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Er schreibt uns hierüber selbst sehr
des Bajazzos«, von Schönn selbst für das damals vom Künstler
verein Eintracht gegründete Album radirt, der bereits genannte
Gänsemarkt in Krakau«, radirt von William Unger für das Künstler
album der Gesellschaft zur Förderung der graphischen Künste, »Die
drei Zigeuner« nach Lenau’s Gedicht, 1859 als Prämienblatt für den
österreichischen Kunstverein vom Künstler selbst bestens litho-
»Türkisches
in der Oeffentlichkeit fand,
bezeichnend: »Die Erlebnisse dieses kleinen, aber poetischen Kriegs
zuges wirkten so mächtig auf mich, dass ich trotz der mangelhaften
»
Vorbereitung mein erstes Bild ,Rückzug aus dem Gefechte von
Ponte tedesco‘ so zu Stande brachte, dass es mir vielfache An
erkennung verschaffte.« Das Bild wurde auch vom Vereine für
bildende Kunst um 800 fl. angekauft, eine für die damalige Zeit
ganz respectable Summe. Der Erfolg, den der Künstler errungen
hatte, bestimmte ihn nun, auch nach dem Kriegsschauplatz in Ungarn
zu gehen, um daselbst Studien für Bilder zu holen. Wie erzählt
wird, wurde er aber bei Komorn für einen Spion gehalten, gefangen
genommen und zum Tod verurtheilt, wobei ihn nur das Einrücken
der kaiserlichen Truppen gerettet haben soll. Ein Ergebniss dieser
etwas gefährlichen ungarischen Studienreise war das von ihm zweimal
gemalte und auch vervielfältigte Bild: »Eine ungarische Familie kehrt
nach Beendigung des Krieges in ihre Heimat zurück.« Dieses Stre
ben, das Wagen mühevoller Reisen und das Aufsuchen von Gefahren,
um Erlebtes, wirklich Gesehenes festzuhalten, ist für seine ganze weitere
Kunstthätigkeit massgebend gewesen. In den Jahren 1850 und 1851
weilte Schönn in Paris, um dort die französischen Künstler zu
studiren, namentlich aber Horace Vernet, von dessen hervorragen
dem Wirken unser junger Meister nicht nur sehr viel gelernt, sondern
sich auch in seinen künstlerischen Intentionen gefestigt zu haben be
kennt. In diese Zeit fällt auch des Künstlers Bild »Die Erstürmung
von Lodrone am 22. Mai 1848«.*) Das Bild ist signirt und datirt 1851,
was zur Folgerung Veranlassung gibt, dass es mit seinem
Aufenthalt in Paris zusammenfällt, also schon unter dem Einfluss
graphirt, »Vorhof einerS}magoge«, »Märchen-Erzähler
Cafe«
«
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Fischer-Theater« und »Fischmarkt in Chioggia«, radirt von
Professor William Unger,
der Octavia in Rom«,
Fischer
»
Am Brunnen von Taormina«,
»Volksfest an der Riviera«,
(kaiserliche Gemäldegalerie),
Serajewo«, »Römische Winzer am Monte Testaccio«. Das ist aber
Porticus
»
»
»Genuesische
Lateinische Brücke in
»
nur eine sehr karge Auslese seiner Werke, die uns der Künstler in
seiner Bescheidenheit gibt, wir müssen dagegen auf die zahlreichen
Bilder hinweisen, die wir im Laufe der Decennien von ihm gesehen
haben und die in den Katalogen der verschiedenen Ausstellungen
im In- und Auslande einregistrirt, nunmehr in Privatsammlungen
und Galerien aufzusuchen sind, davon wir nur, was uns momentan
einfällt, nennen wollen, die
talische Obstmarkt«,
Türkische Weinlese«,
Der Wüstenbrunnen«,
»Der orien-
Die Judenverfolgung«,
Nacht und Morgen«, Arena Garibaldi in Chioggia, in Berlin mit
der goldenen Medaille ausgezeichnet, welche Bilder sämmtlich von
der glücklichen Vereinigung einer scharf erfassten Charakteristik
mit eminent malerischer Auffassung Zeugniss legen. In letzter Zeit
ist der Meister durch die Last der Jahre wohl etwas behäbi
Schaffen geworden, aber in seinen Bildern, die er für die Stadt Wien
»
»
»
ger im
gemalt hat: »Die Freiung« mit der reichhaltigen Staffage des Markt
verkehrs daselbst, sodann das in der Jahresausstellung von 1896
exponirte Bild »Markt am Schanzl«, thut sich noch dieselbe erfreu
liche Frische der malerischen Anschauung kund, dieselbe Sorgfalt
für Charakteristik, wie zur Zeit seines Schaffens in der reifsten
Zeit des Mannesalters. A. Schönn hat am 11. März 1896 seinen
70. Geburtstag begangen und die Künstlerschaft Wiens feierte am
Abend vorher diesen Ehrentag des Meisters mit Bankett und hierauf
folgendem gemüthlichen Abend, wobei es nicht an Toasten mangelte,
in denen sich Herz und Gemüth darlegten, Eigenschaften, die in
jeder echten Künstlerseele ihren Sitz haben sollen.
Einem solchen Künstler konnte es auch nicht an Ehrungen
von Kaiser und Staat im Vaterland, sowie auch aus dem Auslande
fehlen. Anlässlich der Weltausstellung in Wien 1873 zeichnete
Seine Majestät unser Kaiser denselben durch die Verleihung des
Franz Joseph-Ordens aus und anlässlich der Eröffnung des neuen
Akademiegebäudes am Schillerplatze wurde Schönn durch die Ver
leihung des Professortitels geehrt. Im Jahre 1878 erhielt er in Paris
0
für sein Gemälde »Volksfest an der Riviera«*) das Ritterkreuz der
Ehrenlegion. Ausserdem besitzt der Künstler »die goldene Medaille
vom Deutschen Reich« (1874) un d die Erzherzog Carl Ludwig-Me
daille (1883) u. s. w.
Wollen wir von dem Familienleben unseres allbeliebten Meisters
sprechen, so können wir mittheilen, dass sich derselbe im Jahre 1860
mit Fräulein Sophie Dratschmiedt von Mährentheim, der Tochter
des seinerzeit wohlbekannten kunstfreundlichen k. k. General-Auditors
der dort gepflogenen Studien steht. Dasselbe wurde damals für die
kaiserliche Gemäldegalerie um
den Betrag von 1000 fl. erworben,
wo es sich auch im Katalog der Gemälde moderner Meister findet.
vSeine wiederholten Reisen nach dem Balkan und Orient, nach Italien
u. s. w. machten den Künstler namentlich in coloristischer Beziehung
zu einem ganz anderen Maler, als wir ihn in seinen früheren Werken
sehen. Mit einem gewissen schwärzlichen Ton beginnend, kämpfte
er bis etwa Ende der Fünfzigerjahre damit, bis er nach einigen
glücklichen Versuchen, die Localfarben fast ungebrochen hin zu setzen,
in ein warmes, doch aber stets tiefes Colorit gelangte, wodurch
manche seiner Bilder den besten Werken Munkacsi’s gleich
gestellt werden können. Stets perfect und charakteristisch in der
Zeichnung, gelangte er daher bald zu grosser Gediegenheit und
Meisterschaft. Als die bekanntesten Werke führt der Künstler selbst
auf: »Auszug der Tiroler Studenten
»Honved-Familie«, sodann das Bild »Schiffbruch«, »Aus dem Leben
*) Der Künstler, welcher als Tiroler Landesschütze selbst an dem Kampfe
betheiligt war, schrieb uns seinerzeit hierüber: »Die Erstürmung des verschanzten
Lagers von Lodrone war die erste Waffenthat der von Sr. kaiserl. Hoheit dem
Erzherzog Johann unter Commando des Generals Rossbach errichteten Tiroler
Landesverteidigung, deren erstausgerückte Compagnie aus den Wien-Tiroler
Studenten, mit ihrem Feldkaplan Joachim Haspinger bestand. Auf der Gegenseite
kämpften die päpstlichen Crociati, die Legioni della morte und die Legioni dei
Nobile, unterstützt von piemontesischen Truppenabtheilungen. Auf österreichischer
Seite waren ausser den Landesschützen und Studenten Kaiserjäger und eine Ab
theilung vom Regiment Grossherzog von Baden als Reserve betheiligt. Im Ge
mälde sieht man den rechten Flügel des Kampfes, es ist der Moment gewählt,
wo die anstürmenden Bauern und die vom Gebirge herabkommenden Studenten,
unterstützt von einer Gebirgsbatterie, dem Gegner in die Flanke fallen und ihn
zwingen, die Schanzen zu verlassen. Der Feind zog sich nach Caffaro (Kafro)
zurück und dieser Ort wurde auch noch am selben Tage gestürmt und ge
nommen.« —
Sturm auf Lodrone« und
»
*) Aus Berlin im Mai 1896 wieder nach Wien zurückgelangt, woselbst es
sich im Besitze des k. k. Baurathes Carl Ritter von Wessely befindet.