Schaffen 
gehindert. Er zählt zu den letzten Epigonen der alten Wiener Kunst 
und wir würden wünschen, dass keine Lebenssorge seine alten 
Tage trübe. — 
Zur alten Garde der Wiener Kunst gehörte auch Friedrich 
Schilcher. Er war ein charakteristischer Wiener Maler, keine 
erste Grösse zwar, aber ein Künstler, 
der allenthalben tüchtig 
mitthat, vyo es Arbeit gab. Heute 
stand er auf dem Gerüste einen 
Plafond malend, am nächsten Tage 
sass ihm eine Dame zu ihrem 
Porträte. Dann nahm er sich ein 
paar Leute aus der bunten Be 
völkerung Wiens heraus und malte 
sie. So entstanden seine Zigeuner 
und Rastlbinder, seine Slovaken 
und oft sehr gesund aussehenden, 
ja derben Slovakinnen, die er frei 
lich mit weniger Eleganz als mit 
trefflicher Wahrheit auf die Lein 
wand zu bringen verstand. Das 
hinderte ihn jedoch gar nicht, 
gleich daneben das Altarbild für 
irgend eine Kirche zu entwerfen 
oder allerlei sonstige Gelegenheitsarbeiten zu besorgen, die aus 
seinem stets mit Entwürfen und angefangenen Bildern überfüllten 
Atelier oft kunterbunt genug hervorgingen. 
Friedrich Schilcher ist zu Wien im Jahre 1811 geboren. 
'•V- 
CARL GEIGER. Romeo und Julie. 
*) Worüber schon an anderer Stelle berichtet worden ist. (Siehe Artikel 
Carl Swoboda, Seite 57.) 
**) Eine Liste der Werke Geiger’s und deren Besitzer, die er uns selbst zu 
sammengestellt hat, führen wir hier wie folgt auf: 
Im Besitze Seiner Majestät des Kaisers: »Das Stifterdiplom der 
Wiener Künstlergenossenschaft« auf Pergament gemalt; sodann »die Huldigungs 
adressen des niederösterreichischen Landtages, der vereinigten österreichischen 
Handelskammer, der Königreiche Croatien und Slavonien, und der Handels- und 
Gewerbegenossenschaften« (sämmtliche Adressen auf Pergament gemalt). 
Im Besitze Ihrer Majestät der Kaiserin: »Titelbild zum österreichi 
schen Künstleralbum« (Aquarell). 
Im Besitze weiland Sr. kais. und königl. Hoheit des durch 
lauchtigsten Kronprinzen Rudolph: Die Adressen »des niederösterreichischen 
Landtages«, »des niederösterreichischen Sängerbundes«, »des österr.-Ungar. Co- 
lonienverbandes in Aegypten«, »der Wiener Gewerbegenossenschaften«, »der Stadt 
Wien anlässlich der Geburt der Tochter des Kronprinzen, Ihrer kais. und königl. 
Hoheit Erzherzogin Elisabeth«, ferner »das Titelblatt zum Wiener Stadtalbum« 
(sämmtliche Objecte in Aquarell ausgeführt). 
tigsten Herrn Erzherzogs Ferdinand Max ein Oelgemälde, darstellend 
»Salvator mundi«, für weiland Sr. k. und k. Hoheit des durchlauchtigsten 
Herrn Erzherzogs Ludwig ein Aquarell »Amaranth 
Im Besitze der Königin Victoria von England befindet sich ein 
Aquarell »Lenau und seine Dichtungen«; beim Herzog von Coburg verzeichnet 
der Künstler ein Plafondgemälde, bei dessen Sohn Ferdinand die Skizze 
diesem Bilde, sodann ein Aquarell zu einem Liede von Fr. Schubert. Als im Be 
sitze des Herzogs von Württemberg gibt Geiger einen in Oel gemalten 
Fries »Das menschliche Leben« an, weiters die im Besitze der Herzogin 
< 
Marie von Bayern befindliche Sepiazeichnung »Allegorie«, eine für den Erz 
bischof von Wien (?) in Oel gemalte Madonna, ein für Fürst Colloredo- 
M an ns fei d auf Pergament gemaltes Diplom, desgleichen eines für den Fürsten 
Felix Schwarzenberg, sodann eine in Oel gemalte Allegorie für die Fürstin 
Wil hei mine Kinsky, für die Fürstin Marie Kinsky ein Aquarell »Beethoven’s 
Werke«, für den Fürsten Ferd. Kinsky ein Plafondgemälde und zwei Aquarelle, 
für den Fürsten Jos. Dietrichstein ein Altarbild, für den Fürsten Trautt- 
mansdorff drei Oelgemälde »Allegorien«. Weiters ward Geiger noch künstle 
risch bethätigt durch die Fürstin Hohenlohe-Sprinzenstein, für den regierenden 
Fürsten Johann von und zu Liechtenstein, für welchen hohen Kunstgönner er im 
Laufe der Zeiten viele künstlerische Aufträge zu erfüllen hatte, sowie er für eine 
lange Reihe von hervorragenden Persönlichkeiten Wiens Diplome, Adressen, darunter 
die für Grillparzer, J. Ritter von Führich, Giskra, Kuranda, Uhl, Ritter von Felder 
u. s. w. angefertigt hat. Es fehlt hier der Raum, alle die vielseitigen Ai beiten 
anzuführen, welchen der Künstler mit stets unermüdlichem Eifer oblag. 
«. 
zu 
Im Besitze Ihrer kais. und königl. Hoheit der durchlauchtig 
sten Frau Erzherzogin Gisela: »Titelblatt zum Wiener Stadtalbum« 
(Aquarell). 
Im Besitze weiland Sr. kais. und königl. Hoheit des durch 
lauchtigsten Herrn Erzherzogs Albrecht: »Zwei Oelgemälde für die Weil- 
burg«. Kapelle und ein Madonnenbild für diese. 
Im Aufträge weiland Ihrer Majestät der Kaiserin Caroline 
Augusta fertigte der Künstler für den Votivaltar bei St. Stephan die bereits 
erwähnten Gemälde an, für weiland Sr. k. und k. Hoheit des durch laue h-
	        
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