Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Er schreibt uns hierüber selbst sehr 
des Bajazzos«, von Schönn selbst für das damals vom Künstler 
verein Eintracht gegründete Album radirt, der bereits genannte 
Gänsemarkt in Krakau«, radirt von William Unger für das Künstler 
album der Gesellschaft zur Förderung der graphischen Künste, »Die 
drei Zigeuner« nach Lenau’s Gedicht, 1859 als Prämienblatt für den 
österreichischen Kunstverein vom Künstler selbst bestens litho- 
»Türkisches 
in der Oeffentlichkeit fand, 
bezeichnend: »Die Erlebnisse dieses kleinen, aber poetischen Kriegs 
zuges wirkten so mächtig auf mich, dass ich trotz der mangelhaften 
» 
Vorbereitung mein erstes Bild ,Rückzug aus dem Gefechte von 
Ponte tedesco‘ so zu Stande brachte, dass es mir vielfache An 
erkennung verschaffte.« Das Bild wurde auch vom Vereine für 
bildende Kunst um 800 fl. angekauft, eine für die damalige Zeit 
ganz respectable Summe. Der Erfolg, den der Künstler errungen 
hatte, bestimmte ihn nun, auch nach dem Kriegsschauplatz in Ungarn 
zu gehen, um daselbst Studien für Bilder zu holen. Wie erzählt 
wird, wurde er aber bei Komorn für einen Spion gehalten, gefangen 
genommen und zum Tod verurtheilt, wobei ihn nur das Einrücken 
der kaiserlichen Truppen gerettet haben soll. Ein Ergebniss dieser 
etwas gefährlichen ungarischen Studienreise war das von ihm zweimal 
gemalte und auch vervielfältigte Bild: »Eine ungarische Familie kehrt 
nach Beendigung des Krieges in ihre Heimat zurück.« Dieses Stre 
ben, das Wagen mühevoller Reisen und das Aufsuchen von Gefahren, 
um Erlebtes, wirklich Gesehenes festzuhalten, ist für seine ganze weitere 
Kunstthätigkeit massgebend gewesen. In den Jahren 1850 und 1851 
weilte Schönn in Paris, um dort die französischen Künstler zu 
studiren, namentlich aber Horace Vernet, von dessen hervorragen 
dem Wirken unser junger Meister nicht nur sehr viel gelernt, sondern 
sich auch in seinen künstlerischen Intentionen gefestigt zu haben be 
kennt. In diese Zeit fällt auch des Künstlers Bild »Die Erstürmung 
von Lodrone am 22. Mai 1848«.*) Das Bild ist signirt und datirt 1851, 
was zur Folgerung Veranlassung gibt, dass es mit seinem 
Aufenthalt in Paris zusammenfällt, also schon unter dem Einfluss 
graphirt, »Vorhof einerS}magoge«, »Märchen-Erzähler 
Cafe« 
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Fischer-Theater« und »Fischmarkt in Chioggia«, radirt von 
Professor William Unger, 
der Octavia in Rom«, 
Fischer 
» 
Am Brunnen von Taormina«, 
»Volksfest an der Riviera«, 
(kaiserliche Gemäldegalerie), 
Serajewo«, »Römische Winzer am Monte Testaccio«. Das ist aber 
Porticus 
» 
» 
»Genuesische 
Lateinische Brücke in 
» 
nur eine sehr karge Auslese seiner Werke, die uns der Künstler in 
seiner Bescheidenheit gibt, wir müssen dagegen auf die zahlreichen 
Bilder hinweisen, die wir im Laufe der Decennien von ihm gesehen 
haben und die in den Katalogen der verschiedenen Ausstellungen 
im In- und Auslande einregistrirt, nunmehr in Privatsammlungen 
und Galerien aufzusuchen sind, davon wir nur, was uns momentan 
einfällt, nennen wollen, die 
talische Obstmarkt«, 
Türkische Weinlese«, 
Der Wüstenbrunnen«, 
»Der orien- 
Die Judenverfolgung«, 
Nacht und Morgen«, Arena Garibaldi in Chioggia, in Berlin mit 
der goldenen Medaille ausgezeichnet, welche Bilder sämmtlich von 
der glücklichen Vereinigung einer scharf erfassten Charakteristik 
mit eminent malerischer Auffassung Zeugniss legen. In letzter Zeit 
ist der Meister durch die Last der Jahre wohl etwas behäbi 
Schaffen geworden, aber in seinen Bildern, die er für die Stadt Wien 
» 
» 
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ger im 
gemalt hat: »Die Freiung« mit der reichhaltigen Staffage des Markt 
verkehrs daselbst, sodann das in der Jahresausstellung von 1896 
exponirte Bild »Markt am Schanzl«, thut sich noch dieselbe erfreu 
liche Frische der malerischen Anschauung kund, dieselbe Sorgfalt 
für Charakteristik, wie zur Zeit seines Schaffens in der reifsten 
Zeit des Mannesalters. A. Schönn hat am 11. März 1896 seinen 
70. Geburtstag begangen und die Künstlerschaft Wiens feierte am 
Abend vorher diesen Ehrentag des Meisters mit Bankett und hierauf 
folgendem gemüthlichen Abend, wobei es nicht an Toasten mangelte, 
in denen sich Herz und Gemüth darlegten, Eigenschaften, die in 
jeder echten Künstlerseele ihren Sitz haben sollen. 
Einem solchen Künstler konnte es auch nicht an Ehrungen 
von Kaiser und Staat im Vaterland, sowie auch aus dem Auslande 
fehlen. Anlässlich der Weltausstellung in Wien 1873 zeichnete 
Seine Majestät unser Kaiser denselben durch die Verleihung des 
Franz Joseph-Ordens aus und anlässlich der Eröffnung des neuen 
Akademiegebäudes am Schillerplatze wurde Schönn durch die Ver 
leihung des Professortitels geehrt. Im Jahre 1878 erhielt er in Paris 
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für sein Gemälde »Volksfest an der Riviera«*) das Ritterkreuz der 
Ehrenlegion. Ausserdem besitzt der Künstler »die goldene Medaille 
vom Deutschen Reich« (1874) un d die Erzherzog Carl Ludwig-Me 
daille (1883) u. s. w. 
Wollen wir von dem Familienleben unseres allbeliebten Meisters 
sprechen, so können wir mittheilen, dass sich derselbe im Jahre 1860 
mit Fräulein Sophie Dratschmiedt von Mährentheim, der Tochter 
des seinerzeit wohlbekannten kunstfreundlichen k. k. General-Auditors 
der dort gepflogenen Studien steht. Dasselbe wurde damals für die 
kaiserliche Gemäldegalerie um 
den Betrag von 1000 fl. erworben, 
wo es sich auch im Katalog der Gemälde moderner Meister findet. 
vSeine wiederholten Reisen nach dem Balkan und Orient, nach Italien 
u. s. w. machten den Künstler namentlich in coloristischer Beziehung 
zu einem ganz anderen Maler, als wir ihn in seinen früheren Werken 
sehen. Mit einem gewissen schwärzlichen Ton beginnend, kämpfte 
er bis etwa Ende der Fünfzigerjahre damit, bis er nach einigen 
glücklichen Versuchen, die Localfarben fast ungebrochen hin zu setzen, 
in ein warmes, doch aber stets tiefes Colorit gelangte, wodurch 
manche seiner Bilder den besten Werken Munkacsi’s gleich 
gestellt werden können. Stets perfect und charakteristisch in der 
Zeichnung, gelangte er daher bald zu grosser Gediegenheit und 
Meisterschaft. Als die bekanntesten Werke führt der Künstler selbst 
auf: »Auszug der Tiroler Studenten 
»Honved-Familie«, sodann das Bild »Schiffbruch«, »Aus dem Leben 
*) Der Künstler, welcher als Tiroler Landesschütze selbst an dem Kampfe 
betheiligt war, schrieb uns seinerzeit hierüber: »Die Erstürmung des verschanzten 
Lagers von Lodrone war die erste Waffenthat der von Sr. kaiserl. Hoheit dem 
Erzherzog Johann unter Commando des Generals Rossbach errichteten Tiroler 
Landesverteidigung, deren erstausgerückte Compagnie aus den Wien-Tiroler 
Studenten, mit ihrem Feldkaplan Joachim Haspinger bestand. Auf der Gegenseite 
kämpften die päpstlichen Crociati, die Legioni della morte und die Legioni dei 
Nobile, unterstützt von piemontesischen Truppenabtheilungen. Auf österreichischer 
Seite waren ausser den Landesschützen und Studenten Kaiserjäger und eine Ab 
theilung vom Regiment Grossherzog von Baden als Reserve betheiligt. Im Ge 
mälde sieht man den rechten Flügel des Kampfes, es ist der Moment gewählt, 
wo die anstürmenden Bauern und die vom Gebirge herabkommenden Studenten, 
unterstützt von einer Gebirgsbatterie, dem Gegner in die Flanke fallen und ihn 
zwingen, die Schanzen zu verlassen. Der Feind zog sich nach Caffaro (Kafro) 
zurück und dieser Ort wurde auch noch am selben Tage gestürmt und ge 
nommen.« — 
Sturm auf Lodrone« und 
» 
*) Aus Berlin im Mai 1896 wieder nach Wien zurückgelangt, woselbst es 
sich im Besitze des k. k. Baurathes Carl Ritter von Wessely befindet.
	        
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